Mein Leben, so kam es mir in der vergangenen Woche zumindest vor, besteht zu 99 Prozent aus Entscheidungen. Aufstehen – oder nicht? Kaum wach, beginnt der Tag mit (vermeintlich kleinen) Entscheidungen. Kaufen wir ein neues Auto (nachdem unseres letztes Jahr geklaut wurde)? Oder besser leasen? Welches Modell eigentlich? Zwischen jeder Menge Autohäusern, die wir letzte Woche ansteuerten, wurde ich mal wieder mit meiner grössten Entscheidungsunfähigkeit in belanglosen Situationen konfrontiert: Ich weiss nie, was ich essen möchte. Zu grosse Menükarten machen mich wuschig, im Supermarkt will ich alles und nix einkaufen, die Restaurantwahl bestimmt den Großteil meiner Konversationen (always hungry, ihr erinnert euch vielleicht).
Oh, ausserdem ist ein neues Objektiv für die Kamera fällig: das teure Original oder die preiswerte Variante kaufen? Und: Herr Steuerberater, sollte ich diese Stelle besetzen? Frei oder festangestellt? Das Erwachsenenleben ist reines Entscheiden – eben nicht nur geschäftlich, besonders privat. So gern ich Entscheidungen dann irgendwann treffe, sind sie zunächst mal eine Last – wenn auch eine luxuriöse, denn ich habe ja überhaupt eine Wahl in so ziemlich jeder Situation meines Lebens.
Einfacher wird es, wenn man sich einfach keine entscheidenden Fragen mehr stellt, sondern schlichtweg: macht. So geschehen am Samstag im KaDeWe im Céline-Store. Ohne Mission, ohne grosses Bedürfnis, nicht mal in Shoppinglaune war ich. Trotzdem ertappte ich mich dabei, wie ich den Verkäufer zielstrebig fragte, ob er gerade eine schwarze Box Bag in Medium da habe.
Denn: vor über dreieinhalb Jahren habe ich mich für die falsche kleine schwarze Umhängetasche entschieden – genau die kleine Proenza Schouler verkaufe ich nun, weil ich sie einfach zu wenig getragen habe. Noch länger schwirre ich, das Journelles-Archiv hat es wohl dokumentiert, um die Céline Box Bag rum, schaue sie mir jede Saison im Store an – mal ist das Modell nicht verfügbar, dann kommt für kurze Zeit meine Wunschfarbe Schwarz rein und am Ende war sie mir eigentlich immer zu teuer.
Vier Jahre, 700 Euro: Die Box Bag ist jedes Jahr im Preis gestiegen und macht auch weiterhin keine Anstalten, diesen Trend irgendwann zu beenden.
Als müsse ich mich absichern, irgendwann nicht noch tiefer in die Tasche greifen zu müssen, erkläre ich dem Verkäufer nach kurzem Überprüfen auf Kratzer, dass ich das Modell nehmen werde. In meinem Kopf spielte sich nicht mal ein Entscheidungsprozess ab, es war quasi Schicksal. Unausweichlich.
Es stimmt also, was weise Köpfe immer behaupten: Die besten Entscheidungen muss man nicht treffen, sie passieren ganz von alleine. Das muss ich eines Tages nur noch meiner Kreditkarte erklären.
24 Antworten auf „Von Entscheidungen… und der Céline Box Bag“
So wahr – die besten Entscheidungen sind häufig die intuitivsten! Und die Celine Box Bag ist wohl die perfekte Wahl! Tolle Tasche!
x. Mirjam
Bei Kamera Objektiven immer das Orginal kaufen. Es ist das Herzstück eines Fotoapperates. Ein billiges Objektiv wird nie die Qualität haben ,die ein teures Orginal Objektiv hat. Fotographie ist ein Handwerk und ein Handwerker kann nur mit gutem Handerksmaterial arbeiten. Jeder Fotograph der in diesem Beruf sein Geld verdient,wird das bestätigen können.
Hallo Jessi,
Gute Entscheidung und Glückwunsch zur Traumtasche!!!
Kannst du mir sagen woher das Bild ist bzw wie es heißt? Das „obere“ mit dem Strand und dem Meer?
Danke
Mel
Danke! 🙂 Das Bild habe ich bei Juniqe gefunden, allerdings war es limitiert und ist inzwischen ausverkauft leider.
Ich kenne das im kleinen und großen nur zu gut. Wohnung: kaufen/ mieten, Kind ja/ nein, Thai oder Pizza, zara/ isabel marant. Ich weiß das sind z.t. Echte Luxusentscheidungen, sind trotzdem manchmal nervig, weil die Auwahl an Möglichkeiten einfach so unglaublich riesig ist.
Dieses Jahr habe ich mich dann, so ziemlich aus den gleichen Gründen wie Du, für die klassische chanel Handtasche entschieden, nur das bei mir der Preisanstieg über ca. 7 Jahre etwas heftiger war, von damals 2.500€ auf heute 4.200€. Aber ich habe immer darüber geredet und mir gesagt, irgendwann will ich die klassische chanel haben und Anfang diesen Jahres dachte ich mir, worauf will ich denn noch warten?
Und danach habe ich mich unglaublich gefreut, es endlich getan zu haben. Once in a lifetime, bucketlist: häckchen 🙂
Die Entscheidung „Kind ja / nein“ empfinde ich jetzt aber als etwas arg fremd in der Diskussion um Wertgegenstände…
Pizza, Kind….Deine Auflistung macht mir Angst… :/
Die Tasche ist toll und ein wenig überteuert, finde ich.
Richtige Entscheidung! Herzlichen Glückwunsch zu diesem Schmuckstück 🙂
Richtig tolle Tasche, wirklich ein Traum! aber sag mal, wo verkaufst Du denn die Proenza Shouler? Das würde mich ja auch mal interessieren 🙂
LG
Jen
Bei Vestiaire Collective! Berichte euch, wenn mein Shop online ist 🙂
herrlich zu lesen! tolle tasche 😉
Ich möchte sagen, ich habe dir von Anfang an dazu geraten! 🙂
Gute Entscheidung – aber nicht erschrecken, die Box zerkratzt suuuper schnell! Mit der Zeit entsteht daraus aber eine schöne Patina. Beste beste Tasche der Welt, absolut kein Vergleich zu Chanel, was Qualität betrifft (Celine ist so viel hochwertiger!)
Ich finde es immernoch so schön, dieses butterweiche Innenleder anzufassen, und der Geruch! Das Geräusch beim Öffnen! Yes, I’m a nerd
Hast du! :)))
Auch wenn du’s vermutlich gar nicht so meintest, hinterlässt der Artikel bei mir dennoch einen leicht schalen Geschmack, da es so erscheint, als wären die Entscheidungen in deinem Erwachsenenleben, die dich drücken und umtreiben, alles Konsum-Entscheidungen. Letztlich geht’s dabei immer ums Kaufen – ob nun Auto, Kameraausrüstung oder Restaurantfood. Schon klar, du wolltest hier den Bogen zu der Celine-Bag hinkriegen, dennoch finde ich den Eindruck, der hier entsteht, ziemlich unglücklich. Du hast recht – das Leben als Erwachsener ist voller Entscheidungen und Verantwortung, aber darunter sind die reinen Kaufentscheidungen ja eigentlich echt die „unwichtigsten“.
Na, das sollte man aber ganz klar mit einem Augenzwinkern verstehen – eben weil es hier ein Modeblogazine ist. Dass ich hier nicht über meine anderen „Entscheidungsproblemchen“ spreche, liegt doch auf der Hand (genauso wie hier keine politischen oder wirtschaftlichen Themen besprochen werden, auch wenn mich das privat interessiert). Dafür kennste Journelles doch lange genug 😉
…Die Antwort liegt bekanntlich beim Empfänger! Das was der Leser hier aufschnappt, ist entscheidend, nicht wie es tatsächlich in Deinem ‚richtigen‘ Leben abläuft….
…* die Wahrheit liegt beim Empfänger, wollte ich schreiben 🙂
Ja, vielleicht hab ich da heute die falsche Brille auf, mag sein. Und natürlich ist mir klar, dass Journelles ein Modeblogazine ist und ich meinte auch um Gottes willen nicht, dass du irgendetwas Privates preisgeben solltest. Irgendwie wirkte diese Aufzählung nur so à la Klischee-Paris-Hilton-like … und das passt eben auch nicht zu Journelle. Aber wie gesagt – vielleicht ist bei auch einfach nur gerade der falsche Filter drin 🙂
Mal abgesehen von der Tasche, die auch meine ungeschlagene Traumtasche ist, sind die Kommentare auch ein wie immer absehbares Träumchen. Tun wir mal nicht alle so als würden wir es im Ernst gutheissen, wenn die Autorinnen hier ihre intimen Entscheidungen zu ach so viel realeren Themen mit uns teilen würden. Ein bisschen Spass muss ja schliesslich auch sein – beim Schreiben wie auch beim Lesen 😉
Ahhh, die Tasche ist sososo toll! Tragebilder, bitte!
Will mir einer verraten was man derzeit für so ein Sahnestück zahlen muss? Bei den Bildern könnte ich glatt schwach werden.
Schöne Tasche, gar keine Frage! Mich stört daran allerdings der Preis!
Ja ich kaufe auch das teure Zeug, frage mich aber immer häufiger wo das eigentlich hingeht mit den Preisen. By the way: meine Kameratasche von Olypus sieht irgendwie genauso aus….und kostet nicht 2800 Euro. Die Qualität ist natürlich nicht die selbe, aber zahlt sich das wirklich aus?
Ich hoffe du kannst sie ganz viel und lange mit Freude benutzen!
Witzig finde ich einige der Kommentare: genau wie Anna sagt, wollen wir in einem Modeblog nicht wirklich Meinungen zu Politik, Wirtschaft oder Theologie lesen, oder?
Spontan muss ich meine Gedanken dazu auch mal hier hnterlassen. Zuerst dachte ich auch „Stolzer Preis!“ aber wenn ich darübr nach denke, wenn ich das Geld hätte, hätte ich es wahrscheinlich auch für eine Tasche augegeben.
Aber weißt du, was mir an dem Post am besten gefällt? Dass du dir die Tasche selber gekauft hast! Das nicht irgendeine PR-Frau dir die Tasche in einem hübsch verpakten Päckchenin Seidenpapier mit geschwunger Handschrift und Widmung zugesandt hat!
(Merkt man, dass ich mir gerade erst den Gesprächsstoff zu „Online Influencer“ durchgelesen habe?)