„Ich würde mir wünschen, dass zwischen eShops und klassischen Boutiquen mehr differenziert wird.“ Jessies Shopping-Tour bei April First

Jessies Lieblingslooks und alle Insights

Carolin Dunkel mag euch bekannt vorkommen, denn sie ist regelmäßig auf Journelles zu sehen. Als Inhaberin und Einkäuferin des Berliner Shops April First ist sie eine unserer liebsten Inspirationsquellen. Corona machte jedoch auch vor ihrem Business keinen Halt. Welche Auswirkungen die Krise auf ihr Unternehmen hatte, das haben wir euch hier erzählt.

Fünf Wochen und einige Lockerungen später trifft Jessie die Einkäuferin in ihrem Laden wieder. Gemeinsam sprechen sie über die Entwicklungen und Jessie zeigt euch ihre Lieblingslooks aus dem aktuellen Sortiment.

Wie alles begann

„Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Mode“, berichtet Carolin. „Einen eigenen Store zu eröffnen hätte ich mir trotzdem nie träumen lassen.“ Sie verbrachte einige Jahre in New York, bevor sie in Berlin Fuß fasste und sich mit der dortigen Fashion-Szene auseinandersetzte. „Ich wusste nicht, wo ich einkaufen gehen sollte“, sagt sie. „Daraufhin machte ich mir Gedanken, wie ich meine aus den Staaten mitgenommene Expertise nutzen könne.“

Vor fünf Jahren hat sie sich mit ihrer Boutique April First selbstständig gemacht. „Wir haben damals am 1. April eröffnet, daher der Name.“ Tatsächlich gibt es in Deutschland kaum noch Boutiquen, deren Sortiment so ausgefeilt und mit Liebe kuratiert ist, wie das von Carolin. „Viele Labels, die bei mir im Laden hängen, waren damals noch völlig unbekannt wie zum Beispiel Ulla Johnson. Bis heute verkaufe ich ihre Kollektionen sehr erfolgreich“, sagt die Unternehmerin.

Einrichtung mit Stil

Fast alles im Laden ist auf Maß angefertigt. „Das was ich wollte, konnte ich nirgends finden“, erzählt Carolin. „Ich hatte das Glück, dass ein Schlosser aus dem Ort meiner Eltern zu kennen. Der hat dann beispielsweise die Kleiderstangen in unserer Boutique gefertigt.“ Ansonsten hatten sie und ihr Team die besten Voraussetzungen – Altbau, hohe Decken, das ganze Programm. Einziges Manko: Ziemlich unschönes Linoleum, das mittlerweile durch einen formvollendeten Holzboden ersetzt wurde. Ein weiteres Highlight im Shop sind diese hübsche Poufs in Rosé, ein Mädchentraum, den sich Jessie für ihr Zuhause auch erfüllt hat. „Neben Mode verkaufen wir nämlich auch Interior und Beauty bei April First“, fügt sie hinzu.

Ebenso schön: Carolins eigene Schmucklinie, den sie neben anderen Labels bei April First anbietet. Die filigranen Ringe werden mit schillernden Diamanten besetzt und sind die perfekte Ergänzung zum ausgewählten Sortiment der Shop-Besitzern. Sie spiegeln den Esprit und auch das Stilgefühl von Carolin wieder. Ein Erfolgsrezept, das bei ihren Kundinnen Jahr für Jahr gut ankommt.

Das ist neu bei April First

„Die Corona-Krise hat uns ziemlich hart getroffen, zumal wir bislang keinen Onlineshop hatten“, erzählt Carolin Jessie während des Gesprächs im Laden. „Wir hatten schon länger überlegt, digital zu starten.“ Dabei sei es vor allem darum gegangen, mit den großen e-Shops wie Net-a-Porter oder Mytheresa nicht mithalten zu können. „Momentan geht es aber nur um eins: überleben. Wir wollen den Store natürlich halten, also musste ein Online-Konzept her.“

Doch ohne Hilfe ging es nicht. Glücklicherweise haben sich viele Bekannte und Freunde bei der Unternehmerin gemeldet. „Unter anderem Sandra Semburg (Anmerkung der Redaktion: eine der bekanntesten Streetstyle-Fotografinnen), die mich in Sachen Fotos unterstützt hat“, sagt Carolin. „Witzigerweise haben wir den Onlineshop auch am 1. April lanciert.“

How to: Onlineshop lancieren

„Wir arbeiten mit Squarespace. Technische Probleme gab es kaum. Die einzige Schwierigkeit ist das Sortiment“, berichtet Carolin gegenüber Jessie. So könne man aktuell nicht nachbestellen und dem Kunden somit nicht immer alles bieten. „Außerdem sind viele Frauen sehr auf ihre Größe fixiert. Online geht niemand Risiken ein, im stationären Handel schon.“ Das mag daran liegen, dass heute jede Marke unterschiedlich ausfällt. Hat man beim ersten Label Größe S, darf es bei einer anderen Marke auch mal M sein.

„Viele Stammkunden haben inzwischen meine Handynummer und legen sehr viel Wert darauf, mit mir zu sprechen, obwohl ich ein wundervolles Team habe.“ Persönliche Beratung ist und bleibt der Schlüssel zum Erfolg, das finden sowohl Carolin als auch Jessie, die im Laden jede Menge Schätze entdeckt (z.B. diese fliederfarbene Kleid von Ulla Johnson), die sie online vermutlich nicht in den Warenkorb geschoben hätte.

Die Modebranche im Wandel

Ein gutes und vor allem stylishes Sortiment ist das, was April First ausmacht. Ihre Boutique ist eine echte Fashion-Oase, die in Berlin heraussticht. Carolin kennt die Wünsche ihre Kundinnen und weiß, wie man zum richtigen Zeitpunkt darauf eingeht. „Als ich damals im Einkauf angefangen habe, wollte ich vieles selbst bestimmen. Mir war es wichtig, entscheiden zu können, wann ich einen bestimmten Look verkaufe“, betont sie. Eine Herausforderung, wenn man bedenkt, mit welcher Schnelligkeit sich die Modebranche heute von einer Saison zur nächsten entwickelt.

„Im Endeffekt war es kaum umsetzbar. Die Sommerware kommt nach wie vor im Dezember“, sagt Carolin. „Das hat zur Folge, dass viele Stores schon vor Weihnachten stark reduzieren müssen. Bei mindestens vier Saisons (früher gab es zwei – Frühling/Sommer und Herbst/Winter) bleibt sonst kaum Zeit, alles rechtzeitig zu verkaufen.“ Sie versucht deshalb grundsätzlich nur in kleinen Mengen und nach Bedarf zu bestellen.

„Ich würde mir wünschen, dass zwischen e-Shops und klassischen Boutiquen mehr differenziert wird. Es gibt einfach zu hohe Order-Budgets, die für Läden wie April First keinen Sinn machen. Ich kann von Glück sagen, dass viele meiner Stammkunden nicht auch einen Sale bestehen. Zum Dank gibt es dann gerne auch mal ein Goodie von mir.“ Na dann, kommen wir doch immer gerne wieder vorbei!

Jessies Lieblingslooks bei April First:

Kleid von Ulla Johnson

Jumpsuit von Xirena

Kleid von Masscob

Kette und Ring von Karolin Van Loon, Kleid von Ulla Johnson

Bluse von Ulla Johnson, Veganer Lederrock von Nanushka

Jumpsuit von Xirena

Kleid von Nanushka

Wichtige Infos zur Bestellung

Shoppen könnt ihr im Onlineshop oder in der Boutique auf der Auguststraße 77 in Berlin-Mitte. Außerdem nimmt Carolin Bestellungen via Instagram oder Mail entgegen. Wenn euch also ein Look gefällt, schreibt ihr gerne eine Nachricht.

Lieferung: Der Versandt erfolgt weiterhin ganz normal in- und außerhalb von Europa mit DHL. Bitte habt Verständnis, dass es aufgrund der aktuellen Situationen zu Verzögerungen bei der Lieferung eurer Bestellung kommen kann!

Bilder via Jessie und Carolin Dunkel.

Text von Katharina Hogenkamp.

Kommentare (2) anzeigen

2 Antworten auf „„Ich würde mir wünschen, dass zwischen eShops und klassischen Boutiquen mehr differenziert wird.“ Jessies Shopping-Tour bei April First“

Ich hatte mir schon nach deinem Talk mit Carolin den Online Shop angesehen und es gibt wirklich ganz tolle Teile. Ich habe aber leider schnell gemerkt dass sehr viele Teile, vor allem von Ulla Johnson ausverkauft sind, ausser in einer 34 oder 36. Oder überhaupt nicht in ner Grösse über 38 angeboten werden…

Eine schöne Boutique. Ich war schon ein paar mal dort, wenn ich in Berlin war. In Hamburg haben wir den Little Department Store in Eppendorf mit einem ähnlichen Sortiment und einer ebenso charmanten Store Besitzerin.
Der Live Talk hat mir übrigens sehr gefallen 🙂

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.