„Wer richtig gute Geschichten anbietet, wird damit Erfolg haben. Eben weil es davon nur wenige gibt“ – Im Interview mit Stefanie Luxat über ihr Endlich Ich-Abo und Paid Content

"Ich kenne jeden Kommentar bei mir auf dem Blog und auf Social Media. Ich schaue mir Kritik genau so detailliert an wie Lob."

Paid Content genießt in der Medien-Onlinewelt nach wie vor keinen guten Ruf, einfach, weil Bezahlschranken als Hürden für die Leserschaft gelten. Dabei gibt man für ein gutes Printerzeugnis gern Geld aus, nur hat sich im Netz die „Umsonstmentalität“ eingeschlichen.

Der Respekt vor der Arbeit eines Autoren war mal selbstverständlich, nichts, was man überhaupt diskutieren musste. Heute, wo jeder einen Artikel verfassen und ihn online stellen kann sowie der Zugang zu Informationen unendlich und kostenlos ist, normaler und denn je scheint, vergisst man schnell, dass hinter dem verfassten Text viel Arbeit steckt.

Diese Entwicklung könnte man bedauern, wären da nicht immer mehr Verlage und Leser, die verstanden haben, dass hochwertige Inhalte Geld kosten dürfen und sollten. So hat „Die Welt“ im Jahr 2012 als erste deutsche Tageszeitung einen Paid Content eingeführt, inzwischen gibt es auch kaum große Verlage mehr, die nicht einen Teil ihrer Artikel gegen Geld zur Verfügung stellen.

Stefanie Luxat von Ohhh… Mhhh… hat gerade ebenso bewiesen, wie es funktionieren kann. Als eine der ersten Bloggerinnen hat sie sich getraut, auch ohne Verlag im Rücken Paid Content einzuführen. Mit ihrem Endlich Ich-Abo gibt es jeden Monat zum Startpreis von 6,90 Euro exklusive Inhalte, darunter auch Podcastfolgen und Videotutorials (zum Beispiel Atemübungen) zu monatlichen Themenschwerpunkten. Grund genug, mit der Alleskönnerin über ihr Abo und guten Content zu sprechen, weil uns natürlich brennend interessiert, wie es läuft!

Liebe Steffi, du hast dich als eine der ersten BloggerInnen getraut, einen Paid-Content-Bereich mit deinem Endlich Ich-Abo einzuführen. Wie läufts bisher?

Überraschend gut. Überraschend, weil wir nicht – wie viele vielleicht denken – gleich zu Anfang eine ausgeklügelte Strategie hatten. Wir hatten einfach große Lust unseren LeserInnen noch mehr gute Geschichten anzubieten, eine Extraportion Entspannung und Empowerment. Uns war schnell klar, dass um dies finanzieren zu können, wir dafür einen Paid-Content-Bereich einrichten müssen. Das wir damit mit die Ersten sind, wurde uns erst am Tag des Live-Gangs bewusst. Als von überall her Applaus für unseren Mut kam. Und wir so: Oh, stimmt, das war echt mutig. Gut, dass wir vorher nicht so viel darüber nachgedacht haben! (lacht)

Deine Idee ist es, Extracontent zu einem Schwerpunktthema anzubieten. Das kostet 6,90 Euro monatlich.

Genau. Diesen Monat geht es zum Beispiel um das Thema „Weniger arbeiten, mehr verdienen“. Und wie man das wirklich realistisch angehen kann. Egal ob als Festangestellte, Selbstständige, Teilzeitkraft, Studentin oder Mama in Elternzeit. Die Abonenntinnen bekommen einen exklusiven Podcast mit mir und einer inspirierenden Macherin und viele Tipps, die sie direkt in ihren (Job-) Alltag integrieren können. Es gibt weitere Artikel zu dem Thema, einen Therapie-Quickie mit einer sensationellen Psychotherapeutin, eine sehr gute Meditation, ein Mitmachvideo für eine neue sehr besondere Yogaform aus Kopenhagen und vieles mehr. Ich geleite die LeserInnen mit vielen persönlichen Geschichten dadurch und erinnere sie daran, wie gut es tut, sich Zeit für sich selbst zu nehmen.

Der Preis klingt für das Angebot sehr gering. Andere Medienportale nehmen dafür das Dreifache.

Ja, das haben wir uns vorher alles angeschaut. Uns ist es wichtig, dass es sich möglichst viele Frauen leisten können. Unser Ziel ist mit diesen Einnahmen zum einen das Abo auszubauen, dort immer noch bessere Geschichten machen zu können. Und auch den Blog und weitere Ideen, die wir haben, weiterzuentwickeln. Wir haben einen kostspieliges Redesign vor, das die Seite für die LeserInnen noch einfacher im Handling macht und für noch mehr Freude sorgen wird. Die Einnahmen ermöglichen uns auch, weitere großartige AutorInnen wie Susanne Kaloff als Kolumnistin zu engagieren. Davon hab ich immer geträumt, jetzt ist es möglich. Das freut mich sehr!

Es gibt unzählige Blogs, Artikel, Informationen etc. im Netz. Da ist die Gefahr groß, dass man lieber kostenlose Produkte bevorzugt, oder?

Ich habe als berufstätige zweifache Mutter wenig Zeit für mich. Die Zeit, die ich dann habe, investiere ich am liebsten in Dinge, die sich für mich lohnen. Ich lese nur wenige Blogs und Artikel, nur die, die mir wirklich gute Gefühle geben. Die mich weiterbilden, inspirieren oder mein Herz kräftig durchmassieren. Davon gibt es nicht viel, auch nicht im unendlichen Netz. Vieles ist einfach hingerotzt, das spüren die Leser*innen. Da bin ich total sicher. Wenn etwas mit viel Liebe und Gehirnschmalz gemacht ist und sich auf das konzentriert, was die Leser*innen wirklich wollen oder von dem sie noch gar nicht wissen, dass sie es wollen – das wird sich weiter durchsetzen und dafür zahlt man dann auch gern. Da bin ich mir sicher.

Wie viel Arbeit steckt beispielsweise hinter einem Interview oder einem Podcast?

Sehr, sehr, sehr viel Arbeit. Das muss man den Leser*innen aber gar nicht erzählen. Ich möchte ja auch keinen Roman lesen und die Autorin in den Fußnoten darüber stöhnen hören, wie schwierig es war, das zu recherchieren. Das ist unser Job und den lieben wir. Ich glaube auch, dass Leser*innen und Hörer*innen den Aufwand auch zu schätzen wissen, da sollten wir sie nicht unterschätzen. Qualität ist stark erkennbar und spricht für sich. Das klingt immer so simpel: Aber wer richtig gute Geschichten anbietet wird damit Erfolg haben. Eben weil es davon nur wenige gibt.

Wie muss man den Content und die Headline gestalten und aufbereiten, damit die Leser überhaupt interessiert sind?

Zuhören ist ein guter Trick. Engagierte LeserInnen sagen einem eigentlich genau, was sie sich wünschen. Man muss ihnen nur zuhören beziehungsweise ihre Kommentare und E-Mails genau lesen. Und sollte es die nicht geben, die Zahlen auswerten. Ich kenne jeden Kommentar bei mir auf dem Blog und auf Social Media. Ich schaue mir Kritik genau so detailliert an wie Lob. Ich versuche regelmäßig auszuloten, welche Themen meine Zielgruppe interessieren und welche eher weniger. Wir haben auch gerade eine große Umfrage gemacht. Das hat viele unserer Einschätzungen bestätigt und uns auch auf neue Ideen gebracht. Wenn wir Themen angehen, versuchen wir immer einen Twist drin zu haben, den die anderen vorher noch nicht hatten. Zu überraschen ist immer ein guter Aufhänger. Vor allem mit Qualität.

Vielen lieben Dank für das schöne Interview!

Mehr zum Endlich Ich-Abo erfahrt ihr hier.

Von Alexandra

Schreiben sollte mir eigentlich leicht fallen, könnte man meinen. Doch wenn es darum geht, etwas über mich selbst zu erzählen, bin ich – ja sagen wir mal – überfordert. Wo fange ich an? Ich habe bei Journelles als Praktikantin angefangen. Danach ging es weiter in die Moderedaktion vom Tagesspiegel und dann wieder zurück an die Uni und dann wieder zurück zu Journelles ;-)

Ich mag Mode und Beauty: Ich liebe neue Trends, spannende Outfits und (zugegeben) auch etwas Shopping. Doch fast noch mehr mag ich es, Mode als Phänomen zu betrachten: Wieso gibt es diesen Trend? Woher kommt er? Welchen Einfluss hat die Politik oder Gesellschaft auf die Mode? Und umgekehrt! Ebenso finde ich es spannend, über großartige Frauen und ihre noch so unterschiedliche Errungenschaften zu berichten, sie kennenzulernen, von ihnen zu lernen ...

Wenn ihr meine Texte lesen solltet: Dankeschön! Es gibt nichts Schöneres, als zu wissen, dass meine Artikel gelesen werden. Und bitte seid gnädig mit mir, wenn ich Fehler mache. Ich lerne noch ... das wird sich wohl auch nie ändern ;-)

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4 Antworten auf „„Wer richtig gute Geschichten anbietet, wird damit Erfolg haben. Eben weil es davon nur wenige gibt“ – Im Interview mit Stefanie Luxat über ihr Endlich Ich-Abo und Paid Content“

Stefanie Luxat ist so wunderbar und authentisch und auch ihre kostenlosen Inhalte (Blog & Podcast) sind schon so gut, dass ich ihr Abo gerne mal testen möchte. Aber eben nur, weil mich der kostenlose Content bereits komplett überzeugt. Da merkt man, dass viel Zeit und Herzblut investiert wird.
Ich denke an Paid Content geht in Zukunft nichts mehr vorbei, das ist echt spannend. Für mich persönlich würde sich dann wahrscheinlich schnell die Spreu vom Weizen trennen. Ich würde nicht für jede Webseite, die ich jetzt gerne besuche (und wo ich jetzt auch schon Geld bringe indem ich Werbung ansehe und über Affiliate Links kaufe) ein Abo abschließen. Im Gegenteil – ich würde den Seiten dann eher fern bleiben. Und was nützt bezahlter qualitativ hochwertiger Content für Wenige, wenn dann die Reichweite flöten geht. Bin gespannt, wie sich das entwickelt.

Ein wenig off topic, aber woher ist denn der schöne Tisch auf dem ersten Bild? Suche schon ewig so einen!

Der hübsche Tisch ist meines Wissens nach von „We Are Studio Studio“ aus Hamburg und mit knapp 6.000€ leider weit, weit entfernt von meiner Preisklasse.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.