Im heutigen Karriere-Interview stelle ich Dana Roski vor, die mir mit ihrem Fleiß imponiert und beweist, dass sich harte Arbeit, ordentliche Planung und kreative Ideen auszahlen: Sie ist selbstständige Stilistin und Mitbesitzerin der Mode-Boutique WALD in Berlin. Wie es dazu auf ungewöhnlichem Wege kam und welche Aufgaben ihre Position mit sich bringt, erzählt Dana sehr ausführlich in unserem Interview.
Liebe Dana, wie sah dein bisheriger Werdegang aus?
Ich bin 29 Jahre alt, komme aus Stuttgart und bin vor etwa 6 Jahren nach Berlin gezogen. Ich komme aus einer Handelsfamilie und habe relativ früh meine Liebe für das Arbeiten entdeckt. Schon als 8-jährige stand ich zum Ärger der Mitarbeiter meiner Eltern an der Kasse Ihres Biogroßhandels und habe die Kunden abkassiert. Später mit 15 habe ich in dem zauberhaften Konzeptkaufhaus Merz & Benzing in Stuttgart neben der Schule gejobbt und oft Schule geschwänzt, weil ich lieber gearbeitet habe, als die Schulbank zu drücken. Dort habe ich später auch eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau und darauf meinen Handelsfachwirt gemacht.
Bei Merz & Benzing hatte ich das Glück, eine traumhafte Chefin zu haben, die meine Neugierde und meinen Fleiß mit der Möglichkeit belohnt hat, enorm viel Verantwortung und Erfahrung für mein damals sehr junges Alter zu übernehmen. Mit 23 Jahren beschloss ich – nach 8 Jahren im Unternehmen und unter Tränen – meinen Traumjob zu verlassen und nach Berlin zu ziehen, um dort Modemanagement zu studieren – was dann Gott sei dank nicht geklappt hat. In Berlin hatte ich dann Stationen bei The Corner und Fendi, bis ich beschloss, mich selbstständig zu machen.
Und so entstand Pur Pur Styling?
Für mich war im Grunde genommen immer klar, dass ich irgendwann selbstständig arbeiten möchte und dass es was mit Design und schönen Dingen zu tun haben muss. Schon in der achten Klasse habe ich meine erste Kollektion genäht, wobei ich nie geduldig genug für das Nähen war. Ich habe fast 1,5 Jahren an der Idee der Selbstständigkeit gearbeitet und bin als Sicherheitsmensch tausend Tode vor Versagensangst gestorben. Ich war von Anfang an auf Erfolg angewiesen und bin viel zu dickköpfig, um aufzugeben. Deswegen habe ich mir Zeit gelassen für die Selbstständigkeit.
Irgendwann hat mich dann Joy Denalane angesprochen, der ich mal bei einem Essen erzählt habe, was ich so mache und wie ich Frauen Styling- mäßig sehe, ob ich nicht Ihr Styling für das neue Album NIEMAND machen will. Das war dann im Grunde genommen mein erster richtige Job, was natürlich niemand wusste und Gott sei Dank auch niemand gemerkt hat. Mein Dank gilt Joy, denn solche Chancen und Menschen wird man nie vergessen. Und danach hat sich dann alles ergeben. Meine Agentur Nude Agency hat mich angesprochen, mein Management zu übernehmen und seitdem arbeite ich als Stylistin bzw gibt es PurPur Styling.
Wie bist du dann zu der Boutique WALD gekommen?
WALD gibt es schon etwas länger, seit etwa 5 Jahren. Meine Partnerin Joyce Binneboese, mit der ich beinahe von Anfang an bei PurPur Styling arbeitete (anfangs noch als Praktikantin), sind vor einem Jahr bei WALD eingestiegen. Nachdem wir beide dort nebenher gearbeitet haben und die damalige Geschäftsführerin das Unternehmen verlassen hatte, stand unser heutiger Mitbesitzer vor der Frage, das Unternehmen zu verkaufen oder die damals erst 21-jährige Joyce und mich zu fragen, ob wir mit einsteigen wollen.
Und wir haben einfach ja gesagt, was die beste Entscheidung unseres Lebens war. Wir lachen heute sehr oft drüber, wie arschcool unser Mitbesitzer ist, solche Grünschnäbel wie wir es waren mit an Bord zu holen. Aber es funktioniert und wir sind sehr dankbar für alles.
Eine Boutique zu führen ist alles andere als ein Zuckerschlecken. Was ist heutzutage nötig, um die Konsumenten „bei der Stange zu halten“?
Joyce und ich arbeiten sehr emotional und haben im letzten Jahr im Grunde genommen alles das erste mal in unserem Leben gemacht. Niemand bringt dir bei wie du einem Laden führen musst, vor allem nicht, wie du es erfolgreich machst. Bei uns in der Strasse kann man gut beobachten, dass es nicht alles ist, einen Batzen Geld in die Hand zu nehmen und einen Laden zu eröffnen. Solche Läden öffnen und schliessen beinahe im Sekundentakt. Die Konsumenten sind im Grunde genommen gesättigt und niemand „braucht“ etwas. Sie wollen unterhalten werden. Man muss in diesen Zeiten so viel mehr sein als ein cooler Laden mit schönen Klamotten. Man muss meiner Meinung nach Position beziehen, für etwas stehen und Lust haben, die Welt zu verändern. Das hat auch viel mit Mut zu tun.
Dadurch, dass uns niemals gesagt wurde, wie man Dinge „richtig“ macht, haben wir eine sehr spielerische Art, diese auszuprobieren und einfach zu machen, was wiederum sehr kreativ macht. Wie beispielsweise unser zwei Mal im Jahr erscheinende Magazin, die WALD FASHION ISSUE. Diese haben wir im Oktober rausgebracht und ist komplett durch Anzeigen unserer Labels finanziert. Oder die Malaika-Raiss-Aftershow-Party im Wald, im Sommer zur Fashion Week und das dänische Männer-Label Soulland, das wir als einziger Damen-Shop weltweit führen. Wir reden einfach mit den Menschen und begeistern sie von unseren Ideen und nehmen sie mit auf unsere Reise. Einfach nur im Shop stehen und auf Kunden zu warten wäre der kreative Tod für mich.
Wie nimmt das eure Kundschaft an? Immerhin ist die Lage der Boutique in der Alten Schönhauser Straße in Berlin-Mitte sehr von Vorteil.
Wir sind überwältig von der Treue und Euphorie unser Kunden. Manchmal müssen Joyce und ich uns kneifen oder ganz fest an die Hand nehmen, ob das auch alles wahr ist, was grad passiert.
Wir hätten ehrlich gesagt nie geglaubt, dass der Laden unter unser Führung so laufen und sich so erfolgreich entwickeln würde.
Wie bringst du all das unter einen Hut, wie sieht dein Arbeitstag vornehmlich aus?
Als WALD anfangs nur aus Joyce und mir bestand, standen wir vornehmlich im Shop und haben uns um die Kunden gekümmert, was für mich immer noch an erster Stelle steht. Der Kunde steht über Allem und macht all Das möglich. Mittlerweile haben wir schon 5 Mitarbeiter, unsere erste Auszubildende und eine persönliche Assistentin, was meine tägliche Arbeit sehr vereinfacht hat, aber auch komplexer macht. Ich bin vornehmlich für den Bereich Marketing, Presse, Onlineshop, Einkauf und alles Kreative wie das Magazin zuständig.
Das heißt, wenn wir nicht auf Orderreisen sind und ich keinen Styling-Job habe, bin ich meist 5 bis 6 Tage die Woche von morgens 10h bis ca. 20/21h im Shop, kümmere mich um die Onlineshop-Bestellungen, mache Research für neue Labels, bestelle Schmuck, wenn dieser ausverkauft ist, caste Models für die nächste Ausgabe unseres Magazins, dekoriere um, mache einen Facebook- und Blogpost mit den neu entdeckten Labels, berate meine Stammkundinnen, bespreche den letzten Schultest unserer Auszubildenden, plane das Weihnachtsessen für unsere Mitarbeiter, organisiere Getränkesponsoren für die nächste Veranstaltung während der Fashionweek, beantworte Interviews, bespreche mit unserem Grafiker unser neues Onlineshop-Layout, mache eine Lieferzeitentabelle für die nächste Saison, bring den Müll raus weil niemand Zeit hatte, plane den Umbau des Büros, buche Flüge zur Fashionweek nach New York….
Jeder Tag ist anders und das macht es so spannend. Die Arbeit wird jedoch von Tag zu Tag mehr, was für mich wiederum eine knallharte Organisation und viel viel Arbeit bedeutet. Vor allen Dingen muss man dirigieren lernen, vertrauen, briefen und los lassen. Mir als alte perfektionistische schwäbische Schafferin fällt es immer noch schwer, viele Dinge abzugeben.
Deine grösste Herausforderung bislang, neben dem „Loslassen“?
Das Privatleben zu erhalten!
Was würdest du Modestudentinnen raten, die sich im Bereich Styling selbstständig machen wollen?
Biss entwickeln, Durchhaltevermögen, einen untrügerischen Sinn für Stil, Glaube an sich selbst, harte Arbeit, eine Meinung, das Herz am rechten Fleck bewahren und sich Zeit nehmen. Ich bin kein Fan von schnellen Karrieren. Man arbeitet durchschnittlich 40 Jahre im Leben, da ist es okay, wenn man nicht nach 2 Jahren berühmt ist.
Vielen lieben Dank für das Interview!
WALD, Alte Schönhauser Straße 32c, 10119 Berlin, Montag bis Samstag 12 – 20 Uhr
5 Antworten auf „Karriere-Interview mit Stilistin und „WALD“-Shop-Besitzerin Dana Roski“
chapeau – toll, diese Frau. Ich ziehe meinen Hut vor diesen jungen Frauen, die mit Fleiß, Grips und großem Optimismus ihr Leben in die Hand nehmen und nach ihren Vorstellungen gestalten. Auch Jessie hat ja für ihr Alter schon sehr viel erreicht und das finde ich bewunderswert.
Ich bin auch selbstständig und weiß, welchen Bammel man (immer wieder) ausstehen muss und dass es keine Hängematte gibt, weil man für alles zu 100% verantwortlich ist. Und wenn man dann noch Kinder hat wie ich, wird’s richtig spannend …:-)
Super Interview! Super Frau.
Ein sehr informatives Interview, mich interessieren grundsätzlich Karrieren in der Modebranche. Toll, dass Dana in ihrem ziemlich jungen Alter schon so viel erreicht hat. Klar ist aber, dass es fast immer auch etwas Glück dazu gehört…
Und wer Lust auf eine Diane von Furstenberg iPhone Hülle hat, soll an meinem Giveaway teilnehmen:
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Tolles Interview und ich liebe WALD einfach!
„Die Konsumenten sind im Grunde genommen gesättigt und niemand “braucht” etwas. Sie wollen unterhalten werden. Man muss in diesen Zeiten so viel mehr sein als ein cooler Laden mit schönen Klamotten. Man muss meiner Meinung nach Position beziehen, für etwas stehen und Lust haben, die Welt zu verändern. Das hat auch viel mit Mut zu tun.“
True!
<3
Finde ich toll!
Die Karriere-Interviews sind echt interessant