JOURgarderobe: Closet Diary mit Réka Maria Probst, Stylistin

7 schöne Looks - und on top gibts einen mini Travelguide für Mailand

Für einen guten Look braucht es nicht irgendein Kleid zu irgendeinem Paar Schuhen zu einer x-beliebigen Tasche. Ein Look ist eine Inszenierung für sich. Es braucht Menschen mit einem ausgezeichnetem Auge, mit Leidenschaft, mit so viel Stilgefühl wie Mut, auch mal etwas zu wagen. Réka Maria Probst ist genau so jemand.

Dass die Berliner Stylistin irgendwann mal in der Mode arbeiten würde, wussten ihre Liebsten schon vor ihr. In der Grundschule nähte und bastelte sie an Klamotten; sich aus dem Kleiderschrank ihrer Mutter zu bedienen und zu verkleiden gehörte quasi zu ihrem Alltag. Réka studierte Modedesign an der ESMOD und bekam durch Zufall danach ein Praktikum in der Moderedaktion des SZ Magazins.

„Bis zu dem Zeitpunkt war mir gar nicht so richtig bewusst, was eine Stylistin eigentlich macht. Daher war es umso aufregender einen Beruf zu entdecken, bei dem sich das vereint, was ich als Kind so gerne gemacht habe“, erzählt Réka.

Nach Stationen bei der deutschen Interview und L’Officiel Deutschland machte sie sich selbstständig. „Ich fühlte mich eingefahren im Redaktionsalltag. Ich brauchte mehr Abwechslung und war hungrig auf mehr.“ Seit knapp zwei Jahren studiert sie nebenbei noch Psychologie, um sich später besser auf den strategischen und beratenden Teil ihres Berufs konzentrieren zu können.

Was wir sonst noch vorab verraten können? Réka liebt Farben! Es wird also laut, manchmal auf den ersten Blick ungewohnt, dafür aber niemals langweilig. Sie probiert sich lieber aus, statt auf Nummer sicher zu gehen. Ihr Kleiderschrank ist eine Wundertüte voller Schätze, am liebsten shoppt Réka secondhand oder näht ihre Sachen selbst. Ihre Shopping-Philosophie: Wenig Neues und nur die Teile zu kaufen, bei denen ihr der Atem wegbleibt.

Réka Maria Probst auf Instagram: @rekamariaprobst

Bevor meine Woche losgeht, muss ich noch einschieben, dass ihr mich in meiner zweiten Woche in Mailand erwischt habt. Mein Mann und ich leben eigentlich in Berlin, sind aber für ein halbes Jahr nach Mailand gezogen. Ich kann euch sagen, Klamotten für ein halbes Jahr für eine andere Stadt zu packen, ist nicht leicht. Ich wollte nur das mitnehmen, was ich auch wirklich mehrmals tragen würde. Hier angekommen bin ich von dem Mailänder Stil so beeinflusst, dass ich mir an den ersten Tagen vorm Kleiderschrank an den Kopf gefasst habe und dachte „Was hat dich dazu gebracht, das hier mitzunehmen?“

Während der Gang zum Supermarkt in Kreuzberg mit nassen Haaren, Jeans und T-Shirt vollkommen okay ist, wird man hier angesehen, als ob man mit schweren Schicksalsschlägen zu kämpfen hätte. Keine Frage also, dass sich das auch auf mich auswirkt und ich Spaß daran finde, mich herauszuputzen. Aber ein bisschen mit Dad Sneakern zu schocken darf auch nicht fehlen. Auf geht es also in meine Woche!

MONTAG

Mein Mann und ich haben uns vorgenommen, in den ersten Wochen viel zu Fuß durch die Stadt zu gehen, um so viel wie möglich von Mailand zu sehen. In der ersten Woche haben wir schon ca. 120 km zurückgelegt. Ich bin gespannt, wie viel es in der zweiten werden. Heute will ich alle Vintage-Läden abklappern. Die Römersandalen, die ich mir vor ein paar Jahren in Athen hab machen lassen (wer mal dort ist, unbedingt bei Melissinos Art – The Poet Sandal Maker vorbeigehen, ist auch super günstig!), haben sich als unglaublich bequem herausgestellt. Für unsere stundenlangen Spaziergänge genau richtig.

Die Jeans habe ich vor Jahren im Made in Berlin ergattert. Ich bin immer glücklich, wenn ich eine gut sitzende Vintage-Jeans finde. Denn das ist schwerer, als eine Jeans im Laden zu kaufen. Um die perfekte Farbe, den Sitz und bei meiner Größe die perfekte Länge zu finden, braucht man Geduld und die habe ich beim Jeanskauf leider nie. Ich probiere sie wirklich nur an, wenn die Jeans mich fast schon anschreit. Ich nehme sie in die Hand, fühle die Stärke des Stoffes, schaue auf die Farbe, checke die Länge, halte den Bund um den Hals und nur wenn alles passt, probiere ich sie auch an. Die Tasche und das T-Shirt habe ich selber gemacht. Bei der Tasche muss ich beichten, dass es ein ähnliches Modell auch von Shrimps gibt. Ich wollte die Tasche unbedingt für meine Hochzeit haben, aber da mein Kleid von Miu Miu mein Budget gesprengt hat, musste ich selber ran. Jetzt da ich weiß, wie einfach es geht, werde ich in nächster Zeit bestimmt mehr davon machen.

Die Ohrringe sind von Prada und ich führe sie zum ersten Mal aus. Die hab ich auf unserer Reise durch Italien im Prada-Outlet in Florenz gekauft. Ach, und die Perlenkette ist auch selber gemacht. Ansonsten sind meine Ketten und Ringe entweder Familienerbstücke oder Geschenke. In Schwarz und mit Modeschmuck sieht man mich selten. Ich trage fast nur persönlichen Schmuck, den ich dann auch immer an habe, weil er mir so viel bedeutet. Ich variiere nur mit Ohrringen.

Wir haben an diesem Tag fast alle Vintage-Läden geschafft, die ich mir vorgenommen habe. Die, die ich empfehlen kann sind: Cavalli e Nastri (nur zum Gucken, leisten kann man sich nichts), Madame Pauline Vintage, Old Star Vintage, SNAP und Bivio, aber nur der in der Via Lambro.

T-shirt: selbst gemacht, Hose: Vintage Wrangler (ähnlich hier), Tasche: selbst gemacht (ähnlich hier), Römersandalen: handgefertigt aus Athen von Melissinos Art

DIENSTAG

In der Nacht hat mich die Kreativität überfallen und ich habe meine Nähmaschine, die in Deutschland geblieben ist, schmerzlich vermisst. Zum Glück bringt sie meine Mutter nächste Woche mit, wenn sie uns besuchen kommt. Damit ich bis dahin nicht untätig herumsitzen muss, mache ich mich auf den Weg durch ein paar Stoffgeschäfte und zu einem Perlenladen, in dem ich Nachschub für eine Tasche kaufen möchte. Ich habe mir fest vorgenommen, in Mailand den Stoff für mein Hochzeitskleid für die große Trauung zu finden. Den Entwurf habe ich nach mehreren Monaten endlich fertig, jetzt fehlt nur noch die perfekte Spitze.

Abends bin ich mit meinem Mann zu einem Date im Eataly verabredet. Das ist ein riesiges Kaufhaus für Feinkost mit kleinen Snackbars und Restaurants. Neben den gefühlt hundert Kilo Burrata, die ich essen werde, halte ich Ausschau nach einer Pastamaschine. Neben Italienisch lernen ist selber Pasta machen die zweite Sache, die ich hier lernen möchte.

Solange das Wetter gut ist, lasse ich meine Beine an die frische Luft. Die Nike M2k Tekno habe ich auf eBay ersteigert und noch extra Tracking-Schnürsenkel bei Globetrotter dazu gekauft. Den Gürtel hat mir meine Freundin Julia Thomas geschenkt. Sie macht Accessoires sowie Schmuck und gründet gerade ihr Label Austin. Die Bluse ist von meiner Mutter aus den 80ern. Ich habe die Schulterpolster rausgeschnitten und seitdem gehört sie zu meinen Lieblingsteilen. Den Brillenrahmen habe ich auf dem Flohmarkt im Bergmannkiez gefunden und hellbraune Gläser einsetzen lassen. Die Tasche war Liebe auf den ersten Blick und ich bin froh, dass ich sie an sonst noch niemandem gesehen habe, obwohl sie von Mango ist.

Bluse: Vintage (ähnlich hier), Jeansrock: Monki (ähnlich hier), Schuhe: Nike, Tasche: Mango (ähnlich hier)

MITTWOCH

Heute habe ich Termine bei einigen PR-Agenturen und bin abends zum Aperitivo verabredet. Ich schaue mir die neuen Kollektionen an und teile die guten News, dass ich für die nächste Zeit in Mailand bin. Mit manchen PRs habe ich heute eine Art Blind Date. Obwohl man sich so oft geschrieben oder miteinander telefoniert hat, hat man sich noch nie gesehen. Ich finde es immer lustig, ob die Vorstellung einer Person der Realität entspricht.

Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs, deswegen musste eine Hose her. Den Anzug habe ich von Malaikaraiss. Er ist ein gutes Beispiel dafür, warum ich Kleidung liebe. Er ist so etwas wie meine Safety-Nummer. Egal wie schlecht es mir geht, ob ich müde, krank, verkatert oder sonst was bin, ziehe ich den Anzug an und fühle mich direkt 5 cm größer und super selbstbewusst. Ich weiß nicht, was es ist, aber dieser Anzug ist wie Magie. Dazu kombiniere ich eine Seidenbluse in meiner Lieblingsfarbe und damit der ganze Look ein bisschen Weiblichkeit bekommt, kommen die Haarspangen aus dem Haaraccessoires-Geschäft La Porta Blu dazu.

Bluse: & Other Stories, Anzug: Malaikaraiss, Schuhe: New Balance

DONNERSTAG

Der Tag gilt meiner absoluten Hass-Beschäftigung: Steuern! Ich habe sie weit weit vor mir her geschoben und jetzt gibt es kein Zurück mehr. Das ist tatsächlich der einzige Nachteil am selbstständig sein. Dieses Ungetüm von Steuerchaos! Ich wünschte, ich könnte es ohne Steuerberater. Aber meine Angst, für Steuerhinterziehung hinter Gittern zu landen, weil ich ein Kästchen nicht ausgefüllt habe, ist zu groß.

Damit ich mir den Einstieg erleichtere, gehe ich mit meinem Mann vorher bei uns um die Ecke ins Tutto bene, grazie! frühstücken. Danach pushen wir uns gegenseitig durch die Steuern, er kommt nämlich auch nicht drum rum. Als Belohnung gibt es am Abend noch eine riesige Portion Gelato in der Gelateria Ciacco und danach ein Schlenderer durchs Feinkost Peck.

Die Jeans ist super bequem und ich mag den 70s-Look. Die Schuhe sind von DEM Schuhlabel du jour, Aeyde. Sie haben nicht nur die coolsten und hochwertigsten Schuhe zu bestem Preis, sondern auch noch ein sympathisches Team dahinter. Ich habe für die letzten zwei Kampagnen mit ihnen zusammengearbeitet. Diese Saison musste ich leider aussetzen, weil ich in den Flitterwochen war. Die Bluse und die Tasche sind Vintage. Die Bluse war ein klassischer Impulskauf. Ich wusste, dass ich sie haben muss, aber es hat eine Weile gedauert, bis ich wusste, wie ich sie tragen soll.

Bluse: Vintage, Rolli: Muji (ähnlich hier), Hose: H&M, Tasche: Vintage (ähnlich hier), Schuhe: Aeyde

FREITAG

Unsere Steuern sind geschafft und zur Feier des Tages erkunden mein Mann und ich das Nachtleben. Wir beide tanzen unglaublich gerne und gehen auch nur zu zweit weg. Allerdings fast immer zu Hip Hop, was sich auf den ersten Blick hier in Mailand nicht so schnell finden lässt.

Wir starten mit einem Aperitivo in unserer Straße. Am Piazza di Mentana gibt es eine kleine Straßenbude, die Drinks verkauft. Die Preise sind gesalzen, aber das schreckt die gefühlt 80 Leute nicht ab, die jeden Mittwochabend scharenweise um die Bude herumstehen und ihren Spritz süffeln. Danach geht es weiter zum B Café auf einen weiteren Spritz und dann zum Abendessen in die Trattoria Milanese. Hier gibt es ein absolut anderes aber spektakuläres Tiramisu. Mit dick gefüllten Bäuchen schleppen wir uns noch zum Mailänder Dom und danach ins Apollo Milan. Die Mengen von Teig müssen weg getanzt werden!

Vor der Tür ziehe ich noch meinen Rolli aus und schon habe ich ein Tanzoutfit. Den Rock und das Top habe ich im August am Vorabend meines Geburtstages schnell zusammengenäht. Ich hatte das klassische Problem, dass ich für meine Party nichts zum Anziehen hatte – obwohl ich vor meinem vollen Kleiderschrank stand. Ich erinnerte mich an den Stoff, den ich vor Jahren gekauft hatte und schneiderte drauf los. Dafür, dass es so spontan war, bin ich echt stolz drauf. Ich werde, sobald meine Maschine wieder bei mir ist, noch mehr dieser Kombis machen. Die Schuhe stammen ebenfalls aus dem Prada-Outlet, es war das letzte Paar und sie haben unglaubliche 80 Euro gekostet.

Rock & Top: selber gemacht, Rolli: Uniqlo (ähnlich hier), Schuhe: Prada (ähnlich hier)

SAMSTAG

Wir sind erstaunlicherweise nicht verkatert und überglücklich, die Nacht durchgetanzt zu haben. Heute ist auch einer dieser Tage, an denen ich mit meinen Klamotten ein bisschen irritieren will. Ich schlüpfe in meinen liebsten Rock von Miu Miu (aus einer meiner Lieblingskollektionen) und mein im Sale erstandenes Oberteil.

Ich weiß noch genau, wie ich für einen Job durch H&M lief und dieses gelbe Longsleeve ganz einsam auf der Sale-Stange hing. Das Gelb leuchtete mich an und ich konnte nicht fassen, dass das niemand haben wollte. Es ist doch so schön hässlich. Der Haarreif ist wieder von meiner Freundin Julia Thomas. Sie schenkte ihn mir zu standesamtlichen Hochzeit. Die Socken sind von dem Label Carne Bollente, die Sexszenen auf T-Shirts, Caps und Socken sticken. Sie waren ein Geschenk von meinem Mann. So ziehe ich also durch die Stadt und schmunzle über die Blicke.

Longsleeve: H&M (ähnlich hier),Rock: Miu Miu (ähnlich hier), Schuhe: Nike

SONNTAG

Heute setzt der Kater von vorgestern ein, deswegen muss was Bequemes her. Gleichzeitig haben wir uns zwei Flohmärkte vorgenommen und ich ziehe die Radlerhose an. Damit ich im Zweifel an Ort und Stelle Hosen und Röcke anprobieren kann. Das Hemd ist Vintage und gehört eigentlich meinem Mann. Ich habe es wie viele Male davor aus seinem Schrank stibitzt.

Witzigerweise fragt er mich jedes Mal, ob das mein Hemd sei und ob es neu ist. Die Prada-Tasche hab ich auf Ebay Kleinanzeigen erstanden und zusammen mit dem Vintage-Tuch zaubere ich daraus eine Gürteltasche. Die Ohrringe sind aus meinem Fundus und uralt, aber sie geben dem Outfit den gewissen 80s Schliff.

Hemd: Vintage (ähnlich hier), Radlerhose: Topshop (ähnlich hier), Schuhe: Doc Martens, Tasche: Prada

Einleitung: Alexandra Kutek

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6 Antworten auf „JOURgarderobe: Closet Diary mit Réka Maria Probst, Stylistin“

Ich liebe dieses Closet- Diary dieser grandiosen Lady!
Toller Content liebes Team Journelles.

Einfach toll! Würde ich noch mehr kreative Menschen wie sie kennen, hätte ich wieder einen Instagram Account.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.