Reisen: Mein Marrakesch Tagebuch

Es gibt Städte, von denen man ein Bild im Kopf hat, ohne je da gewesen zu sein. Marrakesch schien mir schon immer attraktiv, denn ich kannte die Bilder aus Filmen, Editorials und jüngst immer mehr von instagram. Für mich war klar: Diese vibrierende Stadt gehört auf meine Liste der Topreiseziele! Und dann ist das lang

Es gibt Städte, von denen man ein Bild im Kopf hat, ohne je da gewesen zu sein. Marrakesch schien mir schon immer attraktiv, denn ich kannte die Bilder aus Filmen, Editorials und jüngst immer mehr von instagram. Für mich war klar: Diese vibrierende Stadt gehört auf meine Liste der Topreiseziele!

Und dann ist das lang ersehnte Pfingstwochenende endlich da, unsere Reisetruppe (mein Mann und unsere besten Freunde samt Kind) steigt in der marokkanischen Perle des Orients aus und alles ist anders, als man es sich vorgestellt hat…

Zunächst mal ist Marrakesch doch weiter weg, als gedacht. Der Flug von Berlin dauert 4 Stunden, die Uhr wird eine Stunde zurück gestellt. Es ist warm und trocken, dabei zeigt das Thermometer im Mai nur 24 Grad an. Wir haben ein Taxi zum Flughafen bestellt, das uns in unser Riad bringt – Riads sind Hotels, die in restaurierten Häusern in dunklen abgelegenen Gassen der Medina liegen. Ich habe im Vorfeld Stunden auf den gängigen Portalen verbracht, Bewertungen gelesen und verglichen, denn wir wollten unbedingt das „echte Marrakesch“ in der Altstadt kennenlernen.

Also wurde es das „Bellamane Riad & Spa„, das ein ganzes Stück abgelegen liegt. Je weiter man sich vom berühmten aber auch stark touristischen „La Place“, dem Djemaa el-Fna, entfernt, desto ärmer und rauer wird das Stadtbild. Esel, Pferdekutschen, Fahrräder und Mopeds peitschen ununterbrochen in engen Gassen an uns vorbei, riesige Anhänger werden mit Süßigkeiten oder Stoffresten durch die Gänge geschoben, die Mopedfahrer bestellen an den Fenstern wie im Drive-In ihre Eier oder Werkzeuge, am Abend sind beinahe nur Männer und Jungs auf den Straßen unterwegs und die Frauen sind deutlich mehr verhüllt als ich es in anderen muslimischen Ländern gesehen habe.

Ein von @sarakaras gepostetes Foto am

 

Erst, als sich die Türen des Riads öffnen, verstehe ich die Magie, von der allerorts gesprochen wird: das Bellamane ist wunderschön, mit grossem Innenhof, den tpyischen Fliesen, einem Kakteen-Rooftop, original eingerichteten Zimmern und dem hilfsbereitestem Personal. Es ist eine kleine Oase, in der man in der anstrengenden Altstadt zur Ruhe kommen kann.  Die benötigt man auch, denn wir sind nonstop zu Fuß unterwegs, erkunden die gesamte Medina, schlängeln uns durch alle Souks und werden von jeder Seiten angeredet, verhandeln wie wild (mal mehr, mal weniger erfolgreich) und sehen schlichtweg Dinge, die man so noch nicht erlebt hat.

   

Das orientalische Flair der Stadt ist beeindruckend, überall säuselt es, Marktschreier winken dich ran und wollen ihre Orangensaft für 40 Cent verkaufen, am Abend verwandelt sich der Platz gleich neben dem Turm der Koutoubia-Moschee (gut für die Orientierung…) zu einem ordentlichen Streetfoodmarket (wie man es heute neumodisch nennen würde) und man wird ununterbrochen von Quacksalbern, Hennamalerinnen, Geschichtenerzählern, Schlangenbeschwörern oder Verkäufern angesprochen, was schnell am Geduldsfaden ziehen kann.  

Die Architektur und Handwerkskunst der Medina ist es, die uns besonders gefällt – die alte Koranschule Ben Youssef Medersa ist wunderschön und auch der Palais de la Bahia ist sehenswert. Das Museum Dar Si Sad für Handwerkskunst würde ich trotz des Eintritts von nur einem Euro nicht empfehlen. Keine Erklärungen, keine Jahresangaben, herunter gekommene Räumlichkeiten. Was wir nur von aussen bestaunen konnten: die Ruinen des Palais El Badi, auf dem Storche residieren. Einen guten Blick hat man darauf vom in die Jahre gekommenen Café Kosybar.

Former koran school Ben Youssef Medersa #journellesmarrakesh

Ein von Jessie Weiß (@journelles) gepostetes Foto am

 

 

Wenn man die Altstadt verlässt und sich gen Jardin Majorelle aufmacht, wird es automatisch teurer und sauberer. Der Garten des französischen Dekorateurs Jacques Majorelle ist ein Touristenmagnet – kein Wunder, denn Yves Saint Laurent übernahm das verwilderte Anwesen in den 80er Jahren, brachte es auf Vordermann und machte daraus ein farbenfrohes, prächtiges Anwesen mit exotischen Kakteen, subtropischen Pflanzen und Brunnen. Heute findet man hier nicht nur ein Andenken an den verstorbenen Modeschöpfer, sondern auch ein Berbermuseum, ein Café und den Museumsshop. 

 

Spannend wird es aber erst, wenn man die stark touristischen Plätze meidet und sich einfach in den Gassen treiben lässt – je weiter nördlich man sich vom Platz entfernt, desto authentischer wird es. Unser bestes Mittagessen hatten wir an dem dreckigsten Plastiktisch inmitten von Einheimischen: auf nur wenigen Quadratmetern dampft und köchelt es an jeder Ecke, Fisch- und Fleischspiesse brutzeln auf rostigen Blechen. Ein Traum für jedes Gesundheitsamt – und sicher nicht für jedermanns Geschmack. Als Tourist wird man gern mal übers Ohr gehauen: Hier noch ein paar Oliven oder Salate ungefragt dazu gestellt und berechnet, da mal ein paar marokkanische Dirham mehr als üblich. Trotzdem ist alles sehr günstig.  

 

Via instagram habe ich übrigens tolle Tipps und super Adressen für Cafés und Restaurants bekommen! Liebsten Dank dafür! Das hier sind meine Favoriten:

Das Nomad mit dem schönsten Blick über den kleinen Marktplatz (hier gibts tolle Körbe!):

Most magical place we discovered so far… #journellesmarrakesh #nomad

Ein von Jessie Weiß (@journelles) gepostetes Foto am

  Derselbe Besitzer: Le Jardin. Schön romantisch!

Dinner at #LeJardin on our last night ???? #journellesmarrakesh Ein von Jessie Weiß (@journelles) gepostetes Foto am

 

Im berühmten Luxushotel La Mammounia haben wir die teuersten Drinks der Reise getrunken und den Pool bestaunt:

  Im Café Arabe gibt es tolle Desserts – und Daiquiris!

Daiquiri’o’clock #journellesmarrakesh Ein von Jessie Weiß (@journelles) gepostetes Foto am

 

Und sonst? Muss man natürlich einkaufen gehen und auf den Märkten handeln handeln und nochmals handeln – es war extrem anstrengend, hat sich aber auch gelohnt. Im nächsten Artikel erzähle ich euch von unserem Teppichkauf (endlich ein original Beni Ourain!) – und wie man richtig verhandelt. Zumindest in Marrakesch!

Zum Dresscode wurde ich auf instagram auch befragt oder vielmehr kritisiert, da ich kürzere Kleider getragen habe. In muslimischen Ländern gilt eigentlich: Schultern und Knie bedecken, Unterwäsche darf nicht sichtbar sein. Meine Freundin Sara und ich haben das weitestgehend angesichts der Temperaturen befolgt. Nur in unserem Riad habe ich auch mal Badeanzug, Lochspitze und halbtransparentes getragen (nie draussen) und in den Straßen Marrakeschs immer bedeckte Schultern. Was man auf instagram nicht sieht: Tücher oder Jacken, die wir uns zusätzlich umgebunden haben, je nach dem, in welcher Gegend wir gerade waren. In Moscheen darf man ohnehin nur als Muslim, in Museen helfen Tücher bei nackten Beinen. Grundsätzlich ist Marrakesch aber sehr offen, wie uns auch Einheimische bestätigten, und an Touristen gewöhnt – jede Menge Blicke bekamen wir auch in langen Hosen und mit Jacken.

Alle meine Bilder seht ihr hier im Überblick: #journellesmarakesh

Von Jessie

Ich bin Jessie Weiß, 32 Jahre jung, lebe verheiratet in Berlin, bin Mama von Levi (1), schwanger mit dem zweiten Kind sowie Gründerin von Journelles. Ich liebe Phoebe Philo, Stella McCartney und Isabel Marant, kann aus anatomischen Gründen nicht auf hohen Schuhen laufen, habe einen Céline-Taschentick, tanze und höre leidenschaftlich gern Hip Hop, kann mir selten Ironie verkneifen, leider immer noch kein Französisch sprechen, obwohl ich Paris für die schönste Modestadt der Welt halte, gucke am liebsten Jimmy Fallon, Jan Böhmermann, Game of Thrones oder entspanne beim Serienmarathon auf Netflix, bin ein kleiner Workaholic mit Multitaskingtalent, professionelle Instagram-Durchscrollerin, in jeder Lebenslage tollpatschig, habe ein Faible für skandinavisches Interior und einen Kissen-Tick, bin groß im Wellness machen und wäre daher noch lieber professionelle Hoteltesterin. Mode ist meine grosse Liebe, aber meine Kohle investiere ich eher in Reisen und Essen – und neuerdings fast ausschliesslich in mein Kind.

Als alter Bloghase – 2007 habe ich LesMads mitbegründet – ging im Oktober 2012 mein persönlicher Traum in Erfüllung: Ich habe mich mit "Journelles" selbstständig gemacht. Das Blogazine ist mein digitales Zuhause, News-Plattform, Modetagebuch und tägliche Anlaufstelle für spannenden Content rund um die Themengebiete Interior, Reisen, Beauty und sowohl High Fashion als auch Contemporary Labels und Highstreetmode.

Nebenbei habe ich die Modesendung It's Fashion auf EinsPlus von der ARD moderiert, berate Firmen im Social-Media-Bereich, halte Vorträge und reise um die Welt, um euch täglich den schönsten Content zu präsentieren. Im Juni 2015 habe ich mein eigenes Modelabel JOUUR. gegründet.

2016 ist mein Sohn Levi auf die Welt gekommen. Baby-Themen werden seither auf Mini Journelles behandelt und das nun auch wieder intensiver, da unser zweites Kind unterwegs ist.

Journelles ist inzwischen gewachsen: Wir sind ein sechsköpfiges Redaktionsteam im Berliner Prenzlauer Berg und haben im Sommer 2018 unseren ersten temporären Concept-Store, den Journelles Marché, eröffnet.

Mein Credo: Mode muss Spaß machen, auf Augenhöhe funktionieren und sollte sich nicht so ernst nehmen.

Mehr über mich findet ihr im Presse-Bereich, auf Instagram und ab und an auf YouTube. Subscribe!

Aktuelles Presse-Feature:

VOGUE.DE: "Influencer im Portrait: Jessica Weiß - Alles, nur kein Stillstand"

Kommentare (12) anzeigen

12 Antworten auf „Reisen: Mein Marrakesch Tagebuch“

Super!!!! Dein Reisetagebuch ist echt toll. Habe mir sofort ein Lesezeichen gesetzt, denn ich bin im September auch in Marrakesh. Vor ein paar Wochen war ich in Casablanca und El Jadida und konnte dort schon mal Marokko kennenlernen. Es ist auch total sehenswert, den Post dazu gibt es unter http://cityfreudeblog.london/morocco-travel-diary/

Gruss Vanessa

hoffe, ihr wart auch im Earth Café (das Schild ist auf einem der Bilder zu sehen)….das Essen dort ist soooo guuut!!

falls du selbst nach so einem Teppich suchst und nicht selbst nach Marokko reisen möchtest, guck doch mal bei mir nach. Beni Ourain Teppiche, die ich von München aus verschicke – vielleicht gefällt dir ja einer.

Dein Bericht spricht mir aus der Seele. Ich fand Marrakesch wunderschön, sehr beeindruckend und anders aber auch sehr anstrengend. Vor allem wegen dem vielen „Angequatscht werden“. Am tollsten war unser Tagestrip ins Atlasgebirge 🙂

Diese tolle Bilder erzählen ein Abenteuer wie aus 1001 und eine Nacht! Bevor ich den Text gelesen habe, sah ich mir natürlich die Fotos an und mein erster Gedanke war, wie bist du da in diesen tollen kurzen Kleidern spazieren gegangen :)!
Über die Silvesterzeit war ich mit meiner Familie auf den Malediven und wir haben einen Tag im Male verbracht. Ich habe den Fehler gemacht in einem kurzen Rock und unbedeckte Schulter durch di eStadt zu gehen. Es passierte nichts, ich wurde nur sehr böse angestarrt. Und die Einheimischen dort sind viel liberaler als im Marrakesch!
Toller Beitrag!
Liebe Grüße
Borislava von http://www.colourclub.at

Danke für den tollen Reisebericht einer meiner Lieblingsstädte. Zum Outfit-Thema: Wieso nicht einfach Pluderhosen oder sonst Leggins anziehen? Schwupps, sind die Beine nicht mehr nackig 😉 Mache ich immer so in Marokko, auch bei 37° C.

Oh man. Marrakesh. Du sprichst mir aus der Seele. Bei mir steht es auch ganz oben auf der Liste. Meinst du ein verlängertes Wochenende ist ausreichend? Dann schieb ich das unbedingt auch noch dazwischen.
Tolle Bilder!!

Danke!
Steffi von http://modiami.com

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.