Closet Diary mit Carolina Albertini, Key Account Director

Diese Woche begleiten wir Carolina

Ein Bündel voller guter Laune und Energie, gespickt mit brennender Modeleidenschaft und einem tollen Geschmack: Das ergibt eine neue spannende Folge von 7 Tage, 7 Looks. Augen auf Carolina Albertini!

Die Wahlberlinerin arbeitet als Key Account Director für Beauty und Mode bei der Kommunikationsagentur Parasol Island. Heißt: Sie betreut und berät ihre Kunden strategisch bei der Kampagnenkommunikation. Carolina arbeitet viel mit Zahlen und Performance-Indikatoren und plant basierend auf den Resultaten strategisch die nächsten Schritte. „Aber es heißt auch, mit tollen Fotografen und Talenten zusammenzuarbeiten, kreative Kampagnen und Lookbooks in inspirierenden und manchmal abenteuerlichen Locations zu shooten.“

Bevor Carolina in Berlins Werbedschungel eingetaucht ist, lebte sie fünf Jahre in Mailand und hat dort für verschiedene Modemarken als Creative Producer gearbeitet und sich um die kreative Leitung von Kampagnen gekümmert.

Dass Carolina nicht nur Marken, sondern auch ihren eigenen Stil ziemlich gut in Szene setzen kann, beweist sie mit ihrem heutigen Closet Diary. Wir sind hin und weg!

Carolina Albertini (@caroline_albertini) auf Instagram:

Deine Leidenschaft?

Italien und italienische Mode! Meine Leidenschaft zu Italien im Ganzen und zur italienischen Mode im Detail hat sich in meiner Zeit in Milano entfaltet, jedoch bereits in meiner Jugend entwickelt. Damals schon habe ich aus diversen Fashion Magazinen Editorials sowie Print-Kampagnen ausgeschnitten, zu großen Collagen zusammengefügt und damit mein Zimmer tapeziert.

Dein Stil?

Meinen persönlichen Style würde ich als Marni meets Jil Sander mit einer Schwäche für bukolische, ethnische, folklore Stücke beschreiben. Ich fokussiere mich in meinen Looks nicht so sehr auf Schmuck und Accessoires. Für mich kann auch eine Hose, oder ein Hemd bereits so speziell sein — ein Accessoire würde für mich den Look nur überstylen.

 

Deine Key-Pieces?

Farben, Formen, Fabrics und besondere Details liebe ich, aber auch Minimalismus und klare Linien. Ich gebe gerne für Pieces mehr Geld aus, bei denen ich weiss, ich werde sie so lange tragen, bis sie zerfallen. Wie meine Bluse von Stella McCartney in meinem Samstags-Look, die ich eigentlich „nur“ noch zu Hause tragen sollte, denn der Saum der Ärmel ist bereits komplett verschlissen. Aber ich liebe sie immer noch, und deshalb bekommt sie manchmal trotz alledem Ausgang.

 

MONTAG

Es ist Montag und der Himmel hängt schwer über Berlin. An solchen grauen Tagen trage ich oft farbenfrohe Looks, um so einen Ausgleich zu schaffen. Credo: First, cheer up yourself! Hier habe ich Stücke von Miu Miu und Marni gemixt. Manche davon, wie zum Beispiel die rote Hose, habe ich bereits seit neun Jahren, während das Oversize-Hemd diesen Winter im Final Sale einen Platz in meinem Kleiderschrank gefunden hat.

Als Accessoire trage ich meinen Siegelring von Goti. Diesen trage ich immer am Mittelfinger meiner rechten Hand. Ein Freund erzählte mir, dass diese Platzierung des Rings in den 20er Jahren noch eine größere Bedeutung hatte – was mir gar nicht bewusst war. Wenn Frauen damals den Ring dort trugen, stand dies für Unabhängigkeit und Stärke. Diesen Gedanken rufe ich mir in Erinnerung, wenn ich nervös, aufgeregt oder besonders unter Druck bin. Dann trage ich meinen Siegelring, der mich an meine Unabhängigkeit und Stärke erinnert und durch den Tag tragen soll. So bin ich auch heute für den toughen Meeting-Marathon, der mich im Office erwartet, gewappnet.

Cardigan: Miu Miu (ähnlich hier), Oversize Hemd: Marni (ähnlich hier), Hose: Marni (ähnlich hier), Schuhe: Miu Miu (ähnlich hier), Ring: Goti

DIENSTAG

Heute Abend ist Movie Night! Zusammen mit drei Freunden veranstalten wir einmal im Monat einen Essay-Movie-Abend, an dem wir zuerst gemeinsam etwas Schnelles kochen, Wein trinken und quatschen. Oft wird es dann so spät, dass wir den Film nicht komplett zu Ende schauen, weil uns vor Müdigkeit die Augen zufallen. Ob man das Thema des Abends umbenennen sollte, ist auf jeden Fall eine Diskussion wert.

Für diesen Abend habe ich heute meinen nordvietnamesischen Hochzeitsmantel aus den 1920ern als Outfit-Highlight gewählt und kombiniere ihn mit dunkelblauen und schwarzen Pieces, um ihm nicht die Show zu stehlen. Ich liebe den Laden International Wardrobe, in dem ich ihn gefunden habe. Die beiden Besitzerinnen reisen um die Welt und bringen aus Peru, Vietnam und aus vielen anderen exotischen Ländern folkoristische Teile mit nach Hause, die sie dann in ihrem Laden in Mitte verkaufen. Ganz toll ist dabei auch, dass man dort nicht nur Fashion sondern auch Interior und Accessoires entdecken kann. Von peruanischen Schlafmützen (!) bis hin zu ukrainischer Weihnachtsdekoration — dieser Laden ist definitiv ein Besuch wert!

Mantel: Vintage 20er Jahre aus Nord-Vietnam, Kleid: See By Chloé (ähnlich hier), Schuhe: Maison Margiela (ähnlich hier), Strumpfhose: Prada, Ringe (von unten nach oben): Greek Vintage 20er Jahre, Siegel-Ring von Goti, Moroccan Berber Ring

MITTWOCH

Heute ist wieder ein langer Office-Tag angesagt, und ich habe Lust, diesen Outfit-technisch so cosy wie möglich zu gestalten. Denn heute werde ich vorwiegend an meinem Platz vor dem Mac sitzen und an Präsentationen zur nächsten Kampagne meines Beauty-Kunden arbeiten. Mein weicher Blanket Coat von Chloé und der Mohair-Pullover von Isabel Marant sind hier meine liebsten Begleiter.

Da die Temperaturen heute nicht so eisig sind wie in den letzten Wochen, kommen das erste Mal dieses Jahr meine Prada-Schuhe zum Einsatz, die dem Look den letzten Schliff geben. Diese Schuhe sind mein großer Stolz, denn ich habe sie für einen zweistelligen Betrag in einem Outlet in Italien gespottet und natürlich sofort kaufen müssen. Überhaupt freue mich mich am meisten, wenn ich Schnäppchen machen kann, und halte damit nicht hinterm Berg. Für mich ist es nicht wichtig, die neuesten Pieces zu haben. Ich kleide mich viel lieber mit Teilen, die meinen Charakter widerspiegeln und in denen ich selbst sein kann.

Blanket Coat: Chloé (andere Farbe), Pullover: Isabel Marant, Hose: Miu Miu (ähnlich hier), Schuhe: Prada, Strumpfhose: Missoni, Ring & Ketten: Austrian Vintage 50er Jahre

DONNERSTAG

Ciao aus Milano! Ganz früh am Morgen bin ich nach Mailand gereist, um mich mit einem Producer zu treffen. Ich plane gerade mit meinem Team ein Fotoshooting für unseren Kunden in Italien, und bin heute vor Ort, um mir Locations anzuschauen. Davor mache ich in einer meiner Lieblings-Bars im Hotel Diana halt, um mich mit einer alten Freundin zum Lunch zu treffen.

Es hat hier bereits frühlingshafte Temperaturen und ich kann meinen Trenchcoat ausführen. Dazu trage ich eine rote Seidenbluse aus den 70ern, die ich vor ein paar Jahren in meiner absoluten Lieblings-Vintage-Boutique „Cavalli e Nastri“ im Zentrum Mailands gekauft habe. Die Boutique ist ein einziger Traum, alles ist nach Farben sortiert und so bunt, dass man sich wie in einem Bonbon-Laden fühlt und von den Pieces magisch angezogen wird. Von original 70er Hermès-Teilen bis hin zu No-Name Blusen so wie meine – jedes Teil wurde mit Liebe ausgewählt und ist dabei immer in einem Top-Zustand. Die beiden Inhaberinnen sind D.O.C. Mailänderinnen. Da wird schon mal auch eine Zigarette angezündet, während sie mit rauer Stimme die Kundinnen beraten, ob nun das blau-grüne Kleid en vogue ist, oder doch eher eine Oma aus einem macht.

Fotograf: Giordano Nagro

Trenchcoat: Acne Studios (ähnlich hier), Bluse: Italian Vintage 70er Jahre (ähnlich hier), Hose: Sonia Rykiel (ähnlich hier), Schuhe: Isabel Marant (ähnliches Modell hier), Strumpfhose: COS

FREITAG

Es ist Freitag und ich habe mir frei genommen. Business-Trips nach Mailand kombiniere ich gerne, um mich mit Freunden zu treffen, zu Ausstellungen zu gehen und natürlich um ein wenig zu shoppen. Auf dem Weg zur Fondazione Prada, die gerade eine neue Ausstellung zum Thema „Surrogates“ eröffnet hat, halte ich an einem Ort, der mir sehr viel bedeutet. Die „Rotonda della Besana“. Ein ringförmiges Gemäuer mit Innenhof und wunderschönen Vorhallen, wo ich oft an sonnigen Wochenenden bücherlesend meine Nachmittage verbracht habe. 

Für meinen Ausstellungsbesuch habe ich mich heute für meine Pleated Pants von Celine entschieden, die ich im Sommer wie im Winter trage. Die goldenen Accessoires sind antike Schmuckstücke meiner Großmutter, außer die goldene Armspange. Diese wurde nach meinen eigenen Vorstellungen von einem italienischen Goldschmied angefertigt und ist mein persönliches Statement-Piece.

Fotograf: Giordano Nagro

Mantel: Lemaire (ähnlich hier), Bluse: Jil Sander (ähnlich hier), Hose: Celine (ähnlich hier), Schuhe: Acne Studios (ähnlich hier), Ringe & Kette: Austrian Vintage 50er Jahre, Cuff: Einzelstück, handgefertigt in Italien

SAMSTAG

Fotograf: Giordano Nagro

Drei Dinge machen mich heute glücklich: Es ist wunderschönes Wetter, ich habe gerade in meinem Lieblingscafé am Tresen einen Cappuccino getrunken und drittens: Heute Abend treffe ich mich mit meinem ältesten Freund Valentino, der Fashion Hairstylist ist und mich immer mit dem neuesten Mode-Gossip Mailands amüsiert. Für diese happy Feelings habe ich meinen orangefarbenen (Bade)-Mantel ausgewählt.

Dieses Piece habe ich während eines Kopenhagen-Trips in einem winzigen Vintage Laden in der Peripherie der Stadt entdeckt und für 27 Euro mitgenommen. Meine Freundin, die mich damals begleitet hat, war anfangs etwas skeptisch, und meinte, dass ein Bademantel nicht straßentauglich sei. Dies wurde später am Abend von einer großen schicken Dänin, die mir auf der Straße entgegen kam, stehen blieb, und mir Komplimente für den tollen Look machte, komplett widerlegt. Ein anderes Mal wiederum am Berliner Flughafen, gerade vom Sommerurlaub gekommen, fragte eine Mitreisende, ob ich tibetanischen Glaubens wäre, da dieser Mantel dies ausstrahlen würde. Wie dem auch sei, der Mantel sorgt für Aufmerksamkeit und ich liebe ihn dafür.

Coat: Danish Vintage (ähnlich hier), Bluse: Stella McCartney (ähnlich hier), Hose: Jil Sander (ähnlich hier), Schuhe: Miu Miu (ähnlich hier), Ring: Austrian Vintage 50er Jahre

SONNTAG

Meinen letzten Tag in Mailand verbringe ich bei einem entspannten Brunch in Lùbar. Diese Bar ist erst seit einem Jahr geöffnet, dennoch ist sie sofort zu einem meiner Top-Places in Mailand geworden. Das Flair der Bar ist ein Mix aus Art Deco und Indochina. Ich fühle mich dort sofort wohl, entspannt, positiv und gut gelaunt.

Da es heute gefühlt 20 Grad ist, habe ich mich für einen fließenden, pastellfarbenen Look von Marni entschieden, den ich mit einem leichten Wollmantel von Fendi kombiniere. Ich bin wie gesagt eher der Accessoire-faule-Typ und meine Miu Miu Shopper muss deshalb für Business sowie privat jeden Tag herhalten und seine Frau stehen.

Und dann ist es soweit: Arrivederci Milano, Arrivederci tutti!

Mantel: Fendi (ähnlich hier), Bluse: Marni, Rock: Marni, Schuhe: Isabel Marant (ähnliches Modell hier), Tasche: Miu Miu (ähnlich hier), Sonnenbrille: Mykita, Kette: Austrian Vintage 50er Jahre

Von Alexandra

Schreiben sollte mir eigentlich leicht fallen, könnte man meinen. Doch wenn es darum geht, etwas über mich selbst zu erzählen, bin ich – ja sagen wir mal – überfordert. Wo fange ich an? Ich habe bei Journelles als Praktikantin angefangen. Danach ging es weiter in die Moderedaktion vom Tagesspiegel und dann wieder zurück an die Uni und dann wieder zurück zu Journelles ;-)

Ich mag Mode und Beauty: Ich liebe neue Trends, spannende Outfits und (zugegeben) auch etwas Shopping. Doch fast noch mehr mag ich es, Mode als Phänomen zu betrachten: Wieso gibt es diesen Trend? Woher kommt er? Welchen Einfluss hat die Politik oder Gesellschaft auf die Mode? Und umgekehrt! Ebenso finde ich es spannend, über großartige Frauen und ihre noch so unterschiedliche Errungenschaften zu berichten, sie kennenzulernen, von ihnen zu lernen ...

Wenn ihr meine Texte lesen solltet: Dankeschön! Es gibt nichts Schöneres, als zu wissen, dass meine Artikel gelesen werden. Und bitte seid gnädig mit mir, wenn ich Fehler mache. Ich lerne noch ... das wird sich wohl auch nie ändern ;-)

Kommentare (13) anzeigen

13 Antworten auf „Closet Diary mit Carolina Albertini, Key Account Director“

Dieses Closet Diary verwirrt mich, weil mir die Looks einerseits nicht wirklich gefallen, ich sie aber andererseits wirklich klasse finden, weil ich finde, dass sie ihre Trägerin wahnsinnig stark und gleichzeitlich weiblich wirken lassen. Coole Mischung!

Genial, traumhaft, inspirierend, schick, mutig…… finde ich die Looks von Carolina. Endlich eine Lady mit Mut zur Farbe sowie tollen Kombinationen, wie man sie nur selten sieht. Man merkt, dass sie die italienische Mode und Lebenseinstellung lebt und liebt. Gerne habe ich auch ihre täglichen Berichte gelesen, die Lust auf eine Reise nach Italien machen….

Für mich eindeutig das schönste Diary aller Zeiten. Es ist so wundervoll zu sehen was man mit Mode so alles anstellen kann.
Dankeschön für diese Inspiration!

Wunderschönes Closet Diary, einzigartig, stilvoll und vor allem vielseitig. Vielen Dank! Der Mittwoch ist übrigens mein Favorit!

Was für wunderschöne Looks, ein ganz außergewöhnliches und tolles Closet Diary!
Und die Vintage Store Tipps erst, die nehm ich mir alle mit!
Bravo Bravo!

Aaaaah!! Oooooh! Love! Oh Belichtung wieder Farbe und Stoffe und Laune und überhaupt!
Könntet ihr mal wieder ein Diary bringen von einer (Mehrfach-) Muddi, die trotz Schnodder und Schietwetter total inspirierend ist?

Ganz toll, die wunderbaren Farben und Carolinas Mut zu etwas weiter geschnitteneren Silhouetten!

Fantastisch. Ja, viele Marken. Ok. Caroline hat aber einen so individuellen und starken Stil, dass ich schwer beeindruckt bin. Echte Power und keine Kopie 🙂 Ein bisschen zum neidisch werden, aber im Positiven.

Tolle Klamotten!! Alles andere als langweilig, so geht Mode! Eines der besten Closet Diaries – ich bin total begeistert!

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.