Kommende Woche geht’s los: Die Mercedes-Benz Fashion Week Berlin steht wieder an und wir freuen uns schon auf die vielen Shows, Shop-Eröffnungen, Dinner-Einladungen und Partys. Vorab wollten wir aber von den Insidern hinter den Kulissen wissen: Wie sieht eigentlich eure Fashion Week aus?
Designer, Shop-Inhaber, Organisatoren und PR-Leute verraten uns in der Serie „My Berlin Fashion Week“ mehr über ihre Arbeit, persönliche Highlights und Lieblingsadressen in der Stadt!
Den Start machen die beiden Designer Marina Hoermanseder und Hien Le sowie Herbert Hofmann vom Voo Store.
MARINA HOERMANSEDER
Wer dich noch nicht kennt: Für welchen Stil steht dein Label?
Für von Prothesen inspirierte Ready-to-wear Fashion – Leder trifft Stoff.
Dein Lieblingsort für neue Inspiration in Berlin?
Momentan verlasse ich das Atelier selten, aber wenn dann zieht es mich zum Wasserfall im Viktoriapark. Da kann mein Hund rumlaufen und ich ein bisschen frische Luft schnappen und mich von der Ruhe und Natur inspirieren lassen. Ich brauche keinen speziellen Ort – eigentlich entstehen viele Inspirationen durch Zufälle und Objekte, die mich nicht mehr loslassen.
Das Thema für deine neue Kollektion?
Die wilde Seite der Kinder – Inspiriert haben mich Kinderbücher, Wolfs- und Findelkinder, aber auch Fehlstellungen der Hüfte und orthopädische Apparaturen. Die Leder-Striemen spielen natürlich wieder eine große Rolle in meiner neuen Kollektion, gepaart mit winterlichen Stoffen wie Cord, Cashmere und speziell angefertigten Webstoffen.
Der Soundtrack dazu?
Um in die Stimmung der Kollektion zu kommen, spielen bei uns im Atelier Hörbücher rauf und runter – Max und Moritz, Momo und Ronja Räubertochter sind unsere täglichen Weggefährten.
Wieso zeigst du bei der Berliner Modewoche (und nicht anderswo)?
Weil Berlin meine Wahlheimat und somit mein Standort geworden ist. Das Berliner Publikum ist ein sehr dankbares und es verbindet mich viel Persönliches mit der Stadt. Das gibt einen gewissen Heimvorteil – ich schließe aber nicht aus in Zukunft auch auf anderen Modewochen zu präsentieren. Meine letzten Kollektionen habe ich ja auch in London und Neu-Delhi gezeigt. Das sind die ersten Schritte auf die internationale Modebühne.
Was möchtest du nach der Show über dein Label lesen?
Natürlich freue ich mich über jedes positive Wort das geschrieben wird. Vielmehr allerdings wünsche ich mir, jemanden auf der Straße in dem Outfit zu sehen. Das ist das perfekte Feedback.
Welche Shows/Designer schaust du dir selber an?
Ich mache die Closing Show der Fashion Week mache und da werde ich es wahrscheinlich leider nicht schaffen, mir andere Shows anzuschauen. Aber da ich auch beim Berliner Modesalon mitwirke, kann ich mir einige Stücke von vielen Berliner Designern ansehen, das freut mich besonders.
Wo trifft man dich während der Fashion Week?
Hauptsächlich im Stress. Aber die meiste Zeit in meinem Atelier, bei diversen Kurzwarenhändlern und beim Hin- und Herlaufen zwischen alldem.
Wo holst du dir morgens am liebsten deinen Kaffee?
Da ich keine Kaffeetrinkerin bin, ist mein morgendliches Ritual die Cola Light an der Tankstelle um die Ecke! Aber das mag ich – bekannte Gesichter in der Früh machen Freude.
Dein aktuelles Lieblingsrestaurant in Berlin?
Wie immer Monsieur Vuong – wird es wahrscheinlich auch immer bleiben. Ich fahre manchmal auch nachts aus Kreuzberg nach Mitte um bei der Nachtschicht eine Pho zu essen.
Der für dich beste Shop und was man da bekommt?
Da ich seit einem Jahr dem raschen Wachstum meines Labels hinterherzukommen versuche, bleibt für Shopping nicht viel Zeit. Deswegen ist mein absoluter Lieblingsshop Modulor – es gibt kaum etwas, was eine kreative Seele dort nicht bekommt. Und es ist ums Eck von meinem Atelier – also wenn Schnittpapier ausgeht, Scheren verschwinden oder Lederteile mit Musterbeutelklammern geschlossen werden müssen, dann ist der Weg zu Modulor die beste Lösung!
Dein persönliches Must-Have für das Mode-Jahr 2015?
Ich bin für das Jahr 2015 vollkommen in Leder-Culottes verliebt – sie schmeicheln der Figur und definieren die Lederhose neu – von der engen Biker-Röhre zur schicken Abend-Hose.
Zukunftsmusik: Wo steht dein Label in einem Jahr?
Um ehrlich zu sein hätte ich mir vor einem Jahr nicht vorstellen können, dass mein Label sich so schnell entwickelt und wächst. Die letzte Wintersaison habe ich alleine mit einer Praktikantin in meiner Wohnung fertiggestellt. Nun sind wir fast acht Leute in einem tollen Atelier. Natürlich wünsche ich mir, dass es so rasant und spannend weitergeht. Dennoch möchte ich meine Schritte noch präziser setzen und damit mehr Entwicklungspotenzial erzielen. Es gibt viele internationale Märkte, die mich reizen, aber auch diese müssen genau analysiert und punktgenau angegriffen werden. Die Zukunft besteht vor allem darin zu definieren wo es hingeht.
HIEN LE
Wer dich noch nicht kennt: Für welchen Stil steht dein Label?
Für keinen aussergewöhnlichen Stil… (Super)chic und einfache tragbare Mode ist das, was ich mache. Meist ist sie in Schnitt und Form auf das Wesentliche reduziert und mit einem Twist aus Sportlichkeit und Liebe zum Detail.
Dein Lieblingsort für neue Inspiration in Berlin?
Am liebsten in Cafés sitzen und die Menschen und das Geschehen beobachten.
Das Thema für deine neue Kollektion?
Klar, Winter… alles etwas düsterer mit einer kleinen frische Brise. Die Kollektion ist inspiriert durch Arbeiterbekleidung. Casual Chic mit sportlichen Elementen.
Der Soundtrack dazu?
… wird super, weil von Susanna… 😉 Diesmal wird es etwas ruhiger und weniger „poppig“. Die ganze Location – wir sind ja erstmalig im Kronprinzenpalais – lädt dazu ein, meine Stimmung is gerade so und das Ganze passt so gut zusammen.
Wieso zeigst du bei der Berliner Modewoche (und nicht anderswo)?
Ich finde es toll, dass es überhaupt eine deutsche oder gar Berliner Fashion Week gibt. Und als Local ist es dann toll, zeigen zu können. Aber um meine Kollektion wirklich zu verkaufen, zeige ich natürlich auch in Paris – dann aber nur im Rahmen einer messe oder wie in den letzten Saisons in einem Showroom. In Zukunft kann ich mir aber auch vorstelle, woanders zu zeigen.
Was möchtest du nach der Show über dein Label lesen?
Hoffentlich nur Gutes. Und wenn Kritik, dann bitte konstruktiv, das ist auch immer gut…
Welche Shows schaust du dir selber an?
Ich bin am Mittwoch dran. Da schaffe ich vorher leider wahrscheinlich nicht wirklich was. Aber sehr gerne würde ich mir Perret Schaad angucken, die sind nach mir am gleichen Tag dran. Und am Donnerstag dann vielleicht Marina Hoermanseder, weil es was ganz anderes ist und ich sehr neugierig darauf bin.
Wo trifft man dich während der Fashion Week?
Vor der eigenen Show immer bei mir im Studio oder auf Terminen. Sonst auf einigen der vielen Veranstaltungen. Und abends sicher irgendwo beim Essen mit Freunden.
Wo holst du dir morgens am liebsten deinen Kaffee?
Ich bin einer der wenigen Nichtkaffeetrinker.
Dein aktuelles Lieblingsrestaurant in Berlin?
Der für dich beste Shop und was man da bekommt?
Hmm. Der schönste Laden mit der schönsten Auswahl denke ich ist nach wie vor Andreas Murkudis, aber mein Lieblingsshop vor allem für gute Geschenke ist der Voo Store! Der hat auch das netteste Personal.
Dein persönliches Must-Have für das Mode-Jahr 2015?
Modemässig weiß ich gerade nicht. Aber mein privates Must-Have ist Urlaub!
Zukunftsmusik: Wo stehst du mit deinem Label in einem Jahr?
Ich hoffe, da wo ich jetzt bin und noch viel weiter… Es tut sich ja immer viel und man kann nie wirklich planen, weil es dann doch anders kommt. Aber ich hoffe natürlich auf mehr Shops, den ersten eigenen richtigen Onlineshop und interessante Kooperationen.
HERBERT HOFMANN
Was magst du an der Berliner Fashion Week?
Die Berliner Fashion Week ist immer das Heimspiel für uns – man sieht Freunde, Bekannte und Partner. Die Atmosphäre ist entspannt und man kann sich als Einkäufer auf die Showrooms konzentrieren!
Was bedeutet sie für deine Arbeit?
Während der Modewoche kann man sich intensiv mit den Labels und Fachleuten über speziell den deutschen Markt austauschen. Es ist vor allem interessant wenn man hört wie die Saison für das Labels und andere Shops lief – was gut bei den Kunden/Presse ankam und was nicht.
Auf welche Show freust du dich besonders und warum?
Ich bin gespannt was Julian Zigerli, Sissi Goetze und Hien Le zeigen werden. Julians Kollektionen und Präsentationen sind aufregend und man weiß nicht was einen erwartet und bei dem erwähnten Dreamteam Karaleev-Goetze-Le gibt es immer viel Inspiration für die Saison!
Welche Berliner Designer trägst du auch privat?
Ich liebe und trage Hien Le und Sissi Goetze! Die beiden verstehen es klare Outfits mit spannenden Details zu machen!
Wo trifft man dich während der Fashion Week abends?
Meist im Bett mit Laptop – ich arbeite Mails ab und versuche meine Beine wiederzubeleben. Wir werden diese Saison zusätzlich einen Pop-up Shop bei der Messe SEEK haben – wir freuen uns darauf aber es wird auch stressig.
Dein aktuelles Lieblingsrestaurant für mittags?
Unser Büro ist ums Eck vom Voo Store, weswegen wir meist auch in dem Kiez bleiben um Mittag zu machen. In unserem Haus gibts die Ayurvedische Kantine „Cosmoveda“ die super lecker kocht – klingt exotisch, ist aber einfaches und gesundes Essen ohne Fleisch. Adresse: Adalbertstrasse 5-6 (etwas versteckt im Innenhof).
Wie löst du das Problem „Modisches Outfit vs. Berliner Winter“?
Mit einer schönen und warmen Winterjacke und langen Unterhosen ist funktioniert jedes Outfit – nur kann man bei Schnee nicht immer die Sneaker tragen, die man sich wünscht. Aber Problem ist das keines!
Dein persönliches Lieblingsteil für das Mode-Jahr 2015?
Ich freue mich auf etwas zu lange und weite Shorts, die auch wieder über die Knie fallen. Meine Private Orders sind für den kommenden Sommer großzügig ausgefallen.
Runwaybilder im Header v.l.n.r.: 1-2 Hien Le, 3-4 Julian Zigerli, 5-6 Marina Hoermanseder, Bild vom Store: Voo