„Kaufe dir nichts, was du dir nicht leisten kannst!“ – Interview mit Babett Mahnert von Goldfrau über finanzielle Bildung

Let's talk about money, honey!

Wer sparen will, sollte den Wert von Geld erst einmal verstehen, sagt Babett Mahnert. Die Finanzexpertin hat in vier unterschiedlichen Banken in fünf verschiedenen Funktionen gearbeitet. Durch 17 Jahre Erfahrungen hat sie über 10.000 Kundengespräche geführt und will mehr Menschen mit Wissen rund um Geld und Finanzen ausstatten. Deshalb lädt sie zu Seminaren zu Goldfrau ein und geht zusätzlich in Schulen, um das Thema „Finanzielle Bildung“ im jungen Alter voranzutreiben.

Anstatt sich heute also neuen Objekten der Begierde und Ausgaben zu widmen, geht es in diesem Interview um das Thema Sparen. Zugegeben, nicht halb so amüsant wie das Ausgeben, aber nicht zuletzt ein grundlegender Faktor für ein zufriedeneres und sichereres Leben. Im Interview spreche ich mit Babett über die Finanzen bei einer Selbstständigkeit und dem Wert der finanziellen Bildung der Gesellschaft. Zudem gibt sie uns hilfreiche Tipps, wie wir Geld sparen, für unser Alter vorsorgen und wie sich nicht berufstätige Mütter etwas zurücklegen können. Also Stift raus und notieren!

Hallo liebe Babett, wieso bist vor zweieinhalb Jahren aus einer sicheren Festanstellung im Bankenwesen in die Selbstständigkeit gewechselt?

Ich bin aus dem Banksystem ausgestiegen, weil meine Werte nicht mehr zu dem DAX Unternehmen gepasst haben, für das ich gearbeitet habe. Ich habe mich in diesem System oft fremd gefühlt. Ich habe dann etwas komplett anderes gemacht, kreativ gearbeitet und mein Taschenlabel aufgebaut. Goldfrau hat mich dann vor fünf Monaten gefunden. Seitdem teile ich mein vielschichtiges Wissen aus 17 Jahren in vier Banken und meine Erfahrungen aus über 10.000 Kundengesprächen mit anderen.

Du hast mir vorab erzählt, dass du auch den Sprung in die Selbständigkeit gewagt hast, nachdem deine Mutter verstorben ist. Inwiefern hängt das zusammen?

Als meine Mama gestorben ist, habe ich mich mit dem Sinn des Lebens beschäftigt und die Erkenntnis gewonnen: Ich möchte in allen Bereichen ein ausgefülltes Leben führen! Durch meine Mama konnte ich jahrelang beobachten, welche riesigen Auswirkungen es hat, wenn wir nicht das Leben unserer Träume leben, sondern einfach nur leben, um nicht zu sterben.

Das war der Punkt, an dem ich alles hinter mir gelassen habe, was mir bis dahin so wichtig und unersetzlich erschien. Erfüllung ist der Schlüssel zum Glück und das ist so wichtig, um durch die Fragen und Stürme einer Selbständigkeit zu gehen: Was ist, wenn ich nicht genug bin? Was passiert, wenn ich scheitere? Ich bin nur eine von vielen. Warum sollten die Menschen meine Produkte kaufen? Dieser Prozess der eigenen Verantwortung ist wichtig, weil ich nur durch die Tiefen gelernt habe, die Höhen zu schätzen.

Die Sorge, nicht gut genug zu sein, hat dazu geführt, dass ich mich immer weiterentwickelt, meine Skills verfeinert, Seminare besucht und Coaches gebucht habe. Weil mich dieser innere Antrieb angespornt hat, habe ich schnellere Fortschritte gemacht.

Wann ist denn der richtige Zeitpunkt gekommen, sich selbstständig zu machen?

Es ist wichtig, sich tiefgreifend damit zu beschäftigen, WARUM man das machen möchte. Dieser Antrieb kann in der ersten Priorität das Geld sein. Geld zu verdienen ist natürlich wichtig, dennoch brennst du schnell aus, wenn das dein Hauptantrieb ist.

Wenn du über deine Vision Klarheit hast, dann empfehle ich, erst einen endgültigen Cut von deinem festen Job zu machen, wenn deine Selbständigkeit so läuft, dass du zumindest deine monatlichen Kosten tragen kannst. Das nimmt viel Druck, weil du nicht bangen musst, ob du deine Miete zahlen kannst.

Der zweite Weg ist, dass du gleich von Anfang an 100 Prozent in deiner Selbständigkeit arbeitest. Wenn du genügend Rücklagen hast, dann sollten sie für mindestens ein Jahr reichen. Du kannst dich dann mehr auf deine Selbständigkeit fokussieren und kommst auf diesem Weg schneller voran. Das gelingt dir aber nur, wenn du angstfrei an deinem Business arbeiten kannst.

Stichwort Finanzen! Das ist ein schwierigeres Thema, wenn man selbstständig ist. Welche Tipps wären hilfreich?

  1. Eröffne ein Geschäftskonto! Das ist von Anfang an wichtig, um deine privaten Ausgaben von deinen geschäftlichen Einnahmen und Ausgaben zu trennen.
  2. Beschäftige dich unbedingt mit den verschiedenen Steuerarten, die auf dich zukommen. Dazu gehören die Umsatz- und die Einkommensteuer. Du nimmst eine Umsatzsteuer von 19 Prozent ein, die du an das Finanzamt weitergeben musst. Richte dir ein zweites Konto ein, auf das du ab deiner ersten Rechnung konsequent 19 Prozent überweist. So kommt man niemals in Zahlungsschwierigkeiten. So verfährst du auch mit deiner Einkommenssteuer. Richte dir ein weiteres Unterkonto ein, auf das du konsequent von jeder Rechnung einen festen Prozentsatz (meine Empfehlung: mindestens 25 Prozent) überweist. Nach dem ersten Jahr in deiner Selbständigkeit musst du regelmäßige Steuervorauszahlungen leisten. Und das kannst du dann locker von diesem Konto machen. Für dein Gefühl sind diese beiden zusätzlichen Konten Gold wert! Du bist immer zahlungsfähig und hast keine Baustelle, die dich zusätzlich stresst, wenn Post vom Finanzamt kommt.
  3. Kalkuliere von Anfang an realistische Preise. Nimm dir Zeit und schaue erstmal nur aus deiner Perspektive, wieviel Probleme du löst und welchen Mehrwert du schaffst. Daraus resultierend legst du einen Preis fest, mit dem du dich wohl fühlst (das ist wichtig!) und der deinem Wert entspricht. In diesem Schritt geht es nicht darum zu wissen, ob und wie deine Kunden deine Preise zahlen.
  4. Erstelle einen Umsatzplan, mit dem du zielgerichtet an der Umsetzung arbeiten kannst. Plane jeden Monat und schaue dir an, welche konkreten Schritte du tun kannst, um deine Umsätze auch wirklich zu erreichen. Plane die ersten sechs Monate mit geringeren Zielen, um dir die Zeit zu geben, das dein Geschäft wachsen darf.
  5. Zahle dir unbedingt von Anfang an, einen festen Betrag als dein Gehalt. Entweder legst du einen monatlichen Betrag fest oder du überweist von jeder Rechnung einen festen Prozentsatz konsequent an dich.
  6. Investiere in dich und deine persönliche und berufliche Weiterbildung. Wenn du Experte für ein bestimmtes Thema bist, dann besuche regelmäßig Seminare, in denen du deine fachlichen Skills verfeinerst, um einen größeren Mehrwert für deine Kunden zu schaffen. Das ist ein großer Punkt, der dich vom Wettbewerb abheben kann. Deine persönliche Weiterentwicklung ist auch so unendlich wichtig, um auch als Mensch in deine neue Rolle hineinzuwachsen. Dein Business kann nur in dem Maße wachsen, wie es auch deine Persönlichkeit tut.
  7. Sorge für einen regelmäßigen Austausch und gründe eine Mastermindgruppe, mit der du dich regelmäßig über deine beruflichen Fortschritte und Schmerzpunkte austauschst.

Wahnnsinn, wo lernt man sowas? Es gibt in Deutschland kein systematisches Lehrprogramm, wie man am geschicktesten Vermögen aufbaut. Wir brauchen ein Schulfach „Finanzen“.

Unbedingt! Über 50 Prozent der Menschen in Deutschland haben keine finanzielle Bildung erhalten. Das ist eine riesige Herausforderung. Die Kinder lernen in der Schule nicht, welche Bedeutung und Wert Geld hat. Aufgrund des Nichtwissens können sie häufig keinen gesunden Bezug herstellen. Sie lernen außerdem nicht, wie es ihnen gelingt, sich ein Leben voller finanzieller Fülle aufzubauen.

Es gibt in Deutschland viele finanzielle Analphabeten. Welche Grundkenntnisse sollten wir denn haben?

Es ist enorm wichtig, sich als erstes damit zu beschäftigen, was sich für ein Wert hinter Geld verbirgt. Das heißt, wieviel kosten bestimmte Dinge, die ich haben möchte. Als zweites muss man Klarheit erlangen, wie viel Lebenszeit ein Mensch investiert hat, um diesen Wert zu schaffen. Hier hilft es festzustellen, dass der materielle Wert von Dingen ganz eng mit der Lebenszeit verknüpft ist. Und das ist auch die Verbindung zur dritten Erkenntnis. Jede Zeit, die wir nicht mit unseren Freunden und unserer Familie verbringen können, kann dazu führen, dass wir uns nicht erfüllt fühlen. Als viertes brauchen wir praktisches Wissen zur Umsetzung, wie es uns gelingt, uns ein Vermögen aufzubauen und welche Schritte dafür notwenig sind.

Welche Auswirkungen hat eine mangelnde finanzielle Bildung?

Menschen sind nicht in der Lage, fundierte finanzielle Entscheidungen zu treffen. Es entwickelt sich kein Selbstverständnis für Geld, weil sie den Wert gar nicht kennen. Zu einer finanziellen Aufklärung gehört auch der Umgang mit Krediten. Es fehlt eine Aufklärung darüber, welche negative Spirale sich durch Verschuldung in Bewegung setzen kann. Kaufe dir nichts, was du dir nicht leisten kannst!

Wenn ich nicht von Anfang an lerne, einen strategischen Umgang mit Geld zu entwickeln, dann wird es mir schwerfallen, mein Vermögen aufzubauen. Das hat zur Folge, dass ich nicht in der finanziellen Fülle leben kann, in der ich gerne leben möchte. Zudem führt mangelnde finanzielle Bildung dazu, dass Menschen nicht erkennen, dass sie alleine für ihre finanzielle Situation verantwortlich sind. Sie suchen einen „Schuldigen“, der für ihre Lage zuständig ist.

Du bist also dafür, dass das Verhältnis zu Geld früh gelehrt werden sollte. Daher gehst du auch in Schulen, um das Thema im System voranzubringen. Wieso muss man schon Kinder erreichen? Reicht ein Kurs mit 18 Jahren nicht aus?

Das reicht aus meiner Erfahrung überhaupt nicht aus, weil wir mit 18 Jahren schon sehr weit in unserer persönlichen Entwicklung sind. Wir sind sehr wahrscheinlich das „Ergebnis“ aus unserem Umfeld. Wenn ein Kind unter finanziellen Lebensumständen aufwächst, die von Verschuldung durch Kredite oder schlechten Geldgefühlen geprägt sind, dann ist der Weg mit den eigenen Finanzdingen total vorbelastet. Da das Kind nicht weiß, dass es noch „andere“ finanzielle Wege gibt, werden die bekannten beschritten. Das Thema muss unbedingt in die Schulen, um für unsere Kinder bessere Chancen zu schaffen!

Wird die Brisanz des Themas von der Bildungspolitik unterschätzt?

Auf jeden Fall! Wenn Menschen nicht frühzeitig lernen, dass sie für ihre finanzielle Situation die volle Verantwortung tragen, dann kann eine Folge daraus sein, dass sich die Menschen verstärkt auf die sozialen Systeme verlassen und diese dann auch langfristig „belasten“.

Die Zahl verschuldeter Menschen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Was sind die größten Verlockungen?

Die Verschuldung hat zugenommen, weil die Menschen ein so wichtiges Grundprinzip nicht kennen und zum Teil nicht verstanden haben: Kaufe dir nur das, was du dir leisten kannst!

Es erfolgt eine große Fehlsteuerung der Wirtschaft, die mit Null-Prozent-Finanzierungen locken und es zum It-Faktor machen, bestimmte Dinge auf Pump zu kaufen. Banken und Wirtschaftsunternehmen verführen mit günstigen Konsumentenkrediten, und die Menschen sind dabei nicht ehrlich zu sich und gestehen sich nicht ein, dass sie sich bestimmte Dinge im Augenblick nicht leisten können.

Es ist wichtig, alternative Wege zu entwickeln, um sich Konsumwünsche zu erfüllen, ohne das es über eine Finanzierung läuft. Es ist überhaupt nicht gut, einen Urlaub, den du heute machst, die nächsten ein bis drei Jahre zurückzuzahlen. Wie willst du dir später einen Urlaub leisten, wenn du es heute schon nicht kannst?

Aber man möchte ja trotzdem in den Urlaub fahren.

Na klar, aber es gibt Alternativen, zum Beispiel …

  1. Wenn du verreisen willst und kein Geld hast, dann nutze Systeme wie Couchsurfing oder „Work and Travel“.
  2. Fange frühzeitig an, für deine finanziellen Wünsche auf einem extra Konto zu sparen.
  3. Nutze Marktplätze, die gebrauchte Gegenstände zu einem kleinen Preis anbieten.
  4. Kaufe dir ein Auto, das älter ist.
  5. Schaue dir an, in welchen Alltagssituationen du sparen kannst. Das kann zum Beispiel dein täglicher Kaffee-to-go sein.
  6. Entwickle Ideen, um dein Einkommen zu erhöhen.

Menschen mit geringerer finanzieller Grundbildung schließen eher teure Kredite ab, sparen weniger für ihr Alter und wissen häufig nicht einmal, welchen effektiven Zinssatz sie für Kredite bezahlen. Dabei sind es vermeintlich einfache Konzepte, die zumindest helfen würden, nicht in eine Schuldenfalle zu geraten.

Ein wichtiges Thema! Ihr mangelndes Wissen auf der einen Seite und ihre schlechten Geldgefühle auf der anderen, führen sie in diese engen Situationen. Dabei gibt es einfache Tipps, mit denen es dir gelingen kann, dir ein Leben ohne Schulden und mit Vermögen aufzubauen:

  1. Mache eine knallharte Betrachtung, wo du heute finanziell stehst: Was kommt monatlich rein? Und stelle im zweiten Schritt fest, wie hoch deine monatlichen Kosten sind. Zu den Fixkosten gehören deine Miete, Strom, Telefon, Sparraten, Krankenversicherung, Lebensmittel … Zu deinen variablen monatlichen Kosten gehören, zum Beispiel deine jährlichen Versicherungsbeiträge, Urlaube, besondere Ausgaben. Sei bei der Betrachtung ganz genau!
  2. Kaufe dir keine Dinge, die du dir heute nicht leisten kannst. Die einzige Ausnahme ist der Kauf einer Immobilie.
  3. Lasse den Dispositionskredit auf deinem Konto streichen! Es gibt Untersuchungen die zeigen, dass ein Dispo irgendwann von fast jedem in Anspruch genommen wird.
  4. Nutze keine Kreditkarten, wenn es nicht wirklich notwendig ist, zum Beispiel als Kaution für einen Mietwagen. Die meisten Kreditkarten haben eine monatliche Abrechnung. Es gibt dann diesen einen Tag im Monat, an dem „Zahltag“ ist. Häufig verliert man aus den Augen, weil die Ausgabe schon ein paar Wochen zurückliegt. Man wird überrascht und hat dann möglicherweise ein Problem.
  5. Wenn du dieses Gefühl hast, dass du bestimmte Gegenstände unbedingt haben musst, dann warte auf jeden Fall 24 Stunden, bevor du es im echten Leben oder im Internet kaufst. Diese Methode nenne ich „Wait 24h Honey“. Das bewahrt dich vor unnötigen Ausgaben, weil das „Ich muss das unbedingt haben Gefühl“ am nächsten Tag nur noch bei 20 Prozent liegt und du deinen Kauf, der heute so wichtig war, sehr wahrscheinlich nicht mehr tätigst.
  6. Lege das Geld, das du sparst, in eine extra Box oder auf ein extra Konto und schaue dir nach sechs Monaten an, wieviel zusammengekommen ist.
  7. Informiere dich ausführlich, bevor du Dinge abschließt und schließe sie nur ab, wenn du sie auch verstehst!
  8. Lege konsequent von jeder Einnahme (Gehalt, Rechnungen, Sonderzahlungen, Geburtstagsgeld, etc.) eine feste prozentuale Zahl, zum Beispiel 10 bis 15 Prozent auf ein gesondertes Konto.
  9. Investiere Geld in Wertpapiere, um am Aufbau von deinem passiven Einkommen zu arbeiten.

Das sind gute Tipps.

Und die sind gar nicht so schwer. Auch beim Kleingeld würde ich empfehlen, täglich dein Portemonnaie von deinen Münzen zu entleeren und damit dein Sparschein zu füttern. Du wirst nach einem Jahr überrascht sein, wieviel in seinem kleinen Bauch Platz findet. Wir streben oft nach den großen Dingen und vergessen dabei die kleinen.

Und bezahle alles in bar! Damit du siehst, wieviel du wirklich in der Woche ausgibst. Das führt dazu, dass du viel bewusster bist, wenn du Ausgaben tätigst, weil du sie direkt spürst.

Okay, du rätst also prinzipiell von Krediten ab. Trotzdem: Worauf sollten wir bei einem Kreditabschluss nicht reinfallen?

Hier meine vier Tipps, um die richtige Entscheidung zu fällen:

  1. Schließe keine Kredite ab, für Dinge, die du dir nicht leisten kannst.
  2. Schließe nur Dinge ab, die du auch wirklich verstehst. Wenn du es nicht verstehst, dann frage solange nach, bis du es verstehst. Wenn du es nicht verstehst, dann ist dein Gegenüber nicht der Richtige für dich.
  3. Lass dich nicht durch „Verknappung“ (du sollst dich innerhalb einer bestimmten Zeit entscheiden) oder „Angst“ unter Druck setzen.
  4. Höre auf dein Bauchgefühl. Entscheide dich nur für Dinge, mit denen du ein gutes Gefühl verbindest.
  5. Schlafe eine Nacht über deine Entscheidung.

Was ist der beste Ratschlag, den du in Sachen Geld geben kannst?

Das ist eine spannende Frage, weil meine Klienten da ganz unterschiedliche Sachen sagen. Ich möchte an dieser Stelle drei Ratschläge geben:

Für einen Klienten war es der totale „Game-Changer“, dass er seine monatlichen Ausgaben bar getätigt, die Belege in einer Box gesammelt und dann einmal die Woche „Kasse gemacht“ hat, um zu sehen, wohin sein Geld wirklich fließt. Er hat damit schwarze Löcher festgestellt, die er schnell beheben konnte.

Eine andere Klientin hat einen ganz anderen Bezug zu Geld entwickelt, weil sie ihre Einstellung von „Geld ist mir nicht wichtig“ hin zu „Ich liebe Geld und ich behandle es wie einen guten Freund“ nachhaltig verändert hat. Sie ist selbständig und in ihrem Business ist ein großer Einnahmeknoten geplatzt, weil sie auf der emotionalen Ebene gearbeitet und ihr Hindernis gelöst hat.

Der dritte Ratschlag: Schaue dir deine finanzielle Situation genau an, die du zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft erreichen möchtest. Verschaffe dir Klarheit über die genauen Zahlen. Ich erlebe es häufig, dass meine Klienten ihre Zahlen für unerreichbar halten und dann feststellen, dass es oft NICHT der Wirklichkeit entspricht. Dabei können sie gezielt an der Erreichung ihrer finanziellen Ziele arbeiten, weil es möglich ist, sie zu erreichen.

Wie kann ich denn ein Vermögen aufbauen?

Dazu habe ich neun einfache Schritte:

  1. Finde unbedingt dein Anlage-Warum! Dieser erste Schritt ist wichtig, weil eine Zahl kein Gefühl auslöst, sondern ein Ereignis, was du mit dieser Zahl in Verbindung bringst. Das kann dein Traum vom Haus am Meer sein, eine Weltreise oder ein soziales Projekt, das du unbedingt an den Start bringen willst. Verknüpfe ein positives Gefühl mit deinem Geldziel!
  2. Schaue dir an, wie hoch die Summe ist, die du brauchst, und rechne bestimmte Zusatzkosten ein. Das ist beispielsweise für dein Traumhaus die Grunderwerbssteuer oder der Makler. Rechne auf deine Endsumme noch mindestens 20 Prozent drauf, um einen Puffer zu haben.
  3. Mache dir Gedanken, zu welchem Zeitpunkt du dein Ziel realisieren möchtest.
  4. Rechne rückwärts, wieviel du heute schon monatlich zur Seite legen musst, um dein finanzielles Ziel in x Jahren zu erreichen.
  5. Teile dein Vermögen in verschiedene zeitliche Verfügbarkeiten auf, um jederzeit flexibel reagieren zu können. Dazu gehört, dass du mindestens drei bis sechs Monatsausgaben auf einem extra Konto mit täglicher Verfügbarkeit zu liegen hast. Das ist für dein gutes Gefühl und deine Flexibilität, wenn es mal nicht so gut im Leben läuft oder es Sondersituationen gibt, die eintreten können.
  6. Finde heraus, was für ein Risikotyp du bist. Das heißt, wieviel Risiko du bereit bist einzugehen und wieviel Chancen du an den Märkten nutzen möchtest.
  7. Spare monatlich, um das Timing-Risiko zu reduzieren, zu einem hohen Kurs zu einem festen Zeitpunkt einzusteigen.
  8. Investiere dein Geld in unterschiedliche Bereiche, um deine Risiken weiter zu minimieren.
  9. Schließe nur Anlagen ab, die du auch wirklich verstehst.

Viele Frauen haben meist durch ihre Kinder mit Gehaltseinbußen zu rechnen, da nach wie vor sie es sind, die in Teilzeit arbeiten oder ganz zu Hause bleiben. Was rätst du Frauen zur Altersvorsorge bzw. was ist aus deiner Sicht der erste, wichtige Schritt, um unabhängig zu bleiben?

Liebe Mamas, bitte übernehmt im ersten Schritt die volle finanzielle Verantwortung für euer Leben! Verlasst euch nicht darauf, dass euer Partner das schon „regeln“ wird. Ihr seid für eure finanzielle Zukunft selbst verantwortlich. Als Mama von zwei kleinen Kindern, kann ich mitfühlen, in welcher Situation ihr euch befindet.

Im zweiten Schritt ist es enorm wichtig, dass ihr euch von eurem Einkommen selbständig ein Vermögen aufbaut. Nehmt euren Partner mit ins Boot und lasst euch einen „Versorgungsausgleich“ zahlen, den ihr für eure Zukunft anlegt. Die meisten Partner (und umgekehrt) sind dazu bereit, weil sie wissen, was ihr für eine große und wichtige Rolle tragt!

Liebe Mamas, bitte übernehmt im ersten Schritt die volle finanzielle Verantwortung für euer Leben! Verlasst euch nicht darauf, dass euer Partner das schon regeln wird.

Was können wir denn allgemein tun, um uns vor Altersarmut zu schützen?

Du kannst heute schon Klarheit darüber verschaffen, wohin dich deine finanzielle Reise in deiner Zukunft führt. Dabei können dir diese neun Fragen helfen:

  1. Wann möchtest du in Rente gehen?
  2. In welchem Land möchtest du deinen Ruhestand verbringen?
  3. Musst du deine Kinder noch unterstützen, wenn du in der Rente bist?
  4. Wie hoch ist deine monatliche Rente, die du später haben möchtest? Mache dir Gedanken um deine Mindestrente und deine Best-Rente (Traumwunschrente).
  5. Wie hoch schätzt du die jährliche Preissteigerung ein? Das ist die jährliche Erhöhung von Preisen. Das nennt man Inflation. Kannst du dich erinnern, wieviel eine Kugel Eis in deiner Kindheit gekostet hat? Und was sie heute beim Italiener deines Vertrauens kostet? Alles was dazwischen liegt, ist die Inflation. Die durchschnittliche jährliche Inflationsrate der letzten 20 Jahre liegt bei circa 2 Prozent.
  6. Wie hoch ist deine monatliche Mindestrente und deine Traumwunschrente, inklusive der jährlichen Inflationsrate?
  7. Welche monatlichen Auszahlungen erhältst du schon aus bestehenden Verträgen? WICHTIG: Die gesetzliche Rentenversicherung ist nur eine Prognose, die aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung und der viel zu wenigen Beitragszahler nicht in dieser Höhe erfüllt werden kann. Überlege dir also genau, in wieweit du sie als festen Baustein in deiner Zukunft berücksichtigen kannst!
  8. Wie hoch ist die Lücke, die bei dir monatlich entsteht?
  9. Wieviel Geld möchtest du heute zur Seite legen, um diese Lücke später im besten Fall zu schließen. Schau dir dabei erstmal deine Zahl für deine Mindestrente an.

Wenn du dir diese Fragen beantwortet hast, dann ist es von entscheidender Bedeutung, dass du in die konkrete Umsetzung gehst. Nur die sorgt dafür, dass du deine finanziellen Ziele auch wirklich erreichst!

Wow! Vielen vielen lieben Dank für die tollen und ausführlichen Tipps, liebe Babett!

Hier gehts zu Babetts Website.

Bilder via PR

Von Alexandra

Schreiben sollte mir eigentlich leicht fallen, könnte man meinen. Doch wenn es darum geht, etwas über mich selbst zu erzählen, bin ich – ja sagen wir mal – überfordert. Wo fange ich an? Ich habe bei Journelles als Praktikantin angefangen. Danach ging es weiter in die Moderedaktion vom Tagesspiegel und dann wieder zurück an die Uni und dann wieder zurück zu Journelles ;-)

Ich mag Mode und Beauty: Ich liebe neue Trends, spannende Outfits und (zugegeben) auch etwas Shopping. Doch fast noch mehr mag ich es, Mode als Phänomen zu betrachten: Wieso gibt es diesen Trend? Woher kommt er? Welchen Einfluss hat die Politik oder Gesellschaft auf die Mode? Und umgekehrt! Ebenso finde ich es spannend, über großartige Frauen und ihre noch so unterschiedliche Errungenschaften zu berichten, sie kennenzulernen, von ihnen zu lernen ...

Wenn ihr meine Texte lesen solltet: Dankeschön! Es gibt nichts Schöneres, als zu wissen, dass meine Artikel gelesen werden. Und bitte seid gnädig mit mir, wenn ich Fehler mache. Ich lerne noch ... das wird sich wohl auch nie ändern ;-)

Kommentare (11) anzeigen

11 Antworten auf „„Kaufe dir nichts, was du dir nicht leisten kannst!“ – Interview mit Babett Mahnert von Goldfrau über finanzielle Bildung“

Tolles Interview. Beschäftige mich auch schon seit längerem mit Finanzen und finde es ist ein Thema das unbedingt mehr Beachtung braucht. Bin oft entsetzt, wenn ich mit meinen Freunden über Geld, Rente, Rücklagen… sprechen will, wie naiv an die Sache rangegangen wird. Meistens ist es sogar so, dass ganz schnell das Thema gewechselt wird. Und die allgemeine Einstellung herrscht: “ Lieber jetzt leben und prassen, wer weiß schon was in 30 Jahren ist. „

Liebe Susanne, Dankeschön für deine schöne Rückmeldung und deinen wertvollen Kommentar! Das ist so spannend, was du teilst. Finanzen zur eigenen Priorität zu machen ist für JETZT und für SPÄTER absolut sinnvoll. Deine Goldfrau Babett

Tolles Interview und an dieser Stelle so unerwartet, weil hier ja eigentlich das Credo „Konsum geht über alles “ vorgelebt wird. Danke, da sind einige gute Gedanken drin!

Liebe Dorothea, ich freue mich sehr, dass wir dich positiv überraschen konnten! Super, dass du dich mit dem Thema beschäftigst! Deine Goldfrau Babett

Guter Beitrag und interessantes Thema!
Ein Schulfach Finanzen finde ich aber schwierig. Mal ganz ehrlich: Medienkunde brauchen wir auch noch, Gesundheit&Ernährung, Sozialtraining usw. usf. – und ganz nebenbei bitte auch noch mehr Mathe, mehr Informatik, mehr Rechtschreibung und mehr Erziehung. Ein neues Schulfach ist in den wenigsten Fällen die richtige Antwort. Es geht doch darum, unsere Kinder zu kritischen, mündigen Bürgern zu erziehen, die mit Problemen umgehen können – und das Thema Finanzen dann eben auch selbst anpacken können.

Liebe Lisi, Dankeschön für deine nette Rückmeldung und deine ausführlichen Impulse und Hinweise, die so wertvoll sind. Wir brauchen in den Schulen noch ganz andere Fächer, wie du es beschrieben hast, z.B. Gesundheit und Ernährung, Werte und Eigenverantwortung , Soziales Miteinander, Umgang mit Geld. Die Möglichkeiten haben sich in den letzten Jahren extrem zum Positiven verändert. E gibt viel mehr Möglichkeiten zur aktiven Mitgestaltung. Das Schulsystem hat sich aus meiner Sicht dennoch in den letzten Jahrzehnten inhaltlich kaum verändert! Und natürlich sind die Eltern ist erster Linie für die Erziehung ihre Kinder verantwortlich. Doch nicht jedes Kind wächst unter diesen optimalen Bedingungen auf. Und das ist für mich der Grund, warum in den Schulen andere „Skills“ vermittelt werden dürfen, um die Kinder auf das „richtige“ Leben vorzubereiten – mit dem vollen Bewusstsein, dass sie für ihr eigenes Leben verantwortlich sind und darüber hinaus auch eine gesellschaftliche Verantwortung haben, unseren Ressourcen ggü. und unserem Planeten. Geld ist für mich ein Mittel, mit dem wir soviel Gutes und Positives bewirken können und deswegen wünsche ich mir von Herzen, dass auch dieses Thema bald ein aktiver Part im Bildungssystem ist, wie immer das auch praktische aussehen kann. Deine Goldfrau Babett

Tolle Tipps! Hab da gleich einige To-Do‘s auf meine Liste übernommen! Weiter so, meine Liebe.

…bei all den Kommentaren habe ich die Zweifel vermisst, ob dies wirklich so umsetztbar ist. Ist es nicht so, dass das Leben immer was parat hält und es nur auf dem Papier richtig und gut wäre. Wenn das Auto streikt und der Kühlschrank seinen Dienst quittiert ist dies mit einem geringen Nettoeinkommen auf einmal ohne Dispo fast nicht zu stemmen.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.