„Es ist der schönste Job der Welt, weil man in einem riesigen Bastelladen arbeitet“ – Karriere-Interview mit Valeska Duetsch vom Newcomer-Label Belize

Ohne Businessplan, Investoren und mit jeder Menge Mut und Risikobereitschaft ein Label gründen. Wie man genau das erfolgreich macht, erklärt uns "Rising Star" Valeska Duetsch von Belize

An dem Morgen, an dem ich zu Valeska Duetsch, einer der zwei Mitgründerinnen vom Berliner Label Belize eile, um sie zum Interview zu treffen, ist es eisig kalt, die Luft ist klar und die Sonne steht so niedrig, dass in den Straßen von Berlin fast das Gefühl entsteht, als ob man in Los Angeles unterwegs wäre. Laternen werfen dunkle Schatten, der Himmel strahlt blau und die Musik im Autoradio wird zum Soundtrack des eigenen Lebens.

Mitten in der Potsdamer Straße, in Tiergarten an der Grenze zu Schöneberg, hat Valeska ihr Atelier. Der Treppenaufstieg ist dunkel, das Geländer dick verstaubt und meine Stiefel hallen im hohen Treppenhaus laut wider. Auch hier wirkt alles wie eine perfekt inszenierte Kulisse aus den Universal Studios in Hollywood. Kein Wunder, so munkelt man, dass David Bowie hier einst mit seiner Plattenfirma eine Wohnung gemietet hatte.

 

Als Valeska mir die Tür zu ihrem Atelier in einer riesigen Altbauwohnung öffnet, geht allerdings die Sonne auf. Das mag an ihrem knallgelben Pullover liegen, der einem am Montagmorgen nur gute Laune bereiten kann, an den hohen Fenstern oder der gemütlichen Stimmung, die dank Tee und Croissants bei ihr herrscht.

Ich lasse mich entspannt aufs Sofa fallen und quatsche mit Valeska über Berlin, denn hier sind wir beide schließlich geboren und aufgewachsen. Wir diskutieren bei English Breakfast Tee über die beste Wohnlage – und kurz vergesse ich, dass ich gar keine alte Schulfreundin treffe, sondern die Gründerin und Designerin eines der angesagtesten deutschen Newcomer-Labels. Und dass wir beide eigentlich gar nicht so ruhig hier sitzen dürften, denn die Berliner Modewoche ist im vollen Gange. Aber weil Valeska so schön erzählt, vergesse ich den ganzen Trubel und tauche ab in die Welt von weicher Baumwolle, Sonnenstrahlen und Bescheidenheit.

Die Berliner Fashion Week findet in diesem Moment statt, müsstest du eigentlich nicht total gestresst sein und ständig an deinem Handy hängen?

Im Moment geht es noch. Wir sind ja diese Saison zum ersten Mal auf der Berliner Modewoche dabei und das ist auch erst unsere zweite Saison mit Belize. Nachdem wir die erste Kollektion in Paris in einem Showroom gezeigt hatten, fühlt es sich jetzt aber toll an, von seinem eigenen Land repräsentiert zu werden. Ich habe lange im Ausland gelebt und gearbeitet und immer nur alles von Außen miterlebt. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr auf die ereignisreichen Tage.

Du zeigst deine Kollektion zum ersten Mal im Vogue Modesalon. Was bietet das für Chancen für ein Newcomer-Label und was erhoffst du dir davon?

Wir haben unsere erste Kollektion ja im Oktober in Paris gezeigt. Da meine Partnerin Fiona Bansal in London lebt, haben wir bis jetzt eigentlich nur internationale Kundschaft und Läden, die uns in ihr Sortiment aufgenommen haben. Für mich ist der Vogue Modesalon also eine tolle Gelegenheit, eine Repräsentanz in Deutschland aufzubauen. Ich freue mich darauf, Leute wie dich, deutsche Presse, Einkäufer und interessante Menschen kennenzulernen. Der Modesalon ist dafür auf jedenfall ein sehr schöner Start.

Du kommst ja wie ich aus Berlin. Was ist das für ein Gefühl, nach so langer Zeit wieder hier zu leben und zu arbeiten?

Ich war 12, wenn nicht sogar 15 Jahre im Ausland. Jetzt habe ich eine ganz neue Verbindung mit meiner Stadt und bin total glücklich. Ich wollte explizit wieder hierhin, weil das einfach mein Zuhause ist und ich meine eigenen Sachen in meiner eigenen Stadt machen wollte. Berlin ist mir wichtig.

Hast du dich aus karrieretechnischen Gründen für die Rückkehr entschieden? Oder wolltest du wieder zurück zu deiner Familie?

Letzeres. Ich habe mehr oder weniger meine Karriere an den Nagel gehängt. Ich hätte jetzt auch den Job im Ausland wechseln können, habe mich dort ja auch vom Junior Designer zum Head of Design hochgearbeitet und hätte dort sicherlich in einem anderen Unternehmen auch etwas gefunden. Aber mich hat es einfach nach Berlin gezogen und ich hab gedacht: „Ich darf jetzt bloß keinen Mann in London kennenlernen, dann komme ich hier nie mehr weg.“ Also bin ich zurückgekommen, habe ein Kind bekommen, mit Belize ein zweites Kind bekommen und muss jetzt wohl für immer hier bleiben. Das war das Ziel.

Du hast ja schon erzählt, dass du lange im Ausland gearbeitet hast. Was unterscheidet die Arbeit bei einem großen Modelabel von der bei Belize?

Ich vereine jetzt mehrere Jobs in einem, mache alles. Man unterschätzt, obwohl man ja eigentlich schon so viel Erfahrung in seinem Beruf hat, wie viel Arbeit das wirklich ist. Ich habe zwar eine Partnerin, die vieles übernimmt, aber hier im Atelier bin ich ganz alleine: gehe am Ende mit dem Staubsauger durch die Räume, hebe die Nadeln auf, nähe selbst jeden Knopf an. Ich bin es gewohnt, immer viel zu arbeiten, aber für sein eigenes Label schuftet man nunmal Tag und Nacht. Und man denkt nicht mehr an eine Person, der das gefallen muss, was man entwirft, sondern hört auf seine eigene Stimme.

@belize_officiel



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Also designst du dir selbst deine perfekte Garderobe? Oder hast du ein bestimmtes Frauenbild im Kopf?

Ja, stimmt, ich stelle mir meine eigene Garderobe zusammen. Dadurch, dass ich auch alles anprobieren kann, finde ich es manchmal sogar schwer, mir meine Mode an anderen Körperformen vorzustellen. Ich bin schließlich, wie jeder Mensch, auf mein Körpermaß fixiert. Würde das gleiche Kleid jemand tragen, der mehr Busen hat oder blonde Haare? Ich frage mich oft, ob meinen Freundinnen meine Entwürfe gefallen würden.

War das auch der Grund, warum du dein eigenes Label gegründet hast? Weil du nichts zum Anziehen gefunden hast?

Wahrscheinlich brauchte die Welt kein neues Modelabel mehr, aber am Ende habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Ich konnte einfach nicht anders. Es war die Frage, ob ich weiter bei einer Firma arbeiten will. Und da Berlin nicht so viele Möglichkeiten für Modedesigner bietet und es keine Modeindustrie in dem Sinne gibt, dass es anders als in Süddeutschland wenige alteingesessene Unternehmen gibt, war es einfach naheliegend, etwas Eigenes zu machen. Es hat sich einfach so ergeben. Jede Saison bei einem Label wiederholt sich, irgendwann war es einfach an der Zeit, etwas anderes zu machen. Man wird älter, kann sich seine Zeit selbst einteilen, das ist einfach befriedigend.

Wie lief das mit dem Gründen – hast du einen Gründungszuschuss beantragt, Investoren gesucht und einen Businessplan geschrieben? Erzähl doch mal.

Wir haben auf so einem kleinen Niveau angefangen, dass wir nicht Tausende von Euros brauchten. Es waren ein paar wenige Teile und die haben wir selbst finanziert. Einen Businessplan gab es auch nicht so richtig, wir wachsen einfach langsam und dadurch, dass ich so eine tolle Partnerin habe, die auch den finanziellen und organisatorischen Part übernimmt, haben wir genug Erfahrung gehabt. Wir verschwenden nicht Unmengen an Stoffballen, gehen bewusst mit unseren Reserven um. Ganz ohne Investoren und Businessplan.

Ganz schön mutig, oder?

Ja, vielleicht. Ich habe allerdings noch ganz lange nebenbei gearbeitet, das heißt ich hatte noch ein festes Einkommen. Ich konnte auch nicht komplett ins kalte Wasser springen, hinter mir steht keine reiche Familie aus dem Grunewald (lacht). Jetzt mache ich das allerdings nicht mehr, kurzum: Pressure is on! In der ersten Saison haben wir allerdings ganz gut verkauft und können langsam unsere Kosten decken.

Puh, ein eigenes Label gründen und gleichzeitig noch bei einem großen Label in London arbeiten. Hat dein Tag mehr als 24 Stunden?

Oh nein, ich hatte gar keine Zeit mehr für irgendwas. Es war am Ende nur noch Schadensbegrenzung und hat auch keinen Sinn mehr gemacht, weil ich ja auch mindestens einmal im Monat nach London für Meetings fliegen musste. Das habe ich nur ein paar Monate ausgehalten, dann musste ich mich entscheiden. Ich möchte mit Belize irgendwo hin und mehr Aufmerksamkeit hineinstecken, also habe ich den großen Nebenjob an den Nagel gehängt.

Du hast in London ja bei Stella McCartney gearbeitet. Was hast du dort genau gemacht?

Ich habe die Lingerie und Swimwear designt. Ich konnte sie eigenständig erarbeiten, das heißt, ich musste nicht im Team arbeiten und musste eben nur eimal im Monat einfliegen. Ich habe dort so lange gearbeitet, es ist wie eine Familie für mich. Es ist nämlich tatsächlich so, dass die Firma eine niedrige Fluktuation in Sachen Mitarbeiter hat. Viele haben Kinder. Es ist total schön, dort zu arbeiten.

Wir sitzen gerade in deinem eigenen Atelier, ihr habt auch noch einen Onlineshop. Was sind heutzutage die Voraussetzungen, wenn man als Newcomer durchstarten möchte?

Wir haben zwar einen Onlineshop, aber den betreiben wir momentan noch nicht ganz professionell, das wird sich mit der neuen Kollektion allerdings ändern, die produzieren wir nämlich dafür mit. Wir hatten am Anfang eben nicht das Geld, riesige Mengen vorzuproduzieren und haben und dazu entschieden, das zu produzieren, was wir auch wirklich verkaufen.

Die Priorität lag auf dem internationalen Vertrieb und dem Showroom in Paris. Wir haben auch einen Agenten in Japan.

Dein (internationaler) Durchbruch kam, als eine Redakteurin von Man Repeller deinen Streifenpullover trug. Wie siehst du die neuen Medien? Gibt es nur Vorteile oder auch Gefahren?

Alles hat zwei Seiten und ich glaube, dass die sozialen Medien auch Vor- und Nachteile haben. Man kann natürlich ziemlich schnell eine Präsenz entwicklen und ja, gerade auf Instagram geht das super schnell: posten, teilen und dann sieht es jemand in New York. Das ist natürlich gerade für kleine Unternehmen ein riesiger Vorteil und macht auch total Spaß. Der Nachteil ist wahrscheinlich, dass alle alles so schnell sehen, dass man extrem schnell übersättigt ist. Du musst dir keine Mühe mehr geben, tolle Sachen zu finden, du kannst alles so oft sehen, dass es einer Art Bildinflation gleicht.

Hat sich der Artikel von Man Repeller denn auch finanziell bei dir bemerkbar gemacht?

Auf jeden Fall. Der Strickpullover war so ein besonderes Teil, allerdings auch nicht gerade billig. Knapp 500 Euro. Wir hatten zwar nur 20 Stück davon, aber die waren dann auch sofort weg.

Aber generell kann man das bei Influencer-Ausstattung nicht sagen. Am Ende geht es nur darum, wie stark ein Bild ist. Manchmal kommt ganz viel dabei heraus, manchmal kann die tollste Person es tragen und es passiert nichts. Es gibt keine Garantie und bleibt immer unberechenbar und spannend.

Apropops Spannung. Du hast das Label ja nicht alleine gegründet, sondern mit Fiona Bansal. Wie kann man sich eure Aufgaben vorstellen?

Wir haben unsere Aufgaben geteilt, weil Fiona nunmal in London sitzt und ich hier in Berlin. Wir machen trotzdem viel zusammen, gehen auf Stoffmessen, manchmal findet Fiona tolle Inspirationen, man spielt sich gegenseitig den Ball zu. Sie macht die Business-Seite, den Showroom in London, trifft dort Leute und organisiert alles. Ich mache das Kreative und habe das Atelier hier. Dann treffen wir uns circa ein-bis zweimal in der Saison und schauen uns alles zusammen an. Es ist eine tolle Zusammenarbeit, ich rede mit niemanden so viel, wie mit Fiona. Nicht mal mit meinem Freund.

Das klingt schon wie eine Art Ehe. Birgt das gemeinsame Gründen mit einer Partnerin nicht auch Risiken?

Man muss sich auf jeden Fall ziemlich doll mögen, Respekt voreinander haben, viel kommunizieren. Wenn irgendetwas nicht funktioniert, kann man halt nicht einfach sagen: „Wir trennen uns!“ oder „Such dir einen anderen Job.“ Es ist klar, dass es einfach funktionieren muss. Wenn es Schwierigkeiten gibt, muss man sofort darüber reden, wenn man das nicht tut, hat man ein Problem. Deinen Partner solltest du dir ganz genau aussuchen. Vertrauen und Respekt. Und den anderen auch einfach mal machen lassen. Das ist wichtig.

Sie kommt aus London, du aus Berlin. Welche Stadt beeinflusst das Label mehr?

Auf jeden Fall beide Städte. Ich bin immer gerne in London, dort gibt es tolle Flohmärkte und Bibliotheken. Aber Berlin ist auch inspirierend, weil es mehr Ruhe hat und mehr Inspirationsquellen aus dem Alltag bietet. Aber am Ende ist finden wir überall Inspiration. Fiona war gerade erst in Indien und hat tolle Stoffe mitgebracht.

Belize Spring Summer 2018

Als ich zum ersten Mal deine Kleider gesehen habe, musste ich sofort an L.A. denken. Was sagst du dazu?

Ich muss auf jeden Fall gestehen, dass mir Sommer leichter fällt als Winter. Ich habe mich mit Belize irgendwie auf den Sommer eingeschossen, ich renne auch lieber in L.A. in der Sonne herum. Wir sind aber auch keine Riesenmarke und können im Winter Daunenjacken machen und im Sommer Chiffonkleider. Wir haben uns auf Baumwolle spezialisiert und die kann man nunmal besser im Sommer tragen.

Für die nächste Kollektion machen wir auch Swimwear, es geht auf jeden Fall ins Warme. Wir geben uns aber auch im Winter Mühe und machen unglaublich tollen Strick, unsere Winteruniform.

Also willst du Menschen gar nicht von Kopf bis Fuß einkleiden. Ist deine Mode eher eine Ergänzung?

Ja, gut gesagt, ich denke, es ist eher eine Ergänzung. Die Lieferzeiten haben sich allerdings auch so verschoben, dass wir die Winterkollektion schon im Juli in die Shops liefern. Das heißt dann, dass auch ein großer Teil der F/W-Kollektion sommerlich sein kann. Später ergänzen wir dann die Kollektion mit winterlichen Teilen, die erst im September ausgeliefert werden. Aber die Leute wollen ja auch Sommerteile im Winter kaufen, schließlich fahren viele über Weihnachten uns Silvester ins Warme, brauchen Bikinis und Sommerkleider.

Noch einmal zurück nach Berlin. Du hast am Lette Verein deine Ausbildung zur Modedesignerin gemacht. Wieso hast du dich gerade für diese Hochschule entschieden?

Ich war ziemlich jung, als ich mit der Ausbildung begonnen habe und habe dafür meine Schule abgebrochen. Das heißt, ein normales Studium wäre für mich eh nicht in Frage gekommen. Meine Eltern, beide Lehrer, haben Tränen vergossen, als ich mit 17 diese Entscheidung getroffen habe. Aber es hat funktioniert.

Der Lette Verein ist sehr verschult, man ist nicht ganz so auf sich alleine gestellt, fängt morgens an und hört nachmittags wieder auf. Das war damals genau das Richtige für mich. Eigentlich wollte ich dann noch am Central Saint Martins in London weiterstudieren, aber ich habe nach der Ausbildung gleich mit Praktika begonnen und eines hat zum anderen geführt.

Woher wusstest du denn so früh, dass du Modedesign studieren möchtest?

Ich fand Mode schon immer spannend. Meine Mutter hat früher viel genäht, wir hatten also immer eine Nähmaschine zuhause.  Mit zehn oder elf Jahren habe ich dann meine erste Patchworkdecke genäht, in der Schulzeit dann Samteinsätze in meine Schlaghosen. Ich hatte schon immer Lust auf Basteln. Selbermachen. Anziehsachen.

Das machst du ja jetzt auch wieder: Basteln.

Stimmt, am Ende des Tages ist es wieder Basteln. Und das den ganzen Tag lang. Außer, dass man nebenbei noch Rechnungen, Überweisungen und die ganze Buchhaltung machen muss. Aber ja, eigentlich ist es der schönste Job der Welt, weil man in einem riesigen Bastelladen arbeitet.

Ihr fertigt alle Sachen in Europa, bestimmte Bestickungen in Indien. Wieso habt ihr euch dazu entschieden?

Ich finde das ganze Rumgeschicke einfach doof. Das macht so mehr Sinn, weil die Wege nicht so lang sind. Ich kann man schnell was nach Polen bringen, manchmal kommen die Produzenten auch her und holen etwas ab. Die Stoffe lassen wir in Italien fertigen, dort ist die gleiche Uhrzeit, ich kann mal schnell anrufen, die verstehen, was ich von ihnen will. Klar, könnte ich auch in China fertigen, aber das ist so weit weg, ich habe mit dem Land nichts zu tun, ich verstehe gar nicht, was dann mit meinen Sachen passiert. Und am Ende ist es einfach auch Komfort.

Das schlägt sich ja auch im Preis nieder. Wo siehst du die Zielgruppe von Belize?

Wir machen viele einfache Teile, weil wir auch gar keine so hohen Preise haben wollten. Freunde sollen sich das wirklich leisten können, es ist allerdings immer noch teuer genug. Weniger geht aber einfach nicht, einfach alles hat seinen Preis: gute Arbeit, Materialien, die Produktionsorte. Manche Teile sind teurer, aber insgesamt möchte ich Erreichbarkeit und versuche alles in der Mitte zu halten.

Was ist der nächste große Schritt?

Laufen, bevor man fliegt. Alles step by step. Es muss gar nichts so schnell passieren, ich möchte lieber miteinander wachsen, mehr Menschen kennenlernen, sich entwickeln. Jede Saison besser werden: an Qualität, Erfahrung und Stückzahlen. Ein Traum, der nicht zu realistisch werden darf, denn die Hälfte der Kollektion ist es auch nicht. Ich bin gewohnt, Menschen einzukleiden. Ready to wear. Ich arbeite nicht im Theater. Deswegen ist Belize eine Mischung aus Traum und Realität.

Vielen Dank für das Interview, liebe Valeska!

Von Marie

Der erste Satz, wenn mich Leute kennenlernen ist: „Das ist aber selten.“ Ja, ich bin ein seltenes Exemplar: Berliner Eltern, Berliner Blut, Berliner Göre. Tatsächlich bin ich so sehr mit der Hauptstadt verbunden, dass ich meinem Kiez in Schöneberg seit über 20 Jahren die Treue halte und noch nie von hier weggezogen bin – und auch nicht dran denke. Und obwohl wir Schöneberger zwar sehr viel von Bio-Supermärkten und esoterischen Edelsteinläden halten, gibt es hier auch das ganz große Mode-Paradies: das KaDeWe. Der Tempel des Shoppings und der Ersatzkindergarten für meine Eltern, sozusagen das Småland bei Ikea für mich (andere Kinder haben dort ihren ersten Wutanfall, ich schmiss mich in voller Rage im Atrium des KaDeWe auf den Boden und weigerte mich zu gehen). Kein Wunder also, dass Mode und ich nie wirklich Berührungsängste hatten.

Spätestens seit der Oberstufe, in der ich – dank Blair Waldorfs Inspiration aus Gossip Girl (ja, das war meine Serie zusammen mit Gilmore Girls) – die Schule nie ohne Haarreif, Fascinator oder eine gemusterte Strumpfhose betrat, hatte auch mein Umfeld begriffen: Marie macht was mit Mode. Und weil ich damit in meinem katholischen "Elite-Gymnasium" so ziemlich die Einzige war, suchte ich meine Verbündeten 2011 woanders: im Internet. Auf meinem Blog Style by Marie. Und so begann meine modische Laufbahn.

Noch mehr Gleichgesinnte und vor allem Freunde fand ich auf der Akademie für Mode & Design in Berlin, bei der ich 2013 meine Ausbildung in Modejournalismus und Medienkommunikation startete. Was für mich seit der 1. Klasse klar war, nämlich das Schreiben mein Ding ist, wurde jetzt zu meinem Beruf: Journalistin. (Denn ja Oma, es gibt noch etwas anderes als Modedesignerin). Dank meines Blogs und einem Praktikum bei der Harper’s Bazaar Germany in der Online-Redaktion blieb ich auch dem Internet und dem Online-Journalismus treu. Und ratet mal, wo ich jetzt bin: Genau, bei Journelles, dem Blogazine, was alle meine Leidenschaften verbindet: Bloggen, Schreiben, online sein – zusammen mit euch!

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3 Antworten auf „„Es ist der schönste Job der Welt, weil man in einem riesigen Bastelladen arbeitet“ – Karriere-Interview mit Valeska Duetsch vom Newcomer-Label Belize“

Super inspirierendes und spannendes Interview. Und die Mitgründerin Valeska wirkt auch noch so bodenständig und sympathisch. Vielen Dank für das Interview 🙂

Sehr interessantes & schönes Interview, du schreibst auch immer so tolle Einleitungen Marie!
Liebste Grüße aus Köln, x L

marie, diese einleitung – voller herz und details und so entspannend unflapsig – das ist so selten geworden in diesem internet. danke! liebe grüße aus wien, magdalena

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.