Ehrlicherweise muss ich gestehen: Ich habe Marina Hoermanseder als allerletzte kapiert. Mir wollte nicht einleuchten, wer diese orthopädischen Lederkorsetts tragen soll. Ich auf jeden Fall nicht. So darf man Mode natürlich nie bewerten, bei Kunst geht es ja auch nicht darum, ob das Bild zum Sofa passt.
Nach der Präsentation der Herbst/Winter Kollektion 2016 bin ich wie FKA Twigs überzeugter Fan der gebürtigen Wienerin. Man kann sich ja nicht von den einen Designern mehr Wagemut wünschen und die anderen dafür kritisieren, das sie genau das tun: Mutig über die Grenzen des vermeintlichen guten Geschmacks hinwegdenken und das Hässliche als schön deklarieren. Alessandro Michele macht bei Gucci gerade nichts anderes.
Typisch für die Mode von Marina Hoermanseder sind Röcke mit Lederschnallen, die für 1.400 Euro u.a. im KaDeWe, bei Harvey Nichols in Hong Kong und bald auch in den USA verkauft werden. Es gibt aber auch Lederarmbänder für 80 Euro und Sweatshirts mit ihrem Logo, das an eine Kardiogramm erinnert. So sorgt man als Newcomer nicht nur für Aufsehen, sondern arbeitet wirtschaftlich.
Die Zukunft der Designerin dürfte so wie ihre neue Kollektion also ziemlich rosig aussehen.
Unseren Bericht lest ihr hier!
Atmosphäre und Location:
Riesiger Andrang! Die Show ging über zwei Etagen und mehrere Säle des Kronprinzenpalais. Das führte allerdings zu Verzögerung beim Lauf der Models. Hallo, kommt da noch jemand oder war’s das?

Thema der Kollektion:
Inspiration lieferte die amerikanische Flugpionierin und Frauenrechtlerin Amelia Earhart. Auf dem Laufsteg sah man neben den typischen Lederröcken und Korsetts auch Bundfaltenhosen, Flieger- und Kapuzenjacken.

Highlight der Show:
Für das Lederkorsett gab es Szenenapplaus. Tragbar: Die Wollhosen mit Papiertütenbund, übrigens vorgeführt von unserer ehemaligen Praktikantin Lisa Marie Dahlke. Auch die kleinen, teilweise überraschend funktionalen Handtaschen waren toll und wirkten sehr hochwertig.

Gesprächsstoff:
Die Schuhe! Die Absätze waren viel zu hoch für die armen Models und außerdem sahen die Schuhe billig aus. Angeblich waren es echte Louboutins, sahen aber wie ein Abklatsch von Buffalo aus. Die Absätze bogen sich und die Trägerinnen fanden keinen Halt darin.
Merken wir uns für die kommende Saison:
Die Farb-Kombi Grünblau + Rost + Koralle.
Noch mit Fragezeichen versehen:
Bei dieser Kollektion sollte es um die unabhängige Frau gehen. Starre Röcke und hohe Schuhe, in denen Frauen weder laufen noch sitzen können, erzeugen aber leider einen gegenteiligen Eindruck.
Promis (oder andere schöne Menschen):
Eva Padberg, Namika, Cathy Hummels, Marie Nasemann, Nadine Warmuth und Sabrina Setlur. Nicht zu vergessen Marinas Eltern und Schwester. Für die gab’s nach der Show erst mal alle ein Küsschen.

Musik:
Erst Klimpermusik, um die lange Wartezeit zu überbrücken, dann lauter Hiphop. Guter Kontrast zu der femininen Mode.
Unter’m Strich:
Ich werde keine Show mehr verpassen. Nachdem Labels wie Penkov oder Macqua nicht mehr gibt, ist Marina Hoermanseder mehr eines der neuen Aushängeschilder für Mode aus Berlin. Übrigens zählt sie neben Nobi Talai zu den Mentees 2015 des FCG. Das Ziel: Modedesign als Kulturgut zu etablieren.
Mehr Bilder seht ihr in der Galerie:
8 Antworten auf „Schauenprotokoll: Marina Hoermanseder Herbst/Winter 2016“
Wundervolle Teile! Vor allem der Rock (am Anfang dieses Postes) gefällt mir unglaublich gut! *_*
XX,
Photography & Fashion Blog
CHRISTINA KEY
Uuh, jaja, bitte mehr davon 🙂
Das mit den Schuhen ist mir schon bei den Snaps diverser Bloggerinnen aufgefallen, geht mal gar nicht…trotzdem muss ich sagen, dass ich diese Kollektion grenzgenial finde. Korsett hin oder her, jede Modestrecke oder Bühnenoutfits wird’s lieben.
Liebst
„ist Marina Hoermanseder mehr eines der neuen Aushängeschilder für Mode aus Berlin. “
ist sie doch gar nicht, kommt doch aus österreich. whatever, ne
Ach nee, Eva! Steht doch im Text.
Ich liebe die „Gürtelröcke“ von MH. Allerdings gibt’s die auch schon sehr lange und die Innovationskraft ihrer anderen Looks hält sich doch meist eher in Grenzen. Ich habe ihre Show letzte Saison gesehen und habe mich damals fast nicht auf die Mode konzentrieren können, weil fast kein Model auf diesen Schuhen (sahen aus wie die hier gezeigten) gehen konnte und die Mädels, die nach ihrem Lauf dekorativ auf der Kronprinzenpalaistreppe standen, so mit den Beinchen auf den abstrus hohen Absätzen zitterten, dass ich permanent Angst hatte, das eine stürzt. Mit starken Frauen hat das in der Tat nicht so viel zu tun – und es ist außerdem so unnötig. MHs Taschen finde ich aber auch ausgesprochen schön. Und wie gesagt: diese Röcke sind ein Traum. Sollte ich jemals reich werden…
Irgendwie genial!! Zum Teil bewirkt die Kollektion ein Stirnrunzeln und zum Teil ein Schmachten… haaach
Sehr spezielle Röcke! Alle gefallen mir sehr gut auf die eigene Art und Weise.
? Nissi