Wir reden gern über Berliner Nachwuchstalente, kennen die wichtigsten deutschen Labels (im Ausland) und dennoch wird nur allzu gern über die nicht vorhandene deutsche Modeszene gemeckert. Dabei muss man manchmal nur nach rechts oder links schauen und schwupps, entdeckt man viel Tolles: Seit wenigen Saisons überrascht mich SET mit wunderbaren Lederjacken- und Culottes, die Lookbooks sind hochwertig geshootet und der clean minimalistische Stil trifft den Zeitgeist perfekt. Was ich lange nicht wusste: SET kommt aus Deutschland!
Nachdem sie viele Jahren als Juristin in einer Londoner Wirtschaftskanzlei gearbeitet hat, kehrte Maya Junger nach München zurück, um mit ihrem Bruder und ihrem Mann das elterliche Modeunternehmen Ouí zu übernehmen. Als Kreativdirektorin und vierfache Mutter des neu gegründeten Labels SET ist sie heute sowohl privat als auch geschäftlich ein Multitasking-Supertalent.
Höchste Zeit für ein Interview mit Journelles! Darin verrät sie uns heute, wie ihr der Spagat zwischen Mutter-Dasein und Berufsleben gelingt – und was man am besten dafür anzieht.
Hallo Maya, herzlichen Dank für deine Zeit! Ich freue mich sehr, dass wir einen Einblick in deine Arbeit als Gründerin und Kreativdirektorin bei SET bekommen. Wenn ich ehrlich bin, dachte ich immer, SET sei eine „Kaufhausmarke“ – und erst recht nicht aus Deutschland! Hörst du das öfter?
SET ist ein relativ neues Label, das es erst seit 2009 gibt. Alle die uns kennen, sind begeistert und gleichzeitig überrascht, dass SET aus Deutschland kommt. Als moderne Marke, die von den Metropolen dieser Welt beeinflusst ist, wirken wir nicht wirklich deutsch, sondern sehen uns als globale Marke.
Zwischen welchen anderen Labels seht Ihr denn eure Marke?
Wir sehen uns am liebsten als Mitbestreiter auf dem progressiven Markt der erfolgreichen französischen und britischen Contemporary Labels.
Was könnt Ihr besonders gut?
Unsere Stärke liegt ganz klar im Leder-Bereich, wo wir sehr innovativ sind und immer wieder überraschen können. Aktuell sind das z.B. eine Lederculotte, ein supersoftes Lederhemd sowie Ledercargos und Shorts. Es gibt nichts Vergleichbares auf dem Markt.
Wie sieht deine Business-Uniform als Chefin einer jungen aufstrebenden Modemarke aus?
Sehr gerne kombiniere ich einen femininen Rock mit einem coolen, grauen Sweatshirt. So wird der Look gebrochen und zugleich alltagstauglich und kann zum Beispiel mit Leder- oder Bomberjacke und High Strappy Sandals oder Booties von morgens bis abends perfekt getragen werden. Bei mir muss es immer edgy und cool sein, gleichzeitig aber eben auch all meinen Ansprüchen als arbeitende Mutter gerecht werden.
Was möchtest du mit deiner Kleidung ausstrahlen?
Ich sehe mich als eine moderne Frau, die den Spagat schaffen muss, ein Familienunternehmen zu leiten und gleichzeitig eine Familie mit vier Kindern großzuziehen. Das alles ist nicht immer einfach unter einen Hut zu bringen, aber ich versuche, diese Herausforderung zu meistern – mit all ihren Ups und Downs.
Wie unterscheidet sich eigentlich die Aufgabe eines „Creative Director“ von einem Modedesigner/in?
Ich versuche, der Marke eine Vision zu geben. Als Creative Director nehme ich Einfluss auf jedes einzelne Teil, wie es sich anfühlt und aussehen soll und treffe alle Entscheidungen, die mit der Marke und dem Kollektionskonzept zu tun haben. Als Modedesigner setzt man genau das technisch bis ins Detail um. Deshalb ist die Zusammenarbeit zwischen mir und meinem Designteam so wichtig.
Wie kann man sich deinen Tagesablauf vorstellen?
Gewöhnlich startet mein Tag frühmorgens damit, dass ich mich selbst für die Arbeit fertigmache und erst dann meine Kinder wecke. Wir frühstücken immer gemeinsam, was ich sehr genieße, und dann gehen wir alle zusammen aus dem Haus. Sobald ich im Büro bin, jagt ein Termin den nächsten. Ich versuche dennoch immer, am frühen Abend zuhause zu sein und mit meinen Kindern gemeinsam Abend zu essen, Hausaufgaben zu machen und sie ins Bett zu bringen. Wenn alle Kinder schlafen, genieße ich „die Ruhe“ noch ein wenig für mich. Das ist die einzige Zeit am Tag, in der ich Zeit habe zu lesen, meine restlichen Emails zu beantworten und auch meine Gedanken schweifen zu lassen.
Du hast Jura studiert und in einer Kanzlei in London gearbeitet. Was qualifiziert dich für den Job, den du heute machst?
Ich habe vor allem gelernt, mich durchzubeißen und Kräfte zu mobilisieren, die man braucht, um hart zu arbeiten. Wenn nötig, packe ich Themen rational, vernünftig und analytisch an. Auch in Hinblick auf Mitarbeiterführung kann ich sehr viel von damals auf meine Arbeit heute übertragen.
Welche Karriere-Möglichkeiten bietest du Frauen in deinem Unternehmen?
Mein Team besteht größtenteils aus Frauen. Ich versuche sie karrieretechnisch zu unterstützen und gebe Ihnen die Möglichkeit, Familienplanung und Job unter einen Hut zu bringen. Da ich selber in der Position bin, habe ich volles Verständnis für eine gewisse Flexibilität, die man dazu braucht und unterstütze gerne meine Mitarbeiter in jeder Hinsicht.
Es ist nicht das Wichtigste, dass der Lebenslauf einem klassischen Lebenslauf entspricht.
Was denkst du über Ausbildungsangebote wie die der AMD oder anderen Modeschulen?
Ich finde die Ausbildung an deutschen Modeschulen gut und bin der Meinung, dass die jungen, kreativen Absolventen das nötige Werkzeug für das spätere Berufsleben mit auf den Weg bekommen. Ich selbst habe zum Beispiel einige AMD-Absolventen in meinem Team.
Auf welche Details im Lebenslauf achtest du bei Leuten, die sich bei dir bewerben?
Es ist nicht das Wichtigste, dass der Lebenslauf einem klassischen Lebenslauf entspricht. Letztendlich entscheidet das persönliche Gespräch, in dem ich spüre, ob die Person für die Mode brennt und zu uns passt. Der wichtigste Gesichtspunkt einer Kandidatin ist für mich jedoch die Leidenschaft, welche die Grundvoraussetzung für harte Arbeit darstellt und die Liebe zum Job.
Wie stellst du sicher, dass du dein Ohr am Puls der Zeit hast und genau weißt, wie die Zielgruppe tickt?
Ich bin selber die Zielgruppe meiner Kollektion und daher fällt mir das gar nicht schwer. Aber wir sind auch regelmäßig in den Metropolen dieser Welt unterwegs, spüren den Zeitgeist auf und nehmen davon sehr viel Inspiration und Ideen mit. Grundsätzlich kommen aber nur Styles in die Kollektion, hinter denen ich voll und ganz stehe und die ich auch selbst gerne tragen möchte.
Wie bewertest du die Rolle von Mode-Bloggern und Instagram für die Relevanz einer Marke heutzutage?
Modeblogger halte ich für sehr relevant. Wir arbeiten immer gerne mit nationalen als auch internationalen Bloggern zusammen. Es ist einfach toll, deren persönliche Sicht auf die SET Styles zu sehen! Ein regelmäßiger Austausch mit Bloggern, Fans und Followern ist unglaublich wichtig, um die Marke erlebbar zu machen und zu zeigen, wer wir sind.
Und im Gegensatz dazu: Wie wichtig sind euch noch Print-Anzeigen und dass eure Kollektion in Modestrecken abgebildet werden?
Obwohl Online immer wichtiger wird, sind Printanzeigen und Veröffentlichungen in Modemagazinen essentiell. Eine ausgewogene Mischung ist dabei sehr wichtig.
Vielen Dank für das Interview!
7 Antworten auf „Maya Junger, Kreativdirektorin des Münchner Modelabels SET im Interview“
Ein sehr tolles Interview. Danke dafür 🙂
Die Lederculotte gefällt mir super – Liebe auf den ersten Blick!
Liebe Grüße
Ina
http://www.ina-nuvo.com
Culottes sehen an mir furchtbar aus, aber ich finde genug anderes. Wie komme ich nur DAHIN?!
Die Kollektion ist unfassbar cool!!! Ich könnte ALLES genau so anziehen!
Big love!!
lg
Esra
http://nachgesternistvormorgen.de/
Die Lederjacke ist nahezu perfekt! 🙂 Ich hatte das Label auch lange nicht auf der Schirm, bis ich es zufällig mal bei Peek & Cloppenburg gesehen habe. Tolle Schnitte und Materialien. Liebe Grüße, Fiona
Danke für diese Interview! Lebensläufe mit Brüchen sind doch einfach immer am spannendsten! Von der Juristin zur Kreativdirektorin – genau solche Geschichten finde ich wirklich inspirierend (da benutze ich das Wort doch ausnahmsweise mal gern!). Schubladen verlassen, auf sich selbst vertrauen und das rausholen, was in einem steckt. Richtig gut.
Dem kann ich nur zustimmen. Als leidenschaftliche Modeliebhaberin gefangen im Körper einer Unternehmensberaterin mit Jurastudium motiviert so ein Lebenslauf wirklich mal nach rechts oder links zu schauen und mehr seiner Leidenschaft zu folgen. Danke! 🙂
Hallo Jessie 🙂
Ich stelle unsere schwedischen Mode-Produkte Prominenten und größeren Bloggern vor.
Da Ihr Stil unserer Marke entspricht, wuerden wir uns freuen, wenn Sie ein Paar ausprobieren moechten.
E-Mailen Sie uns und ich kann Ihnen mehr Informationen darueber geben.
Ich wuensche Ihnen einen schoenen Tag!!