Egal, wie ich einen Satz für meinen Bericht von der Métiers d’Art Show von Chanel in Salzburg beginne: Ich gerate in eine unendliche Schwärmerei, die gar nicht mehr aufhören mag. Meine 24 Stunden mit Chanel haben mich tief eintauchen lassen in die Historie der Marke, einen neuen Blickwinkel auf Meister Karl Lagerfeld gegeben und so viel Perfektion bis ins letzte Detail geboten, die kaum übertroffen werden kann.
Mal kurz im Schnelldurchlauf: Die Zwischenkollektion Métiers d’Art ist als Hommage an die Ateliers und ihr beachtliches Fachwissen zu verstehen. Sie ehrt das Können der Kunsthandwerksbetriebe, zum Beispiel das der Hutmacher bei Maison Michel und natürlich Lesage– im Frühjahr konnte ich mich persönlich davon überzeugen (hier geht es zu meinem Bericht). Seit 2002 wählt Karl Lagerfeld für die Präsentation eine Stadt als Veranstaltungsort aus, die mit der Chanel-Geschichte in Verbindung steht. Nachdem unter anderem Tokio, New York, Mumbai und zuletzt Dallas die Orte des Geschehens waren, war nun recht untypisch das beschauliche Salzburg an der Reihe – genauer gesagt das Schloss Leopoldskron, das eines der bekanntesten Rokokoresidenzen in Österreich ist. Hier feierte Sissi ihre Verlobung!
Die Verbindung, die Lagerfeld in den Tiefen seiner umfangreichen Archive gefunden haben muss: Gabrielle „Coco“ Chanel begann in den frühen 30er Jahren in St.Moritz eine zwei-jährige Affäre mit Baron Hubert von Pant, der das Schloss Mittersill im Pinzgau in ein Luxushotel verwandelt hatte, in dem die Elite und Prominenz ein und aus ging. Chanel war beeindruckt von den Jacken der Liftboys und hat mit dieser Inspiration später die ikonischen kurzen Chanel-Jäckchen designt. Romy Schneider trug 1961 eine dieser Jacken, als sie von Coco Chanel persönlich für den Film „Il Lavaro“ eingekleidet wurde. Und hier kommt auch schon der zur Kollektion angefertigte Kurzfilm von Karl Lagerfeld mit Cara Delevingne und Pharrell ins Spiel, in dem genau dieser Moment verarbeitet wird.
Das ist das 7-minütige Werk Reincarnation, das gestern Abend bei einem exklusiven Dinner Premiere feierte – wir haben gerade Glühwein und Punsch geschlürft, als sich die Menge teilte, Karl Lagerfeld mit seinen Bodyguards erschien und der Film erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde:
Die Musik stammt natürlich aus der Feder von Pharrell Williams und Alleskönnerin Cara Delevingne singt das erste Mal in voller Pracht. Das Stück trägt den Namen CC The World. Jawoll: Das Logo CC oder auch Sissi… der Groschen ist bei mir dann auch irgendwann gefallen. Hier kommt dann auch wieder die Verbindung mit Romy Schneider ins Spiel, die Sissi von 1955 bis 1957 verkörperte – meine Lieblingsfilme aus meiner Kindheit!
Die Tochter von Charlie Chaplin, Géraldine Chaplin, spielt im Kurzfilm Coco Chanel und war am Abend persönlich anwesend. Der Film beweist viel Humor und darf nicht zu ernst genommen werden, schliesslich wird aus Cara nur in den Träumen des Liftboys Pharrell Kaiserin Elisabeth. Ich mag den Film sehr und habe seither einen nicht enden wollenden Ohrwurm.
Ein erster Hinweis auf die neue Kollektion, die dann ab Mai 2015 in den Läden hängt, konnte man nun also schon erahnen. Zunächst wurde aber Österreich weiter von seiner besten Seite präsentiert, um das Paris-Salzburg-Erlebnis rund zu machen. Beim Dinner im St.Peter Stiftskeller wurde urgemütlich in verschiedenen Stuben beisammen gesessen und geschmaust. Der Modemeute, darunter Caroline de Maigret oder Lindsey Wixson, wurde selbstbewusst ein üppiges 6-Gänge-Menü mit Entenbrust und Kaiserschmarrn vorgesetzt. Unser Pressetisch, an dem auch Madeleine und Sandra saßen, hat die Salzburger Nockerln natürlich nicht verschmäht. Die Nacht endete mit Drinks im Hotel Sacher – sonst hatte auch schon alles dicht in der Stadt.
Am nächsten Morgen ging es zur Stadtführung durch Salzburg und ins Geburtshaus von Mozart mit privatem Konzert, mittags gab es stilecht Wiener Schnitzel im Goldenen Hirschen. Mehr Einstimmung auf die Präsentation am Nachmittag zur Tea Time ging wirklich nicht! Da das Schloss Leopoldskron nur insgesamt 300 Gäste empfangen kann, wurden drei Slots angesetzt. Die Schauen selbst waren identisch. Neben der Presse waren Lily Allen und Alice Dellal anwesend, für Deutschland saßen Hannah Herzsprung und Cleo von Adelsheim in der ersten Reihe.
Das galt für alle Gäste: Als würde man gemütlich beim Tee im Schaukelstuhl sitzen, hatte jeder Gast den besten Blick auf die hochkarätigen Models, die üppigen Buffets und die Details der Kollektion.
Ich glaube, dass das, was diese Kollektion auszeichnet, vor allem die Raffinesse ist, dass man ganz nah herangehen muss, um […] herauszufinden, wie es gemacht ist und um die Schönheit dieser Arbeit zu genießen.
– Karl Lagerfeld
Diese Nähe zur Métiers d’Art Kollektion, die in den Ateliers anhand von Lagerfelds Skizzen entsteht, war nicht nur atemberaubend, denn näher kam ich den Topmodels auf dem Laufsteg nie (Kendall Jenner sieht in echt genau aus wie Kim Kardashian, Lara Stone ist ein Engelswesen, Stella Tennant eine obercoole Braut, Lagerfelds Bodyguard Sebastian gehört einfach auf den Laufsteg, Cara Delevingne futtert genauso gern Himbeeren wie wir alle), sie ließ vor allen Dingen einen Blick auf die Details zu, die ich beim ersten Hinsehen in all ihren Facetten kaum aufnehmen konnte.
Die Trachten-Inspiration ist ein omnipräsentes Thema, das Lagerfeld neu interpretiert, weiter spinnt und einen gelungene Bogen zum Hier und Jetzt spannt. Neben Filzstoffen, kurzen Lederhosen, Strickjacken oder Jagdhüten, die Kaiser Franz Joseph sicher gefallen hätten, kamen auch Sissis Rüschen nicht zu kurz.
Das Handwerk in Form von aufwändigen floralen Stickereien, Jagdabzeichen im Chanel-Stil auf Lederjacken, fein säuberlich aufgestickten Schmucksteinen, verzierten Chanel-Handtaschen oder perfekt gearbeiteten Overknee-Lederstiefeln ist beeindruckend und ich kann mir gar nicht ausmalen, wie viele tausend Arbeitsstunden darin stecken müssen.
Egal, wie man es dreht und wendet, so ist die Inszenierung der gesamten Métiers d’Art Kollektion ein absolut gelungenes Konzept, das perfekt durchdacht wurde und in der Ausführung keinerlei Abstriche machen muss – und zwar von der gereichten Sachertorte über die Gestaltung der Räumlichkeiten bis hin zur Modelwahl, den Kleidern, oder der Musik aus „The Grand Budapest Hotel“.
Das Finale: Kendall & Cara, die neuen Mode-BFFs, gehen Arm in Arm durch die Salons, davor tobt der kleine Sohn von Model Brad Kroenig und Karl Lagerfeld kommt hinterher:
Meine Bilder auf instagram seht ihr dort!
14 Antworten auf „So war das Chanel Défilé der Metiers d’Art Kollektion Paris-Salzburg 2014/15“
Liebe Jessie,
danke, für den wirklich gelungenen Bericht. Ich finde ihn wirklich sehr gut geschrieben – du lässt einen richtig an deinem wahrlich tollem Erlebnis teilhaben! 🙂
wirklich toller bericht! ich denke, dass du dich auf alle fälle dein leben lang da dran erinnern wirst… ich komm aus dem schwärmen grade auch nicht mehr raus 😀 wie eine kleine zeitreise…
alles liebe
Ina von ina-nuvo.com
So ein toller Bericht! Und einfach traumhaft… Liebe Grüße, Kirsten
http://www.thelifbissue.com
g-r-o-ß-a-r-t-i-g.
ein toller einblick!
Das ist wirklich ein gelungener Bericht und die Bilder sind großartig. Das muss einfach ein atemberaubendes Erlebnis gewesen sein. Mich würde ja noch interessieren, was du getragen hast. Sieht man das irgendwo?
Liebe Grüße, Bella
http://kessebolleblog.blogspot.de
Cara kann auch noch singen, das Lied von Pharell ist ein mega Ohrwurm, die Inszenierung so Chanel, Geraldine genial.
Wow wow wow!
Liebe Grüße aus Frankfurt
Anna
(gibt es zu Frankfurt auch eine besondere Beziehung? Das wäre doch genial)
http://stil-box.net/
Wenn ich mir diese kleine Anmerkung erlauben darf: Sisi und Franz haben sich nicht in Salzburg verlobt (sondern in Bad Ischl) und auch sonst mit der Stadt nicht wirklich was zu tun gehabt. Deswegen war diese Verbindung Salzburg-Sisi für mich bisher ziemlich absurd – und auch mit der Erklärung, dass Romy Schneider (die diese Rolle später gehasst hat) mal so eine Jacke angehabt hat, find ichs immer noch extrem weit hergeholt. Aber es freut mich, dass es dir bei uns zu gefallen scheint! 🙂
Hallo Uta, das stimmt, ich habe es falsch ausgedrückt – aber dennoch gibt es eine Verbindung:
„Im Laufe des 19. Jahrhunderts wechselten die Besitzer von Schloss Leopoldskron häufig. Der Berühmteste war König Ludwig I. von Bayern, der hier 1853 die Verlobungsfeier der späteren Kaiserin Sissi mit Kaiser Franz Josef von Österreich im Familienkreis feierte.“ 🙂
Ein wirklich toller Bericht! Ich liebe deinen Schreibstil, so detailliert, dass man sich fast fühlt als wäre man dabei gewesen – ein toller Einblick in ein märchenhaftes Event.
Liebe Gruesse, Nicola
http://tiredoftokyo.com/
Ich finde die Kollektion wirklich gelungen und auch das, was man im Kurzfilm sehen kann gefällt mir sehr gut. Die Trachtenelemente sind super! Einzig kann ich dem Hype um Cara einfach nichts abgewinnen.
Wirklich ein Spektakel! Wer wäre da nicht auch gerne dabei gewesen? Maybe next time in London? Prunkvolle Gebäude gibt es ja hier genug!
Ich liebe die Fashion Films by Karl Lagerfeld. Sie sind unglaublich kreativ und ich schaue sie teilweise mehrmals an weil es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt.
Gruss Vanessa /// http://www.city-freude.blogspot.com
looks amazing.
http://www.fashiongamble.net
Der Film ist großartig! Könnte Karl nicht einen Kino-Film machen? Das ein einzelner Mensch so viel Talent besitzen kann. Begnadet, wirklich.
Katharina // ktinka.com
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