Karriere-Interview mit Blog-Ikone Elin Kling

Früher träumten kleine Mädchen davon Sängerin oder Model zu werden. Heute wollen sie Bloggerin werden, so eine wie Elin Kling. Dass die Schwedin ein Star ist, merkte man, als sie im Concept Store Apropos in Köln ihre Capsule Collection Elin Kling for Marciano vorstellte. Ihre Fans warteten geduldig eineinhalb Stunden, fragten sich ob sie in

Früher träumten kleine Mädchen davon Sängerin oder Model zu werden. Heute wollen sie Bloggerin werden, so eine wie Elin Kling. Dass die Schwedin ein Star ist, merkte man, als sie im Concept Store Apropos in Köln ihre Capsule Collection Elin Kling for Marciano vorstellte. Ihre Fans warteten geduldig eineinhalb Stunden, fragten sich ob sie in echt auch so schön sein wird und bewunderten derweil Elins Entwürfe, darunter ein Lederrock, verwaschene Jeans und ein kleines Schwarzes. Als die „Blogger-Stilikone“ endlich durch die Tür schlüpfte, stürzte sich die Meute mit der iphone-Kamera in der Hand auf sie. Jeder wollte ein Erinnerungsfoto, die Ergebnisse wurden stolz umher gezeigt. Elin blieb cool, sogar als ihr ein kleiner Mops mit Glitzerhalsband auf den Arm gesetzt wurde. Unkompliziert war sie auch vorab in unserem Interview-Quickie in der Hotelbar.

Ihr Outfit: schwarze Lederhose, Pullover mit V-Ausschnitt und spitze Wildlederstiefeletten von Jimmy Choo. Noch schnell eine SMS an die Mama, die sie am nächsten Tag in Rom treffen wird, dann kann’s losgehen.

Hallo Elin, trägst du etwas aus deiner neuen Kollektion?

Im Moment nicht, aber auf jeden Fall heute Abend. Ich bin seit Tagen unterwegs und habe die gesamte Kollektion jetzt einmal durch – alle 34 Teile!

Welches ist dein Lieblingsteil?

Ich liebe das schwarze Maxikleid „Karla“, das werde ich für immer in meinem Kleiderschrank behalten, außerdem die Stricksachen und Jeans. Besonders die Details an den Entwürfen waren mir wichtig, da war ich geradezu versessen. Das Chevron-Muster, das man an den Kleidern sieht, habe ich zusammen mit Paul Marciano in einer alten Guess-Kampagne entdeckt, bei der spanische Matadore mitgemacht haben.

Du hast gesagt, dass du noch nie so hart gearbeitet hast, wie für dieses Projekt. Was war denn da los?

Die Elin Kling for Marciano Kollektion ist dreimal so umfangreich wie meine H&M Kollektion und wird global verkauft. Deshalb muss alles perfekt sein. Ich will stolz auf das sein, was ich mache. Also bin ich dauernd hin und hergeflogen: Guess sitzt in L.A. und selbst wenn ich in New York wohne, ist es immer noch ein fünfstündiger Flug. Das Hin- und Herfliegen war per se anstrengend.

Ich verfolge deinen Blog Style By Kling schon lange und dein jetziges Leben klingt ziemlich jetsetmäßig: Stockholm, London, New York, Moskau, Rom… Dabei bist du auf einem schwedischen Bauernhof groß geworden. Wie hast du die Modewelt erobert?

Schritt für Schritt: Erst haben die Leute davon Notiz genommen, wie ich aussehe und mich anziehe. Über meinen ersten Blog, der innerhalb von zwei Tagen der größte Schwedens wurde, bin ich dann zu meinem ersten Job bei dem Mode- und Lifestyle-Magazin „Solo“ gekommen. So habe ich mich immer weiter hochgearbeitet, und zwar ohne Vitamin B, sprich ohne vorherige Kontakte durch Freunde oder Familie.

Dein Erfolgsrezept?

Alles was ich mache, mache ich zu 110%. Mindestens.

 

 

Du bist noch nicht mal 30 und hast einen beeindruckenden Lebenslauf: Du warst Model, dann hast du 2007 angefangen zu bloggen und für das schwedische Fernsehen gearbeitet. Jetzt hast du ein eigenes Modemagazin Styleby, entwirfst selber Mode und bist Mitbegründerin der Firma Fashion Networks, zu dem der Superblog NowManifest gehört. In dem Netzwerk tummeln sich bekannte Namen wie Bryanboy, Anna Dello Russo und Fashiontoast. Du hast deine Firma aber im Frühjahr an Condé Nast verkauft. Wie geht es weiter?

Ich bin jetzt wieder „nur“ Bloggerin. Die Idee damals war die besten Blogs der Welt und ihre Leser unter einem Dach zu vereinen. Viel Traffic erzeugt Cross-Traffic: Gemeinsam wurden wir schneller bekannt und das Bloggen ein Business. Unser Ziel war es, dass die Blogger nicht für eine Handtasche bloggen, sondern von den Modemarken für ihre Berichterstattung einen Scheck bekommen, mit dem sie ihre Miete zahlen können – so wie die Printmagazine Geld für eine Anzeige kassieren. Es ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten, denn ein Blog mit vielen Lesern hat viel Macht. Ein Blog ist eine Marke. Dessen muss man sich bewusst sein. Die Texte müssen persönlich sein, aber die Herangehensweise sollte eher die eines Journalisten sein.

Du hast gesagt, dass Blogger heute viel anerkannter als noch vor ein paar Jahren sind. Was hat sich deiner Meinung nach verändert?

Die ältere Generation wusste vielleicht noch nicht so recht mit den neuen Onlinemedien umzugehen. Am Anfang hat keiner an mich geglaubt, aber das war ok, weil ich so niemanden enttäuschen, sondern nur überraschen konnte. Wenn jetzt große Modehäuser wie H&M, Guess by Marciano oder Louis Vuitton, für die ich zusammen mit Hanneli Mustaparta und Miroslava Duma die neue Mini Bag Kampagne geshootet habe, zeigen, dass sie an uns glauben, dann tun es auch die anderen. Unsere Generation lässt sich zudem lieber von dem „Girl Next Door“ als den Looks der Hollywoodstars inspirieren – deshalb funktionieren Outfit-Blogs. Ich mag, dass Bloggen demokratisch ist. Jeder hat die Chance, sich eine Plattform zu schaffen.

Du bist nach New York gezogen, um international noch erfolgreicher zu werden. Fühlst du dich zuhause?

Ja, ich fühle mich sehr wohl und werde auch erst mal dort bleiben, wobei ich viel unterwegs bin. Ich lebe im West Village, direkt am Wasser, mein Büro ist in Soho. Aber meine Familie und Freunde fehlen mir sehr. Ich bin der größte Stockholm-Fan. Die Regierung sollte mir ein Honorar zahlen, weil ich so viel Werbung für Schweden mache. Es ist ein so tolles Land. Wir Schweden machen immer viel Spaß und sind easy going – das liebe ich.

Was wünscht sich Elin Kling für 2013?

Durchatmen! Ich bin Weihnachten in New York und dann habe ich hoffentlich ein bisschen Urlaub und kann meine Erfahrungen der letzten Monate sacken lassen. Die H&M Kollektion, der Verkauf von Fashionnetworks an Condé Nast und jetzt die Elin Kling for Marciano Kollektion – jetzt muss ich mich orientieren, was ich in Zukunft machen will. Mein Blog, mein Magazin… mal sehen.

Lieben Dank!

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

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8 Antworten auf „Karriere-Interview mit Blog-Ikone Elin Kling“

Ich find sie sehr symphatisch und professionell! Ihr Lebenslauf ist wirklich beeindruckend und ich mag es, wie sie klassische Sachen miteinander so kombiniert, dass es immer sexy und leicht rockig, aber nie billig aussieht. Hut ab!

Starke Elin! Ich find’s einfach beeindruckend, wie furchtlos, konsequent und zielstrebig sie ihr Ding durchzieht – und dabei immer supercharming rüberkommt. Nie gestresst oder überfordert, obwohl sie sicherlich ein krasses Programm absolviert – unheimlich professionell. Und ich liebe ihren simplen, aber doch ganz eigenen Style, ihre vitale Ausstrahlung und ihren Humor. Danke für das tolle Interview!

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.