
Jahr für Jahr zieht es ein Gros der Karawane von Design-Fans an die Seine – nicht nur zu den Modewochen wimmelt es in Paris regelrecht an stilvollen Looks und Designs, auch die Möbelmesse Maison&Objet hat einen fantastischen Ruf! Die Interiormesse in der französischen Hauptstadt bietet allerlei Wohn-Highlights, die neben Mailand und Kopenhagen Dreh- und Angelpunkt für die neuen Wohntrends sind. Aufgeteilt ist die Messe in den Interior-Bereich „Maison“, in dem sich alles um Produkte rund um das Zuhause dreht, und „Objet“, wo es mehr oder weniger um die Kategorien Dekoration, Designobjekte und Accessoires geht.
Tanja Demmerath, Gründerin und CEO von Deutschlands führender Boutique PR Agentur für Interior und Design Impulse by Communication, war im September vor Ort und teilt mit uns in einem kleinen Interior-Interview ihre Highlights. Worauf wir uns 2020 freuen dürfen?
Hallo liebe Tanja, was waren deine fünf Highlights von Maison&Objet Paris?
Die Maison & Objet in Paris ist allein schon wegen ihrem Standort ein Highlight für mich. Ich habe französische Wurzeln, wuchs im Dreiländereck zu Deutschland, Frankreich und Luxemburg auf und liebe die französische Hauptstadt seit jeher. Mehr und mehr erkennt man aber auch, dass das Stadtbild von Paris Einzug in das Interior-Design einfließt. Skulpturale Möbel, Steinmaterialien, Messing und Marmor wie auch softe Samttextilien prägen das Interior des „Paris Chic“ auf der Maison & Objet.
Meine Highlights waren generell:
- die skulptural gestalteten Möbel und Wohnaccessoires, besonders in den Bereichen Tischgestaltung, Leuchtendesign und Dekoration
- der Einsatz von verschiedenen Naturmaterialien wie Sandstein, Marmor, Granit und viel Keramik, welche für mich wahnsinnig spannend sind, denn neben dem Material Holz verlangen diese einen hohen Anspruch an das Handwerk
- organisch geformte Möbel, vor allem im Polster- und Sitzmöbelbereich
- Farb- und Materialkontraste wie auch viel Muster in Polstertextilien (viel Beerentöne, Schwarz, Gold, Illustrationen/Prints auf Stoffen)
- Kontrastreiche fast schon dramatisch daherkommende Möbel und Accessoires

Welche Entwicklungen in Bezug auf unsere Einrichtung kannst du nach diesen Tagen erkennen?
Sogar die unterkühlten Skandinavier spielen mit der Romantik der Franzosen und zeigen auf der Messe wieder einmal, wie „cool“ und lässig das Verbinden von Opulenz und Minimalismus gelingt. Und das trifft auch den Kern: Alles ist erlaubt, aber es wird bewusst dosiert gemischt und Individuelles betont. Das Wohnen ist zur Bühne geworden – alleine deswegen, weil wir unsere persönlichen Welten inszenieren, für uns selbst und/oder für andere über diverse Social-Media-Kanäle.
Es geht nicht mehr darum, ausschließlich in oder mit einem Stil einzurichten, sondern darum, Stimmungen und Lebenssituationen zu unterstreichen. Viele Hersteller zeigen nachhaltig produzierte Produkte, ausgewählte Materialien und auch handwerklich gekonnt umgesetzte Entwürfe. Dadurch werden Produkte auch etwas hochpreisiger, was sich auch im Konsumverhalten widerspiegeln wird. Es entstehen wieder mehr Sehnsuchts-Objekte, auf die man dann gerne länger wartet, auf die man hin fiebert und an denen man sich lange erfreut.
Ich habe auch viel Mut gespürt: Kräftige Farben, Kontrastreiches, neue Formgebungen und Material-und Stilmixe sind gefragter denn je und unterstreichen die Persönlichkeit der einzelnen Marken wie auch den Wohngeschmack jedes einzelnen. Das finde ich extrem spannend und befürworte eh von jeher ein Wegdenken von perfekt aus dem Katalog abgepausten Einrichtungen.
Welche Labels sind besonders spannend?
Seit längerem verfolge ich den Werdegang von „Maison Dada“ – ich kann mich an deren Gestaltung unter der Leitung von Thomas Dariel nicht satt sehen, so überraschend sind deren Entwürfe. Dann wären da noch die beiden portugiesischen Labels UTU und Dooq, die ich bezaubernd finde.





In die HARTÔ-Leuchte „Carmen“ könnte ich mich immer wieder neu verlieben.

Und das deutsche Label ELOA zeigt mir auf wunderbare Weise, was Glasbläserkunst für ein fantastisches Handwerk ist.



Näher kennengelernt habe ich das französische Label eno studio: In manche Produkte bin ich schockverliebt. Doch auch die Skandinavier haben mich abgeholt. Ferm Living zum Beispiel; die Norweger von Heymat haben mir gezeigt, dass eine eher gewöhnliche Fußmatte ein Kunstobjekt vor der Haustüre sein kann. Wahnsinnig inspirierend.


Was gab es sonst noch so zu entdecken?
Scheinbare Alltagsgegenstände werden immer mehr zu „Ich-Will-Gesehen-Werden“ Objekten. Zum Beispiel Kehrbesen des norwegischen Designlabels NORTHERN, so cool und trendy. Gießkannen, Blumenübertöpfe, Spiegel, Mülleimer und Stiftehalter. Raumdüfte/Kerzen sind ein wichtiges Thema – es gibt sie in den unterschiedlichsten und wunderschön gestalteten Gefäßen aus Glas, Keramik, Marmor und, und, und. Ich habe meine Weihnachtsgeschenke für Freunde und Familie jedenfalls schon alle zusammen!



Gibt es einen großen Trend, der sich in allen Bereichen durchzieht?
Absolut! Der Boutique Hotel Style ist nun wirklich überall angekommen.
Gibt es ein bestimmtes Teil, das dir ganz besonders im Kopf geblieben ist?
Ich habe mir direkt nach der Messe eine Leuchte von UTU und einen Spiegel von Maison Dada bestellt. Ich konnte einfach nicht anders. Und ja, da sind noch ein Teppich, ein Steinobjekt und ein Dressing Table, die mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wollen …


Eine Antwort auf „Im Gespräch mit Tanja Demmerath – Die Highlights von Maison&Objet Paris 2019: „Alles ist erlaubt, aber es wird bewusst dosiert gemischt und Individuelles betont““
Was für ein Auge für Details und Brands! Tolle Frau!