Buongiorno Milano! Auch wenn die Mailänder Modewoche im Gegensatz zu New York oder London oft den Ruf hat sehr erwachsen und geradlinig zu sein, so hatten wir unseren Spaß beim Durchsehen der Kollektionen: Egal ob Yoga-Looks bei Ports 1961, Spagetti mit Tomatensoße bei Dolce & Gabbana oder Piraten-Chic bei Philosophy di Lorenzo Serafini – langweilig wurde es in der italienischen Metropole auf keinen Fall.
Das mag an den Jungdesignern liegen, die die Modewoche neben den Traditionshäusern so langsam umkrempeln und wieder cool machen, oder einfach an der italienischen Lässigkeit. Auf geht’s ins Land von Pizza, Pasta und Gelato – das sind unsere Highlights der letzten fünf Tage!
In Zeiten von Girlpower und Feminismus-Empowerment bleibt die Weiblichkeit manchmal auf der Strecke: Zu beschäftigt sind wir, in Powersuits im Job erfolgreich zu sein oder in sportlichen Ensembles den Wechsel zwischen Beruf und Familie spielend zu meistern. Designer Alessandro Dell’Acqua versteht das, will mit seinen Entwürfen aber zurück zur ultimativen Femininität – inklusive Power natürlich:
Die verspielten, zart fließenden Kleider in Pastellrosa ebenso wie Röcke bestehend aus Laura-Ashley anmutenden Flower-Patchwork-Ensembles unterstützen seine These, dass wir uns zwischen Erfolg und Frau-sein niemals entscheiden müssen. Und in den wunderschönen Entwürfen von No. 21 fällt uns das in Zukunft sicher noch leichter.
Man hört die Wellen rauschen, spürt den feuchten Sand unter den Zehen und das Kreischen der Möwen – Designerin Natasa Cagalj von Ports 1961 will mit ihrer Kollektion unseren Urlaub verlängern und in den Alltag bringen. Vielleicht ist das auch die Erklärung, warum bei der Kollektion größtenteils auf Schuhe verzichtet wird. Die entspannten gestreiften Hemden und Strickkleider sowie der Patchwork-Overall vermitteln vor allem eines: Wohlfühlen. Anziehen. Und schon kann der Tag starten. Inklusive Urlaubsgefühl.
Es gibt Designer, die aktuelle Trends Eins zu Eins aufgreifen und dann gibt es da Designer, die es schaffen, eine klare Linie zu fahren und trotzdem innovativ zu sein: Drei von ihnen sind Miuccia Prada, Rei Kawakubo und Consuelo Castiglioni. Die italienische Modemacherin kreiert auch in der Kollektion für den nächsten Sommer ihre ganz eigene Interpretation von „Mainstream“-Trends. Das zarte weiße Kleid vereint gleich drei von ihnen: Asymmetrie, Off-Shoulder und Plisseefalten.
Doch auch Klassiker des Labels finden bei treuen Marni-Fans großen Anklang. Die gemusterten Midi-Kleider und Mäntel in typischem Kunst- und Blumenprint gehören in der nächsten Saison sicher zu den Bestsellern. Also bitte schon mal aufschreiben und vormerken, dann kann der Sommer kommen!
Philosophy di Lorenzo Serafini
Da haben wir es: Die italienische Antwort auf Isabel Marant heißt Lorenzo Serafini. Mit zarten Blumenkleidern, femininen Lederjacken im Metallic-Look und langen fließenden Kleidern mit breiten Taillengürteln versprüht der Designer eine Menge Boho-Flair in der italienischen Metropole. Nur bei den weißen Stiefeln sind wir uns noch nicht ganz so sicher… Lea, das wäre doch was für deine Modetherapie, oder?
So ein ganz bisschen erinnert uns die Kollektion ja schon an Céline vor ein paar Saisons. Das meinen wir aber gar nicht böse. Im Gegenteil, die sportlichen Looks von Designer Massimo Giorgetti sind vielleicht sogar eine der tragbarsten Kollektionen für den alltäglichen Sommer: Neon-Details, bunte Sneakers und die Kombination aus sportlichen Streifen mit verspielten Rüschen können wir uns jetzt schon auf den nächsten Streetstyle-Bildern vorstellen. Übersehen wird man in den Teilen nämlich auf keinen Fall!
Achtung: Wer noch nichts gegessen hat, könnte bei diesem Anblick eine akute Heißhunger-Attacke auf Eis, Spagetti mit Tomatensoße, Pizza und den ein oder anderen Cocktail bekommen. Dolce & Gabbana beweisen einmal mehr, warum sie der Inbegriff der italienischen Mode sind. Denn nach dieser sizilianischen Gourmet-Party würde Andrea in „Der Teufel trägt Prada“ sicher nicht mehr fragen: „Wie bitte buchstabiert man Gabbana?“
Happy Birthday Bottega Veneta! Das italienische Modehaus feiert in diesem Jahr sein 50. Jubiläum. Das spiegelt sich auch in der Kollektion wider: Statt bei schnelllebigen Trends mitzumachen fokussiert sich Designer Tomas Maier auf das, was das Label das letzte halbe Jahrhundert so erfolgreich gemacht hat: Handtaschenklassiker wurden wieder belebt und mit neuen Designs versehen, taillierte Ledertrenchs und drapierte Midi-Kleider betonen die neue Weiblichkeit. Da können die nächsten 50 Jahre ja kommen.
Rodolfo Paglialunga ist jetzt seit zwei Jahren Chefdesigner bei Jil Sander. Und irgendwie kommt es uns so vor, als ob Jil nie weg gewesen oder Rodolfo immer da gewesen wäre, so sehr bleibt der Designer der Markenphilosophie des Labels treu. Extreme Volumenspiele an den Schultern, klassische Anzüge mit lässigen Drapierungen und Pliseekleider im 40er-Jahre Stil – so geht modernes Powerdressing.
Hier noch ein Macaron, da die Chucks und eine gepuderte Perücke: Na, wer weiß wovon wir reden? Na klar: Marie Antoinette by Sophia Coppola. Ob nun der Kultfilm oder die echte Königin die Inspiration für Karl Lagerfeld und Silvia Venturini waren, wissen wir leider nicht, aber beim Anblick der Entwürfe fühlen wir uns selbst schon wie Prinzessinnen. Zarte Kleider, royale Goldknöpfe und florale Muster — so würden wir auch gerne über Berlin herrschen. Man reiche uns die Macarons!
(Fotos Header: PR und vogue.com)
2 Antworten auf „#MFW SS2017 Highlights: Jil Sander, Ports 1961, Fendi, Marni uvm.“
Ein wunderbar erfrischender Schreibstil. Verspielt und doch mit einem Fokus auf den Inhalt, inkl. modischem Hintergrundwissen. Dankeschön für diesen und die nächsten Schauenreporte!
Ein schräger Stil, welchen die Designer von Mailand hier an den Tag legen und immer ist etwas Neues und zugleich Überraschendes dabei. Danke für deine Reportage