„Ich lese keine Frauenzeitschriften!“ – Interview mit Nora Tschirner über Body Shaming

Die Schauspielerin spricht über ihr Dokumentarfilm "Embrace" und wie sie selbst gelernt hat, mit dem Schönheitswahn von Medien und Gesellschaft umzugehen

Es gibt nur wenige Promis, für die ich in SSW35 noch nach Charlottenburg gefahren wäre. Als wir jedoch das Angebot bekamen, Nora Tschirner („Keinohrhasen“, „Tatort“) zu interviewen, war klar, dass ich die Kompressionsstrümpfe nochmal hochziehe und zusammen mit meiner Kollegin Yildiz den Westen starte.

Der Anlass für das Interview: Die gebürtige Berlinerin ist Executive Producerin von „Embrace“, einem Dokumentarfilm, der am 11. Mai in ausgewählten deutschen Kinos gezeigt wird. Darin geht es um die Geschichte der Australierin Taryn Brumfitt, die mit einem Vorher-Nachher-Foto auf Facebook und ihrem Body Image Movement eine weltweite Welle der Begeisterung auslöste, die für viele Frauen ein Befreiungsschlag ist.

Vorher-Nachher: Taryn Brumfitt macht Schluß mit dem Schönheitswahn

Nora Tschirner ist bekannt dafür, nicht über ihr Privatleben zu sprechen. Aber für diesen Film muss sie als Producerin, Frau, Mutter und Schauspielerin zwangsläufig auch über sich reden.

Umso größer war meine Nervosität vor dem Interview, denn ich alter Harmoniebär wollte die richtigen Fragen stellen und ihr trotzdem nicht auf den Schlips treten.

Warum Yildiz und ich nach dem Interview glühende Wangen hatten und erst mal den Ku’damm rauf- und runterlaufen mussten, könnt ihr euch denken: Nora Tschirner ist im wahren Leben genauso lustig, laut und derbe, wie man sie sich vorstellt – und die 35-Jährige kennt, wie wir alle, die Momente, in denen man sich nicht gut, dünn oder schön genug fühlt.

Die Fahrt nach Charlottenburg hat sich also gelohnt und den Film müsst ihr wirklich sehen. Ich musste immer wieder auf „Pause“ drücken, weil ich so geflennt habe. Das lag sicherlich auch an den Schwangerschaftshormonen, aber die Geschichte ist berührend und gut erzählt.

Die Story, kurz zusammengefasst: Nach der Geburt von drei Kindern fühlt sich Taryn in ihrem Körper nicht mehr wohl. Sie beginnt wie verrückt zu trainieren, nimmt ab und erreicht ihre Traumfigur, um auf der Bühne eines Bodybuilding-Wettbewerbes festzustellen, dass sie nie zuvor so unglücklich war.

In „Embrace“ erzählt sie ihre Geschichte und sucht eine Antwort, warum so viele Frauen ihren Körper hassen.

Über 62.000 Likes, mehr als 30.000 x geteilt und über 3.300 Kommentare: Liebe Nora, du rührst gerade auf deiner Facebook-Seite fleißig die Werbetrommel für den Dokumentarfilm „Embrace“. Warum liegt dir dieser Film so am Herzen?

Ich glaube, dass dieser Film die Kraft hat, einen Schalter umzulegen. Für mich ist Embrace ein „Game Changer“, dank dem bereits viele Menschen weltweit ihr Selbstbild und Denken zu ändern begonnen haben und ein glücklicheres Leben führen.

Auch Deutschland dürstet danach und wir stellen mit Embrace eine große Apfelschorle auf den Tisch! Denn wären wir mit diesem Thema „Body Image“ in unseren Köpfen fertig, würde es keinen interessieren.

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Warum hat dich der Film bzw. die Geschichte von der Australierin Taryn Brumfitt so gepackt, dass du den Film sogar mitfinanziert hast?

Ich habe das Projekt über meine Timeline auf Facebook bzw. eine Kickstarter-Kampagne entdeckt. Kickstarter kannte ich vorher schon, aber das Thema „Body Image“ bzw. „Body Shaming“ rannte bei mir offene Türen ein. Mir selbst ging es zu dieser Zeit mit meinem Körper gut, aber ich habe das Phänomen viel um mich herum beobachtet und mich gefragt, wie man tiefenstrukturell etwas daran ändern kann.

Als ich Taryn Brumfitt dann als Protagonistin mit ihrem Charme, ihrer Offenheit und Lässigkeit gesehen habe, war mir klar: „Das ist es!“

Wie kamt ihr beide in Kontakt?

Ich habe mein Sparschwein gekillt und ihr für die Finanzierung der Dreharbeiten eine relativ große Summe überwiesen. Taryn hat sich dann natürlich gefragt, wer diese Frau aus Deutschland ist. So kamen wir in Kontakt und haben angefangen zu skypen. Für mich war das eine Lebensbegegnung. Als klar war, dass auch Europa in dem Film eine Rolle spiele würde und für die Dreharbeiten immer noch eine relativ große Summe Geld fehlte, bin ich als Executive Producerin an Bord gegangen. Außerdem habe ich mich um die Strategie gekümmert, den Verleih gefunden und mich dafür eingesetzt, dass der Film auf der großen Leinwand erscheint und nicht nur auf DVD veröffentlicht wird.

Sind durch die Dreharbeiten gute Freundinnen geworden: Taryn Brumfitt und Nora Tschirner
Taryn Brumfitt mit ihrem Mann und den 3 gemeinsamen Kindern (Foto: PR)

Ich war elf Jahre alt, als ich beim Ballettunterricht das erste Mal feststellte, dass es ein Schönheitsideal gibt, dem ich nicht entspreche. Am Anfang des Filmes liest Taryn Brumfitt ein paar Emails von Frauen vor, die sie nach ihrem Vorher-Nachher-Post auf Facebook bekommen hat. Eine Frau schämte sich so für ihren Körper, dass sie mit ihren Kindern nie an den Strand geht. Welche Erfahrungen hast du mit deinem Körper gemacht?

Ich komme aus einem Elternhaus, in dem Schönheit nie eine große Rolle gespielt hat und wurde mit meinen Brüdern gleichberechtig erzogen. Es ging immer eher darum, ob man etwas gebacken bekommt und Spaß an einer Sache hat, nicht wie man aussieht.

Humor war bei uns in der Familie immer wichtiger. Das hat sich bei meiner Karriere als Schauspielerin bzw. Romantic-Comedy-Hauptrolle ausgezahlt: Wenn etwas dem Humor im Weg steht, dann ist es Eitelkeit. Meine Peer Group waren also meine Brüder und meine Cousins. Sie wollte ich beeindrucken. Die Kritiken konnten noch so positiv sein, erst wenn meine Cousins gesagt haben, dass der Film lustig war, war ich wirklich zufrieden. (Nora stößt einen lauten „Yeah“-Schrei aus)

In dem Film sagen die Frauen in den Interviews immer wieder, dass sie lange glaubten, nicht gut genug oder nicht schön zu sein. Sind das Aussagen, mit denen du dich identifizieren kannst?

Ich bin zwar werbefrei aufgewachsen, neben dem Humor noch ein Geschenk meiner Kindheit. Trotzdem habe ich mich mit 16 bei einer Modelagentur beworben, weil ich dachte, dass Modeln ein Mega-Job sei.

Beim Vorstellungsgespräch wurde mir gleich gesagt, dass ich drei Zentimeter zu viel auf den Hüften hätte. Da wurde ich das erste Mal innerlich renitent, weil ich dachte: „Wie bitte?! Wir kennen uns doch kaum!“ Dann kamen die ersten Castings und ich spürte, dass ich diesen Job nicht lange aushalten würde.

Die Krönung war ein Modelwettbewerb zu dem Heerscharen von Mädels nach Berlin anreisten. Man sollte vor eine Jury treten und sein Lebensmotto verkünden. Das Mädel vor mir sagte ernsthaft mit sich überschlagender Stimme: „Fun, fun, fun!“ In diesem Moment habe ich vor Langeweile und Ablehnung meinen Körper nicht mehr gespürt. Als ich dann dran war funktionierte das Humor-Konzept meiner Familie nicht mehr – mein Auftritt war ein totaler Flop.

Was hast du denn gesagt?

„Ich glaube, ich finde atmen ganz gut.“ (alle lachen) Das fand die Jury leider überhaupt nicht lustig. Ich habe danach als Model einen einzigen Job bekommen, bei dem ich bei Minus 100 Grad zwischen lauter besoffenen Typen am Herrentag auf Rügen für Galeria Kaufhof vor der Kamera stand. Damit habe ich als 16-Jährige für mich unvorstellbare 800 D-Mark verdient. Von der Gage habe ich mir ein Mountainbike gekauft, bzw. habe ich mir das Geld von meiner Mutter geliehen, weil es noch nicht auf meinem Konto war. Als dann meine Agentur pleitegegangen ist, hatte ich plötzlich mit 16 Jahren 800 D-Mark Schulden. Das war meine „Model-Karriere“!

Später muss ich gestehen, dass ich bei Mode-Shootings als Schauspielerin schon auf absurde Weise stolz war, wenn ich in die Mustergrößen gepasst habe und die Kleider teilweise sogar noch kleiner gesteckt werden mussten. Was für ein giftiger Gedankenscheiß! Auch als es mir in meinem Leben am beschissensten ging, habe ich das beste Feedback für meine Figur bekommen.

Was war damals los?

Nach dem Dreh von „Zweiohrküken“, in dem ich etwas runder war, hatte ich seelisch ein Tief, habe viel geraucht und schlecht gegessen. Bei der Premiere wog ich deutlich weniger als vorher und alle fragten sich „Geiler Body! Wie hat sie das geschafft?“ Die Antwort hätte sein müssen: „Sie war totunglücklich und hat ihren Körper mit zwei Packungen Kippen pro Tag bestraft.“

Dieses Gefühl von Bestätigung und Belohnung, wenn man dünn ist, ist mir also nicht total fremd, ebenso wie die Selbstkasteiung nur eine Cola zu trinken, anstatt ordentlich zu essen. Die Zeiten sind zum Glück vorbei. Und Gott sei dank war mir im Großen und Ganzen Intelligenz immer wichtiger als „The Diet Girl“ zu sein.

Wie hast du gelernt mit diesem Druck bzw. Interesse der Medien umzugehen?

Ich lese schon länger keine Frauenzeitschriften mehr, in denen es um Trends, Mode und Must-Haves geht, und vermeide es so gut es geht auf rote Teppiche zu gehen. Wenn die Dosierung stimmt, komme ich gut damit klar.

Was passiert denn, wenn du eine Frauenzeitschrift liest?

In mir positioniert sich das kleine Teufelchen und sagt: „Ist schon geil, so ein Bizeps!“ Und ich sage dann: „Hälst Du mal bitte die Klappe?! Wer hat dich denn rausgelassen?!“

In dem Trailer heißt es, dass 91% der Frauen ihren Körper hassen. Woher kommt dieser Hass?

Wir hören nicht mehr auf unsere inneren Stimmen. Das Körperbild hat das Körpergefühl abgelöst. Schon als Kinder in der Schule lernen wir, dass wir alles können müssen. Es geht nie um die besonderen Fähigkeiten eines Einzelnen. Am Ende fällt man dann durch, weil man nicht dem Durchschnitt entspricht. Was Schwachsinn ist! Wir sind eine Gruppe. Jeder muss etwas andere können, damit wir uns helfen können. Jeder ist gut genug, wenn man ihn lässt.

Bei Taryn Brumfitt hat die Geburt ihrer Tochter den Schalter umgelegt. Sie wollte ein Vorbild für das kleine Mädchen sein und hat sich deshalb entschieden, ihren Körper nicht operieren zu lassen.

Das beobachte ich immer wieder: Gerade die Geburt einer Tochter verändert eine Frau. Weil plötzlich andere Fragestellungen im Raum stehen.

Nora Tschirner (Foto: Marco Justus Schöler)

Man weiß, dass dieser Schönheitsfimmel eigentlich Bullshit ist, aber wie gesagt: Ich glaube an die Dosierung. Wenn den ganzen Tag bei dir in der Wohnung der Fernseher läuft, machen die Inhalte, Lautstärke und Strahlung was mit deinem System.

Für mich waren es die Modezeitschriften. Nach dem Lesen habe ich mich immer gestresst und nicht gut genug gefühlt. Selbst in der Brigitte geht es um Diät und Umstylen – dieses „Mehr-aus-sich-machen“ ist eine ganz andere Nummer als Mode und Accessoires als Selbstausdruck zu begreifen.

Als Schauspielerin stehst du in der Öffentlichkeit und wirst bei deinen Auftritten immer nach deinem Äußeren bewertetet. Wie hast du gelernt damit umzugehen und kannst du verstehen, dass viele deiner Kolleginnen diesem Druck oder Dauerbeobachtung nicht standhalten?

Moment, Red Carpet ist für mich keine Schauspielerei. Das ist ein riesgengroßer Unterschied! Schauspieler kommen bestenfalls geduscht ans Set, setzen sich wie ein Schlumpf in die Maske und labern mit ihren Kollegen oder hören Musik auf dem iPod.

Dann gehst du in deinen „Trailer“, übrigens ein ganz normaler Wohnwagen, schlüpfst in deine Angora-Unterwäsche, wirst verkabelt und ziehst eine Wärmejacke über. Das wichtigste Gesprächsthema: Was gibt es mittags zu essen? Kohlrouladen!

Trotzdem träumen so viele Frauen davon, eine berühmte Schauspielerin zu sein, die vor allem für ihre Schönheit bewundert und geliebt wird...

Weil sie den Beruf den Schauspielers mit dem roten Teppich vermischen. Die Arbeit am Set ist null glamourös und wenn man sich wie eine Diva verhält, hat man sehr schlechte Karten, weil die Beleuchter-Crew entscheidet, wer nett behandelt wird und wer nicht.

Vorletzte Frage: Was würdest du dir wünschen, wie wir den Filmtitel "Embrace" verstehen?

Es geht um Selbstliebe, Umarmung und Annehmen, deshalb haben wir den englischen Titel auch so gelassen, weil er so viele Bedeutungen birgt.

Man kann dahin kommen, dass man weder über sich selbst, noch über andere Frauen wegen ihres Aussehens urteilt oder schlecht denkt. Wer andere schlecht bewertet, der ist meistens auch mit sich selbst ziemlich hart.

Immer, wenn wir gesellschaftliche Erwartungen vor unsere eigenen Bedürfnisse stellen, schlagen wir einen riskanten Weg in Richtung Depression ein.

Was können wir als Frauen, Freundinnen, Mütter und Kolleginnen also tun, damit #bodypositity nicht nur ein Hashtag bleibt?

Da gibt es tausend Mittel und Wege, die jeder für sich selbst entdecken darf. Ich selbst habe zum Beispiel keinen direkt zugänglichen Spiegel oder eine Waage mehr in meiner Wohnung, da sie mir nur eine Pseudoinformation geben über meinen Ist-Zustand. Innehalten, sich überlegen, welches Leben man leben möchte, freundlich zu sich sein, sich zum Thema weiterbilden, Gespräche führen und die Menschen finden, die dafür sorgen, dass man sich mit sich selbst wohl und entspannt fühlt, das alles können sehr zielführende Dinge sein.

Danke für deine Zeit, liebe Nora und ganz viel Erfolg mit "Embrace"!

(Fotos: PR, Marco Justus Schöler)

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

Kommentare (14) anzeigen

14 Antworten auf „„Ich lese keine Frauenzeitschriften!“ – Interview mit Nora Tschirner über Body Shaming“

So ein schönes Interview! Vielen Dank, Alexa.
Es ist schade, dass Schönheitsideale so zentraler Bestandteil unseres Alltags sind. Manchmal scheint es, als gäbe es kein anderes Gesprächsthema als eiweißorientierte Diäten oder vergangene Bikinitraumata. Ich habe tolle Freundinnen, die alle wahnsinnig intelligent, großzügig und humorvoll sind. Ein Kompliment zur letzten Sommerdiät wäre ihnen wohl trotzdem lieber.
„Innehalten, sich überlegen, ob man das Leben will, das man möchte, freundlich zu sich sein (…)“ – in Momenten des Zweifels kann genau das Perspektiven verändern – dann werden hoffentlich bald Intelligenz, Großzügigkeit und Humor zu zentralen „Schönheitsidealen“.

Heute gibt es hier so viel spannenden Content, ganz ganz klasse! Da muss ich einfach meinen Senf dazugeben: Ganz tolles Interview und natürlich ein wichtiges Thema.
Heute morgen habe ich schon etwas für den Film in der SZ gelesen und ich muss gestehen, dass ich auch erst dachte: Mensch, die Nora Tschirner hat doch eine beneidenswerte Figur … dass das ihr Thema ist…

Aber: Jeder hat seine „Problemchen“ mit seinem Körper. Ich kenne leider keine, wirklich keine Frau, die ihren Körper wirklich mag. Das ist eigentlich so unnötig und traurig. Soll ich euch was sagen? Ich hatte auch jahrelang Krisen wegen meiner Dellen und schwabbeligen Stellen, wurde vollgebombt im Netz und Magazinen mit Makellosigkeit und dem perfekten Körper und Leben und ich habe mich deswegen oft schlecht gefühlt.

Im Moment bin ich an dem Punkt, an dem ich denke …
„Okay, du wohnst in diesem Körper, bis er irgendwann alt ist und nicht mehr funktioniert. Er hat zwei Kinder zur Welt gebracht, der Mann ist noch immer zufrieden, so what? Mein Körper ist gesund und vital … gesund essen, keine 2 Schachteln Kippen, keine Coke, ab und zu joggen und skaten weil es Spaß macht, der Seele gutes Futter geben und sich immer und immer wieder darauf besinnen, worauf es wirklich im Leben ankommt.“
Ab und zu denke ich natürlich trotzdem, dass ein flacherer Bauch schöner anzusehen wäre, aber dann gebe ich mir mental eine Klatsche, damit ich wieder klar komme und mich nicht (mehr) von außen beeinflussen und verrückt machen lasse.

Ich glaube, was wir Frauen (uns betrifft es nun mal stärker) noch tun können, ist eben „andere“ Komplimente zu machen. Andere Frauen findet man im Gegensatz zu sich selbst doch meistens wegen ihres Lachens/Ausstrahlung/Humor/Persönlichkeit/… hübsch und nicht wegen des Aussehens, oder? Wenn wir ehrlich und liebevoll miteinander umgehen, anstatt in Wettkampf, Neid und Oberflächlichkeiten zu investieren, kann sich viel verändern…

Ich habe im Übrigen sehr wohl einen Spiegel, in dem ich mich komplett sehe und der mich oft daran erinnert, dass ich gar nicht so schlimm aussehe, wie in meiner Vorstellung 😉

Tolles Interview mit echter Aussage, den Film muss ich sehen! Danke, dass ihr auch solchen Content bringt, denn ehrlich gesagt seid ihr Teil der „neuen Frauenzeitschriften“ und zumindest ich ertappe mich total oft dabei, nach dem Lesen hier (was ich sehr gern tue!) mich selbst schlechter zu finden, gerade äußerlich. Das ist natürlich vor allem mein Problem, aber ich denke, ich bin damit nicht allein.
Ich muss auch sagen, irgendwie schaff ich es nicht, den Schalter umzulegen und habe wegen meiner Babyrollen, die einfach nicht mehr so leicht wegzukriegen sind, sogar schon Horror vorm Sommer… wie bescheuert. Vielleicht hilft der Film dabei, ich werde ihn mir ansehen!

Huhu Jen, oh, aber wieso findest du dich schlechter? Eigentlich stehen wir doch gerade für eine gesunde Einstellung (v.a.in der Modewelt); ich habe auch noch nie dem Size-0-Ideal entsprochen und möchte aber ausstrahlen, dass ich mich wohl in meiner Haut fühle. Kannst ja mal sagen, wo dir das so vorkommt. Wir haben jedenfalls schon einen Gesprächsstoff zum Thema vorbereitet, denn es gibt doch sehr viel dazu zu sagen.

Ich wollte wirklich nicht anklagend klingen, deshalb sagte ich ja auch, es ist wohl eher mein Problem. Dennoch ist natürlich nicht zu leugnen, dass ich hier vor allem wunderschöne, schlanke Frauen sehe, die sich allesamt wohl in ihrer Haut fühlen. Good for you! Das meine ich ehrlich. Mir geht’s halt manchmal schlechter, weil ich dann auf mich schaue und denke Hm, warum hab ich nach den Kindern eigentlich nicht so schnell so toll ausgesehen wie Jessie und schleppe immernoch Kilos zuviel rum… arbeite icht nicht hart genug an mir? Lass ich mich zu sehr gehen? Auch das sich wohl in seiner Haut fühlen und gut zu sich sein will gelernt sein… alles nicht so einfach, und nicht jede hat dieselben Möglichkeiten (Geld, Gleichberechtigung zuhause etc). Also, there’s a reason I’m in front of the screen and not in it 😉
Aber, das darf man halt auch nicht vergessen, ähnlich der Modezeitschriften geht es hier ja um Ablenkung und schönen Content. Das ist auch gut so und dafür komme ich ja auch primär gern her!
Freue mich auf den Gesprächsstoff und hoffe jetzt schon, dass der fair bleibt (the comments the comments!)

Ich habe eigentlich immer schlechtes Gewissen, wenn ich hier kommentiere, weil es meist negativ ist, ABER :-): Vor einigen Wochen hattet Ihr das Frühlungsspecial, bei jedem jede Eurer Redakteurinnen die Frage beantworten musste, wie sie denn gedenkt, ihren Körper bis zum Sommer beachready zu bekommen. Weil es offensichtlich unerhört ist, mit seinem „Winterkörper“ an den Strand zu gehen. Ist das nicht genau das, wogegen sich dieser Film richtet? Diese Annahme, man sei nicht gut genug so wie man ist? Nicht schlank genug, nicht trainiert genug, etc… Finde es ja schön, dass Ihr das Thema Body Positivity (wobei mir ja auch Neutrality genug wäre) aufgreift, aber einbißchen an die eigene Nase fassen lassen müsst Ihr Euch schön.

Sehr schönes Interview. Aber doch ein klein wenig paradox, es hier zu lesen, da euer nächster Artikel dieser hier ist „Welche Produkte helfen gegen erste Fältchen, welche beugen vor, wie kann man schlaffe Haut straffen und sich über Jahrzehnte rundum wohlfühlen in seiner Haut?“

In unserem neuen Team Special zeigen wir euch unsere absoluten Anti-Aging Favoriten:

Aber ihr seid eben ein Modeblog und wie ernst man dieses Thema nimmt, muss jeder bei sich selbst schauen.
Schön, dass ihr dazu angeregt habt durch das Interview mit Nora.

Ich schau den Film heute Abend an, ich bin gespannt! Gestern Abend waren die Beiden auch zu Gast bei Stern TV, da habe ich dann mal reingeschaut weil ich Nora Tschirner so mag. Jetzt mag ich sie noch mehr, sie hat ganz tolle Sachen zum Thema gesagt und auch Taryn Brumfitt war mir direkt super sympathisch. So entspannt sollten wir mal alle mit unserem Körper umgehen! Ich empfinde Nora Tschirner als sehr authentisch, ich nehme ihr echt das, was sie sagt, total ab und vor allem ist sie ehrlich. Toll!

Eins vorweg: ich kenne den Film nicht, nur den Trailer. Eines aber stört mich an der bisherigen Diskussion: nicht jede Frau, die einen flachen Bauch hat oder eine trainierte Figur ist ein oberflächlicher Honk, der falschen Idealen hinter her rennt.
Das kann so sein, muss aber nicht.

Unglaublich sympathisch das Interview. Nora ist witzig und wirkt sowas von authentisch. Der Film steht nun ganz klar ganz oben auf meiner Liste. Kann es kaum erwarten und danke für das tolle Interview – hat richtig Spaß gemacht zu lesen.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.