#NYFW Rising Star – 5 Trendlektionen von Mansur Gavriels erster Ready-To-Wear-Kollektion

Next Step: New York Fashion Week! Die (unglaubliche) Entwicklung des New Yorker Labels

Da ich am Wochenende die gesamten zwei Tage auf dem Lollapalooza-Festival war und dort keinerlei Handy-Empfang hatte, brach am Montagmorgen die New Yorker Fashion Week Welle über mich hinein. Nein, eigentlich war es keine Welle, es war eine Flut: Hast du dies gesehen? Hast du das schon gelesen? Oh oh, zwei Tage genießt man mal den Luxus des Offline-Lebens und dann das: alles verpasst!

Am Morgen wurde sich dann aber bei einer Tasse Kaffee informiert und ab da fingen meine Augen an zu glitzern – und das nicht nur wegen des wirkenden Koffeins an einem Montag, sondern weil Mansur Gavriel jetzt auch Kleidung macht!

Die Geschichte des Labels

Die News waren zwar nicht ganz neu, schließlich hatten Rachel Mansur und Floriana Gavriel den Schritt, eine Ready-To-Wear-Kollektion zu designen, schon Anfang des Jahres verkündet, der Wow-Faktor war dadurch aber nicht weniger groß. Aber mal ganz ehrlich, wir hätten bei den beiden eh nichts anderes erwartet.

Wer schließlich schon seit fünf Jahren – die Designerinnen gründeten das Label 2012 und verkauften die ersten Taschen rund ein Jahr später – auf der Trend-Welle ganz oben mitschwimmt, der weiß, wie der Modehase hüpft. Und wie man Hypes erzeugt. Wartelisten für die Bucket Bags (Jessie war eine der ersten stolzen Besitzerinnen und besuchte die Gründerinnen auch im Atelier) gab es die ersten zwei Jahre, Back-in-Stock-Benachrichtigungen lösten bei so manchen fast eine Ohnmacht aus.

Das Erfolgsrezept? Purismus! Keine Hardware, eine qualitative Verarbeitung, hochwertiges Leder (pflanzlich gegerbt) und ein zeitloses Design. Eines, das auch jetzt noch, fünf Jahre nach dem Launch des Labels, genauso aktuell ist wie damals – mit Handtaschen bis zu einem Preis von circa 500 Euro. Noch weit entfernt von den Price-Tags von Proenza Schouler, Céline und Co. – damit für viele bezahlbar.

Der nächste Schritt der Designerinnen folgte bald: die eigene Schuhkollektion. Wie hätte es anders kommen können, auch die wurde ein Erfolg – und das bei Preisen, die im Vergleich zu den Taschen mit 400-500 Euro sehr teuer waren. Der Bestseller: Mules. Wieder gab es Wartelisten.

Gavriel und Mansur haben einfach verstanden, dass ein Hype Verknappung braucht. Wartelisten, keine großen verfügbaren Mengen, Rarität und Individualität – all diese Attribute liefern sie bei einem Kauf eines ihrer Produkte gleich mit.

Auf der anderen Seite verstehen sie auch, dass Konsumenten in der heutigen Zeit, in der es so viele Möglichkeiten, Labels und Trends gibt, keine Zeit und Lust haben, auf Produkte zu warten. Die Konsequenz: See now buy now.

Ready-To-Wear

We want to create a full world for our consumers and are thrilled to grow our product offering to include ready-to-wear. Our decision to simultaneously switch to a consumer-focused calendar is also exciting. We’re looking forward to offering our customers such immediacy.

Dieses Konzept setzten sie bei ihrer Ready-To-Wear-Kollektion sofort um. Die Kleidung gibt es jetzt schon auf ihrer Seite bei Net-A-Porter zu kaufen – trotzdem verbinden sie Verfügbarkeit mit Rarität. Wie das? Mit einer speziellen Linie, die auch im Rahmen der Runway-Show präsentiert wurde, für die sie Vintage-Stoffe verwendeten – und die es nur in extrem kleinen Stückzahlen in ihrem New Yorker Showroom zu kaufen gibt, dort wo auf die Kollektion auf der Fashion Week präsentiert wurde – Stift und Zettel parat, das riecht mir nach Warteschlange und -liste.

Die Ready-to-wear-Kollektion lief unter dem Motto „Back to Basics“, denn auch dort präsentierten Mansur Gavriel eine Modelinie voll mit den Dingen, die sie besonders gut können: Fokus auf das Essenzielle, Schlichtheit, Zeitlosigkeit und Perfektion. Die Hingabe für das Simple ist das, was dieses Label ausmacht und was beide perfekt beherrschen. Die fünf Trendlektionen des Labels sind mehr Wegweiser für die ultimative Capsule Wardrobe – inklusive klassischem Mantel, Pyjama-Set und schlichten Cashmere-Pullover, als irgendein wahlloser Fashion-Zirkus, der in drei Monaten schon wieder vergessen sein wird.

Einziger Haken: die Kaschmir-Mäntel liegen bei stolzen 1000 Euro, die Pullover bei 400-900 Euro, da muss man schon kräftig schlucken. Allerdings bin ich mir auch hier sicher, dass die Teile auch in fünf Jahren noch aktuell sind, neben der Bucket Bag im Vintage-Look (schließlich begleiten uns die Modelle dann schon seit zehn Jahren) super aussehen und ein anerkennendes Kopfnicken anderer Frauen auf der Straße hervorrufen. Das dachten sich wohl auch die ersten Kunden, viele der Mäntel sind im Onlineshop nämlich schon ausverkauft.

Das alles dank einer einfachen Formel, die Mansur Gavriel (als erste) perfektioniert hat: mittleres Preissegment + zeitloses Design + angesagtes Image –  und den zwei Powerfrauen, die dahinter stehen.

5 Trendlektionen für diesen Herbst/Winter von Mansur Gavriel

1. Der Mantel als Accessoire

Sieht man sich vergangene Kollektionen der New Yorker Fashion Week für den Herbst und Winter an, erkennt man, dass Mäntel anscheinend bei Kunden so oft gewechselt werden sollen wie Justin Biebers Unterhosen: jeden Tag ein neues Modell. Dass das aber gar nicht mehr zu unseren Ansprüchen einer kleinen, hochwertigen und vielseitigen Garderobe passt, hat Mansur Gavriel verstanden und entwirft ein Mantel-Allroundtalent.

Wie bei ihren Taschen setzten sie auf Purismus und legen besonderen Wert auf das Material und die Form – weniger elementar sind Details wie Knöpfe, Reißverschlüsse und Hardware in jeglicher Form. So wird der Eyecatcher zur Alltagsuniform, die uns in jeder Lebenslage begleiten kann.

2. Muster-Ensemble

Hell yes, endlich dürfen wir unseren Pyjama ins Office anziehen, das macht die Morgenroutine um einiges effizienter. Dass ein Muster-Allover-Look aber nicht immer nach Schlafanzug aussehen muss, beweist das Label mit seinen Vintage-Stoffmustern, die 40er-Jahre-Gartenparty-Flair in den Big Apple zaubern. Der Gedanke der nachhaltigen Stoffverwendung ist toll, bedeutet aber für uns im Umkehrschluss: die Modelle kann man nur in der New Yorker Boutique kaufen und sie sind streng begrenzt, oh weh!

3. Daunenjacken

Dass Daunenjacken ihr Comeback feiern, ist spätestens seit Vetements nichts neues mehr – da wirkten sie aber sehr maskulin, erschlugen die Statur förmlich und erinnerten an Uniformen. Die Modelle von Mansur Gavriel erinnern eher an Zuckerwatte – oder dicke, fluffige Möhrchen. Ist uns aber egal, denn Frieren ist so was von passé mit dem Michelin-Look.

4. Primärfarben

Einfach die beste Freundin einpacken, einen Förster suchen und Ampel spielen. Die Looks in den Knallfarben von Mansur Gavriel sind nämlich garantiert eines: nicht zu übersehen. Mit Signalrot und Sonnenblumen-Gelb ist man aber nicht nur im Straßenverkehr sicher, sondern auch bei jeder anderen Situation ein Hingucker. Tja Jessie, ich sehe da rot für deine Gelb-Phobie.

5. Strick Allover

Wissen die #jouurgirls natürlich schon lange: Strick ist schick. Und dass nicht nur in der Form eines Pullovers, sondern auch als Cashmere-Höschen im Allover-Look. Da meckert Oma endlich mal nicht, dass wir zu dünn angezogen sind und vor Opa muss man die Buxe gleich verstecken, sonst besteht akute Mops-Gefahr. So bequem und weich war der Winter jedenfalls noch nie.

Unsere Lieblingsteile von Mansur Gavriel:

Fotos: Courtesy of Mansur Gavriel

Von Marie

Der erste Satz, wenn mich Leute kennenlernen ist: „Das ist aber selten.“ Ja, ich bin ein seltenes Exemplar: Berliner Eltern, Berliner Blut, Berliner Göre. Tatsächlich bin ich so sehr mit der Hauptstadt verbunden, dass ich meinem Kiez in Schöneberg seit über 20 Jahren die Treue halte und noch nie von hier weggezogen bin – und auch nicht dran denke. Und obwohl wir Schöneberger zwar sehr viel von Bio-Supermärkten und esoterischen Edelsteinläden halten, gibt es hier auch das ganz große Mode-Paradies: das KaDeWe. Der Tempel des Shoppings und der Ersatzkindergarten für meine Eltern, sozusagen das Småland bei Ikea für mich (andere Kinder haben dort ihren ersten Wutanfall, ich schmiss mich in voller Rage im Atrium des KaDeWe auf den Boden und weigerte mich zu gehen). Kein Wunder also, dass Mode und ich nie wirklich Berührungsängste hatten.

Spätestens seit der Oberstufe, in der ich – dank Blair Waldorfs Inspiration aus Gossip Girl (ja, das war meine Serie zusammen mit Gilmore Girls) – die Schule nie ohne Haarreif, Fascinator oder eine gemusterte Strumpfhose betrat, hatte auch mein Umfeld begriffen: Marie macht was mit Mode. Und weil ich damit in meinem katholischen "Elite-Gymnasium" so ziemlich die Einzige war, suchte ich meine Verbündeten 2011 woanders: im Internet. Auf meinem Blog Style by Marie. Und so begann meine modische Laufbahn.

Noch mehr Gleichgesinnte und vor allem Freunde fand ich auf der Akademie für Mode & Design in Berlin, bei der ich 2013 meine Ausbildung in Modejournalismus und Medienkommunikation startete. Was für mich seit der 1. Klasse klar war, nämlich das Schreiben mein Ding ist, wurde jetzt zu meinem Beruf: Journalistin. (Denn ja Oma, es gibt noch etwas anderes als Modedesignerin). Dank meines Blogs und einem Praktikum bei der Harper’s Bazaar Germany in der Online-Redaktion blieb ich auch dem Internet und dem Online-Journalismus treu. Und ratet mal, wo ich jetzt bin: Genau, bei Journelles, dem Blogazine, was alle meine Leidenschaften verbindet: Bloggen, Schreiben, online sein – zusammen mit euch!

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.