Ihr wisst ja, dass Kerstin nicht nur eine liebe Freundin ist und hier auf Journelles regelmäßig ihre schönsten Looks zeigt, sondern auch den besten Shop in Frankfurt führt: Hayashi. Dafür reist sie mehrmals im Jahr in die Showrooms ihrer Brands und kauft für die kommende Saison ein. Ich habe sie in Paris bei Kenzo begleitet und ihr über die Schulter geschaut. Und gelernt, wie stressig einkaufen sein kann – schliesslich wird hier über den kommerziellen Erfolg einer ganzen Saison entschieden!
Wir kommen mittags im Headquarter von Kenzo an, in den Showrooms herrscht bereits reges Treiben. Vorher aber noch mal: Mittagessen! Es gibt Salat und Couscous vom Caterer, dazu frische Säfte und natürlich Petit Fours. Dann geht es los, Kerstin bekommt ihren eigenen Tisch samt Computer, die Vertreter gehen mit ihr das Lookbook durch. Erste Eindrücke konnte sie bereits bei der Show sammeln, was aber nicht immer der Fall ist. Geordert wird immer nur im Showroom, meist ohne die Laufstegshow gesehen zu haben.
Für den ersten Eindruck zieht Kerstin dann los, schaut sich alle Teile an. Das dauert, denn die Kollektion ist riesig! Die Laufsteg-Looks hängen in der ursprünglichen Reihenfolge zusammen, aber es gibt natürlich noch viel mehr Produkte, die nicht präsentiert wurden. Besonders die Taschen- und Schuhauswahl ist riesig. Neben dem Fischthema (der Fisch ist der neue Tiger / das neue Auge), das als Botschaft für „Rettet die Meere und die Fische“ gilt, sind viele maritime Paillettenkleider zu sehen. Getapte Mäntel und Westen. Kurzpullover und Neoprenkleider. Blazer mit gefühltem Meeresrauschen. Wahnsinnig viel Blau, natürlich. Für mich sind die beigefarben und schwarz/weissen Looks die stärksten, denn die werden länger als eine Saison gehypt.
So wählt auch Kerstin aus, da sie die ganze Kollektion, sprich aus allen Ranges, einkauft. Geachtet werden muss in erster Linie auf das Budget. Was im Einkauf schon 500 Euro kostet, wird im Laden mit einer ungefähren Marge von 2.5 sicher nicht weg gehen wie warme Semmeln. Es kommt auf ein gesundes Verhältnis an. Ja, und wie geht sowas, Kerstin? „Ich höre auf mein Bauchgefühl. Natürlich wähle ich vorrangig nach meinem eigenen Geschmack aus.“ Sie knipst alle Favoriten mit dem iPad, schaut sich die Schnitte und deren unterschiedliche Farb- und Stoffausführungen an und gibt dem Handelsvertreter erste Mengen an. „Das nehme ich. Das fliegt raus. In Frankfurt wird das aufwändige Paillettenkleid sicher nicht angenommen. Für den Ausgleich benötige ich dennoch ein, zwei Shirts mit Fischen.“
Im Showroom füllen sich stetig alle Tische, immer mehr Einkäufer kommen, es wird hektisch, die Luft wird wärmer. Die Models laufen unentwegt in neuen Kombinationen durch die Reihen, um die Kleider angezogen zu zeigen. Ich habe schon längst den Überblick verloren, könnte zwar Favoriten picken, nicht aber das Gesamtbild sehen. Schliesslich muss ein gutes Verhältnis der einzelnen Produkte entstehen – auch farblich, damit es im Laden später gut auf der Stange aussieht.
Insgesamt 5 Stunden wird Kerstin an diesem Tag im Showroom sein, erst dann ist alles eingetütet. Die finale Order sendet sie drei Tage später ab, um im Rausch nicht alles einzukaufen. Da hilft der kühle Kopf zuhause, um eine wirtschaftlich korrekte Auftragsbestätigung abzusenden. Ich sage: Hut ab vor einer solchen Leistung! Einkaufen hat rein gar nichts mit Shopping zu tun. Einkaufen muss man lernen.
Die Bilder aus dem Showroom:
4 Antworten auf „Wie funktioniert der Einkauf? Mit Kerstin von Hayashi im Kenzo-Showroom“
Tolles Thema, sehr interessant. Wie unterschiedlich man das Thema „Sommer“ interpretieren kann! Die meisten gezeigten Teile gefallen mir sehr.
Oh wow, die Sachen mit den „Fischschuppen“-Pailletten sind ja ein Traum bitteschön! Und das Kleid mit dem Bauchnabel-Cutout – entzückend! Danke für den Einblick!
Sehr interessanter Beitrag. Was mich noch interessieren würde:
– Spricht Kerstin (fließend) französisch oder sind die Verkaufsgespräche auf englisch? Franzosen und englisch, passt ja angeblich nicht so gut 😉
– Kauft man da quasi für die ganze Saison ein oder kann man auch nachbestellen?
Liebe Grüße
Super interessant dieser Blick hinter die Kulissen. Ein toller, aber sicher kein einfacher Job.