Style-Interview: Irina Lakicevic, Zahnärztin, Modejournalistin und Bloggerin von A Portable Package

Zahnärztin in Norwegen, Streetstyle-Liebling und Autorin für die serbische Ausgabe von Harper’s Bazaar: Allein diese kurze Beschreibung reicht aus, dass man Irina Lakicevic gerne sofort kennenlernen möchte. Noch ein schneller Blick auf ihren Blog „A Portable Package“ und uns war klar, dass wir mit ihr unbedingt über ihren Stil und das Verständnis von Mode sprechen

Zahnärztin in Norwegen, Streetstyle-Liebling und Autorin für die serbische Ausgabe von Harper’s Bazaar: Allein diese kurze Beschreibung reicht aus, dass man Irina Lakicevic gerne sofort kennenlernen möchte.

Noch ein schneller Blick auf ihren Blog „A Portable Package“ und uns war klar, dass wir mit ihr unbedingt über ihren Stil und das Verständnis von Mode sprechen möchten, zumal Irina im September sowohl in der deutschen Instyle, Vogue Japan und als auch dem schwedischen Modemagazin StyleBY vorgestellt wird.

Et voilá, das ist das Ergebnis:


Liebe Irina, als du dein Blog „A Portable Package“ vor drei Jahren gestartet hast, gab es schon eine Menge Mode-Blogs. Was wolltest du damals anders machen?

Als berufstätige Frau – jetzt lach’ nicht, du weißt, was ich meine – bzw. Zahnärztin mit einem festen Job von 8 bis 16 Uhr habe ich eine Marktlücke gesehen, die so noch nicht besetzt war. Ich möchte mit meinem Blog eine ältere Zielgruppe ansprechen, die sich für Mode und Lifestyle-Themen interessiert, aber nicht zwangsläufig in der Branche arbeitet. „The Journal by A Portable Package“ ist also als Nischen-Blog gestartet und hat sich so immer weiterentwickelt.

Du hast schon angedeutet, dass du nicht nur als Bloggerin und Mode-Journalistin arbeitest, sondern in erster Linie einen Vollzeit Job als Zahnärztin hast. Wie kann man sich dein „Doppelleben“ vorstellen?

Hah, ich kann euch allen versprechen, dass auch euer Zahnarzt wahrscheinlich super kreativ ist – ihr wisst nur nichts davon! Spaß beiseite, tatsächlich haben viele Zahnärzte ein künstlerisches Hobby oder Nebenjob. Mein Hobby ist Mode und Styling. Als Ärztin arbeite vor allem mit älteren Kindern, die in der Psychiatrie sind und Drogenprobleme hatten. Die Mode funktioniert für mich als eine Art spielerischer Ausgleich.

Modebloggerin IrinaLakicevic von A Portable Package

Größer könnten die Gegensätze wohl kaum sein. Wie gelingt es dir eine Work-Life-Balance zu halten?

Ehrlichweise gelingt mir das gar nicht. Diese Balance überhaupt zu finden ist sehr schwer und nur wenigen Menschen gelingt es. Für mich geht es um die Energie, die ich aus der kreativen Arbeit schöpfe. Der Umgang mit inspirierenden Menschen macht es mir möglich, Doppelschichten zu schieben. Das und außerdem viel Joggen und Yoga.

Du musst die am besten gekleidete Zahnärztin der Welt sein. Wie sieht deine Arbeitsuniform aus – und was trägst du unter deinem weißen Kittel?

Ich arbeite 30 Minuten vom Stadtzentrum entfernt, also dreht sich bei meinem Outfit alles um flache Schuhe und praktische Arbeitskleidung. In diesem Punkt bin ich wie alle anderen auch: Bevor ich morgens nicht meinen Kaffee getrunken habe, sollte man mich besser nicht ansprechen. Ich gehe komplett ohne Make-up zur Arbeit und verspüre keinen Drang, mich so früh am Morgen aufzudonnern. Dank Frauen wie Phoebe Philo ist diese Art simpler Freizeit-Look, gerne auch mit einem kleinen Twist versehen, als Arbeitskleidung längst anerkannt – und zwar nicht nur in der Mode-Industrie.

Auf deiner Website beschreibst du dich selbst als „Tastemaker“, also eine stilprägende Person. Wie würdest du denn deinen Geschmack oder Stil beschreiben?

Ich würde sagen mein Stil ist eklektisch, da er von Rock-Chic bis hin zu skulpturalem Minimalismus reicht. Meiner Meinung nach geht es bei dem persönlichen Stil letztendlich darum, die Einflüsse, die während unseres gesamten Lebens auf uns einwirken, so zu sortieren, dass sie für uns funktionieren. Es geht darum, etwas neu zu übersetzen – oder etwas Altes wieder aufleben zu lassen. Es gab schon viele Leute, die auf mich zu gekommen sind und mir erzählt haben, dass sie dank meines Blogs einen bestimmten Stil oder ein Element überdacht haben.

 

 

Du wurdest in Pristina, Kosovo geboren und lebst heute in Bergen, Norwegen. Wie hast du dein besonderes Gespür für Mode entwickeln können?

Ich bin in meinem Leben schon oft umgezogen, aber die Mode war immer ein großer Teil meines Lebens. Früher wollte ich sogar unbedingt an der Mode-Uni Central Saint Martins in London studieren und habe ewig an Zeichnungen gearbeitet. Dank der Digitalisierung der Medien ist es mir stets gelungen in Sachen Mode am Ball zu bleiben.

Welcher Designer oder Label trifft deinen Geschmack am besten?

Oh, da gibt es viele. Es kommt auf meine Stimmung an, aber Céline, Saint Laurent und Gucci stehen am besten für meinen Ansatz von „Mix & Match“.

Auf einem Foto auf deinem Blog trägst du gelben Lack auf den Fußnägeln. Wieso hast du dich ausgerechnet für diese Farbe entschieden?

Ist das nicht ein schönes Detail? Die Farbe springt sofort ins Auge. Es gibt keinen Schuh, den man nicht mit knalligem Nagellack tragen kann. Es macht einfach mehr Spaß. In der Regel trage ich eher Outfits in neutralen Farben, Schwarz oder Blau – mit Nagellack kann man dem Ganzen schnell einen Hauch Farbe hinzufügen.

Modebloggerin IrinaLakicevic von A Portable Package

Gibt es einen norwegischen Designer, den du uns an dieser Stelle besonders ans Herz legen möchtest?

FWSS ist sehr schön, ein entspanntes Label, das den skandinavischen Stil sehr, sehr gut verkörpert. Überhaupt gibt es in Skandinavien viele interessante Designer, sodass es schwer ist, nur einen herauszupicken. Der jüngste ist Giorgi Rostiashvili – seine zweite Kollektion ist großartig gelungen!

Wo gehst du in Norwegen gerne einkaufen?

Es kommt darauf an. In Bergen, wo ich lebe, gibt es wunderbare Concept Stores, die Streetwear und Design-Objekte verkaufen. Diese Geschäfte sind so gut gemacht, dass man gar nicht mehr nach Hause gehen möchte. Meine Favoriten sind Lot333 und Pepper in Bergen sowie Yme in Oslo.

Wer hilft dir dabei die Fotos für dein Blog zu machen?

Mein armer, armer Verlobter. Er macht das nur widerwillig.

Was macht dir mehr Spaß: Fotos zu machen oder den Text zu schreiben?

Ich bin ein visueller Menschen, also machen mir das Styling und Fotoaufnahmen mehr Freude. Aber ich liebe es, wenn unter einem Beitrag eine Diskussion entsteht, besonders wenn meine Leser nicht einer Meinung sind. Das macht die ganze Sache um einiges interessanter!

Modebloggerin IrinaLakicevic von A Portable Package

Modebloggerin IrinaLakicevic von A Portable Package

Welchen Mode-Blogger und Instagrammern folgst du selbst gerne?

Ich mag Leute, die ungekünstelt daher kommen. Mir scheint, dass einige Blogger nur bloggen, um berühmt zu werden – und nicht nur, weil sie die Mode lieben. Ich folge Pernille Tæisbaek, Sabrina Meijer von afterDRK, Camille Over The Rainbow, Andy Heart und Styleheroine – schlichtweg Leuten, die ein bisschen etwas anderes auf ihrem Blog anbieten als der Rest, verstehst du?

Erinnerst du dich noch, als das erste Mal jemand ein Streetstyle-Foto von dir gemacht hat? Wann und wo war das und was hast du in diesem Moment gedacht?

Das war 2012, vor der Matthew Williamson Show in London. Der Fotograf war Phil Oh von Street Peeper. Das Foto wurde sowohl auf Vogue.com als auch in der Printausgabe und in dem Buch „Vogue The Editors Eye“ veröffentlicht. Verrückt.

 

 

Inzwischen arbeitest du auch als Contributor für die serbische Ausgabe von Harper’s Bazaar. Könntest du dir denn vorstellen, deinen Job als Zahnärztin irgendwann komplett an den Nagel zu hängen?

Nein, auf keinen Fall. Ich würde höchstens in Teilzeit arbeiten. Dieser Job erdet mich und ich erlebe so eine andere Art der Realität. Diese Balance möchte ich in meinem Leben unbedingt beibehalten.

Bleiben wir bei der Mode: Was sind deine 5 Lieblingsteile im Kleiderschrank und was macht sie so besonders?

Meine BLKDNM Lederjacke, meine High Waisted Jeans, Céline Ballerina Heels und die Céline Tie Handbag sowie ein Shirt von Isabel Marant.

Und was steht auf deiner Wunschliste für die neue Saison?

Diese Seidenblusen und Pelz-Loafer von Gucci. Wide Leg Pants von Stella McCartney und Céline Ohrringe. Außerdem die Loewe Puzzle Bag und eine Louis Vuitton Jacke.

 

Welches Teil sollte deiner Meinung nach endlich ein modisches Comeback erleben?

Keines. Für mich gibt es in diesem Sinne keine Trends oder Comebacks. Entweder man trägt etwas oder man lässt es bleiben. Ich meine, es gibt Klamotten, die dir stehen und andere nicht. Stilbewusstsein kommt nie aus der Mode.

In wie weit hebt sich eigentlich der norwegische Stil vom Rest Skandinaviens ab?

Ich glaube, die Norwegerinnen sind ein bisschen mehr sexy, weicher und femininer in ihrem Ausdruck. Die Mädels hier liebe Spitzenkleider, tragen sie jedoch mit Tennisschuhen oder Boots.

Vielen Dank für das Interview, liebe Irina!

Weitere Bilder seht ihr in der Galerie:

(Fotos: A Portable Package)

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

Kommentare (7) anzeigen

7 Antworten auf „Style-Interview: Irina Lakicevic, Zahnärztin, Modejournalistin und Bloggerin von A Portable Package“

Sehr inspirierend. Für alle Frauen die einen stressigen Job haben: wir dürfen auch gerne mal entspannt und in Flats zur Arbeit gehen. ???? Mache ich auch immer. 🙂 Meine Sneakers sind mein ständiger Begleiter ins Office.

xoxo
Elena

Danke für das schöne Interview! Ich liebe den Stil von Irina Lakicevic und lese jeden Beitrag über sie mit Begeisterung – doch wirklich jedes Mal frage ich mich: Meine Güte… die Frau kann doch kaum Schlaf bekommen und sieht trotzdem jedes Mal umwerfend aus! Bestimmt hat sie heimlich eine Einkäuferin oder Stylistin 😉
Alles Liebe,
Coco von hübschdichauf.de

Ohne die Grammatikkeule schwingen zu wollen: „Es gab schon viele Leute, die auf mich zu gekommen sind und mir erzählt haben, dass sie dank meines Blogs einen bestimmten Stil oder ein Element überdenkt haben.“ ???

Liebe Julia, danke für den Hinweis, da ist mit bei der Übersetzung ein Fehler unterlaufen. Liebe Grüße Alexa

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.