Closet Diary mit Camilla Zuleger, Verlegerin

Hej Kopenhagen! Camilla nimmt uns mit in die dänische Hauptstadt

Monday = Funday! Wieso? Jede Montag versorgen wir euch in unseren Closet Diarys mit Outfitinspirationen. Dass jede unserer Kandidatinnen einen guten Stil hat, ist klar, aber manchmal ist es schwieriger als gedacht, Frauen, die nicht in der Modeblase arbeiten, aus den unendlichen Weiten Instagrams herauszufischen. Um so mehr freut es uns, dass sich unsere heutige CD-Kandidatin Camilla Zuleger selbst vorgeschlagen und uns so die Suche erleichtert hat.

Camilla ist Dänin, lebt im wunderschönen Kopenhagen (kennt ihr unseren Travel Guide?) und hat vor zwei Jahren einen Verlag für neue, nordische Literatur auf Deutsch gegründet. Nebenbei arbeitet sie bei Ferm Living, denn „Literatur alleine zahlt leider noch nicht alle Rechnungen.“ Im lässigen Scandi-Chic kombiniert sie Newcomerlabels mit skandinavischen Designklassikern und Highstreet-Teilen und entführt uns zu den schönsten Plätzen der dänischen Hauptstadt.

Warum wir Camilla bisher noch nicht auf Instagram entdeckt haben? „Ich bin nicht so Selfie-Savvy auf Instagram“, dafür gibts einen spannenden Einblick in Kunst, Interior und Literatur. Wir wollen euch nicht länger auf die Folter spannen: Hier kommen Camillas 7 Tage, 7 Looks!

Camilla (@czuleger) auf Instagram:

MONTAG

Mit einem Vollzeitjob und einer eigenen Firma sind die Wochen lang und manchmal anstrengend. Jeden Sonntag bevor ich einschlafe, stelle ich mir vor, wie die neue Woche wird: Wie ich Montag früh aus dem Bett springe, Yoga mache, dann gesund frühstücke, bevor ich alle E-Mails meines Nord Verlages beantworte, und schließlich aufs Fahrrad springe, um ins Büro zu fahren. So läuft es leider nie und ich drücke den Snooze-Button meistens drei/vier Mal, bevor ich mich ins Bad schleppe und dann langsam am Esstisch mit der Zeitung vom Samstag aufwache.

Dieser Montag ist anders, da ich von zu Hause aus arbeite. Ich habe gelernt, dass die Idee von der Selbständigkeit, wo man den ganzen Tag im Pyjama arbeitet, für mich nicht funktioniert. Wenn ich mich richtig anziehe, arbeite ich besser und professioneller und dafür funktioniert immer der Klassiker: Jeans und Oversize-Blazer.

Blazer: COS (ähnlich hier), T-Shirt: Colourful Standard (ähnlich hier), Jeans: Rodebjer (ähnlich hier), Schuhe: Converse All Stars, Ring: Geschenk von Oma zum 18. Geburtstag

DIENSTAG

Gestern war ein langer Tag, da ich bis in die Nacht an Deadlines gearbeitet habe. Nach acht Stunden musste ich noch einen Artikel schreiben und eine Menge Sachen für das nächste Buch erledigen. Ich habe gerade zwei fertige Manuskripte bekommen, die jetzt lektoriert werden, deswegen gibt es zwischen mir und den Übersetzern viel Austausch.

Gleichzeitig versuche ich gemeinsam mit meiner genialen Grafikerin das richtige Cover zu finden, was Spaß macht, aber langwierig ist. Das sorgt für eine leichte Müdigkeit und so ich habe mich für ein Outfit entschieden, das vor allem gemütlich ist. Heißt: ein lockeres Hemd und ein kuscheliger Pullover. An den Füßen habe ich meine Lieblingssandalen von Hasbeens. Die habe ich, um den vorsichtigen Frühling, der endlich in Kopenhagen eingetreten ist, zu feiern, von ganz hinten im Schrank herausgeholt.

Pullover: Arket, Hemd: Acne Studios (ähnlich hier), Hose: A.P.C. (ähnlich hier), Socken: Swedish Stockings (ähnlich hier), Schuhe: Hasbeens, Tasche: Soulland (ähnlich hier), Sonnenbrille: Izipizi (ähnlich hier)

MITTWOCH

Als Teenager habe ich mich wie ein richtiger Punk gefühlt und die alte Lederjacke meiner Mutter war mein Lieblingsteil. Damals wollte ich sie, wie alle anderen Punks in Kopenhagen, mit Tipp-Ex bemalen und war stinksauer, als mir meine Mutter das nicht erlaubte. Gut so! Denn heute bin ich glücklich darüber, dass ich die alte Jacke immer noch tragen kann – ohne ACAB auf dem Rücken. Meine Punktage endeten, als ich erfuhr, dass man tatsächlich ernster genommen wird, wenn Hemden und Hosen keine Löcher haben, und so besteht meine Standardwahl oft aus schwarzer Jeans und weißem Hemd.

Wenn die Sonne in Kopenhagen scheint, werden die Straßen, Cafés und Bars sofort belagert und die Menschen versuchen alle Sonnenstrahlen einzufangen; willkommen im Norden. Wenn die Stammbar voll ist, gibt es aber zum Glück oft Eröffnungen von neuen Bars, Cafés oder Ausstellungen, wo man sich dann auf einen Freedrink und eine kleine Feierabendparty trifft.

Daher kann man sich hier ruhig ein Outfit heraussuchen, dass sowohl bei der Arbeit als auch danach funktioniert.

Jacke: Vintage, Hemd: HopeHose: Acne Studios, Schuhe: Zara (ähnlich hier), Sonnenbrille: Knomo (ähnlich hier), Tasche: Royal Republiq (ähnlich hier)

DONNERSTAG

Anzug: Maja Brix (ähnlich hier und hier), Body: Rodebjer (ähnlich hier), Schuhe: COS (ähnlich hier), Tasche: Folkdays (ähnlich hier)

Ich denke viel darüber nach, wie Frauen in professionellen Zusammenhängen aufgefasst werden und habe, wie so viele andere, oft die Erfahrung gemacht, dass es nicht immer einfach ist, als Frau ernst genommen zu werden. In meiner Firma sind wir fast nur Frauen, da gibt es das Problem nicht. Aber die Buchbranche ist immer noch – fühle ich zumindest – ziemlich konservativ. Ab und zu finde ich als Verlagsgründerin, dass mein Geschlecht und Alter mir im Weg stehen, wenn ich Verträge verhandle oder Bücher verkaufe und vermarkte. Einerseits, weil man nicht als ganz so professionell erachtet wird, andererseits richtet sich viel Aufmerksamkeit darauf, dass ich eine Frau bin, die alleine einen Verlag gegründet hat, statt auf die Bücher: ein Zwiespalt.

Neulich habe ich eine Lösung gefunden: mein persönliches Batcape, das mir einen extra Schuss Selbstvertrauen gibt. Einen Anzug von der dänischen Designerin Maja Brix. Maja habe ich durch die Arbeit kennengelernt, als ich sie interviewt habe. Danach hat sie mir diesen maßgeschneiderten Anzug gemacht. Die Passform ist anders als bei anderen Anzügen und eher von der japanischen Ästhetik inspiriert. Das lässt ihn nicht so formell wirken und macht ihn perfekt für diese Tage mit Business-Meetings und einem Feierabendbier in der Sonne. Falls sie denn rauskommt!

FREITAG

Ich arbeite zwar Vollzeit, mache aber freitags meistens Home Office. Es ist gut und schön ins Büro zu gehen, wo man Ideen austauschen kann und neuen Input von Kolleg*innen bekommt, doch bei manchen Sachen, vor allem wenn ich viel zu schreiben habe, lässt es sich besser von zu Hause aus arbeiten, wo ich mich in Ruhe konzentrieren kann. Und wie schon erwähnt: Ich muss mich dafür richtig anziehen.

Ist mir aber heute nicht richtig gelungen und deswegen springe ich direkt zum lustigen Teil des Tages: Freitagabend. Ich treffe mich mit meinem Freund zur Vernissage einer Ausstellung über den deutschen Künstler Hans Purrmann im Museum Gl. Strand. Diese Gelegenheit habe ich genutzt, um meine Kleidung seiner Kunst anzupassen. Farben machen immer gute Laune, obwohl ich selber dazu neige, mich ganz in Schwarz zu kleiden – typisch skandinavisch, oder?

Blazer: COS (ähnlich hier), Bluse: Won Hundred (ähnlich hier), Hose: Won Hundred (ähnlich hier), Schuhe: COS (ähnlich hier), Tasche: Folkdays (ähnlich hier)

SAMSTAG

Ich LIEBE Samstage. Egal wie lange ich gestern unterwegs gewesen bin, ich wache spätestens um neun Uhr auf. Heißt: Ich habe den ganzen Tag, um Sachen zu erledigen, die ich unter der Woche nicht geschafft habe.

Heute war es kühler, immer wieder eine Herausforderung im Kopenhagener Frühling: In der Sonne geht’s, aber auf dem Fahrrad fühlt es sich wie Winter an. Wir konnten trotzdem kurz draußen in der Sonne Mittagessen, bevor wir bei Freunden zur klassischem dänischen Hygge eingeladen waren: Kuchen und Kaffee.

Hemd: Rodebjer (ähnlich hier), Hose: Acne Studios, Socken: Bonne Maison (ähnlich hier)

SONNTAG

Sonntage bedeuten im besten Fall: Kaffee und Lesen. Um einen Verlag zu betreiben, ist viel Lesen gefordert und ich versuche überall ein paar Seiten reinzuzwängen. Sonntags nehme ich mir immer Zeit. Wenn es geht, natürlich am liebsten draußen in der Sonne.

Um die Ecke liegt ein Friedhof, ein außergewöhnlicher Ort zum Abhängen, aber seit vielen Jahren ganz normal für die Kopenhagener, und ich liebe es dort einfach. Es ist schön ruhig, was man in anderen Parks nicht so oft finde. Und ich gehe mindestes ein Mal die Woche eine Runde die vielen kleinen Wege entlang. Heute habe dafür ich den warmen Trenchcoat und einen Wollpulli gewählt. Damit kann man auch bei den kühleren Temperaturen eine Weile sitzen oder Bärlauch pflücken, der zu dieser Jahreszeit dort wächst, und aus dem mein Freund dann Pesto macht. Außerdem passt das Outfit auch später noch, wenn ich nochmal aufs Rad muss, wenn wir die Woche im Kino mit einen neuen isländischen Film ausklingen lassen.

Trenchcoat: Vintage (von der Mutter meines Freundes), Top: Arket, Hose: Hope, Schuhe: Converse All Stars, Ringe: Scheiße by Rocko Shamoni und Schnipo Schranke, Beutel: Ferm Living, Sonnenbrille: Knomo (ähnlich hier), Buch: Stimmen von Wolfgang Herrndorf

Einleitung von Kira Rosenkranz

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Kommentare (9) anzeigen

9 Antworten auf „Closet Diary mit Camilla Zuleger, Verlegerin“

Super schöner Looks!
Woher sind die Schuhe vom Samstag? Die haben es mir total angetan, aber ich konnte keine Info finden.

Super schönes CD & eine wirklich tolle Arbeit, die Camilla mit dem Nord Verlag leistet. Bin Fan 🙂

Danke Marie, aber leider weiß ich es nicht mehr. Der Ring war ein Weihnachtsgeschenk, und gekauft wurde er, schätzte ich, einfach im Schmuckladen in der Kleinstadt, wo ich aufgewachsen bin. Sorry.
Liebe Grüße
Camilla

Danke für deine Antwort. Und schade.. wirklich tolles Schmuckstück – ganz genau wie der Rest deiner Garderobe.

Interessante und unprätentiöse Looks, gfeällt mir sehr gut. Und ich empfinde es fast schon als wohltuend mal jemand zu sehen, der nicht 100k Follower bei Instagram hat und somit viel natürlicher rüber kommt auf den Bildern. Gut gemacht!
Liebe Grüße
Claudia/ claudinesroom.com

Camilla macht in ihren Texten einen sehr sympathischen und angenehmen Eindruck auf mich. Das spiegelt sich auch in ihren Outfits wider. Sehr schön!

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.