Wir sind uns häufig uneins, vor allem wenn es um Mode geht. Einerseits möchte wir Einzelstücke tragen, nach denen uns modische Fremde fragen: Woher hast du das? Um dann mit einem Geheimtipp oder „ist vintage“ antworten zu können.
Anderseits möchten wir das haben, was alle anderen tragen, vor allem, weil alle anderen es tragen. Letzteres hat das amerikanische Taschenlabel Cult Gaia zum Shooting Star in der Modebranche gemacht.
Gibt man #cultgaia auf Instagram ein, findet man über 35.000 Beiträge für die Marke, davon zeigt die überwiegende Mehrheit ihren absoluten Bestseller, die Ark-Bag, die Cult Gaia in den letzten zwei Jahren zu einem der beliebtesten Taschenlabels gemacht hat.
Der Erfolg der Los Angeles Brand ist nur ein Beispiel dafür, wie eine neue Welle von aufstrebenden Labels in die Kategorie Handtaschen eindringt (mehr dazu hier!) – und damit die Grundlage für ein erfolgreiches Modehaus schafft.
Dieser Wandel wurde erstmals durch den Erfolg von Mansur Gavriel im Jahr 2012 ausgelöst. Wartelisten, keine großen verfügbaren Mengen, Individualität, bezahlbare Preise und eine starke Instagram-Präsenz, die die Aufmerksamkeit von Verbrauchern und einflussreichen Händlern gleichermaßen auf sich zog – dank all dieser Attribute wurde die New Yorker Accessoire-Marke zum Kassenschlager und ebnete den Weg für Labels wie Cult Gaia.
Seitdem die erste Bucket Bag Anfang 2013 in den Handel kam, hat sich das Sortiment von Mansur Gavriel um eine vollständige Palette von Handtaschen sowie um Schuhe und Ready-to-Wear-Kollektionen erweitert, die sich sehr gut verkaufen. Zuletzt hat die Marke, die zwei Geschäfte in New York und einen in Los Angeles betreibt, Herrenaccessoires auf den Markt gebracht.
Ähnlich wie bei Mansur Gavriel entstehen immer häufiger außergewöhnliche Erfolgsgeschichten mit Hilfe von Instagram (einen Artikel zu dem Thema findet ihr hier). Cult Gaia erfuhr in den letzten Jahren schlagartig, welche Kraft hinter der Instagram-Community steckt. Doch ist das schon die Garantie? Kann Cult Gaia den gleichen Erfolg wie Mansur Gavriel erreichen?
Die Geschichte des Labels
Die Geschichte von Cult Gaia beginnt 2013, als Jasmin Larian ihr Studium an dem Fashion Institute of Technology abschließt. Ihre Mutter ist Modedesignerin und Künstlerin, ihr Vater angeblich der Schöpfer der Bratz-Puppen. Aber es ist die Vision von Jasmin Larian, die mit der Gründung von Cult Gaia und seinen legendären Ark-Taschen, auf Instagram und in der Mode so erfolgreich gemacht hat.
Grund dafür ist ihr besonderer Designansatz, der auf dem japanischen Ästhetik-Konzept Wabi-Sabi, also der Ideologie des Reizes im Imperfekten, basiert: Für Jasmin Larian sind Accessoires eine Form von „tragbarer Kunst“, nicht nur ein bloßes Schmuckstück. Ihre Entwürfe sind interessant, auf eine Weise spannend und schön. Man verliert sich in den Details der akkurat ausgetüftelten Entwürfe.
Das Design der Ark-Handtasche mit ihrer Halbmondsilhouette aus Bambus inspiriert von japanischen Picknickkörben der 50er-Jahre, hat die Designerin bereits 2014 konzipiert, aber erst 2016 wurde es zu einem Instagram-Phänomen. Allein vergangenes Jahr konnte Cult Gaia 4,5 Millionen Dollar Umsatz mit der Ark Bag verzeichnen {Thefashionlaw}. Und das Modell ist kein One-Hit-Wunder: Die Designerin führte weitere Handtaschen ein (darunter das beliebte Design Luna), erweiterte ihr Produktsortiment um Ready-to-Wear für Frauen sowie Männer (Cult Guy), Accessoires sowie Schuhe.
Resort 2019
In ihrer dritten Kollektion, Resort 2019, greift die Designerin die klassischen Elemente und Designs ihres Labels auf. Inspiriert von den 60er Jahren – insbesondere von sonnigen Städten wie Ibiza und dem berühmten Fotografen Helmut Newton – ist die Kollektion mit ihrem charakteristischen L.A.-Flair wunderbar ungezwungen und verspielt. Perfekt für laue Sommerabende mit Rosé in der einen Hand und der passenden Handtasche in der anderen!
Wird Cult Gaia genauso erfolgreich wie Mansur Gavriel?
Dieses Geschäftsmodell kann funktionieren – das hat Mansur Gavriel schon bewiesen. Doch obwohl schnelles Wachstum vielversprechend sein kann, kann es auch das Risiko einer Reizüberflutung und der daraus resultierenden Ablehnung der Verbraucher erhöhen, wenn es nicht sorgfältig gehandhabt wird. Und aufstrebende Marken, die mit trendorientierten Produkten in Verbindung gebracht werden, sind besonders anfällig dafür.
Mansur Gavriel bleibt sich ihrer gewohnt klaren Linie treu und bleibt von Trends recht unbeeindruckt. Wohingegen der Erfolg von Cult Gaia auf einer It-Bag aufbaut, die den Hype für Körbe und Handtaschen aus Naturmaterialien für sich nutzte. Die Gefahr ist also groß, dass man sich in wenigen Jahren an den Modellen satt gesehen hat; zudem auch viele Marken etwas vom Kuchen abhaben wollen und den Markt zusätzlich mit ähnlichen Modellen füttern.
Der Umsatz wird sicher in einigen Jahren stagnieren, wenn nicht sogar rückläufig sein. Die Frage ist dann nur, ob Jasmin Larian ihr Label bis dahin strategisch gut aufgebaut hat und mit anderen Designs eine ebenso starke Käuferschaft anziehen wird – wie mit der Ark-Bag.
Unsere Lieblingsteile von Cult Gaia:
Alle Fotos: Courtesy of Cult Gaia
Eine Antwort auf „Erst Taschen-Hype, dann Modekollektion: Cult Gaia machts wie Mansur Gavriel“
Ich find’s ja auch ein bisschen fragwürdig, dass die Arc nicht nur inspiriert ist von den japanischen Picknicktaschen, sondern eine bis ins letzte Hölzchen exakte Kopie ist. Nicht sehr originell für eine Designerin.