Labelwatch – Die 10 coolsten Fair Fashion Brands

Bye Bye Ökomode, hello Fair Fashion! Wir haben die 10 angesagtesten Brands für euch, bei denen ihr mit gutem Gewissen kaufen könnt

Ja, auch mir ging es lange Zeit so und ich dachte, dass Öko-Mode – was für ein Begriff – gefilzt ist, selbstgenäht, mit vielen Blumen verziert und meist moosgrün. Vielleicht zur Erklärung: Ich komme aus Berlin-Schöneberg, dem Bezirk, der nicht nur für seine homosexuelle Szene gefeiert wird, sondern zudem auch überdurchschnittlich viele Bioläden zu bieten hat, genauso wie kleine Boutiquen mit sogenannter Ökomode. Und was ich da im Schaufenster sah, machte mich als Modejournalistin nie glücklich.

Dementsprechend vorbelastet ging ich auch zu meinem Interview mit dem High-End-Fair-Fashion-Onlineshop Almsanta ins Soho House – ich hatte mich zwar vorher durch das Angebot geklickt, war überrascht, so richtig begeistert war ich aber erst beim Anblick von Claudia, der Gründerin von Almasanta. Jung, hip, gut gekleidet – sie roch nicht mal ein bisschen nach Flora und Fauna.

Als sie mir dann im Interview verriet, dass gerade super gehypte Brands wie Re/Done und Reformation nachhaltig produzieren, war ich mit einem großen „Juhu“ über den Graben voller Flowerpower-Vorurteile hinübergesprungen und am Ufer der coolen Fair Fashion angekommen.

Und die muss weder öko aussehen, noch unglaublich teuer sein. Ganz im Gegenteil: junge Labels beweisen auf Instagram, dass man mit 15 Euro für ein T-Shirt schon dabei ist in Sachen „sustainable Footprint“. Also ab zur umweltfreundlichen Pediküre und das glänzende Resultat im Warenkorb bestaunen – das ist dank den 10 tollsten Labels nämlich ziemlich ansehnlich:

Wear something honest, or wear nothing at all

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Made in: USA

Best buy: Vintage Jeans

Highlight: High Rise Ankle Crop Jeans

Preisrange: ab 250 Euro für eine Jeans

Re/Done

Oh me, oh my! Wie lange renne ich DER perfekten Re/Done Jeans schon hinterher? Es muss mittlerweile fast ein Jahr sein – am Angebot scheitert es jedenfalls nicht, eher an der Nachfrage, denn gerade ist wohl kein anderes Jeanslabel auf der Welt so gehypt wie das amerikanische Re/Done – die richtige Größe, Waschung oder der Schnitt meist ausverkauft.

Gerade weil Jeans eine so große Rolle in unserem Alltag spielen, aber gleichzeitig auch eines der umweltverschmutzendsten und gesundheitsschädigstensten Kleidungsstücke ist, hat es sich Re/Done auf die Kappe geschrieben, Nachhaltigkeit in Form von blauem Denim-Stoff einen neuen Ruf zu geben – dahinter stecken die beiden Grüner Sean Barron und Jamie Mazur. Die kaufen weltweit alte Levi’s Jeans auf, nehmen die Jeans einmal komplett auseinander, restaurieren sie, setzten sie wieder zusammen und verleihen ihnen einen modernen angesagten Schnitt. Für all diese Schnitte – und die Garantie, dass jede einzelne Jeans auf der Welt ein Unikat ist – zahlt man mittlerweile gut und gerne mal um die 500 Euro. Verrückt! Dann lieber beim nächsten USA-Urlaub schauen, dort sind die Modelle nämlich noch um einiges günstiger und zuschlagen!

Nudethics

Die Idee? Genial. Das Konzept von Nudethics? So simpel. Der Grund, warum wir viel zu wenig Fair Fashion tragen? Weil wir die guten Labels nicht kennen. Das dachten sich auch die Gründer von Nudethics und stellen in ihrem fein selektierten Onlineshop die schönsten Eco-Brands vor, von Schmuck, über Unterwäsche bis hin zu Seidenbasics und einer eigenen kleinen Kollektion, die komplett in England gefertigt wird. Um ein paar Labels zu nennen: Arca Jewellery, Daily Nue, The Nude Label oder House of Sunny. Durchscrollen und sich über die zarten Designs der Independent Labels freuen!

Made in: England

Best buy: Lingerie, Print-Shirts

Highlight: Bluse mit offenem Rücken

Preisrange: 12-145 Pfund

Faithfull

Schnell weg mit dem Ohrwurm „As Tears Go By“ von Marianne Faithfull. Das Brand hat mit der Sängerin nämlich nichts das Geringste zu tun, außer das beide gehörig Vintage-Vibes mit sich bringen und ständig auf Reisen waren/sind. Genau dieses Gefühl hatten Sarah-Jane Abrahams und Helle Them-Enger im Kopf, als sie das Label gründeten. Eine moderne Nomadin, die die Welt entdeckt, Balance findet und mit gutem Gewissen Produkte einkauft.

Deswegen produzieren die beiden jedes einzelne Kleidungsstück in Bali, Indonesien, wo sie per Hand gefertigt und bedruckt werden. Danach gehen die Blusen, Kleidern und Röcke mit Influencern wie Gigi Hadid, Jessica Alba, Sincerelyjules und Songofstyle auf Trips rund um die Welt. Ganz neu: die Swimwear-Kollektion, die diesen Sommer gelauncht wurde.

Made in: Bali

Best buy: Kurze Kleider, lockere Hosen

Highlight: Maxi-Wickelkleid mit Streifen

Preisrange: ab 80 Euro für ein Oberteil

Reformation

Richtig gelesen, auch das nächste gehypte Brand aus den USA ist nachhaltig. 2009 von Yeal Aflalo gegründet, produziert Reformation einen Großteil seiner limitierten Kollektionen seitdem in den heimischen Gefilden in Los Angeles. Dabei sind sie auf ein ganzheitliches Konzept bedacht: von nachhaltigen Stoffen, Vintage-Reuse über eine gute Verbraucherkette bis hin zur Lieferung und Verpackung – a sustainable way to be fashionable. Wer alles über den Fußabdruck erfahren will, den Reformation in Sachen Umwelt hinterlässt, der findet hier alle Informationen. Da bezahle ich für ein Kleid auch gerne mal 200 Euro.

Made in: USA

Best buy: Kleider, Kleider, Kleider

Highlight: alles! 

Preisrange: ab ca. 100 Dollar für ein Top

Nobodys Child

Dass Nachhaltigkeit überhaupt keinen hohen Preis haben muss, die Stoffe nicht immer 100 Prozent Polyester sein müssen und die Designs trotzdem äußerst trendbewusst sein können, das beweist Nobodys Child. In Dallas trug eine Freundin von mir jeden Tag aufs Neue die schönsten Wickelkleider und irgendwann dachte ich mir: „Hm. Die können doch nicht alle von Realisation Par sein.“ Gefragt und hinterher schlauer und mit einem Tipp in petto: Nobodys Child aus England. Aber Leute, schnell sein. So geheim ist das seitdem leider nicht mehr, ASOS hat das Brand mittlerweile auch im Portfolio, das hauptsächlich in UK fertigt und seine verbrauchten Materialien eigens anbaut.

Made in: größtenteils UK

Best buy: Blusen, Kleider, Two-Pieces

Highlight: Wickelkleider

Preisrange: ab 20 Euro für Tops geht’s los, yay! 

Pré Studios

Wie viel wir in der Mode konsumieren, lässt sich anhand der ständigen Kollektionswechsel bei den großen Ketten nur erahnen. Klar ist: viel zu viel. Studien belegen, dass 30 Prozent der Kleidung aufgrund von Überproduktion niemals den Endkonsumenten erreichen. Das Newcomer-Label Pré Studios aus Berlin setzt sich dagegen ein: Entgegen der konventionellen Modeindustrie bieten sie schlichte, zeitlose Kleidung (Unisex!) aus rein nachhaltiger und ethischer Produktion zur Vorbestellung an. Die genauen Materialien und Produzenten lassen sich alle auf der Website recherchieren. Heißt in Kurzform: Es wird nur produziert, was nachher auch sicher gekauft wird. Wir finden die vier Berliner Jungs und ihr einzigartiges Konzept jetzt schon toll.

Made in: Europa und Peru

Best buy: Basics

Preisrange: 35 Euro für ein T-Shirt, 109 Euro für einen Cashmere-Pullover

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A Kind of Guise

Noch eine Stunde Heimatkunde steht auf dem Unterrichtslehrplan. Von Berlin geht es nach München zu den Jungs von A Kind Of Guise. Bei denen wird nicht nur Wert auf unkomplizierte Schnitte gelegt, sondern auch auf Qualität: alle Kleidungsstücke und Accessoires (wie der tolle Siegelring!) werden in deutschen Manufakturen gefertigt und die Stoffe stammen aus traditionellen Betrieben. Wie das dann am Ende so aussieht? Ziemlich unisex, ziemlich minimalistisch, ziemlich cool. Likey!

Made in: Germany

Best buy: Accessoires, Hemdblusen, Tuniken

Highlight: Siegelring

Preisrange: ab 25 Euro geht’s los

Sisterhood

Es ist ja nicht so, dass wir von Wickelkleidern, Seidenblüschen, Camisole-Kleidern und Slipdresses im Winter die Nase voll haben. Ganz im Gegenteil, dann werden die Sommer-Solos nämlich zu wahren Allroundern und unter/über Strick, Lederjacke oder Longsleeves und Strumpfhosen getragen. Also können wir gleich ein doppelt so gutes Gewissen haben, wenn wir bei Sisterhood bestellen. Die Idee: „Creating for a woman who loves to rule her own world whilst caring about the eco impact she has on this one. “ – in der Umsetzung sieht das so aus, dass Sisterhood Textilreste ankauft und upcyclt, damit in den Fabriken nicht unnötig viel weggeschmissen wird. Join the Sisterhood!

Made in: UK

Best buy: Alles was flattrig ist! 

Highlight: Sternenprint

Preisrange: ab 26 Pfund

Jesse Kamm

Wer durch den Instagram-Account von Jesse Kamm scrollt, der ist in einer anderen Welt: Einer voll von Flowerpower, kalifornischen Vibes, Beach-Waves, Basket Bags, Palmenblättern und Kakteen – im Paradies angekommen. Das sagt Jesse Kamm über ihr Label: „I choose to live simply so that I can travel, and spend as much time in the sea as possible.  We all choose how to allocate our resources, and I choose to save mine for leisure, because that is what makes me happy.  My life is luxurious, but not in the way most people see luxury. It is luxurious because I have freedom, and for me, freedom is wealth.“ Und für mich steht neben Freedom eine lange Anzahl von Sachen auf der Wunschliste, die es bei Jesse zu kaufen gibt: das perfekte weiße T-Shirt, die schönsten Flared Jeans der Welt, kurze Shorts, für die ich sterben würde. Der einzige Haken: für die umweltfreundlichen French Basics zahlt man gut und gerne mal um die 300 Dollar. Uff!

Made in: Los Angeles

Best buy: Jumpsuits, Shorts, Denim

Highlight: Sailor Pants

Preisrange: beginnt bei 275 Dollar für ein weißes T-Shirt

Datura Studios

Die Frau, die hinter Datura steht, ist Stefania Borras. Die gebürtige Mallorquinerin lebte dann eine lange Zeit aus beruflichen Gründen in Barcelona, bis es sie 2012 nach New York zog, wo sie bis heute mit Datura sitzt. Dort entwirft sie die Slow-Fashion-Linie, die allerdings in ihrer ehemaligen Heimat Barcelona gefertigt wird. Die Entwürfe, die trotz des Slow-Fashion-Aspekts extrem trendbewusst wirken, sollen die Verbindung zwischen Stadt- und Natur sein. Auf meiner Shoppingliste: Trenchcoat, Leinen-Overall und die perfekte weiße Bluse – mais non?

Made in: Barcelona

Best buy: Basics

Highlight: Pinke Wickelbluse

Preisrange: ab 200 Dollar

Von Marie

Der erste Satz, wenn mich Leute kennenlernen ist: „Das ist aber selten.“ Ja, ich bin ein seltenes Exemplar: Berliner Eltern, Berliner Blut, Berliner Göre. Tatsächlich bin ich so sehr mit der Hauptstadt verbunden, dass ich meinem Kiez in Schöneberg seit über 20 Jahren die Treue halte und noch nie von hier weggezogen bin – und auch nicht dran denke. Und obwohl wir Schöneberger zwar sehr viel von Bio-Supermärkten und esoterischen Edelsteinläden halten, gibt es hier auch das ganz große Mode-Paradies: das KaDeWe. Der Tempel des Shoppings und der Ersatzkindergarten für meine Eltern, sozusagen das Småland bei Ikea für mich (andere Kinder haben dort ihren ersten Wutanfall, ich schmiss mich in voller Rage im Atrium des KaDeWe auf den Boden und weigerte mich zu gehen). Kein Wunder also, dass Mode und ich nie wirklich Berührungsängste hatten.

Spätestens seit der Oberstufe, in der ich – dank Blair Waldorfs Inspiration aus Gossip Girl (ja, das war meine Serie zusammen mit Gilmore Girls) – die Schule nie ohne Haarreif, Fascinator oder eine gemusterte Strumpfhose betrat, hatte auch mein Umfeld begriffen: Marie macht was mit Mode. Und weil ich damit in meinem katholischen "Elite-Gymnasium" so ziemlich die Einzige war, suchte ich meine Verbündeten 2011 woanders: im Internet. Auf meinem Blog Style by Marie. Und so begann meine modische Laufbahn.

Noch mehr Gleichgesinnte und vor allem Freunde fand ich auf der Akademie für Mode & Design in Berlin, bei der ich 2013 meine Ausbildung in Modejournalismus und Medienkommunikation startete. Was für mich seit der 1. Klasse klar war, nämlich das Schreiben mein Ding ist, wurde jetzt zu meinem Beruf: Journalistin. (Denn ja Oma, es gibt noch etwas anderes als Modedesignerin). Dank meines Blogs und einem Praktikum bei der Harper’s Bazaar Germany in der Online-Redaktion blieb ich auch dem Internet und dem Online-Journalismus treu. Und ratet mal, wo ich jetzt bin: Genau, bei Journelles, dem Blogazine, was alle meine Leidenschaften verbindet: Bloggen, Schreiben, online sein – zusammen mit euch!

Kommentare (13) anzeigen

13 Antworten auf „Labelwatch – Die 10 coolsten Fair Fashion Brands“

Was für eine geniale Auswahl – umd so gut und inspirierend vorgestellt. Lieben Dank Marie!

Wirklich eine geniale Auswahl! Die meisten Labels kannte ich schon, bei Reformation sieht zwar online alles wunderhübsch aus, aber ich bestellte einmal ein Kleid, dass dann aus ganz billigem, kratzigem und durchsichtigen Material war… Hat da noch jemand solche Erfahrungen gemacht? Ich habe seither immer etwas Bammel, dort zu bestellen, aus Angst, es könnte wieder so schlechte Qualität sein. Pré-Studios kann ich hingegen wärmstens empfehlen, ich habe mir den weissen Kaschmirschal gekauft und er hat mich den ganzen vergangenen Winter hindurch treu begleitet. Ein echtes Highlight! Jetzt muss ich gleich ein wenig bei Datura stöbern sehen, das sieht ja zauberhaft aus. Meine arme Geldbörse 😉

Ich habe mir letztes Jahr ein „Two piece“-Teil aus Leinen von Reformation gekauft. Abgesehen von einer absolut schrecklichen Nachzahlung an Zoll fand ich die Quali in Ordnung und das Material gut. Das Einzige was man jedoch beachten soll: Vor dem Kauf soll man die eigene Figur sehr realistisch betrachten. Hatte leider mit dem Oberteil einige Probleme gehabt und musste den Teil erst an meine Figur anpassen.

„dass man mit 15 Euro für ein T-Shirt schon dabei ist in Sachen „sustainable Footprint““

Hm, diese Formulierung des Anspruchs ’nachhaltig aber bitte billig‘ empfinde ich persönlich dann doch als fragwürdig. Zumindest, wenn man auch daran interessiert ist, dass alle Beteiligten fair entlohnt werden sollen. Das stelle ich bei 15€ Endpreis für ein TShirt dann doch in Frage. <3

Aber was ich noch hinterherschieben möchte: Ich freue mich, dass Ihr dem Thema mehr Raum gebt!

Vielen lieben Dank für diesen Artikel über Fair Fashion. Ich kannte zwar schon ein paar von den Labels, aber einige noch nicht, bei denen ich gleich mal stöbern werde. Liebe Grüße, Katrin

Ich kannte zwar die Labels schon, aber finde es trotzdem große Klasse, dass ihr zur Zeit öfters mal über Nachhaltigkeit schreibt. Nach jahrelangem Blogs lesen und konsumieren bin ich der Fast Fashion und extrem überteuerten Designerklamotten überdrüssig. Werde wieder öfters bei euch reinschauen <3

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.