„Kontrovers“ ist das Wort, welches im Zusammenhang mit dem Thema der MET Gala 2018 zweifelsohne am meisten gefallen ist. Warum? Nun, das Thema lautet „Heavenly Bodies – Fashion and the Catholic Imagination” – die Skandale auf dem heißesten Roten Teppich der Modeszene im kommenden Jahr sind also vorprogrammiert.
Das Motto gibt jedoch auch ordentlich Stoff für fundierten Diskurs und Diskussion und heizt die Auseinandersetzung zwischen Modeindustrie und Glauben beziehungsweise Religion an. Schließlich wurden wenige Motive so durchgängig und exzessiv von Designern aufgegriffen, wie liturgische und religiöse. Von Galliano über Jean Paul Gaultier und Christopher Kane bis hin zu Versace, sie alle bedienten und bedienen sich mit viel Gusto in der Welt der Kreuze, Madonnenfiguren, Talare und Ikonografien.
Doch Religion hat auch einen erheblichen Einfluss auf die Art, wie wir uns kleiden. Während die westliche Gesellschaft vor fast zehn Jahren die Scherben der Finanzkrise aufsammelte, wurde in einem bisher eher stillen Teil der Erde eine sehr kaufkräftige Kundschaft immer wichtiger für die Industrie. Islamisch geprägte Länder und orthodoxe Regionen sind zum Hauptabnehmer der Modehäuser avanciert und geben (heimlich) den Ton an. Die Modest Fashion ist eine Multimillionen-Dollar-Industrie und wir stecken quasi schon mittendrin: hochgeschlossene Blusen, lange Ärmel und Mäntel und Maxikleider dominieren die Laufstege und Kleiderbügel in den Stores.
Der Naked-Look ist over (auch wenn die Kardashians die Memo noch nicht bekommen haben), angezogen sein ist chic. Der Westen orientiert sich in Sachen Zurückhaltung ganz aktuell am viktorianischen Zeitalter oder schaut auf die Mode der Amischen. Das dänische Label Ganni hat unsere Herzen mit langen Säumen und hohen Krägen á la „Unsere kleine Farm“ erobert, aber auch Highstreet Brands wie & Other Stories und Mango zeigen sich ordentlich hochgeschlossen. Mode und Religion, das geht also auch ganz subtil und ohne Skandale. Wäre aber nur halb so langweilig, oder?
Wir freuen uns auf einen Roten Teppich voller Prunk und Gloria und natürlich auch dem ein oder anderen Fehltritt. Denn eines ist sicher, die geladenen Gäste werden wieder ihr Bestes geben, sich in der Umsetzung des Themas zu übertreffen. Einen gewissen Heimvorteil werden hier Madonna, Lady Gaga und Rihanna haben, die in Sachen Provokation mit religiösen Symbolen schon ordentlich Erfahrung gesammelt haben. Alle Augen also auf die MET Gala 2018, die traditionell am ersten Montag im Mai über die Bühne gehen wird.
Hier kommen die zugeknöpften Favoriten aus den Onlineshops:
Bilder im Header: Marithé & François Girbaud: Last supper 2005 Campaign, Vogue Runway