Schmuckdesigner gibt es wie Sand am Meer. Kein Wunder, es ist ja auch ein wunderschöner Beruf! Aber es gibt nur Wenige, die seit über 25 Jahren im Geschäft sind. Die Dänin Jane Kønig ist unter Anderem dank ihres Bestsellers, der „Love Tag“-Kollektion, auf allen Blogs und Magazinen präsent.
Wie die studierte Modedesignerin ihr Label mit Hilfe ihrer Familie vom Küchentisch aus sukzessiv immer weiter ausbaute, dabei einige Rückschläge einstecken musste und wer ihr beim internationalen Durchbruch letztendlich geholfen hat, das verrät uns die 59-Jährige im Interview.
Wir haben Jane (sie selbst spricht ihren Vornamen übrigens „Jene“ aus) kurz vor der Launch-Party ihrer neuen Shell-Ohrringe bei Lala Berlin auf einen Kaffee im The Store getroffen. Dabei waren wir von ihrem Stil so begeistert, dass wir sie gleich für ein Closet Diary angefragt haben. Fazit: coole Frau!
Hi Jane, warum bist du heute in Berlin?
Für die Präsentation meines neuen „Shell“-Ohrrings bei Lala Berlin, den ich entworfen habe. Außerdem wollte ich gerne die Gesichter der Berliner Modeszene kennenlernen!


Warum absolvierst du solche Events persönlich und schickst nicht die PR-Chefin?
Ich bin das Gesicht von Jane Kønig. Außerdem schaue ich mir gerne persönlich an, wie meine Sachen ankommen und was wir das nächste Mal vielleicht verbessern können.
Was hat es mit diesem Shell-Ohrring auf sich?
Es gibt ein großes und ein kleines Modell, die Oberfläche erinnert an eine Muschel oder Plissee. Das perfekte Weihnachtsgeschenk, aber auch toll für den Sommer.
Du selbst trägst heute aber gar keinen Schmuck, dafür eine sehr schöne Gucci-Tasche!
Ich bin immer so busy und vergesse es manchmal einfach die Sachen anzuziehen! Mein Flug aus Kopenhagen ging heute Morgen sehr früh und die Shell-Ohrringe sind noch in meinem Koffer! (lacht)


Du hast Modedesign studiert. Wann hast du entschieden, keine Mode zu machen, sondern Schmuck?
Schon während der Uni. Mein damaliger Mann war Goldschmied und nach dem Unterricht habe ich selber Knöpfe für meine Entwürfe hergestellt, um meinen Stil zu betonen. Das ist das Tolle an Schmuck! Ich habe mir also alles selber beigebracht, aber nie eine Goldschmied-Lehre gemacht.
Was macht deinen Schmuck besonders?
Die Sachen liegen hinsichtlich Material und Preis zwischen Mode- und echtem Schmuck. Die Ohrringe, Ringe und Ketten sind schlicht, nicht zu überladen und der Look von Jane Kønig ist unverkennbar. Ich bin, wie gesagt, studierte Modedesignerin und ich liebe Mode. Aber ich wollte Schmuck machen, der zeitloser ist als die saisonalen Trends und zu allen möglichen Anlässen passt.
Du hast schon während der Uni viele Nachwuchspreise gewonnen. Ist das typisch für Dänemark, dass junge Designer gleich zu Anfang so gepusht werden?
Ja, die Nachwuchsförderung bei uns ist wirklich toll. Manche Preise sind mit Geld dotiert – das ist super, wenn man jung und ständig pleite ist. So kann man sich auf die kreative Arbeit konzentrieren.
Wann hast du dein eigenes Label gegründet?
Das war vor 25 Jahren. Ich wollte für keinen anderen Designer arbeiten. Wenn mein Sohn abends im Bett lag, habe ich am Küchentisch meine Schmuckstücke entworfen und dann die Boutiquen in Kopenhagen abgeklappert und gefragt, ob sie etwas kaufen möchten. Mein erster Entwurf waren Plexiglas-Ohrringe. So richtig bunte Bling-Bling-Dinger!
Einer deiner ersten Kunden war das Londoner Nobelkaufhaus Harrods. Wie hast du das geschafft?
Eine meiner Freundinnen arbeitete damals in London und verwendete ein paar meiner Entwürfe für eine Modenschau. Eines Tages rief sie mich an und hatte eine große Bestellung von Harrods in der Tasche. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet! Ich habe dann zusammen mit meiner Mutter und Freunden von morgens um 7 Uhr bis abends am Küchentisch die Sachen gefertigt. Eine aufregende Zeit!
Welche Markt-Nische hast du zur der Zeit gesehen?
Heute gibt es so viele Schmuck-Labels, damals war das noch nicht so. Deshalb habe ich anfangs gleich so viele Nachwuchspreise gewonnen. Ich habe zum Beispiel mit Holz gearbeitet, was absolut untypisch war. Die „Love Tag“-Kollektion ist seit Jahren unser Bestseller, aber erst nachdem mein Sohn mich davon überzeugt hat, die Ketten und Armbänder auch in Silber herzustellen. So können sich auch junge Leute unseren Schmuck leisten.

Zu der Zeit, als du dein Unternehmen gegründet hast, gab es weder Facebook, Instagram noch Modeblogs. Wie hast du deine Marke bekannt gemacht?
Ich hatte eine Freundin, die mit einem Fotografen verheiratet war und Accessoires für ein Shooting brauchte. Sie rief an und fragte: „Hast du einen Sheriffstern?“ oder „Hast du Schmuck mit roten Steinen?“ Ich behauptete einfach: „Ja, bis wann brauchst du alles?“ Dann hatte ich zwei Tage Zeit, um den Schmuck herzustellen. (lacht)
Ging es immer weiter so steil bergauf?
Nein, nach der Trennung von meinem Mann war das Geld als alleinerziehende Mutter knapp und ich hatte keine Werkstatt mehr. Ich habe damals Blumen-Dekoration aus Metall und Perlen gefertigt und versucht, damit unseren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ich musste irgendetwas machen! Außerdem habe ich für das Theater und Fernsehen gearbeitet.
Dann hatte ich die Idee, vakuumverpackte Ketten in verschiedenen Längen zu machen. Das war mein erster Verkaufsschlager. Daraufhin habe ich meinen ersten eigenen Shop eröffnet und im darauffolgenden Frühjahr bei der Modemesse in Kopenhagen teilgenommen. So ging es Stück für Stück voran.


Heute wird deine Marke in Europa, Kanada und den USA verkauft. Wer hat dir geholfen, dass Jane Kønig international erfolgreich wurde?
Mein Sohn Jeff. Vor ein paar Jahren wäre unsere Firma beinahe bankrottgegangen. Die finanzielle Lage war katastrophal und ich war total geschockt. Mein Sohn hat das Ruder übernommen und mich davon überzeugt, einen eigenen Webshop zu launchen.
Heute arbeiten 25 Leute für uns und wir bringen pro Jahr drei bis vier Kollektionen auf den Markt. Außerdem gibt es in Kopenhagen einen Shop, in dem wir Fine Jewellery aus 18-karätigem Gold und Diamanten verkaufen.
Wow, was für eine echte Erfolgsgeschichte! Du bist nun so viele Jahre im Geschäft und ziehst deine Inspiration aus deinen Reisen. Was sind deine Lieblingsziele?
Ich war schon 15 Mal in Nepal und zusammen mit meinem Sohn fliege ich jedes Jahr nach Thailand: Chiang Mai, Bangkok und Koh Tao. Wir könnten ja auch mal woanders hinfliegen, aber dort ist es einfach zu schön!
Danke für deine Zeit, liebe Jane und weiterhin so viel Erfolg!
(Fotos: Marie-Christin Jaster für Journelles, PR)
5 Antworten auf „Wie man als Schmuckdesignerin international erfolgreich wird – und bleibt: Karriere-Interview mit Jane Kønig“
Die Ohrringe sind bezaubern. Hoffentlich kommen sie nochmals in den Online Shop rein!
Ganz tolles ehrliches Interview 🙂 Den Schmuck von Jane Konig liebe ich sehr.
Spannendes Interview! Vielen Dank 🙂
Sehr interessantes Interview! Ich persönlich finde es sehr wertvoll, wenn erfolgreiche Designer auch von Rückschlägen oder negativen Phasen im Leben berichten. Das macht sie menschlich nahbar und spannend!
11.4.2019
Hallo,
Wuderschöner Schmuck. Ich designe Schmuck aus Perlen und Edelsteinen, sowie Modeschmuck und suche nach Verkaufsmöglichkeiten.