Gegen Fast Fashion – Warum Proenza Schouler, Miu Miu und Rodarte den Umbruch des Modekalenders repräsentieren

Bonjour Paris! Die Haute-Couture-Woche hat begonnen, gleichzeitig zeigen aber auch schon die ersten Designer ihre Prêt-à-porter-Kollektionen für das Frühjahr 2018. Wir bringen Licht ins Dunkel

Die Modewelt wird immer schneller, die Instagram-Accounts größer und das Designer-Karussell dreht sich so flott, dass selbst wir Mühe haben, den Überblick zu behalten. Das einzige Manifest der Mode? Haute Couture. An der wird nicht gerückelt, gezweifelt oder hinterfragt, sie ist einfach da, nicht wegzudenken. Die gehobene Mode, so die wortwörtliche Übersetzung, muss sich all den kritischen Fragen nach Ressourcen, Kredibilität, Original vs. Kopie und Preisen aber auch gar nicht stellen. Sie ist mehr Kunst als Mode, ein Ausdruck des Labels, Prestige vom Allerfeinsten.

Aber die inoffiziellen Regeln des Fashion-Kalenders werden langsam aber sicher gebrochen und zeigen damit den Protest gegen Fast Fashion. Die Namen der Revoluzzer: Jack McCollough, Lazaro Hernandez und Kate und Laura Mulleavy – kurz gesagt: Proenza Schouler und Rodarte. Denn diese beiden Labels zeigten außerhalb des Plans, der die Prêt-à-porter-Kollektionspräsentationen immer gegen März und September stattfinden lässt, schon im Juli während der Haute-Couture-Schauen ihre Frühjahr/Sommerkollektionen für 2018. Früher als alle anderen Labels. Außerdem verließen beide dafür den sicheren Hafen der Heimat New York und wandten sich der Stadt der Liebe zu.

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Der Schauenplan während der Fashion Weeks in New York, Paris und Mailand ist so voll, dass die Moderedakteure teilweise Schwierigkeiten haben, an allen Shows teilzunehmen. Geschweige denn, dass eine Kollektion als Highlight in der Masse noch herausstechen kann – da hat man während der Haute-Couture-Schauen, bei denen die Journalisten eh in der Stadt sind, schon bessere Karten.

Der andere Grund: Stimmen werden laut, dass die Zukunft im „See Now Buy Now“-Konzept liegt (hier erfahrt ihr mehr darüber). Und die Schauen in den üblichen Monaten zu spät statt finden und nicht die Realität des Business´ widerspiegeln, Einkäufer mehr Zeit brauchen und vor allem kleine Läden und Modeunternehmen mit der Schnelligkeit und der Fast Fashion überfordert sind, mit Ressourcen anders umgegangen werden muss.

Das Risiko: Viele der nationalen Unterstützer der Labels konnten bei der Show in Europa nicht dabei sein – denn die Haute-Couture-Fashion-Week hat natürlich kein so großes Einkäufer-Publikum wie die Ready-to-Wear -Kollektionen, die dann nachher auch wirklich in den Läden verkauft werden.

Aber wenn es jemand schaffen kann, in Paris erfolgreich zu sein, dann ist es Proenza Schouler (auch wenn die französische Modewelt nicht für ihre offenen Arme bekannt ist).

Proenza Schouler

In einem Säulengang des Lycée Jacques Decour zeigte das amerikanische Designerduo, dass es der französischen Metropole durchaus würdig ist. Mit ausladenden Rüschen, drapierter Asymmetrie und geschnürten Accessoires bewiesen die beiden ihr handwerkliches Können und zeigten die zarte feminine Seite des Labels, während Lederkorsagen und kastige Schultern die starke emanzipierte Frau symbolisierten. Die Blumenapplikationen und Marabou-Federn schlossen dann den Kreis zur Haute Couture. Kurz gesagt: „a commitment to beauty, optimism and a celebration of French craft.“

Rodarte

Auch bei Rodarte zahlte sich das Risiko aus, in Paris zu zeigen. Ihr französisches Debut wurde mit Standing Ovations nach dem Finale belohnt. Kein Wunder, denn alleine die Location der beiden Schwestern war atemberaubend: Ein verwunschener Garten mit Säulengang ließ die verzierten Roben des Labels noch feenhafter wirken. Und da gab es wirklich keine Zierde, die es nicht gab: Rüschen, zarte Millefleurs-Prints, Perlen, Spitze, Polka-Dots, Pailletten, Schleifen – je mehr, desto besser. Was all die Kleider dabei einte, war eine moderne Asymmetrie und jede Menge Transparenz. Auch hier hätte man fast denken können, dass es sich um Haute Couture handelt, mit dem einzigen Unterschied, dass wir die Kleider von Rodarte auch gerne im Alltag bereitwillig tragen würden.

Miu Miu

Fotos via vogue.com

Der dritte „Revoluzzer“ im Boot? Miuccia Prada mit Miu Miu. Denn auch die zeigte diesmal in Paris und liess ihre Front-Row dabei in die Welt der Automobile abtauchen: Anzüge, Rallye-Symbole und Mechaniker-Köfferchen anstatt Handtaschen? No Problemo für die italienische Designgöttin. Dazwischen mischten sich ein paar 1940er Seidenblusen, Gingham Karo und ganz viele Kristalle – langsam kann die kleine Schwester von Prada bei den ganz Großen mithalten.

Übrigens handelte es sich bei dieser Präsentation um die Resortkollektion 2018 – aber eben auch zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt als sonst üblich.

Von Marie

Der erste Satz, wenn mich Leute kennenlernen ist: „Das ist aber selten.“ Ja, ich bin ein seltenes Exemplar: Berliner Eltern, Berliner Blut, Berliner Göre. Tatsächlich bin ich so sehr mit der Hauptstadt verbunden, dass ich meinem Kiez in Schöneberg seit über 20 Jahren die Treue halte und noch nie von hier weggezogen bin – und auch nicht dran denke. Und obwohl wir Schöneberger zwar sehr viel von Bio-Supermärkten und esoterischen Edelsteinläden halten, gibt es hier auch das ganz große Mode-Paradies: das KaDeWe. Der Tempel des Shoppings und der Ersatzkindergarten für meine Eltern, sozusagen das Småland bei Ikea für mich (andere Kinder haben dort ihren ersten Wutanfall, ich schmiss mich in voller Rage im Atrium des KaDeWe auf den Boden und weigerte mich zu gehen). Kein Wunder also, dass Mode und ich nie wirklich Berührungsängste hatten.

Spätestens seit der Oberstufe, in der ich – dank Blair Waldorfs Inspiration aus Gossip Girl (ja, das war meine Serie zusammen mit Gilmore Girls) – die Schule nie ohne Haarreif, Fascinator oder eine gemusterte Strumpfhose betrat, hatte auch mein Umfeld begriffen: Marie macht was mit Mode. Und weil ich damit in meinem katholischen "Elite-Gymnasium" so ziemlich die Einzige war, suchte ich meine Verbündeten 2011 woanders: im Internet. Auf meinem Blog Style by Marie. Und so begann meine modische Laufbahn.

Noch mehr Gleichgesinnte und vor allem Freunde fand ich auf der Akademie für Mode & Design in Berlin, bei der ich 2013 meine Ausbildung in Modejournalismus und Medienkommunikation startete. Was für mich seit der 1. Klasse klar war, nämlich das Schreiben mein Ding ist, wurde jetzt zu meinem Beruf: Journalistin. (Denn ja Oma, es gibt noch etwas anderes als Modedesignerin). Dank meines Blogs und einem Praktikum bei der Harper’s Bazaar Germany in der Online-Redaktion blieb ich auch dem Internet und dem Online-Journalismus treu. Und ratet mal, wo ich jetzt bin: Genau, bei Journelles, dem Blogazine, was alle meine Leidenschaften verbindet: Bloggen, Schreiben, online sein – zusammen mit euch!

Kommentare (1) anzeigen

Eine Antwort auf „Gegen Fast Fashion – Warum Proenza Schouler, Miu Miu und Rodarte den Umbruch des Modekalenders repräsentieren“

Danke, hatte mich schon gewundert, dass die Labels im Rahmen der Haute-Couture-Woche präsentieren. Mir ist jedoch nicht klar, warum das ein Konzept gegen Fast-Fashion sein soll. Mir scheint, es ist eher ein kluge Marketingstrategie sich in Paris zu positionieren, um Aufmerksamkeit zu generieren.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.