Mara Hoffman gründete ihr gleichnamiges Label im Jahr 2000. Fünfzehn Jahr später entschied sie sich, die Marke nachhaltiger und verantwortungsvoller umzugestalten. Wir sprachen mit ihr exklusiv über die Entwicklungen und Herausforderungen als Mode-Unternehmerin.
Der Erfolg von Mara Hoffman beginnt da, wo er für andere aufhört. „Unsere Marke basiert auf ihrer Entwicklung und einer kontinuierlichen Veränderung. Wenn sich nichts tut, bedeutet das den Tod einer Marke“, so die Designerin über ihr gleichnamiges Label, das geschaffen wurde, um die schönen Seiten des Lebens zu zelebrieren. Eine Inspiration für andere Menschen zu sein, sei fest in die Design-DNA von Mara Hoffman integriert. „Und daran halten wir bis heute fest“, bestätigt sie selbst.
„Leila“ Kleid via Hayashi
Den Wandel der Modebranche hat die Designerin hautnah miterlebt. „Damals standen die Produktion und das Wachstum an erster Stelle. Heute gilt für uns: weniger ist mehr!“, erklärt sie. Außerdem dient ihr das Unternehmen mittlerweile als eine antriebsstarke Plattform für mehr soziales Engagement und Nachhaltigkeit. „Weniger nehmen, mehr geben, so dass möglichst niemand zu Schaden kommt“, betont sie und fährt fort: „Wir haben Mara Hoffman neu interpretiert und uns dagegen entschieden, Teil eines umweltschädigenden Systems zu sein.“
Ein Überblick: Kleidung ist heute Massenware. Schätzungen zufolge landen aktuell jedes Jahr 92 Millionen Tonnen (!) Textilien auf dem Müll. Ein Großteil davon wird verbrannt, der Rest verschifft in Länder wie Afrika, wo die Menschen auf Secondhand-Märkten mittlerweile in Bergen von Kleidern versinken. Den Klamotten-Wahnsinn nahm Mara Hoffman 2015 zum Anlass, um ein nachhaltiges Konzept für ihre Marke zu erarbeiten. „Zu Beginn haben wir kleine Änderungen vorgenommen, die leicht umzusetzen waren. Besonders kostenintensiv ist die Umstellung im Bereich nachhaltige Materialien und Produktion“, sagt sie.
Als kleine Marke sei es eine große Herausforderung gewesen, die richtigen Entscheidungen hinsichtlich des Budgets zu treffen. Auch der Designprozess ist sehr aufwändig. „Es gibt Einschränkungen, was die Stoffauswahl betrifft. Nicht alle werden unseren Nachhaltigkeits-Standards gerecht. Wir überlegen deshalb, wie wir mit dem arbeiten können, was bereits vorhanden ist. Noch nie waren wir so bemüht, Materialien und Herstellungsprozesse zu verbessern“, betont die Designerin.
Ein wichtiges Standbein für Mara Hoffman sind deshalb Kooperationen mit verschiedenen Organisationen und Handwerkskünstlern aus aller Welt. Nach welchen Kriterien das Unternehmen seine Partner auswählt, erklärt die Designerin im Interview: „Für eine Zusammenarbeit müssen die Werte der Organisationen mit den unsrigen übereinstimmen. Es bedeutet nicht, dass wir zwangsweise dieselbe Mission haben müssen – ganz im Gegenteil. Um ein Unternehmen zu stärken, braucht es mehr Diversität und eine Vielfalt an Vordenkern“, sagt Mara, die deshalb mit ihrem Label vor kurzem Teil der neu gegründeten eCommerce-Gemeinschaft Melagence Local.
Mit welchen Herstellern und Lieferanten sie kooperieren, hänge von deren Nachhaltigkeit ab. „Wenn sie unsere Anforderungen nicht erfüllen, aber bereit für Veränderung sind, ziehen wir eine Zusammenarbeit in Betracht“, so Mara.
Wir fragen uns in diesem Zusammenhang, wie steht Mara Hoffman zum Thema Cultural Approbiation, also kulturelle Aneignung? „Das ist ein Thema und Problem, das viel öfter diskutiert werden sollte. Ich muss zugeben, früher habe ich mich weniger damit beschäftigt. Heute ist es für mich viel offensichtlicher“, antwortet sie. „Es ist unabdingbar, dass die Inspiration, die von einer Kultur zur Erzielung eines monetären Gewinns ausgeht, die Erlaubnis und eine Gewinnbeteiligung einschließt.“
So arbeiten sie und ihr Team zwar mit Kunsthandwerken zusammen, dafür aber nach eigenen Entwürfen. „So stellen wir sicher, dass Arbeitsplätze geschaffen werden und faire Löhne gezahlt werden. Unsere Partnerschaften bestehen bereits seit einigen Jahren, und wir sind große Befürworter der handwerklichen Wirtschaft sowohl international als auch in den Vereinigten Staaten.“
Mara Hoffman geht noch einen Schritt weiter: Sie nutzt ihr Unternehmen als Vehikel, um sozial aktiv zu werden und eine Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern. Vor zwei Jahren war die Designerin deshalb als Sprecherin zu Gast bei einer Podiumsdiskussion zum Thema “Gender Pay Gap“ der Vereinten Nationen. „Meiner Meinung nach ist die Gleichberechtigung der Geschlechter ein kritisches Thema. Es gibt immer noch viel zu große Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen“, sagt Mara. „Man muss das Problem gemeinsam angehen. Letztlich würde man so auch eine viel stärkere und gesündere Wirtschaft schaffen.“
Ihr Vorschlag wäre eine Art Kontroll- und Ausgleichssystem, das Unternehmen zu fairen und gleichen Gehältern verpflichtet. „Hierbei geht es jedoch um ein grundsätzliches Problem innerhalb unseres Systems. Es würde bedeuten, dass Sexismus und Frauenfeindlichkeit von Kleinauf thematisiert werden müssen“, erläutert die Designerin anschließend.
Apropos, zu welchen Frauen blickt Mara auf? „Im Laufe meiner Karriere haben mich unter anderem Frauen wie Eileen Fisher, Stella McCartney, Pina Bausch, Nina Simone, Cher, meine Mutter und meine Freundinnen immer wieder begeistert“, erzählt Mara, die gerade erst ihre neue Kollektion lanciert hat. „Ursprünglich ließ ich mich für die Frühling 2020 Linie von großen Künstlern inspirieren.“ Daraus entstanden ist ein Zusammenspiel aus verschiedenen Mustern und Silhouetten bzw. „eine Hommage an Salvador Dalis surrealistische Blumen und die stimmungsvollen, minimalistischen Arbeiten von Ellsworth Kelly“, berichtet die Designerin.
Während des Designprozesses reiste sie mit ihren Mann und Sohn nach Griechenland. Die eindrucksvolle Architektur, antike Ruinen und Tempel sowie die kontrastreichen Landschaften ließen die Kollektion vor ihren Auge zum Leben erwachen.
„Ich war ganz verliebt und genoss einen wundervollen Urlaub mit meiner Familie. Wir waren alle gleichermaßen interessiert an der griechischen Mythologie und verbrachten viele Tage damit, Städte und atemberaubende Strände gemeinsam zu erkunden. Die Frühling 2020 Kollektion hat sich dort wie von selbst entfaltet. Sie erzählt die Geschichte einer 1980er-Muse, die diesen wunderschönen Ort entdeckt und Farben liebt. Sie versprüht Weiblichkeit, Sinnlichkeit und zelebriert das Abenteuer.“
Mara Hoffman ist stolz darauf, ihre Marke erfolgreich umgestaltet zu haben und diese stetig weiterentwickeln zu können. „Mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit hat sich auch unsere Ästhetik verändert“, sagt sie. Einige Einkäufer habe das irritiert. „Sie waren einen bestimmten Look und auch ein anderes Preissegment von uns gewohnt.“ Es musste reichlich Aufklärungsarbeit geleistet werden. Gleichzeitig ging es darum, neue Kunden zu gewinnen, die ihre Unternehmensvision unterstützen. Mara glaubt an eine nachhaltige Modewelt.
„Ich denke, wenn die Branche ihren großartigen Einfluss richtig einsetzt, können wir die Welt zum Guten verändern. Das gilt sowohl für die Nutzung von Ressourcen als auch für den Umgang mit Menschen.“ Die Industrie verbraucht in jeder Hinsicht eine enorme Menge an Energie und Ressourcen. Jährlich steigt der CO2-Ausstoß enorm. „Wenn wir unsere Beziehung zu materiellen Dingen neu definieren und das Leben langsamer angehen, würden wir die Modebranche in einem ganz anderen Licht setzen. Ich denke, das würde zu einer viel besseren Zukunft führen.“ Wir hoffen es mit ihr!
Hat die Designerin einen Tipp, was Konsumenten tun können, um dazu beizutragen? „Mein Tipp an alle: Kleidung öfter tragen, weniger waschen und wenn nötig, reparieren.“ Außerdem rät sie, für die perfekte Passform kann man die Hilfe eines Schneiders in Betracht ziehen. „Oft lässt sich aus alten Stücken auch etwas Neues fertigen. Alternativ kann man auch einen Kleidertausch organisieren“, sagt sie abschließend und hinterlässt uns genau das, was sie mit ihrem Label vermitteln möchte: Inspiration.
„Freya“ Kleid via Hayashi
Mara Hoffman shoppen:
Text und Umsetzung von Katharina Hogenkamp.
Bilder von Mara Hoffman via Compose PR.