Im Rahmen von Rankins #GoldCelebration-Ausstellung in Venedig hatte ich die Gelegenheit, den britischen Starfotografen und Mitgründer von Dazed & Confused zu interviewen. Die meisten kennen Rankin sicher von Germany’s next Topmodel, wo er häufig kritisch aber korrekt als Gastjuror neben Heidi Klum auftritt – jetzt darf er erneut entscheiden, wer ein nächster grosser Star werden könnte.
In ganz Europa werden in den kommenden sechs Monaten auf ausgesuchten Events Fotoautomaten aufgestellt, in denen man Fotos machen und diese bei instagram mit dem Hashtag #GoldCelebration hochladen kann. Aus den fünf Teilnehmern mit den meisten Likes wird dann ein Gewinner gewählt, der für die Johnnie Walker Gold Label Kampagne 2015 von Rankin fotografiert wird.
Neben dem Contest habe ich mit Rankin aber noch so einige andere Themen besprochen – zum Beispiel den aktuellen Selfie-Hype, instagram und Selbstdarstellung…
Hallo Rankin, schön, dich kennen zu lernen. Ich freue mich auf die Ausstellung heute Abend, kannst du mir ein bisschen darüber erzählen?
Im Prinzip starten wir hier und heute einen Wettbewerb bei dem wir versuchen die besten Newcomer zu finden. Das muss nicht zwangsläufig aus dem Filmbereich sein, das kann jedes beliebige Metier sein. Der Newcomer wird dann von mir fotografiert, auf dem Weg zum Erfolg sozusagen. Während des Events werden wir heute Abend außerdem einen Fotoautomaten enthüllen, den wir eigens für den Wettbewerb entworfen haben. Es ist ein Ringblitz eingebaut und die Fotos werden wirklich großartig. Wir beginnen heute mit der Suche nach den Newcomern von morgen.
Das klingt vielversprechend. Einen Fotoautomaten hast du bestimmt noch nie konstruiert, oder?
Stimmt, das habe ich noch nie gemacht. Aber schon als kleines Kind habe ich Fotoautomaten geliebt, darum war es eine tolle Gelegenheit, mal selbst einen zu entwerfen. Und genau das mag ich, immer verschiedene Sachen auszuprobieren und nicht immer das Gleiche zu tun.
Wie sieht in deinen Augen das perfekte Fotoautomatenbild aus?
Puh, eine gute Frage! Einige der Bekanntesten stammen von Andy Warhol. Und meine Lieblingsfotos von mir selbst und meinem Vater entstanden auch in einem Fotoautomaten. Ich mag die Demokratie daran, man geht einfach rein und macht die Fotos. Im Grunde sind Fotoautomatenbilder die Urform von Selfies.
Absolut. Was hältst du als studierter Fotograf vom momentanen Selfie-Hype – macht es deine Arbeit vielleicht schwieriger?
Ich habe schon immer Fotos gemacht, auch von so genannten „normalen“ Leuten, nicht nur von Celebrities. Es war immer meine Leidenschaft – dabei kam es schon vor, dass Leute zu mir gesagt haben, sie sähen auf ihrem Selfie besser aus. Ich entgegne dann, dass sie meine Arbeit nicht ganz verstehen würden… Keine Frage, Selfies sind toll und werden gerade zum Teil unserer Kultur. Aber der Unterschied zu dem Projekt ist, dass die Leute nicht Selfies von sich machen sollen, sondern Porträts entstehen lassen, die ihre Leidenschaften zeigen.
Also weniger wie Kim Kardashian, die Queen of Selfies mit dem immer gleichen Gesichtsausdruck?
Ja, genau. (lacht) Wobei ich sie gerne mal fotografieren würde um zu sehen, wie viel sie selbst kontrollieren möchte. Aber generell gefällt es mir sehr, dass so viel über Fotografie gesprochen wird, weil es eben das ist was ich liebe. Und ich glaube auch nicht dass Selfies etwas Schlechtes sind. Allerdings wäre ein bisschen mehr Selbstwahrnehmung und Bewusstsein darüber was wir zeigen gut. Das Potenzial, mehr als nur schöne Bildchen zu sein, haben Selfies auf jeden Fall.
Du hast also kein Problem mit der Behauptung, heutzutage sei jeder Fotograf?
Jeder mag ein Fotograf sein, das heißt aber nicht dass jeder ein guter Fotograf ist. (lacht)
Wenn du fotografierst, entsteht eine sehr intime Situation zwischen dir und der Person vor der Kamera. Was tust du, um der Person Selbstbewusstsein zu geben und die Stimmung aufzulockern?
Ja, da passt der Vergleich zwischen meinem Job und dem Selfie-Phänomen wieder ganz gut. Das ist ein riesiger Unterschied. Wenn du ein Selfie von dir machst, hast du die Kontrolle; wenn ich das Foto schieße, ist es eher eine Art Zusammenarbeit. Das kann beängstigend für die Person vor der Kamera sein, es ist ein bisschen wie unter einem Mikroskop zu stecken.
Manche Leute werden sehr nervös: Ich hatte schon zitternde Personen vor mir, manche haben angefangen zu weinen. Es ist eine sehr emotionale Erfahrung, aber manche lieben das auch und wollen unbedingt vor der Kamera stehen. Ich versuche einfach stets, ein Gefühl dafür zu bekommen, wonach der Person ist, ob sie Anweisungen bekommen will oder nicht, ob sie Gespräche führen will, Scherze hören möchte… Meistens bemühe ich mich einfach, charmant zu sein. Manche Fotografen dagegen sind es gewohnt, unhöflich zu sein und meinen, so zu bekommen was sie wollen.
Damit nimmst du fast die Rolle eines Psychologen ein!
Naja,für mich ist das ziemlich komisch. Leute sind so bedacht auf ihr Äußeres und wollen davon bloß nicht enttäuscht werden. Der Fotograf kann da sehr förderlich sein. Ich hatte schon die Situation, dass Leute meinten: „Oh nein, ich wusste nicht dass ich so aussehe“. Ich bin eigentlich sehr optimistisch, für mich ist das Glas eher halbvoll als halbleer. Wenn ich dich anschaue, gucke ich zum Beispiel, welches Licht dir schmeicheln würde, welches die beste Art wäre dich zu fotografieren – das ist mein Job. Und gerade in einer Gesellschaft, in der das Aussehen so wichtig ist, kann das die Menschen gut oder schlecht fühlen lassen. Ich versuche, dass die Leute sich wohl fühlen und sich nicht verstellen. Das ist der Trick.
Magst du instagram?
Ich finde es wirklich sehr interessant. Du kannst ein Bild auf vielen verschiedenen Plattformen teilen und Leute dazu bringen, zurück zum ursprünglichen Bild zu kommen, um es zu liken. Also ja, ich mag instagram. Am Anfang war das ehrlich gesagt anders, es hat mich genervt. Der Weg, gute Fotos zu machen, erschien mir zu simpel. Mittlerweile hat es sich aber weiterentwickelt, es gibt neue Funktionen und man kann nun mithilfe der verschiedenen Einstellungen richtige Profile aufbauen, die über die „Look-good“-Profile hinausgehen. Dadurch erreicht instagram ein Level, das schon eher für Fotografen in Frage kommt. Aber trotzdem mache ich mir keine Sorgen um meinen Job. Ich bin mir sicher, mir wird’s noch eine ganze Weile gut gehen…
Aber du wirst nie aufm instagram zu finden sein?
Ich bin auf instagram mit Hunger Magazine, wir teilen uns den Account. Ich glaube, die Welt braucht keinen Rankin-Account. Vielleicht habe ich auch einfach Angst vor dem Druck.
Ist ja auch viel Arbeit!
Ja, es ist viel Arbeit wenn man es gut machen will. Und ich habe einen Fulltime-Job als Fotograf, das reicht mir eigentlich. Andererseits macht mir instagram wirklich sehr viel Spaß…
Vielen lieben Dank für das Gespräch, Rankin! Zum Abschluss noch ein gemeinsames Selfie?
Einverstanden!
Eine Antwort auf „Venedig: Interview mit Starfotograf Rankin“
Danke für das Interview, Rankin wirkt tatsächlich total sympathisch und einfach super professionell! Den Eindruck hatte ich auch schon immer bei GNTM. 🙂