Muntert auf, versprochen! Wieso wir jetzt so gerne Zebra-Prints tragen

Das stilistische Blazer-Update vom Laufsteg

Für seine Frühjahrskollektion 2020 hat sich der belgische Designer Dries van Noten mit dem französischen Modeschöpfer Christian Lacroix zusammengetan. Ein Match made im Modehimmel, sozusagen. Der Kollaboration liefert jede Menge aufregende Looks und zelebriert gleichzeitig das Comeback eines neuen alten Trends: der Zebra-Print! Das Lieblingsmuster vieler Fashionistas begegnet uns in der kommenden Saison in sämtlichen Variationen, ob als schicke Bluse, elegantes Kleid oder stylishe Clutch.

Der wilde Look funktioniert je nach Schnitt zu jedem Anlass, vorausgesetzt das Styling stimmt. Zugegeben keine leichte Aufgabe! Damit das Zebra-Muster tierisch gut aussieht, greift man für das restliche Outfit am besten zu reduzierten Pieces, etwa einer lässigen Jeans, einem schicken Mantel oder Blazer. Für das perfekte Finish passen dazu sowohl Heels als auch coole Ankle Boots. Wer es bequem mag, setzt auf Flats – der Wohlfühlfaktor steht schließlich immer an erster Stelle.

Neben der ausgefallenen Optik hat das Tragen von animalischen Mustern seit jeher auch eine soziokulturelle Bedeutung. Schon fast seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte wird die Signalwirkung von Tierfellen genutzt, um erstens warm zu halten und zweitens ein eindrucksvolles Statement für Macht und Reichtum zu setzen.

Der Zebra-Print wirkt im Gegensatz zur wilden Konkurrenz – Leoparden, Tiger oder Schlangen – eher harmlos, aber nicht weniger exotisch. Besonders in den 1940er-Jahren waren Animal-Prints wahre Eyecatcher. Stilikonen und Pin-up-Girls wie das US-amerikanische Aktmodell Bettie Page zogen mit dem provokanten Look alle Blicke auf sich. Seinen Siegeszug setzte der Animal-Print in den 1960er-Jahren fort. Besonders das Zebramuster erinnert an den damals entstandenen Op-Art-Look, eine grafische Kunst und formstarke Stilrichtung der Swinging Sixties.

 

Die 60er waren ein Jahrzehnt der modischen und kulturellen Revolution, währenddessen junge Menschen ihr Mitspracherecht öffentlich einfordern und für die Emanzipation der Frau auf die Straße gingen. Die Zeit war geprägt vom Generationenkonflikt, da die Jugend begann, traditionelle Wertvorstellungen zu hinterfragen und sich für mehr Freiheit dagegen aufzulehnen. Dass das Ganze noch nicht abgeschlossen ist, merkt man, wenn man einen Blick auf die heutige Medienlandschaft wirft. Fridays for Future, #MeToo und Women’s Empowerment – Die Worte unserer Zeit erzählen eine Geschichte, die unser Bewusstsein schärfen und zum Handeln anregen sollen.

Veränderte Grundsätze und ein wachsendes Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz haben in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass echte Tierfelle in der Modeindustrie weitgehend verpönt sind. Und obwohl Muster wie Zebrastreifen heute nur noch aufgedruckt sind, versuchen wir damit womöglich auch einer zunehmenden Entfremdung von der Natur entgegenzusetzen.

Selbstbewusst ist das neue sexy. In den Sechzigern bedeutete das den Minirock, heute greift man zum Animal-Print. Wir sehnen uns nach der Vergangenheit und gehen gleichzeitig einen Schritt in die Zukunft. Der Zebra-Print ist bis heute nicht aus der Mode geraten und wird weiterhin klassisch, elegant und irgendwie gefährlich aussehen. Es zwingt die Trägerin, sich zu zeigen, wie sie wirklich ist. Das hat etwas mit Natürlichkeit zu tun, aber auch mit dem Wunsch nach mehr Transparenz und Authentizität. Keine Fake News, sondern die Wahrheit – aber bitte mit Stil! 

Bilder via PR und Jessie.

Text von Katharina Hogenkamp

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.