Modewoche, das bedeutet bei mir immer: Heute nicht mehr wissen, was man gestern gemacht hat. Geschweige denn vorgestern. So viele Impressionen, so viel Mode, so viel Rumgewackelei, soooo viel Reden und Zuhören (in den Showrooms). Das macht müde und inspiriert gleichermaßen – ich bin immer wieder beeindruckt, wie viel man in kürzester Zeit sehen und erleben kann! Am schönsten ist es aber, all das mit einer Freundin zu machen: Gemeinsam mit Kerstin habe ich nicht nur viele Termine wahr genommen, wir haben auch zusammen in einem Apartment gewohnt (und uns im Partnerlook angezogen, wie man im Header sehen kann).
Deshalb muss ich für mein Mailänder Modewochentagebuch mein Handy zücken und Bilder durchscrollen, um meine Tagesabläufe zu rekonstruieren. Immerhin habe ich verinnerlicht, meine Kamera in jeder Sekunde im Anschlag zu halten…
Dafür ist diese Ausgabe besonders prall gefüllt: Ich berichte quasi minutiös, wie mein Tagesablauf ausgesehen hat und zeige euch in einer extralangen Diary-Ausgabe meine Highlights aus den Showrooms und von den Schauen. Bitte anschnallen, das wird ’ne lange Fahrt!
MILANO Tag 1: Stella Jean, No.21, ein Regenbogen und Sportprogramm
Starten wir die Mailänder Modewoche doch mal mit einem kleinen Taxi-Thriller: Zwar bin ich pünktlich gelandet, doch dann ist die Taxi-Schlange am Flughafen so lang, dass es für die erste Schau des Tages (Stella Jean) nicht so gut aussieht. Letzten Endes werfe ich nur meinen Koffer ins Apartment, lade Kerstin ein und weiter geht’s. Punktlandung:
Das Mudec Museum ist ein Highlight! Und das mein Lieblingslook:
Wir laufen anschliessend ins Apartment, packen aus, sortieren die Einladungen und weiter geht’s zur Show von No.21.
Dass die Kleider im Showroom noch viel toller aussehen, zeige ich euch gleich. Erst mal den Regenbogen bestaunen.
Schöne Menschen gucken und so viele Models sehen hinterlässt Spuren; abends im Apartment machen wir überambitioniert eine Runde Sport und werden die nächsten drei Tage Muskelkater haben (und natürlich keinen Sport mehr machen).
MILANO 2: Showroom-Marathon, Fendi, Céline Pitstop und der Via Monte Napoleone
Ultra frühes Aufstehen und noch vor dem ersten Kaffee Outfist knipsen gehen nur in den seltensten Fällen gut. Sleepy face galore!
Wir laufen zum Showroom von Stella Jean und Vivetta und mir fällt zum ersten Mal auf, wie schön ich Mailand finde. Offenbar habe ich den vergangenen Jahren die falschen Orte besucht…
Während Kerstin für ihren Store Hayashi ordert…
… probiere ich ein paar Favoriten und Show-Pieces an.
Bei Vivetta nebenan hüpft das Herz vor lauter Kitsch – dazu mache ich noch einen separaten Post!
Von dort aus trennen sich unsere Weg kurz, ich finde kein Taxi und laufe zur Show von Fendi.
Zum Schauenreport bitte hier entlang! Weiter geht’s von dort aus zum Mittagessen direkt am Kanal.
Im Showroom von DKNY sind wir im Anschluss. Die Zweitlinie von Donna Karan hat gerade ein Makeover bekommen und ist nicht mehr ganz so jugendlich unterwegs, bleibt aber bei Basics.
Direkt um die Ecke ist die Via Monte Napoleone, um die in kleinstem Radius alle schönen Designerläden zu finden sind. Ein Besuch bei Céline, Miu Miu und Loewe ist obligatorisch! Bei Dolce & Gabbana gibt’s sogar Rolltreppen im Store. In Sachen Interior macht man den Italienern nicht so schnell was vor.
Upsie! Was in der Tüte drin ist, seht ihr auf diesem Bild.
MILANO Tag 3: Von Twinning mit Kerstin, über Bally, Sportmax, Iro bis hin zum Alessandra Ambrosio Crush, Umziehmarathon und Meerjungfrauen
Am nächsten Morgen schreibe ich erst Mal Artikel, dann geht es los zu Bally. Das Schweizer Haus ist nach Hérmes die zweitälteste Luxusmarke der Welt! Wieder was gelernt. Im Sommer 2016 darf man sich auf diese Schuhe freuen:
Mit den Kolleginnen Jennifer und Silvia von der FAZ und Welt geht’s weiter zur Show von Sportmax. Gesprächsthema Nummer 1 bleibt aber Gucci!
Mein Video vom Finale seht ihr hier.
Kurzes Outfit-Shooting (Kleid kennt ihr bereits), ein Lunch und Gianvito Rossi folgen. Die italienische Schuhmarke hat einen besonders hübschen Showroom angemietet.
Könnte ich auf High Heels laufen, die Federversionen würde ich nie wieder ausziehen. Auf untenstehende Modelle können wir dann schon mal anfangen zu sparen, denn im Sommer 2016 bleiben uns Schnürsandalen erhalten, sie werden nur noch vieeeel schöner!
Wir hüpfen ins Taxi und es geht zum Showroom von Iro. Es wird tragbar und Spitze bleibt, wenn es nach den Franzosen geht. Meine liebsten Kleider:
Zuhause ziehe ich mich schnell um und schon ruft die Show von Philosophy di Lorenzo Serafini. Ein Highlight! Hier ist mein Bericht:
Nun ist Eile gefragt, denn die Show von Aigner ist etwa 1,5 Kilometer entfernt und kein Taxi in Sicht. Als ich backstage ankomme, sind die Models schon fertig:
Zusammen mit der deutschen Bloggertruppe geht es auf dem Rückweg noch bei einem Pinko-Event vorbei und schliesslich ins Restaurant mit Juliane und Sylvia. Wäre ich klug gewesen, hätte ich nicht noch einen Absacker mit Kerstin in der Terrazza Triennale (super schönes Restaurant!) getrunken. Wie gesagt, wäre.
MILANO Tag 4: Prada und No.21 Re-Sees, Modebegeisterung, Jil Sander, Schuhliebe bei Jimmy Choo, Gianvito Rossi und Charlotte Olympia, Fußschmerzen, Eis und Gucci-Mania
Wenige Stunden Schlaf und zwei Aspirin später sitze ich schon wieder bei der Show von Antonio Marras. Für mich der italienische Dries van Noten, mit ganz viel Liebe zum Detail, Stoff und Applikationen!
Auf den nächsten Termin freue ich mich sehr: den Prada Re-See, der traditionell in der Show-Location statt findet. Jede Saison kreiert Reem Koolhaas neue architektonische Wunderwelten.
Die Kleider aus Miuccia Pradas Sommerkollektion 2016 muss man en detail sehen, denn Prints, Layering und Stoffe kann man nur schlecht auf den Bildern erkennen. Die Comic-Prints und Netzketten zu mit Pailletten besetzten Tops sind ein Feuerwerk!
Mailand ist ja klein, könnte man denken, also laufe ich zum nächsten Showroom weiter. Ich verirre mich in einem Park, klettere an Schnellstrassen entlang und komme gefühlte 5 Stunden später im Showroom von No.21 an, in dem Kerstin gerade ordert.
Die Sachen sind der Knüller, daher gibt es dazu noch einen gesonderten Post. Ich mache mich erst mal an meine nächste Nahtoderfahrung: Selber Auto fahren in Mailand. Dank Car2go kein Thema der Organisation, aber der Straßenverkehr macht mich fertig. Mit Herzklopfen und grosser Dankbarkeit, keinen Unfall gebaut zu haben, komme ich bei Jil Sander an.
Die schöne Kollektion inmitten der grünen Rasenflächen beruhigt die Nerven. Merke: die Schuhe muss ich noch mal genauer ansehen!
Jennifer Wiebking zeigt mir im Anschluss den Designerstore Antonia, in dem ebenso die Gucci-Mania ausgebrochen ist. Zurecht!
Gleich um die Ecke zeigt Jimmy Choo die neuesten Taschen- und Schuhtrends. Ein Sternchen bekommen sie von mir für die hübsche Einladung!
Noch mehr Schnürer!
Ohnehin ist der Samstag Accessoire-Tag. Es wartet nämlich schon die Charlotte Olympia Präsentation auf uns:
Kamera-, Globus-, Elefanten– und Passporttäschchen sind nur ein paar Highlights. Es gibt auch eine Lokomotive!
An diesem Tag fehlt nur noch die Ralph Lauren Präsentation. Die Kollektion wurde schon in New York über den Runway geschickt, jetzt darf sich das Fachpublikum auch noch mal im Mailänder Headquarter die Entwürfe für den Sommer 2016 ansehen. Die Lederblazer sind mein Highlight!
MILANO Tag 5: Marni early birding, Lingerie bei Calvin Klein, Prada Fondazione + Wes Anderson Crush, brasilianischem Sushi, MSGM und einem sonntäglichen Flohmarkt
Fast geschafft! Wäre das Essen am Abend zuvor nicht wieder so lang gewesen… dann könnte das mein persönlicher Lieblingssonntag sein: Morgens geht es zur ersten Show von Marni:
Gegenüber zeigt Calvin Klein in einer Präsentation die Jeans-Linie an sehr sehr sehr jungen und dürren Models zu Grunge-Musik.
Irgendwie… langweilig. Da gefällt die Hauptkollektion schon wesentlich besser. Und Chefdesigner Francisco Costa ist auch da:
Wir laufen weiter zur Fondazione Prada, haben aber nur wenig Zeit für einen Besuch in der von Wes Anderson designten Bar Luce. Entzückend ist es hier, aber wir müssen schnell zum Airbnb-Apartment und auschecken.
Um die Ecke vom Apartment ist direkt am Kanal ein Flohmarkt. Kerstin kauft sofort die Fischvasen und ich kann sie verstehen:
Wie es sich für einen perfekten Sonntag gehört, wird ordentlich gegessen. Bei Temakhino gibt es brasilianisches Sushi und wir flippen aus, so gut ist das! Ein Eis noch hinterher und wir laufen zur letzten Show der Mailänder Modewoche (zumindest für uns): MSGM.
Ein tolles Finale. Bis bald, Mailand!
7 Antworten auf „Mein minutiöses Mailand Fashion Week Diary“
Oben hast Du geschrieben, dass Dir jetzt erst auffällt wie schön Mailand eigentlich ist. Das habe ich mir auch schon sooo oft gedacht!!
Man liest und hört ja oft, dass die Stadt nicht so schön und spektakulär ist – nach meinem ersten Besuch vor vielen Jahren wurde ich aber auch eines besseren belehrt… tolle Restaurants, tolle Shops, schöne Hotels, inspirierte Viertel, viel Kultur und ein schönes Umland – ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch dort!
Liebe Jessie, vielen Dank für diesen auführlichen und wirklich sehr lesenswerten Bericht. So toll geschrieben, dass man gefühlt mit dir durch den Modewochen-Trubel „hetzt“. 🙂 Weiter so!
Toller Bericht. Für einen Moment mitgehetzt von Show zu Show.
Danke!
So viel Wunderschönes in einem einzigen Post! Ich hab mich beim Lesen gleich mehrmals verliebt. In Euch beide in Kleid und Overall, so hübsch, so entzückend! In die weißen Kleidchen mit Stickereien. In die Schnür-Sandalen. In die Elephantentasche. Und in Gucci. Mal wieder. Vielen vielen Dank für die schöne Sammlung Deiner Eindrücke!
Wow, was für ein Bericht. Da bekommt man wahrlich einen Eindruck davon, wie voll gepackt so ein Terminkalender zur Fashion Week sein kann. Lieben Dank dafür. Wir fühlen uns beinahe so, als ob wir dabei gewesen wären…Puh…;)
Ein schöner, authentischer Einblick in deine Woche in Mailand und ich bin schon gespannt, welche Berichte in den nächsten Tagen folgen werden.
//Amélie
Liebe Jessie, ganz toller Bericht, der einen die Mailänder Modewoche wunderbar nachempfinden lässt. Sehr schöne Teile aus den Showrooms, Inspirationen für eine Mailand-Reise, Euer Partnerlook sieht reizend aus. Danke für das alles!