Eine besonders ungern ausgesprochene Wahrheit in der Mode lautet: Nur die wenigsten Modemarken machen ihren Umsatz mit Kleidung. Die großen Luxusunternehmen verdienen ihr Geld hauptsächlich mit Düften, Lippenstiften, einige noch mit T-Shirts und Sweatshirts, die meisten aber vor allem mit Accessoires.
Louis Vuitton verkaufte einst sogar ausschließlich Accessoires, vor allem Koffer und Reisetaschen; Hèrmes erhält bis heute seinen Status als begehrtes Luxuslabel vor allem dank Handtaschen wie der Kelly oder Birkin Bag, auf letztere muss man mehrere Jahre warten. Von Chanel sieht man ebenfalls wenn dann die Handtaschen wie die Timeless oder 2.55 und mit Phoebe Philo verbinden wir natürlich durchaus frische, moderne und kluge Kollektionen, aber in erster Linie It-Bags, die sich noch immer wie warme Semmeln verkaufen.
Wie wichtig Handtaschen für ein Unternehmen sind, beweist nicht zuletzt der Erfolg von Mansur Gavriel oder Cult Gaia, die auf dem Taschenhype ein ganzes Modeunternehmen aufbauen. Handtaschen sind die Goldesel der Marken; verkaufen sie sich gut, läufts meist auch mit dem Rest.
Die neuen It-Bags
Hinterher weiß man immer nicht, wer angefangen hat, jedenfalls tragen Frauen ihre Handtaschen jetzt bevorzugt mit einem Buchstaben des Labels. Jeanette Madsen tut es, Pernille Teisbaek tut es, Leonie Hanne auch und gefühlt jede dritte Frau auf Instagram.
In der Mode gibt es für diese Handtaschen inzwischen einen Fachbegriff, man spricht von den Logo It-Bags. Rein modisch betrachtet, haben wir es mit einem Hybriden meist aus einer einfachen Lederhandtasche und dem Anfangsbuchstaben der Marke zu tun.
Aus einer solchen Nachfrage ergibt sich natürlich gleich die Anschlussfrage: Was macht die Logo It-Bag so beliebt? Besonders kreativ ist das Design ja nicht unbedingt.
Anders als die Chloé Faye oder Celine Trio macht die Handtasche ja schon im Namen klar, was sie ausmacht. Und manches spricht dafür, dass die Logo It-Bag sogar zum Klassiker avancieren könnte: Da wäre einerseits ihre Einfachheit; ist ja schließlich nur ein Buchstabe darauf. Ist das Label nicht mehr begehrt, kann man also behaupten, der Buchstabe stünde für einen Liebsten oder den eigenen Namen. Charlotte hat es bei Celine und Chloé besonders leicht; für Jessie bleibt aber nur JW Anderson übrig und ich habe mit meinem A ganz schlechte Karten.
Da Inhalte in Zeiten von Instagram mittlerweile vor allem über Bilder kommuniziert werden, sind große Buchstaben und Logos auf Kleidung und Handtaschen besser dafür geeignet, im kurzweiligen Feed Aufmerksamkeit zu erzeugen als raffinierte Schnitte. Dass sichtbares Branding gut funktioniert, bewies Maria Grazia Chiuri vor zwei Jahren, die auf der Welle des 00-Trends schwimmend die berühmte Saddle Bag aus dem Archiv herausgekramt hat. Eine sattelförmige Handtasche, an dem ein großes, goldfarbenes D hängt und die seitdem eine der begehrtesten It-Bags ist. Aber warum?
Die Designer erinnern gerade nostalgisch an die 90er und 00er Jahre. Wir tragen Turnschuhe, die wie alte Sneaker unserer Väter (Dad Sneaker) aussehen, wir ziehen karierte Miniröcke an wie die, die Jennifer Aniston in der Serie „Friends“ trug, kombinieren eine Blue Jeans mit einer ebenso blauen Jeansjacke und finden protzige Logos wieder cool. Die großen Buchstaben sind zurück und die Logos salonfähig! Kein Wunder, dass Designer auf der Welle dieses Trend insbesondere der Logomanie auch die Logo It-Bags kreieren.
Die C Bags
Dass ein Trend in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, merkt man meistens an der Konkurrenz, die plötzlich aufkommt. Und so hat die Saddle Bag mit dem herunterhängenden „D“ inzwischen ernsthafte Rivalen bekommen.
Während des Fashion Monats gab es zwar Handtaschen von kleineren Marken wie Danse Lente oder Boyy zu sehen, doch der absolute Sieger auf Instagram ist die Chloé C Bag mit einem gold-farbenen „C“ in der Mitte. Die Handtasche gibt es in den unterschiedlichsten Varianten – von der Clutch bis zum Box-Modell mit Krokoprägung ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Chloé hat ohnehin den Ruf, It-Bags zu kreieren; man denke nur an die Faye oder Drew, die das Vermächtnis von Clare Waight Keller (die zu Givenchy gewechselt ist) sind. Und die neue Chloé C Bag scheint ein hervorragender Beweis dafür zu sein, dass ihre Nachfolgerin Designerin Natacha Ramsay-Levi ebenfalls ein Händchen für It-Bags hat. Natürlich ist anzunehmen, dass einige der #chloegirls die Taschen geschenkt bekommen haben, aber es ist doch überwältigend, wie viele eindeutig eine starke Vorliebe für die neue Chloé-Bag haben.
Mit der C Bag springt Ramsay-Levi, die um Accessoires nie verlegen ist, eindeutig auf den Trend der Logo It-Bag auf. So präsentierte auch Hedi Slimane während seiner Debütkollektion eine C-Bag (quasi die Box Bag mit einem C-Logo), JW Anderson Handtasche mit einem in ineinander verschlungenen J in Form eines Ankers und einem A.
Und einige tragen nun das Logo von Thomas Burberry in ihrer Körpermitte. Dass sich das neue Monogramm von Burberry unter der kreativen Leitung von Ricardo Tisci auch gut auf einer Tasche macht, war zu erwarten. Weniger kreativ gedacht, dafür umso schlichter auf den Punkt, zeigt sich das Logo auf mehreren Handtaschen und einer, die um den Bauch geschnallt wird.
Vielleicht sagen viele von euch jetzt: Kann man ja machen, muss doch jeder für sich wissen, ob er so eine Handtasche mit einem Buchstaben will. Stimmt natürlich. Uns holen die Logo It-Bags, insbesondere die C Bags von Chloé, nicht wirklich ab. Sie sind zwar hübsch, doch es fehlt eine gewisse Raffinesse oder coole Designidee. Sorry, Natacha! Wir mögen deine Kollektionen trotzdem.
Ein weiterer negativer Punkt für die C Bag ist die Anzahl von verschiedenen Modellen, die es auf dem Markt gibt. Hat man mal ein Auge auf ein Modell geworfen, fällt schnell auf, wie viele tatsächlich auf Instagram mit genau diesem Statussymbol posieren. Und so exklusiv die Handtasche zuerst schien, so inflationär ist die Präsenz auf einmal. Und man wünscht sich, eine wirklich besondere Tasche zu haben. Habt ihr dazu unsere Kolumne „It-Bags“ gelesen?
Fazit: In der Mode ist gern von Statement Pieces die Rede, besonderen Stücken also, die eine Botschaft vermitteln und Kenntnisse von Trends demonstrieren. Das tun die Logo It-Bags. Es sind einfache Modelle (was an sich nicht schlimm ist), die wenig aussagen. Also muss man den Buchstaben darauf drucken. Erst das Logo gibt dem Kunden einen Grund, eine hohe Summe für die Handtasche auszugeben.
Trotzdem lassen wir diesen Trend gerne aus und sparen das Geld für die nächste It-Bag, vielleicht wird es dann ja trotzdem eine von Chloé sein.
Bild im Header via instagram/_jeanettemadsen_
DIESER ARTIKEL ENTHÄLT AFFILIATE LINKS.
5 Antworten auf „Eine neue Saison, eine neue Handtasche: die Logo It-Bags von Chloé, Celine & Co.“
Ich stimme euch absolut zu! Ich liebe Celine (Old- Céline!;)) und bin ein echtes Chloé Mädchen aber die neuen Modelle mit dem Logo vorne drauf gefallen mir überhaupt nicht. Am Anfang wusste ich nicht mal ob das jetzt Chloé oder Celine ist! Naja ist ja auch nicht schlecht, dann besteht wenigstens keine Gefahr das Bankkonto zu plündern!;))
Lg
Alexandra
Die Burberry-Tasche erinnert mich doch sehr an die (Old) Céline Classic Box Bag. Kombiniert mit dem Logo wirkt sie auf mich leider wie ein billiges, wenig inspiriertes Rip-Off. Danke für die kritische Hinterfragung dieses Trends!
ich warte auf die Wiedererscheinung der Taschengöttin Phoebe Philo
Ich auch! 😉
Setze ich auch aus. Ich habe zwar die JW Anderson Tasche (schon lange, BTW), aber das sind auch meine Initialen und ich bin schon so oft gefragt worden, ob die für mich angefertigt wurde 🙂