Schauenprotokoll: Nobi Talai NT.02

Von Null auf Hundert: Im Fall von Nobi Talai kann man das so sagen. Die Newcomerin präsentierte ihre Debüt-Kollektion im Sommer 2015 im Rahmen des Berliner Modesalons und erhielt neben Marina Hoermanseder prompt die Förderung des German Fashion Design Council, inzwischen unbenannt in Fashion Council Germany, kurz FCG. Jetzt wollte man natürlich wissen: Hat sich

Von Null auf Hundert: Im Fall von Nobi Talai kann man das so sagen. Die Newcomerin präsentierte ihre Debüt-Kollektion im Sommer 2015 im Rahmen des Berliner Modesalons und erhielt neben Marina Hoermanseder prompt die Förderung des German Fashion Design Council, inzwischen unbenannt in Fashion Council Germany, kurz FCG.

Jetzt wollte man natürlich wissen: Hat sich das Engagement der FCG-Präsidentin Christiane Arp und ihren Mitstreitern wie Anita Tillmann, Mario Eimuth oder Melissa Drier gelohnt? Ja, hat es. Die zweite Kollektion mit dem Titel „NT.02“ war ein schöner Auftakt für die Fashion Week – und ein Versprechen, was die luxuriöse Qualität zukünftiger Kollektionen betrifft.

Die Designerin wurde 1978 in Teheran geboren und schreibt sich eigentlich Nobieh Talaei. Sie als Newcomerin zu bezeichnen ist allerdings nicht ganz richtig: Nach dem Studium an der Esmod arbeitete sie zunächst zehn Jahre im Merchandising und Vertrieb, bevor sie sich mit jeder Menge Know-how an eine eigene Kollektion wagte.

Sämtliche Medien bezeichneten sie im Vorfeld der Show als Hoffnungsträgerin der deutschen Mode. Ab Februar gibt es das Label bei Stylebop zu kaufen – den Sprung in einen Onlineshop mit internationaler Kundschaft ist bislang nur wenigen Berliner Designern gelungen. Ob die zweite Kollektion die großen Erwartungen erfüllt? Das erfahrt ihr in unserem Schauenprotokoll!

Atmosphäre und Location: Das Kronprinzenpalais hat sich als Fashion Week Location fest etabliert. Der Boden wurde mit speziellen Fliesen ausgelegt, die an eine ausgetrocknete Wüste erinnerten. Dazwischen lagen verspiegelte Flächen, die wie Wasser wirkten. (Herrlich ist übrigens die Lounge im EG des Kronprinzenpalais, wo man einen Kaffee trinken und schnell einen Text tippen kann.)

Thema der Kollektion: „Die moderne Nomadin“. In ihrer Kollektion verbindet Nobi Tala die traditionelle Handwerkskunst persischer Gewänder mit modernen Looks. Typisch sind Wickel- und Knotentechniken an Oberteilen und Hosensäumen. Nobis Großmutter war übrigens auch schon Schneiderin, spezialisiert auf Hochzeitskleider.

Highlight der Show: Die Capes und Ponchos aus Kalbfell und die unten gebundenen Hosen. Die flauschigen Mäntel bestehen übrigens nicht aus Lammfell – das ist original Teddy-Material von Steiff, bestehend aus Alpaca und Mohair. Wie Marlene Sörensen mir erzählte, kam dieses Material auch schon bei Prada zum Einsatz. Jersey aus Cupro und Papierleder, das auf Organza genäht wurde, sind weitere Highlights bei Nobi Talai.

Nobi Talai NT.02 (Fotos: Mercedes-Benz Fashion Week Berlin)
Nobi Talai NT.02 (Fotos: Mercedes-Benz Fashion Week Berlin)

Die Looks: Vornehmlich Tuniken und lange Mäntel, die über Hosen oder Miniröcken getragen werden. Außerdem auffällige Headpieces aus Tüll, die an Turbane erinnern.

Gesprächsstoff: Das Wetter (Minus 9 Grad in Berlin und eine amtliche Frostwarnung), welche Schauen man sich anschaut und ob die konzeptuellen Entwürfe von Nobi Talai auch auf dem Laufsteg funktionieren.

Merken wir uns für die kommende Saison: Details wie ein großer goldener Ohrring, Rollkragenpullover und maskuline Loafer verleihen Layer-Looks das fehlende Quäntchen Coolness.

Nobi Talai NT.02 (Fotos: Mercedes-Benz Fashion Week Berlin)
Nobi Talai NT.02 (Fotos: Mercedes-Benz Fashion Week Berlin)

Noch mit Fragezeichen versehen: Seide, Kaschmir und Kalbfell ist teuer und damit stellt sich die Frage, ob diese Kollektion nicht allzu hochpreisig werden könnte. Tatsächlich kratzen die Jacken und Mäntel an der 1.000-Euro-Grenze. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Mehr Qualität tut der Berliner Mode gut, aber wir wollen uns die Sachen schließlich leisten können. Manche Looks waren ein bisschen zu klassisch gestylt, sodass sie eher an adelige Damen auf einem Jagdschloss als an moderne Nomadinnen erinnerten. Kann aber auch an den blickdichten Wolford Strumpfhosen und Unützer Pumps gelegen haben!

Promis (oder andere schöne Menschen): Promis habe persönlich ich nicht gesehen, allerdings wurde die Kollektion in drei riesigen Räumen gezeigt. Dafür gab’s großes Hallo mit den Kollegen: Marlene, Julia, Nike, Sarah und Fabian waren auch da.

Musik: Instrumentales Geknister. Die Schuhe haben auf dem Boden lauter geklackert, als man die Musik hören konnte.

Unter’m Strich: Mary-Kate und Ashley Olsen, nehmt euch in Acht: The Row bekommt Konkurrenz aus Germany!

Mehr Bilder sehr ihr in der Galerie:

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

Kommentare (1) anzeigen

Eine Antwort auf „Schauenprotokoll: Nobi Talai NT.02“

Ganz ganz großartig! Die Stücke sind nicht nur absolut tragbar, elegant und sportlich zugleich, sondern stehen auch sehr für den Zeitgeist. Ich mag sehr diese fließenden und vielen Schichten und insbesondere die drappierten Hosen! Daumen hoch und ich hoffe auch, dass die Stücke bezahlbar sein werden. Schaue im Februar unbedingt mal bei stylebop vorbei.

LG aus FFM
Anna

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.