Closet Diary mit Dörte de Jesus von Lissome

Los geht 2019 mit dieser tollen Jourgarderobe

Inspirierend, faszinierend und eins: einzigartig – so würden wir Dörte de Jesus, Creative Director und Gründerin von Lissome, wohl am ehesten beschreiben. Nicht nur mögen wir ihren Stil und ihre leicht verträumte Herangehensweise an Kleidung, auch ihre ungebrochene Einstellung zur Nachhaltigkeit und Achtsamkeit in der Mode gefällt uns sehr.

Über zehn Jahre lang hat Dörte Erfahrungen als Designerin und Art Director unter anderem für Boutiquen, Designstudios und Zeitschriften in Berlin, London, Lissabon sowie München gesammelt, bis sie vor zwei Jahren das internationale Onlinemagazin Lissome gründete – eines der wunderbarsten Formate, die das Internet in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Damit zeigt sie uns vor allem eins: dass ein Modemagazin nachhaltig und stilvoll zugleich sein kann!

Dörte schafft es sehr bedacht, elegante, dezent exzentrische Looks zu kreieren, ohne dass etwas verkleidet oder aufgesetzt wirkt. Gemeinsam heißen wir also das neue Jahr willkommen und starten unsere Closet-Diary-Serie mit einer Hammer-Frau, um 2019 richtig in Schwung zu kommen. Bühne frei!

Dörte de Jesus (@dortedejesus) und Lissome (@thelissome) auf Instagram:

Für mich hatte Mode schon immer etwas Magisches an sich. Mode hat die Fähigkeit inne, Alltag zu verwandeln und das Leben in eine Kunstform zu erheben. Ästhetik und gutes Design sind sehr wichtig. Sie geben uns Sinnhaftigkeit, indem sie uns mit unserer Kreativität, Sinnlichkeit und der Schaffenskraft des Lebens verbinden.

Meine persönliche Beziehung zur Mode hat sich in den letzten Jahren noch vertieft und mir ist es immer bewusster und wichtiger geworden, dass meine Kleidung meine Werte widerspiegelt. Ich stelle meine Garderobe so zusammen, dass sie zu meiner Persönlichkeit und meinem Lebensstil passt. Generell kaufe ich wenig und wähle sorgfältig aus. Das erlaubt mir auch, in höherpreisige Artikel und in gute und langlebige Qualität zu investieren. Wenn ich ein neues Kleidungsstück kaufe, möchte ich wissen, wo und unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde, und achte auf nachhaltige Materialien. Ich schaue immer auf die Qualität der Verarbeitung, prüfe die Nähte und fühle, ob sich der Stoff angenehm auf meiner Haut anfühlt. Und ich überlege mir schon während des Kaufs, wie ich es mit vorhandenen Kleidungsstücken kombinieren kann. Ich kaufe gerne von lokalen Designern und liebe Vintage-Boutiquen und Flohmärkte.

Meinen Stil würde ich als sanfte Exzentrik beschreiben. Ich liebe das Gefühl, in Kleidung zu versinken und trage viele Oversized-Teile, Hosen unter schwingenden Kleidern, interessante Schnitte und Accessories und liebe Naturmaterialien wie Wolle, (Roh-) Seide und Tencel.

Für mich hatte Mode schon immer etwas Magisches an sich. Mode hat die Fähigkeit inne, Alltag zu verwandeln und das Leben in eine Kunstform zu erheben.

MONTAG

Wenn es mir möglich ist, lasse ich den Montag gerne ruhig angehen, erstelle den Plan für die Woche, beantworte Nachrichten und widme mich langsam allen anstehenden Aufgaben. Gerne gehe ich auch gleich morgens zum Pilates und in die Sauna, weil es dann immer so schön leer und entspannt ist.

Entsprechend ist auch meine Kleidung: kuschelig. Der beigefarbene Woll-Pullover von L’Envers ist eines meiner absoluten Lieblingsteile: Das junge Label stellt ausschliesslich in spanischen Familienbetrieben her, man kann alle Herstellungsprozesse auf der Webseite verfolgen und die Qualität ist fantastisch!

Meine kamelfarbigen Stella Pants vom Berliner Fairfashion-Label Folkdays ist ebenfalls aus Strick (Baby Alpaca), weich und warm, und von traditionellen Kunsthandwerkern in Peru gefertigt.

Pullover: L’Envers (ähnlich hier), Hose: Folkdays (ähnlich hier)

DIENSTAG

Seit ich im Frühjahr 2016 das Online-Magazin und die Kreativ-Agentur Lissome gegründet habe, ist mein Arbeitsalltag sehr vielfältig. Wir verfassen wöchentlich neue Artikel, in denen wir die Themen Nachhaltigkeit in der Mode, achtsame Lebensführung, Mindfulness und Umwelt-Aktivismus aufgreifen und in unseren monatlichen Mode-Editorials mit den Mitteln der Modefotografie kreativ umsetzen.

Als Magazin und Agentur unterstützen wir die Arbeit innovativer Designer und Nachhaltigkeits-Pioniere und zeigen auf, wie verantwortungsbewusste Entscheidungen getroffen werden, die das Wohl von Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt stellen. Mein gesamtes Outfit ist aus der neuen Kollektion von einer meiner Berliner Lieblingsinitiativen: dem Modelabel People Berlin, das als soziales High-Fashion-Modeprojekt und Teil des Jugendhilfevereins Karuna e.V. in Berlin-Lichtenberg gemeinsam mit Straßenkindern anspruchsvolle, limitierte Editionen entwirft.

Alle Teile sind von People Berlin.

MITTWOCH

Ich liebe es, dass ich mir als selbstständige Designerin meine Zeit selbst einteilen kann und da ich meist in meinem Home-Office in Kreuzberg arbeite, kann ich zum Beispiel nachmittags kurz auf den Markt am Maibachufer oder zur Marheineke-Markthalle radeln, die bei mir um die Ecke liegen.

Gerade in der grauen Jahreszeit trage ich nicht gerne dunkle Farben, sondern setzte lieber helle Farbakzente. Das cremefarbene Cape ist aus wärmenden, atmungsaktiven Bio-Wollwalk und wird von der Nachwuchsdesignerin Natascha von Hirschhausen in ihrem Berliner Atelier handgefertigt. Die ultraweite Wollhose stammt von meinem spanischen Lieblingslabel KM by Lange aus Barcelona und die Korb-Tasche habe ich vor einigen Jahren auf dem Münchner Theresienwiesen-Flohmarkt erstanden. Mein Mann hat dieses Outfit humorvoll meinen “Stars Wars”-Look getauft und ich fühle mich pudelwohl und entspannt-elegant im puristischen Weiß.

Cape: Natascha von Hirschhausen (ähnlich hier), Hose: KM by Lange (ähnlich hier), Korbtasche: Flohmarkt (ähnlich hier)

DONNERSTAG

Mein Arbeitsalltag ist sehr vielfältig. Als Kreativ-Direktorin koordiniere ich Projekte mit unserem internen Lissome-Team, externen Kreativen, Interviewpartnern und Agentur-Kunden, um Magazininhalte und Kundenprojekte fristgerecht umzusetzen. Gleichzeitig ist meine Arbeit sehr kreativ. Ich gebe die Impulse für unseren Redaktionsplan, verfasse Artikel und kümmere mich um die Gestaltung unserer Webseite. Zusätzlich berate ich unsere Kunden in den Bereichen Marken-Identität und -Kommunikation und unterstütze sie bei der Gestaltung sowie Umsetzung ihres visuellen Erscheinungsbilds, ihrer Fotokampagnen, Print-Produkte und Webseiten.

Stilempfinden ist in meiner Arbeit sehr wichtig; die Verbindung von Stil und Nachhaltigkeit ist meine große Leidenschaft: Die voluminöse Vyschyvanka-Bluse ist ein ganz besonderes Stück. Sie stammt ebenfalls von KM by Lange und wurde im ukrainischen Heimatort der Designerin Kati Lanhe handgefertigt und traditionell handbestickt. Meine Hose ist ein Vintage-Teil von Jil Sander, das mir eine liebe Freundin geschenkt hat, und der Gürtel ist ein Flohmarkt-Fund.

Bluse: KM by Lange (ähnlich hier), Hose: Jil Sander Vintage (ähnlich hier), Schuhe: By Far, Gürtel: Flohmarkt

FREITAG

Ich versuche mir jeden Tag Zeit für Bücher zu nehmen, die mich in meiner Arbeit inspirieren und mir ein tieferes Verständnis von Weltgeschichte und Menschsein eröffnen. Sapiens von Yuval Noah Harari, Doughnut Economics von Kate Raworth, Island von Aldous Huxley und Rise & Resist von Clare Press haben mich in diesem Jahr sehr beeindruckt und gerade lese ich zwei tolle Bücher parallel: The Green Imperative von Victor Papanek und Earth is Hiring von Peta Kelly. Ganz bequem trage ich dabei die Stella Pants in Grün (ebenfalls Folkdays) und ein Kleid der koreanischen Designer Rejina Pyo, in das ich mich letztes Jahr schwer verliebt, Monate lang beobachtet und dann mit etwas Glück im Sale erworben habe.

Kleid: Rejina Pyo (ähnlich hier), Hose: Folkdays (ähnlich hier), Schuhe: By Far

SAMSTAG

Meine kreative Arbeit ist mir sehr wichtig. Sie gibt mir Erfüllung und ist ein essentieller Teil meines Lebens. Und das führt oft dazu, dass ich viele Stunden vor dem Rechner verbringe, und meistens auch am Samstag arbeite. Aber es braucht auch Ausgleich und Balance!

Und deshalb schlüpfe ich am Abend in das ultraweite, ultrafeine Kleid des dänischen Nachwuchslabels Sandermann, das ausschließlich aus Rest-Materialien in Dänemark produziert, und treffe mich mit Freunden auf einen Naturwein im JaJa oder mit meinem Liebsten zur Berlin besten Sauerteig-Pizza im Gazzo.

Kleid: Sandermann

SONNTAG

Sonntag ist Ruhetag. Heute Skype ich mit Freunden in der Ferne, telefoniere mit meinen Eltern, schaue Filme, lese und tanke frische Luft bei einem Spaziergang am Landwehrkanal, im Tiergarten, auf einem der vielen Berliner Flohmärkte oder im Grunewald.

Gut gewappnet trage ich ein Lagen-Look: das weite, asymmetrische Kleid ist von Belize, die Hose stammt von meiner Mutter aus den 90ern, die Oversized-Jacke ist aus der Maison Martin Margiela x HM Re-Edition von vor sechs Jahren, und mein Natascha von Hirschhausen-Schal wurde in Berlin aus recyceltem Kaschmir von der Designerin handgestrickt. Und immer mit dabei: meine handgefertigten Santa Fe-Boots vom australischen Traditionsunternehmen R.M.Williams, die ich gebraucht auf Ebay ersteigert habe.

Jacke: Maison Martin Margiela x HM Re-Edition (ähnlich hier), Kleid: Belize (ähnlich hier), Hose: Vintage (ähnlich hier), Schuhe: R.M.Williams Schal: Natascha von Hirschhausen

Einleitung: Alexandra Kutek

Fotografin: Joanna Jankowska

Kommentare (22) anzeigen

22 Antworten auf „Closet Diary mit Dörte de Jesus von Lissome“

Toller Kleidungsstil! Die Frisur find ich schwierig. Ist sicher ein Statement, tut aber nichts für die Trägerin.

Ah, was für ein cooles Closet Diary! Und was für tolle Labels – die ich allesamt noch nicht kannte.
Vielen Dank!

Ein ganz außergewöhnlicher Style. Nicht unbedingt meins, aber sehr interessant und auch schon, mal etwas abseits des Mainstreams zu sehen.

Wunderschöne Bilder, toller und ganz besonderer Kleidungsstil und sehr schön geschriebene Texte! Danke für diesen schönen Artikel, hat mir gut gefallen.

Fantastisch!! Ich bin schockverliebt in diese Frau 🙂
Grandioser Stil der sehr zu ihr und ihrer Ausstrahlung passt. Fast wie eine fantastische Elfe.
Ich bin sehr schwer begeistert. Auch habe ich mir ein paar Lesezeichen gesetzt, bei all den tollen Labels und auch das Magazin kommt in meine read list.
Merci <3

Schade, dass das Closet Diary gar nicht zur jetzigen Jahreszeit passt, sondern offensichtlich (nach der Schuhwahl beurteilt) im Spätsommer/ frühen Herbst aufgenommen wurde.

Huhu Nina, das versuche ich rauszubekommen 😉 Und melde mich dann zurück. Liebst, Alex

Ein wunderbarer Stil mit ganz tollen Looks und Farben ! Vor allem der Mittwoch hat es mir angetan. Würde ich genau so selber anziehen. Lediglich die Frisur ist für meinen Geschmack einfach nur Eyecatcher und nicht wirklich vorteilhaft. Aber über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Dennoch: Ganz symphatisches CD ! Wunderbarer Start in 2019 liebes Journelles Team.

Lg Mel von http://www.smajlispassion.de

Was für eine zauberhafte und inspirierende Frau. Als Ganzes eher nicht mein Stil, aber einzelne Elemente schaue ich mir mehr als gerne ab. Zum Beispiel, im Winter nicht immer so grauschwarz rumzulaufen oder grüne Hosen. Ne, schon einfach toll, danke für diesen stimmigen und wertvollen Beitrag!

Eine Frage noch an die Trägerinnen von Strickhosen: Leiern die nicht sehr schnell aus? Ich liebe liebe den Look und die Idee, hab mich aber bis jetzt nicht an die Teile rangetraut aus Angst, nur kurzzeitig Freude daran zu haben.

Das mit Abstand schönste und umwerfendste Closet Diary – zauberhaftes Gesamtkonzept, inkl. Frisur <3

Wunderschön, zugleich stark und zart! Ich hab gerade immer wieder rauf und runter gescrollt.. sehr inspirierend und besonders! Die Frisur ist ein Statement und zeugt von einem wirklich individuellen Stil!

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.