
Seit zig Saisons heißt es, die Mode sei fantasielos, ja sogar langweilig. Es gäbe zu viel von allem, was nichts Neues sei. Stimmt auch teilweise! Doch wenn ich mir die Kollektionen der vergangenen Saisons und aktuellen Cruise 2020 Kollektionen anschaue, die in der vergangenen Woche gezeigt wurden, dann habe ich auch das Gefühl, dass in der Mode gerade für Frauen alles möglich ist: Man kann heute in einer Märchenrobe à la Dior cool aussehen, mit Tweed-Kostümen von Chanel lässig gekleidet sein oder mit einfachen Schnitten ohne viel Schnickschnack à la Prada besonders stylisch daherkommen. Man kann aber auch überbreite Jacken und weite Schnitte tragen, trotzdem feminin und sexy aussehen wie bei Louis Vuitton.
Damit genug der Worte und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe der Cruise Kollektionen!
Louis Vuitton
Das Setting
Wohin ging die Reise dieses Mal? Nachdem Louis Vuittons Chefdesigner Nicolas Ghesquière im letzten Jahr seine Gäste zur Präsentation der letzten Cruise Kollektion an die Französische Riviera entführt hatte, ging es dieses Mal nach New York. Die Modenschau fand im stillgelegten TWA-Terminal des JFK-Flughafens statt, der 1962 vom Architekten Eero Saarinen entworfen und 2001 geschlossen wurde. Ghesquière wählte den Veranstaltungsort ganz bewusst, denn das Flight Center soll in den kommenden Tagen unter dem Namen TWA Hotel wiedereröffnet werden.
„Ich kann mich glücklich nennen, in den späten 90er Jahren noch am TWA Flight Center gelandet zu sein“, erzählt Ghesquière. „Es war ein Erlebnis, das ich 20 Jahre lang nicht vergessen konnte. Und nun fand dieser Ort wieder zu neuem Leben. Das TWA Flight Center ist wie eine Kultstätte, die ein Revival erlebt. Sie erneut so verzaubert und in einer neuen Funktion zu sehen, nun als Hotel, ist eine große Freude. Es geht um das Wiederentdecken eines einzigartigen Ortes, der längst Teil des amerikanischen Erbes ist.“

Die besten Looks
Well hello, Powerschultern! Der Titel der neuen Cruise-Kollektion von Louis Vuitton könnte auch „Back to the 80’s“ heißen. Wie jede Saison bot auch seine jüngste Modenschau starke, feminine Looks mit – typisch für Ghesquière – architektonischen Schnitten, etwa in Form von verkürzten Capes, starken Schulterpartien aus Leder kombiniert mit feiner Spitze am Saum. Darauf folgten ein edelsteinfarbenes Blouson mit der New Yorker Skyline, ein ganz in Schwarz gehaltenes Lacklederoutfit, aber auch Pailletten-Dekorationen, Streifen oder maskuline Anzüge. Nicht zu vergessen robuste Accessoires wie Kampfstiefel mit goldenen Zehen oder tiefschwarze Fliegermützen oder klassische LV-Handtaschen.





Details



Die Gäste




Chanel
Die erste Show ohne Karl! Auf die Ära Coco Chanel folgte die von Karl, mit derem Ende nun die Ära von Virginie Viard beginnt. Wie war sie also? Die erste Show der neuen Chefdesignerin?
Unter dem Motto „Destination Chanel“ wurde der Grand Palais in Paris in einen Bahnhof inklusive Sitzbänken und Schienen verwandelt, im Vergleich zu früheren Präsentationen ein eher dezentes Setting. Was nicht heißen soll, das es schlecht sei: Eine schlichtere Deko ist schließlich kostengünstiger.

Die schönsten Looks
In den Entwürfen konnte man Karls Einfluss deutlich sehen, immerhin startete Virginie bereits 1987 ihre Karriere als Praktikantin bei Chanel.
Und trotzdem war Virginies Kollektion irgendwie ein Hauch moderner. Typisch für Chanel waren die Tweedstoffe, bunte Pastellfarben und Kastenjacken, die mit vielen Taschen verziert wurden. Es gab aber auch maskuline Bermuda-Shorts, Overalls mit transparenten Tüll, Volants und 3D-Blüten Besonders schön waren die Accessoires: zierliche Schleifengürtel, lässige Gürteltaschen und zweifarbige Schuhe mit der für Chanel typischen abgesetzten Spitze. Ingesamt ein Mix aus Chanel-Klassikern und Virginies Handschrift!








Prada



Die schönsten Looks
Abgesehen von einigen Accessoires ließ es Miuccia Prada nicht ganz so krachen und blieb in den Entwürfen für ihre Verhältnisse fast schon zurückhaltend. Beispiel Nummer Eins? Ein einfacher navyfarbener doppelreihiger Mantel, der die Show eröffnete. In der Kollektion domininierten unkomplizierte Schnitte ohne jegliche Verzierungen oder viel Firlefanz. Braucht es auch nicht, Miuccias Auswahl von Mustern, Stoffen und Farben sowie die Kombination machten die Kollektion aufregend genug. Vintage angehauchtes Karos kombinierte sie mit blau-weißen Streifen oder Blümchenmuster, einen gemusterten Anzug machte sie aus Satin und ein rosafarbener Mantel mit verkürzten Ärmeln und offenem Fellkragen war ebenfalls ein besonderes Highlight der Kollektion. Letzteres wäre für den kommenden Herbst / Winter schon ein kleines wahr gewordenes Träumchen!







Die Gäste




Alle Fotos via PR