7 Designerinnen, die ihren ganz eigenen Weg in der Modebranche gehen

In einer Zeit, in der Marken das kopieren, was sich am meisten verkauft, bleiben sich diese Labels treu

Heute Radlerhosen und Ugly Sneaker, morgen opulente Kleider mit Rüschen. Es ist inzwischen sehr schwierig geworden, als Designer die eigene Handschrift in der Mode zu finden, besonders jetzt, da die Branche von auf Instagram verbreiteten Trends völlig verzerrt wird. Noch faszinierender ist dabei dann die wachsende Gruppe von Designerinnen, die es geschafft hat, nicht nur eine Nische für sich zu finden, sondern sie auch auf ihre ganz eigene Weise zu füllen – selbst wenn das für sie weniger Gewinn bedeutet.

In einer Zeit, in der Marken das kopieren, was sich am meisten verkauft, wirken diese 7 Labels fast revolutionär. Ihre Gründerinnen gehen ihren eigenen Weg, ohne Umwege:

Horror Vacui

Horror Vacui ist nicht ganz neu auf Journelles. Wir verfolgen Anna Heinrich und ihr Label ja schon seit einer Weile, haben ihre Entwürfe auch im Marché verkauft.

Die Designerin hat ihre Handschrift längst gefunden. Horror Vacui steht für verspieltes Design aus München par excellence. Aus Seide oder ägyptischer Baumwolle, fantasievoll bedruckt mit lebendigen Mustern wie zierlichen Blumenranken, winzigen Blütenblättern, Waldszenen mit Hasen, Rehen und Schmetterlingen, veredelt mit paspelierten Krägen, Rüschen und Knopflöchern entstehen so tolle Hingucker, die zwar von der Schlafmode des 15./16. Jahrhunderts inspiriert sind, aber für alle Momente im Leben gedacht sind.

Deutschland braucht mehr Mode, die nicht wie Cos aussieht. Weiter so!

Horror Vacui könnt ihr zB bei Matches kaufen.

 

Carcel

In unserer Aufzählung durften Louise van Hauen und Veronica D’Souza mit ihrem Label Carcel auf gar keinen Fall fehlen. Wieso? Die Produkte sind dänisches Design, zu 100 Prozent aus Alpaka und von Gefängnisinsassinnen in Peru gefertigt. Inzwischen beschäftigt Carcel auch in der Frauenstrafanstalt in Chiang Mai in Thailand. Die Frauen werden für jeden Artikel, den sie herstellen, bar bezahlt. Dieses Geld wird von Carcel’s Produktionsteam an die Familien der Frauen verteilt.

Die Ästhetik von Carcel ist zudem auf den Punkt gebracht – von minimalistischen Designs der Strickwaren (die Materialien kommen von lokalen Farmern) bis hin zu einem modernen Marketing.

Ein brillanter Einfall und der Beweis, dass man mit Mode die Welt ein bisschen besser machen kann.

Mehr zu Carcel? Hier!

Arpana Rayamajhi

Arpana Rayamajhi hat die Art von Lebenslauf, die viele neidisch machen würde. Als Schmuckdesignerin wurde sie mit der Herstellung von Stücken für die Victoria’s Secret Fashion Show beauftragt und landete in den internationalen Ausgaben der Vogue; als Model vertrat sie Beauty- und Modemarken wie L’Oréal und Urban Outfitters; als Stilikone war sie schon auf Man Repeller.

Aber was vielleicht am erstaunlichsten ist: Rayamajhi hat dies all ohne die Hilfe eines Teams von Agenten und PR-Profis geschafft. Sie macht immer noch jedes Schmuckstück persönlich von Hand – einschließlich jedes der aufwändigen Stücke, die auf dem Victoria’s Secret Runway getragen wurden.

Mehr zu Arpana Rayamajhi hier.

0711 Tbilisi

Dass Mode aus Georgien, insbesondere die Tbilisi Fashion Week, zunehmend wichtiger werden, haben wir ja hier bereits geschrieben. Nun landet dieses Taschenlabel auf unserer Liste: 0711 Tbilisi.

Als die beiden Gründerinnen Nino Eliava und Ani Mokia 2012 mit ihre Modegeschäft begannen, war zunächst geplant, die georgische Mode zu fördern. Sie eröffneten die Website Moreislove, auf der die wichtigsten Designer und Labels des Landes vorgestellt wurden. Die Produktpalette der Website umfasst unter anderem Schmuck, Bekleidung und eine von Nino und Ani kreierte Strickwarenlinie, die sie 0711 nannten.

Beide waren sehr daran interessiert, die reiche Stricktradition ihres Landes zu fördern und begannen mit der Kreation von Handtaschen. Neben Strickmustern verwenden sie dunkles Holz und organischem Plexiglas, um so kastenförmige Silhouetten zu erschaffen. Jedes der Produkte wird von Handwerkern in Georgien manuell hergestellt. Zum Beispiel dauert es insgesamt fünf Tage, um eine Geldbörse von 0711 herzustellen. Dabei wenden die Handwerker traditionelle Techniken an, die über Generationen weitergegeben wurden.

Wir sind schon gespannt, wie es für das Label weitergeht. Mehr zu 0711 Tbilisi hier.

Elissa McGowan

Weiter geht es mit Australien, wo Elissa McGowan, eine weitere beobachtungswürdige Designerin, geboren wurde und inzwischen ihr eigenes Label führt. Die 2013 gegründete Marke basiert auf drei Säulen: akribisch geschnittene Silhouetten, edle Stoffe und hochwertigste Schneiderkunst.

Ihre Kollektionen scheinen auf den ersten Blick minimalistisch, auf den zweiten erkennt man allerdings die raffinierten Details: asymmetrische Ärmel, Träger und Bänder, die an den Seiten der Seidenkleider hängen oder eingefärbte Modelle ohne Träger, die wie unfertige Stoffrollen aussehen.

Mehr von dem Label erfahrt ihr hier.

La Llama

La Lama bedeutet auf Spanisch so viel wie Feuer. Das passt! Denn Lydia Cooper, eine junge britische Designerin, lässt sich für ihr Label von der expressiven Ästhetik der 60er und 70er Jahre inspirieren.

Das Ergebnis sind bunte Kleidungsstücke mit extravaganten Details wie Zebramäntel mit künstlichen Pelzoberflächen, Mäntel, die man wenden kann, oder Kleider mit abstrakten Mustern. Dennoch ist für Lydia Cooper der Schnitt das Wichtigste. Als Teenager nähte sie Abendkleidung nach Maß und noch heute bietet sie ihren Kunden alles maßgeschneidert an. Auf Wunsch ändert sie auch das Design und die Farben ihrer Entwürfe für jede Kundin ab.

Hier könnt ihr La Llama online entdecken …

Batsheva

Noch vor zwei Jahren arbeitete Batsheva Hay als Anwältin in einem Unternehmen in New York und liebte Vintage-Mode. Eines Tages beschloss sie, das alte, zerstörte Kleid von Laura Ashley neu zu gestalten. Inspiriert von ihren Wurzeln und der Liebe ihrer Mutter zu Präriekleidern bedeckte Batscheva das Dekolleté, betonte die Taille, damit es wie ein Korsett aussieht, und fügte Rüschen an den Ärmeln hinzu.

Dann entwarf sie noch ein paar weitere ähnliche Modelle und postete ein paar Fotos auf Instagram. Die Resonanz war so gut, dass sie kurzerhand beschloss, ihr eigenes Label zu gründen. Ihre Entwürfe sind alles andere als massentauglich oder langweilig, aber das macht es ja so besonders.

Schön, dass es noch so inspirierende Frauen wie Batscheva Hay in der Mode gibt! Mehr zu dem Label hier.

 

Von Alexandra

Schreiben sollte mir eigentlich leicht fallen, könnte man meinen. Doch wenn es darum geht, etwas über mich selbst zu erzählen, bin ich – ja sagen wir mal – überfordert. Wo fange ich an? Ich habe bei Journelles als Praktikantin angefangen. Danach ging es weiter in die Moderedaktion vom Tagesspiegel und dann wieder zurück an die Uni und dann wieder zurück zu Journelles ;-)

Ich mag Mode und Beauty: Ich liebe neue Trends, spannende Outfits und (zugegeben) auch etwas Shopping. Doch fast noch mehr mag ich es, Mode als Phänomen zu betrachten: Wieso gibt es diesen Trend? Woher kommt er? Welchen Einfluss hat die Politik oder Gesellschaft auf die Mode? Und umgekehrt! Ebenso finde ich es spannend, über großartige Frauen und ihre noch so unterschiedliche Errungenschaften zu berichten, sie kennenzulernen, von ihnen zu lernen ...

Wenn ihr meine Texte lesen solltet: Dankeschön! Es gibt nichts Schöneres, als zu wissen, dass meine Artikel gelesen werden. Und bitte seid gnädig mit mir, wenn ich Fehler mache. Ich lerne noch ... das wird sich wohl auch nie ändern ;-)

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.