Paris: Im Headquarter von Vestiaire Collective

Hermès-Taschen, Céline-Box-Bags, Jacken von Isabel Marant, Blusen von Stella McCartney, Prada-Schuhe, Kleider von Chanel/Gucci/undundund? Klingt wie ein Luxus-Kaufhaus – nur dass es sich bei Vestiaire Collective ausschliesslich um Secondhand-Kleidung handelt, die von Privatverkäufern auf die Plattform gestellt werden. Alles, was nicht mehr getragen wird aber in bester Kondition ist, kann hier zum Festpreis verkauft werden.

Hermès-Taschen, Céline-Box-Bags, Jacken von Isabel Marant, Blusen von Stella McCartney, Prada-Schuhe, Kleider von Chanel/Gucci/undundund? Klingt wie ein Luxus-Kaufhaus – nur dass es sich bei Vestiaire Collective ausschliesslich um Secondhand-Kleidung handelt, die von Privatverkäufern auf die Plattform gestellt werden. Alles, was nicht mehr getragen wird aber in bester Kondition ist, kann hier zum Festpreis verkauft werden. Mit dem Wissen, dass der Käufer genau den Wert das Originals kennt. Anders als bei Ebay wird hier nur Hochwertiges (oder eben mal der H&M-Trend-Mantel, den man vor einem Jahr nicht mehr ergattert hat) eingestellt, was die Auswahl des französischen Shops, der bereits seit vier Jahren online ist, so besonders macht.

Wie ich hier berichtet habe, sprießen derartige Verkaufsplattformen wie Pilze aus dem Boden, aber das beste Angebot hat im High-Fashion-Bereich Vestiaire Collective. Ich konnte zu Beginn gar nicht glauben, dass dort wirklich ein Gros der Teile verkauft wird, die ich mir letzte Saison bei net-a-porter nicht leisten konnte. Auch Schnäppchen kann man stellenweise machen – aber nur, wenn man schnell ist. Wie kann ein solches System überhaupt funktionieren, wie geht man mit Fakes (hier geht es zum Quiz) um? Höchste Zeit für einen Besuch im Headquarter in Paris!

Ich steige im Pariser Nordwesten, etwa 20 Minuten vom Gare du Nord entfernt, aus dem Taxi und bin in einem belebten kleinen Stadtteil, der in Berlin Charlottenburg sein könnte. Hinter einer unscheinbaren Glastür geht es in die heiligen Hallen von Vestiaire, wo rund 80 Mitarbeiter arbeiten. In London sind es im Marketing noch mal weitere acht. Im Eingangsbereich stehen etwa 400 unausgepackte Pakete. Wer hier den Überblick behält, muss ein System haben! Im dahinter liegenden Raum wird wie am Fließband gearbeitet:

Am Empfang werden die Pakete geöffnet, es werden Scancodes aufgeklebt, anschließend wird die Ware nach Designermarke, Highstreet-Marke und Accessoires aufgeteilt. Denn hier kommen alle über die Website verkauften Gegenstände an. Momentan sind es rund 800 am Tag, Tendenz steigend. Der Sinn der Sache: Bevor die Ware an den Käufer geht, wird geprüft, ob das Produkt ein Original ist.

Verantwortlich sind dafür 6 Mitarbeiterinnen, die bis zu 500 Artikel am Tag auf ihre Echtheit überprüfen. Dafür werden sie geschult, zum Beispiel von den Labels selbst, und erhalten umfangreiche Ausbildungen ihrer Vorgesetzten. Ich bin beeindruckt, mit welcher Sorgfalt untersucht wird, und probiere mich ebenso an der Authentifizierung.

 

Versteckte Codes, Firmenlogos, Nahtverläufe, Stoff-Analysen – das alles verrät, woher ein Produkt kommt. In Kleidern helfen die Produktnummern, denn so kann sofort über das System erkannt werden, wo das Balenciaga-Kleid gekauft wurde. Pro Tag werden bei Vestiaire rund 1 Prozent der Items als Fake enttarnt. Weil der Besitz in Frankreich illegal ist, werden die Fakes nicht zurück an den Verkäufer gesendet, sondern einbehalten – zum Ärger oder vielmehr Glück des Käufers, denn dieser wird informiert, dass er leider eine Fälschung gekauft hat. Das Geld wird in diesen Fällen zurück erstattet.

Handelt es sich bei den Produkten um Originale, gehen sie direkt weiter zum Versand. Da macht der Claim „We only sell products we love“ gleich viel mehr Sinn.

Eine Etage drüber sitzen nicht nur einige der Firmengründer zwischen Kartons, hier steht auch der gesamte Flur mit Kleiderstangen voll. Es handelt sich um die Kleider der VIPs, die mehr Anteile ihres Umsatzes abgeben, damit sich das Team von Vestiaire um die Qualitätskontrolle, Artikelbeschreibung, die Fotos, das Einstellen und den Versand der Artikel kümmert. Gerade sind rund 600 Teile (!!!) einer Pariser Journalistin angekommen. Darunter Céline und zahlreiche Isabel-Marant-Musthaves. Falls Kleider Samples sind, dürfen sie nur bis zu einer bestimmten Preisgrenze verkauft werden. Ich werde ganz hibbelig beim Anblick der Teile, die demnächst in den Verkauf kommen…

 

Hier wird auch ersichtlich, weshalb die Auswahl so verdammt gut ist: Kundenpflege und ein gutes Netzwerk. Zum Großteil verkaufen hier Französinnen und Engländerinnen, die einen ganz anderen Zugang zu Mode haben. Für die es einfach selbstverständlich ist, Marant, Bruno, Sandro, Maje, Balmain und Co im Kleiderschrank zu haben und dann weiter zu verkaufen. In Deutschland ist Vestiaire kürzlich gestartet und ich bin gespannt, wie es angenommen wird. Mein erstes Teil habe ich bereits gekauft – das zeige ich euch gleich!

Hier sind weitere Fotos aus dem Headquarter – Infos in den Bildunterschriften!

 

Von Jessie

Ich bin Jessie Weiß, 32 Jahre jung, lebe verheiratet in Berlin, bin Mama von Levi (1), schwanger mit dem zweiten Kind sowie Gründerin von Journelles. Ich liebe Phoebe Philo, Stella McCartney und Isabel Marant, kann aus anatomischen Gründen nicht auf hohen Schuhen laufen, habe einen Céline-Taschentick, tanze und höre leidenschaftlich gern Hip Hop, kann mir selten Ironie verkneifen, leider immer noch kein Französisch sprechen, obwohl ich Paris für die schönste Modestadt der Welt halte, gucke am liebsten Jimmy Fallon, Jan Böhmermann, Game of Thrones oder entspanne beim Serienmarathon auf Netflix, bin ein kleiner Workaholic mit Multitaskingtalent, professionelle Instagram-Durchscrollerin, in jeder Lebenslage tollpatschig, habe ein Faible für skandinavisches Interior und einen Kissen-Tick, bin groß im Wellness machen und wäre daher noch lieber professionelle Hoteltesterin. Mode ist meine grosse Liebe, aber meine Kohle investiere ich eher in Reisen und Essen – und neuerdings fast ausschliesslich in mein Kind.

Als alter Bloghase – 2007 habe ich LesMads mitbegründet – ging im Oktober 2012 mein persönlicher Traum in Erfüllung: Ich habe mich mit "Journelles" selbstständig gemacht. Das Blogazine ist mein digitales Zuhause, News-Plattform, Modetagebuch und tägliche Anlaufstelle für spannenden Content rund um die Themengebiete Interior, Reisen, Beauty und sowohl High Fashion als auch Contemporary Labels und Highstreetmode.

Nebenbei habe ich die Modesendung It's Fashion auf EinsPlus von der ARD moderiert, berate Firmen im Social-Media-Bereich, halte Vorträge und reise um die Welt, um euch täglich den schönsten Content zu präsentieren. Im Juni 2015 habe ich mein eigenes Modelabel JOUUR. gegründet.

2016 ist mein Sohn Levi auf die Welt gekommen. Baby-Themen werden seither auf Mini Journelles behandelt und das nun auch wieder intensiver, da unser zweites Kind unterwegs ist.

Journelles ist inzwischen gewachsen: Wir sind ein sechsköpfiges Redaktionsteam im Berliner Prenzlauer Berg und haben im Sommer 2018 unseren ersten temporären Concept-Store, den Journelles Marché, eröffnet.

Mein Credo: Mode muss Spaß machen, auf Augenhöhe funktionieren und sollte sich nicht so ernst nehmen.

Mehr über mich findet ihr im Presse-Bereich, auf Instagram und ab und an auf YouTube. Subscribe!

Aktuelles Presse-Feature:

VOGUE.DE: "Influencer im Portrait: Jessica Weiß - Alles, nur kein Stillstand"

Kommentare (16) anzeigen

16 Antworten auf „Paris: Im Headquarter von Vestiaire Collective“

Die Plattform ist supergut zum Einkaufen. Nur für den Verkauf lohnt sie sich leider nicht, finde ich.

Ich glaube einige, die dort verkaufen, sind einfach nur froh, dass ihr Kleiderschrank wieder leer wird. Auf den Erlös wird es da nicht so ankommen 😉

Warum? Sind die Gebühen derartig hoch? Das wäre ja schade, grundsätzlich finde ich es total wichtig, dass es endlich eine ordentliche Alternative zu ebay gibt…

Da muss ich Anna zustimmen! Ich würde dort nichts verkaufen wollen, da lohnt sich Ebay schon eher. Zudem finde ich die Fotos nie besonders aussagekräftig… Bei Accessoires und Schuhen ist das nicht weiter schlimm, Tragefotos der Klamotten würden jedoch die Plattform um Längen verbessern. Auch der Versand dauert gefühlt ewig… Naja, ich mach trotzdem gerne Schnäppchen!

Super guter Einblick! Habe ich gern gelesen. Ich stöbere selbst ab&an bei Verstiaire Collective, habe bisher aber noch nichts gekauft! Die Echtheitsprüfung ist allerdings super!

Bin auf die Seite gegangen, super Idee, aber die Fotos sind einfach furchtbar schlecht. Die Stücke sehen weder edel aus, noch kann man sie sich getragen vorstellen. Nur wenn ich ein Teil aus einer vorangegangenen Kollektion genau kenne, könnte mich das zum Kauf animieren. Da besteht noch Verbesserungsbedarf!

Was VC macht, ist die Bilder freizustellen – die Fotoqualität kommt vom Käufer selbst. Ich glaube, da wird sich dauerhaft eine bessere Quali einstellen müssen, wenn die Artikel aufgrund dessen nicht so gut verkauft werden!

Ist mir schon klar, dass die Fotos vom Verkäufer stammen. Aber vielleicht sollte man genau das ändern, nämlich die Kleider lieber bei VC fotografieren.

Finde die beiden Seiten kann man echt gar nicht vergleichen – KK fokussiert sich ja gar nicht auf High-End…

600 Stücke, wow! Da stand mein Mund einige Sekunden offen.
Ich schaue dort selbst regelmäßig rein, bin aber wohl zu langsam.

Ein sehr interessanter Einblick, den du uns gewährt hast. Jetzt hat sich auf die Frage für mich beantwortet, was sie mit gefälschten Sachen machen, bei Instagra, gab es von VC dazu keine Reaktion, jedoch hat es mich brennend interessiert.
In Zukunft hoffe ich, dass ich dort auch mal was ergattern werde!

Super Artikel! Habe bei VC schon ein paar Mal was gekauft (kenn die noch aus meiner Studienzeit in Paris), aber der Versand dauert mir immer zu lange und zum Verkaufen ist die Provision echt krass. Das mit den Fotos finde ich aber überhaupt nicht schlimm – ist ja immer so bei Marktplätzen. Kaufe und verkaufe inzwischen aber lieber bei videdressing.com…eine Hammerauswahl bei High-End und nur 10% Verkaufsprovision – wobei es natürlich ganz schön verleitet, das verdiente Geld gleich wieder auf den Kopf zu hauen ; – ) Kennt ihr sonst noch Alternativen (mal abgesehen von ebay und den üblichen Verdächtigen…)?

ich finds so ganz gutß Was mich aber nervt, man kann nicht einfach kucken, ohne sich anzumelden. Jetzt kommt täglich!! Werbung…

Ich stöbere gerne auf Rebelle und VC – sowohl als Käufer als auch als Verkäufer.
VC hat eindeutig die trendigeren Marken (z.B. Vetements). Als Käufer macht Rebelle mit einem schnellen Versand deutlich mehr Freude. Als Verkäufer auch – ärgere mich gerade über die langen Laufzeiten (offensichtlich über ein Zwischenlager) bei VC. Ich versende meine Artikel noch am Verkaufstag und warte z.T. nach Erhalt über eine Woche auf eine Bestätigung.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.