#MBFWB: Die Highlights der Berliner Modewoche Spring/Summer 2018

Welche Designs tragen wir nächsten Sommer? Welche Designer sind am vielversprechendsten? Unser Fazit der Berlin Fashion Week

„Schade, Schokolade“, sage ich den Leuten, die uns auf allen Social Media Kanälen mit Artikeln bombardiert haben, die sich darum drehten, warum man bei der Berliner Modewoche nichts verpasst.

So etwas behaupten nämlich nur diejenigen, die das Wichtigste an der Fashion Week nicht verstanden haben: Es geht nicht ums Drumherum, um Parties, Alkohol und Smalltalk, sondern darum, die deutsche Mode zu feiern und zu unterstützen.

Und dieses Mal gab es einige Designer, die uns positiv überraschten, begeisterten und bewiesen, dass wir international mithalten können, siehe William Fan. An all die Skeptiker und Kritiker der Berliner Fashion Week, das habt ihr verpasst:

Dorothee Schumacher

Kurze Zusammenfassung von Dorothee Schumacher: Ein bisschen von alldem, was wir im Team Journelles lieben: Isabel Marants Boho-Vibes, Stella McCartneys Farbenfrohsinn, Chloés Leichtigkeit und Diors Girlpower. Die Kollektion von Dorothee Schumacher feierte die Weiblichkeit und zeigte einmal mehr, dass gutes Layering eine Kunst ist.

Die Message: In keine Schublade stecken lassen und die innere Gentlewoman feiern.

Key-Pieces: Double Belts, Nadelstreifenanzüge, Hoodies, Hemdblusen, Ethno-Muster, Bestickungen und weite, fließende Kleider in Knallfarben

Ganz klar Jessies Lieblingskollektion der Woche, denn diese Zutaten sind großartig für (ihren) den Kleiderschrank!

Dawid Tomaszewski

Die Überraschung der Saison für mich war Dawid Tomaszewski. Bei den letzten Saisons waren die Kollektionen des Designers zwar immer konstant gut, stachen aber nicht unbedingt heraus. Diesmal war das anders. Gott sei Dank, denn der Weg zur Location war mit einer Besteigung des Mount Everest zu vergleichen. Schnell mit dem Fahrrad hin und dann – dank des kaputten Aufzugs – in den gefühlt 20. Stock gelaufen. Hat sich gelohnt, denn nicht nur der Ausblick auf den Berliner Dom war toll, sondern auch die Entwürfe.

Tiefe Dekolletés (Free the nipple!), fließende Samtstoffe, schimmernde Pailletten: nächsten Sommer wird auf den roten Teppichen der Welt garantiert viel Tomaszewski getragen. Was die Kollektion so besonders machte? Der Mix mit Ethno-Mustern und sportlichen Details – so entstand ein moderner Look.

Die Message: Abendmode geht auch cool!

Key-Pieces: Samt-Overall, Neon-Strümpfe, Strass-Nipple-Pasties, Double-Face-Pailletten

Malaikaraiss

Auf Malaikaraiss ist jede Saison Verlass, nicht umsonst sind wir im Team Journelles eingefleischte „Rebel Mermaids„, bei denen immer wieder die halbe Kollektion im Warenkorb landet.

Auch beim Anblick der kleinen Kollektion, die die Berliner Designerin im Kaufhaus Jandorf präsentierte, wurde schon einmal fleißig für nächsten Sommer notiert und auf die virtuelle Wunschliste gesetzt. Die drei Worte, die die Kollektion beschreiben: Frieden, Freiheit und Liebe – auch hier waren die 90er-Jahre in den Silhouetten spürbar, Girlpower in den Farben und Weiblichkeit in den fließenden Stoffen.

Die Message: Let it flow!

Key-Pieces: Seidenkleider mit dem Print, der in Zusammenarbeit mit Signe Keljbo entstand, Ananas-Ohrringe und Power-Suits

Hugo Boss

Location-Love! Das wohl beeindruckendste Setting hatte Hugo Boss. Die Kollektion wurde nämlich nicht in Form einer Runway-Show präsentiert, sondern als reines Standing in der St. Agnes Kirche in Berlin-Kreuzberg.

Ein Ort, der der starken Mode des deutschen Labels aber nur gerecht wurde und nicht die Show stahl. Denn klare Cuts, starke Ensembles und jede Menge Power-Dressing begeisterten nicht nur uns, sondern die gesamte Modemeute. Jason Wu macht seinen Job einfach gut und bringt damit nächsten Sommer New Yorker Business Vibes nach Berlin. Machen wir gerne mit und betreiben ein bisschen Updressing für die wöchentliche Office Gear.

Die Message: Dressed for Success

Key-Pieces: Power-Suits in allen Farben und Formen

Prabal Gurung

Staunen in Berlin, ein internationaler Designer zeigt in Berlin. Angeblich, um neue europäische Märkte zu erschließen. Da hätten wir bei Prabal Gurung eher an Paris gedacht, aber stattdessen entschied er sich für Berlin. Uns soll’s recht sein! Die Kollektion war für Berliner Modeaugen riesig, die Looks vielfältig und stark.

Die Statement-Shirts, die wir schon von Dior und Dorothee Schumacher kennen, hätten wir jetzt nicht noch einmal gebraucht, aber die Messages, die darauf gedruckt waren, kann man gar nicht oft genug wiederholen. Ansonsten herrschte Woman-Power in Form von Rüschen, Punkten und figurbetonten Midi-Kleidern und Röcken.

Die Message: Love is love!

Key-Pieces: Roter Power-Suit, Slogan-Shirts, Volants

Vanessa Schindler

Was der Oscar in der Filmbranche ist, ist der Preis des Hyères International Festival of Fashion and Photography für Nachwuchstalente in der Mode. Raf Simons, Viktor & Rolf, Anthony Vaccarello sind nur einige Namen derer, die schon Preisträger waren. Und die 32. Ausgabe davon gewann keine andere als Vanessa Schindler, die jetzt auf Einladung von Mercedes Benz und der Elle ihre Kollektion in Berlin präsentierte.

Das Besondere an ihren Kollektionen sind nicht nur innovative Schnitte, sondern vor allem die Materialien, mit denen die Schweizerin arbeitet. „Urethan-Pool. Chapter 2“ hieß die Kollektion, die von den Lichtverhältnissen von Bergkristallen inspiriert war. Das Material, was nur in flüssigem Zustand verarbeitet kann, gab der femininen Kollektion einen organischen Touch und damit einen Aspekt, der so in keiner anderen Kollektion auf der Fashion Week erschien. Vanessa Schindler ist definitiv ein Name, den man sich merken sollte!

Die Message: Back to the future roots!

Key-Pieces: Kleid mit Muschelapplikationen aus Urethan, Maxi-Strickkleid, Statement-Ohrringe

Designer for tomorrow

Gerade erst war ich in London und habe Schirmherrin Stella McCartney höchstpersönlich interviewt, schon steht die Modeikone im Kaufhaus Jandorf in Berlin und krönt den Design-Nachwuchs. Unsere Jessie war in der Jury und gewonnen hat Lara Krude aus Deutschland, die eine Unisex-Kollektion bestach durch dekonstruierte Schnitte, Geradlinigkeit und moderne Lagen. Applaus!

Rianna + Nina

Achtung, es wird ungewohnt bunt für die Berliner Modelandschaft. Rianna + Nina, die man bisher für ihre für ihre wunderschönen Handtaschen kannte, die aufgrund der Vintage-Stoffe Einzelstücke waren, zeigten letzte Woche ihre erste eigene Kollektion unter dem Titel „It’s all Greek to me“. Darin verbinden sie ihre Liebe zu exklusiven Stoffen, farbenfroher Extravaganz und traditionellen Elementen.

Kimonos, Röcke, Hosen, Blusen und (natürlich) Taschen erstrahlten in den schönsten Farben und gaben im Garten des Kronprinzenpalais bei einem sommerlichen Picknick ein wunderschönes Bild ab. Auf dass der nächste Sommer genauso erstrahlt!

Die Message: Hedonismus at its best!

Key-Pieces: Tarantella-Röcke, Kimonos und lange Seidenkleider

Von Marie

Der erste Satz, wenn mich Leute kennenlernen ist: „Das ist aber selten.“ Ja, ich bin ein seltenes Exemplar: Berliner Eltern, Berliner Blut, Berliner Göre. Tatsächlich bin ich so sehr mit der Hauptstadt verbunden, dass ich meinem Kiez in Schöneberg seit über 20 Jahren die Treue halte und noch nie von hier weggezogen bin – und auch nicht dran denke. Und obwohl wir Schöneberger zwar sehr viel von Bio-Supermärkten und esoterischen Edelsteinläden halten, gibt es hier auch das ganz große Mode-Paradies: das KaDeWe. Der Tempel des Shoppings und der Ersatzkindergarten für meine Eltern, sozusagen das Småland bei Ikea für mich (andere Kinder haben dort ihren ersten Wutanfall, ich schmiss mich in voller Rage im Atrium des KaDeWe auf den Boden und weigerte mich zu gehen). Kein Wunder also, dass Mode und ich nie wirklich Berührungsängste hatten.

Spätestens seit der Oberstufe, in der ich – dank Blair Waldorfs Inspiration aus Gossip Girl (ja, das war meine Serie zusammen mit Gilmore Girls) – die Schule nie ohne Haarreif, Fascinator oder eine gemusterte Strumpfhose betrat, hatte auch mein Umfeld begriffen: Marie macht was mit Mode. Und weil ich damit in meinem katholischen "Elite-Gymnasium" so ziemlich die Einzige war, suchte ich meine Verbündeten 2011 woanders: im Internet. Auf meinem Blog Style by Marie. Und so begann meine modische Laufbahn.

Noch mehr Gleichgesinnte und vor allem Freunde fand ich auf der Akademie für Mode & Design in Berlin, bei der ich 2013 meine Ausbildung in Modejournalismus und Medienkommunikation startete. Was für mich seit der 1. Klasse klar war, nämlich das Schreiben mein Ding ist, wurde jetzt zu meinem Beruf: Journalistin. (Denn ja Oma, es gibt noch etwas anderes als Modedesignerin). Dank meines Blogs und einem Praktikum bei der Harper’s Bazaar Germany in der Online-Redaktion blieb ich auch dem Internet und dem Online-Journalismus treu. Und ratet mal, wo ich jetzt bin: Genau, bei Journelles, dem Blogazine, was alle meine Leidenschaften verbindet: Bloggen, Schreiben, online sein – zusammen mit euch!

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2 Antworten auf „#MBFWB: Die Highlights der Berliner Modewoche Spring/Summer 2018“

Vielen Dank für den tollen Bericht! Es gibt gar nicht mehr so viele Blogs, die es sich zur Aufgabe gemacht
haben, ihre Leser wirklich über das Gesehene zu INFORMIEREN, bei den meisten heißt es nur, das sei
eine gute Gelegenheit zu netzwerken, Freunde zu treffen etc. und die Mode und ihre Designer stehen gar
nicht mehr im Vordergrund. Ich bin echt froh, dass man sich da bei Journelles auf ein wenig mehr journalistische Arbeit verlassen kann. DANKE! LG Hannah

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.