Achtland, das sei mit Verlaub schon am zweiten Tag gesagt, sind das grosse Highlight der Berlin Fashion Week. Die Designer Thomas Bentz und Oliver Lühr, die ihr hier bei It’s Fashion kennengelernt habt, verleihen der Modewoche die nötige Prise Internationalität: Eine solche Show kann locker auch in Paris bestehen. Das lag an der brillanten Location, dem Kronprinzenpalais, dem relaxten Casting, gelungenem Soundtrack und Styling. Vor allen Dingen aber an der Raffinesse, der Liebe zu Details und Schnitten sowie der gründlichen Stoffrecherche.
Kurz vor der Show habe ich die Jungs interviewt und erfahren, woher ihre Stoffe und Stickereien stammen. Ein Genuss, den beiden zuzuhören!
Noch 20 Minuten bis zur Show, wie seid ihr drauf, wie geht es euch?
Thomas (links): Jetzt vor der Show fange ich gerade an mich zu entspannen. Wenn die Maschine einmal läuft, dann läuft sie… das ist ein ganz gutes Gefühl! Dafür sahen die letzten Wochen anders aus…
Oliver: In den letzten Tagen war unser kleines Studio immer voller Models bei Fittings, Stylings, Castings. Aber heute fühle ich mich wie ein Kind am ersten Schultag! Man weiss zwar, was passiert, aber ist aufgeregt und hofft, dass die Vorfreude auch auf die Gäste übergeht.
Durchaus, Vorfreude auch auf meiner Seite! Es ist ja euer Laufsteg-Debut (wobei es ja eigentlich bei It’s Fashion war). Was war die grösste Herausforderung im Vorfeld?
Thomas: Wir haben unterschätzt, wie wichtig die Arbeit eines Stylisten und eines Castingdirektors ist, die die eigene Arbeit noch mal auf ein ganz anderes Level stellen. Wir hatten großartige Unterstützung von Andreas Krings und Julia Lange. Wir haben uns gefreut zu sehen, was daraus werden kann.
Erzählt mir von den wahnsinnig aufwändigen Stickereien, die sind großartig!
Oliver: Ja, die gibt’s wieder! Wir haben mit Stickereien gespielt, sie auf zerrissene Seiden gesetzt, im Studio vorgestickt und dann die Prototypen nach Indien geschickt, die nachgestickt wurden. Es gibt einen ersten Look, eine Bomberjacke, die das Herzstück der Kollektion sein soll, an der wir eigentlich alle Techniken ausprobiert haben (Seiden bemalt, auseinander gerissen, Farbverlauf, Stickerei reappliziert). Und dann haben wir die Jacke sehr unfertig gelassen (offene Nähte), so dass dieses Stück, das uns so lange begleitet hat, am Ende auch so aussehen darf.
Thomas: Alles, was wir von der Kollektion wollten, ist in der Jacke!
Und was habt ihr drum herum gebaut?
Oliver: Wir haben die Stickerei etwas reduziert, kleine einzelne Blumen wie Polkadots auf durchsichtige Stoffe, auf Organdi aus der Schweiz gestickt. Das ist ein steifer Baumwollstoff, der nach einer ganz bestimmten Web- und Twisttechnik, also einer Fadendrehungstechnik, verarbeitet wird, die es nur dort in der Schweiz gibt, weil es eine uralte Maschine ist.
Thomas: Es gibt nur noch diese eine Firma auf der Welt, die das kann, obwohl es früher recht gängig war. Die Technik bringt ein ganz tolles Volumen mit sich.
Oliver: Es ist ein wenig knitterig, bleibt aber leicht. Deshalb haben wir auch erstmals mehr mit Layering gespielt und versucht, die Silhouette mehr vom Körper weg zu bringen mit diesem Stoff. Dann haben wir noch eine grafische Spitze drin, eine Spitze von Bischof St. Gallen, einer uralten Schweizer Spitzenmanufaktur, die ihre Archive für uns geöffnet haben. Wir konnten eine Spitze, die zuletzt in den 50ern verwendet wurden, neu mit ihnen auflegen.
Das heisst ein neuer Stoff wurde nur für euch erstellt?
Oliver: Es ist eher eine Archivspitze. Es gab nur noch ein winziges Sample, den sie dann nachgemacht haben. Wir haben davon profitiert, dass wir den Stoff in Auftrag geben konnten. Und ihnen hat er auch gut gefallen, so dass die Spitze wieder in die neue Kollektion aufgenommen wurde.
Dermaßen viel Stoff-Knowhow haben die wenigsten Jungdesigner. Ich möchte behaupten, ihr seid eines der raffiniertesten Labels, das hier zeigt. Wie wichtig ist für euch Berlin?
Thomas: Paris ist unerlässlich für unser Segment, in Paris müssen wir die internationalen Kunden ansprechen, das reicht nicht in Berlin. Berlin ist aber unsere Homebase und es gibt hier eine ganz neue tolle Generation von Designern und wir sind sehr stolz, davon nun ein Teil zu sein. Langfristig möchten wir Achtland zukünftig eine internationale Stimme geben, aber da müssen wir uns noch hin fühlen.
Zumindest hat Louboutin schon angebissen…
Wir hatten grosses Glück, mit Louboutin zu kollaborieren, die uns eine tolle Auswahl von Schuhen zur Verfügung gestellt haben. Wir haben die Schuhe customized, mit Stoffen aus der Kollektion überzogen und Blümchen draufgemalt.
Haben sich heute ein paar Einkäufer angekündigt?
Ist noch nicht spruchreif, denn man weiss nicht ob sie wirklich kommen. Aber zugesagt haben durchaus welche.
In der Galerie sind Backstage- sowie Laufstegbilder zu sehen:
Und hier noch die Musik der Show:
Eklektisch mit einem gewissen Schuss Ironie, weniger ein Kommentar auf die Kollektion, sondern es soll sie eher unterstützen. Die Songliste compiled & mixed by dr.atmo:
- S O H N / the wheel / dr.atmo mix
- kindness / swinging party / tiga mix
- matias aguayo / Rrrrr
- duran duran / girls on film / drop out orchestra mix
- final _ bobby womack / jubile
Eine Antwort auf „MBFWB: Backstage und Interview mit Achtland“
Wunderschön.Die pastelblaue-oberteil-gelber-rock kombi hat es mir angetan.