Trommelwirbel und Tusch: Sabrina Weigt ist die Gewinnerin Etsy Awards 2016 Deutschland & Österreich in der Kategorie „Fashion & Accessoires“!
Falls euch der Name bekannt vorkommt: Die 29-Jährige, die in Rüdersdorf bei Berlin geboren wurde, hat mit ihrem Label The Knit Kid schon letztes Jahr gewonnen. Mit ihrem neuen Label konnte sie die Jury, zu der u.a. Ricarda Nieswandt von 23qm Stil und Jessica Jungbauer von Ignant zählten, ebenfalls überzeugen.
Wie es der Designerin gelang, mit zwei Labels auf dem Online-Marktplatz für Handgefertigtes und Vintage-Produkte durchzustarten und was sie mit dem Preisgeld anstellen wird, lest ihr hier:
Liebe Sabrina, wie kamst du auf die Idee, dein eigenes Stricklabel zu gründen?
Ich war mit dem Bachelorstudium fertig und wollte eigentlich gleich weiterstudieren, aber das Masterstudium an meiner Wunsch-Uni wurde noch nicht angeboten. So hatte ich ein Jahr Zeit und wollte diese sinnvoll nutzen, ohne mich zu etwas Längerfristigem zu verpflichten.
Ein Etsy-Shop schien der perfekte Weg die Selbstständigkeit einfach mal auszuprobieren und Feedback auf meine Designs zu bekommen, ohne große Risiken einzugehen. So habe ich Ende 2011 The Knit Kid als Experiment gegründet.
Mittlerweile bin ich mit dem Master-Studium an der Kunsthochschule Weißensee fertig und habe neben The Knit Kid an einem weiteren Designansatz gearbeitet, der mich zu meinem neuen Label Sabrina Weigt – Cultivated Naivete geführt hat.
Wie würdest du den Stil deiner Sachen beschreiben?
Sabrina Weigt ist pur, zeitlos und elegant im modernen Sinn. The Knit Kid ist bunt, mutig und fröhlich.
Warum arbeitest du so gerne mit Kaschmir und Mohair?
Zieh einfach ein Teil aus meiner Kollektion an und du weißt, warum. Die physiologischen Eigenschaften dieser Fasern sind so überzeugend, wenn sie für sich selbst sprechen dürfen, dass ich fürchte den Reiz nicht treffend genug in Worte fassen zu können.
Ich versuch es trotzdem mal: Bei gutem Kaschmir ist der Hautkontakt einfach unverwechselbar gut. Es ist so weich und angenehm auf der Haut, das man es fast nicht als Kleidungsstück, sondern als Teil seiner Selbst wahrnimmt.
Mohair hingegen hat durch seine langen Fasern den Vorteil, dass es selbst sehr locker verstrickt durchaus strapazierfähig, leicht und unheimlich wärmend ist. Es umgibt den Körper wie eine sonnengewärmte Wolke und behält selbst bei grobgestrickten, voluminösen, schwer wirkenden Teilen seine Form ohne Einem das Gefühl von Schwere zu vermitteln.
Alle deine Stücke werden erst auf Bestellung von Hand angefertigt. Warum?
Neben dem Nachhaltigkeitsgedanken ist der Grund vor allem meine Leidenschaft für gut ausgeführtes Handwerk und hochwertige Verarbeitung. Eine Vorproduktion ist da für mich weder zeitlich möglich, noch halte ich es für nötig.
Ich möchte, das meine Kunden sich bewusst zum Kauf entscheiden und auch wissen, dass das Kleidungsstück, das sie kaufen, speziell für sie angefertigt wird.
Die Wartezeit gehört dazu, war aber bisher auch kein Problem, sondern steigerte eher die Vorfreude auf das Kleidungsstück. Für spezielle Fälle, z.B. spontane Hochzeitskleider lege ich natürlich auch gern mal eine Nachtschicht ein.
Handarbeit ist ein essentieller Bestandteil meiner Arbeit. Ohne sie fühlt sich der Designprozess für mich nicht komplett an. Ich denke, dass gutes Design auch auf dem Verständnis für das Handwerk basiert. Ein fundiertes Wissen über die Tradition, die aktuellen Anwendungsmöglichkeiten und die technologischen Fortschritte sind daher unumgänglich.
Wie kann man sich deinen Arbeitsalltag vorstellen? Wo strickst du am liebsten und wie lange sitzt du z.B. an einem Schal?
Mein Arbeitsalltag besteht nur recht selten aus Stricken, aber wenn, dann stricke ich in meinem Atelier, da ich größtenteils auf Handstrickmaschinen fertige. Ein Schal ist ein sehr einfaches Produkt und dennoch dauert die Fertigung weitaus länger, als die Zeit zwischen Maschenanschlag und Abketteln. Er wird gedämpft, gewaschen, trocknet, wird wieder gedämpft und je nach Materialität aufgebürstet. Alles in allem ist es so ein Minimum von drei Stunden reiner Arbeitszeit.
Der Knüller bei dir im Shop ist die Bomberjacke aus Mohair – wie kamst du denn auf die Idee?
Bomberjacken sind im Moment allgegenwärtig und bei aller Liebe zur zeitlosen Mode, bin auch ich für Trendströmungen empfänglich. Bomberjacken nehme ich im Allgemeinen als massiv und schwer wahr – da wollte ich eine federleichte und doch voluminöse Version schaffen.
Deine Teile sind wirklich wunderschön und sehen sehr hochwertig aus – wie vermittelst du die Qualität deiner Teile im Onlineshop?
Als ich anfing online zu verkaufen, habe ich mich gefragt, wie überhaupt jemand die Qualität , Passform und die Komplexität eines Kleidungsstück anhand eines Fotos und einer kurzen Beschreibung einschätzen soll. Bis heute habe ich keine Antwort auf diese Frage. Durch viel positives Feedback habe ich aber gemerkt, dass die Qualität für den Kunden schon im Shop wahrnehmbar ist und das Produkt auch bei Auslieferung den geweckten Erwartungen entspricht. Ich denke, am Ende sind es größtenteils gute Fotos, welche die Produkte auch digital fühlbar machen.
Was ist dein momentaner Bestseller?
Da mein Label Sabrina Weigt erst seit Ende März existiert, kann ich das noch nicht sagen, aber ich merke tatsächlich bei der olivfarbenen Bomberjacke viel Resonanz.
Wann hast du das erste Mal von Etsy gehört? Warum hast du dich entschieden ausgerechnet auf dieser Plattform deinen eigenen Shop zu eröffnen?
Ich habe mich 2011 zum ersten Mal bewusst mit Etsy auseinander gesetzt und gleich gemerkt, wie lebendig die Plattform ist. Für mich war klar, dass ich es zumindest versuchen sollte international zu verkaufen und dafür bot sich Etsy natürlich an. Mittlerweile hatte ich schon Bestellungen von fast allen Kontinenten. Nur die Antarktis lässt auf sich warten…
Wer hat dir dabei geholfen, alles auf die Beine zu stellen?
Bei Etsy ist es ganz einfach einen Shop zu eröffnen. Ich konnte einfach allein loslegen. Auf dem Weg habe ich aber natürlich ganz viel Unterstützung von Familie, Freunden, anderen talentierten Kreativen, sogar Kunden und nicht zuletzt Etsy selbst bekommen. Danke nochmals an alle, die sich angesprochen fühlen!
Welche Tipps würdest du Anfängern geben, die ganz neu auf Etsy sind und ihren Shop zum Brummen bringen möchten?
Auch wenn man sich unsicher ist, sollte man einfach loslegen. Ich war anfangs recht unsicher, habe aber schnell viel positives Feedback bekommen, dass mir dabei half die ersten Zweifel zu verabschieden.
Außerdem merke ich, dass es viel ausmacht, wenn der Shop permanent aktualisiert und verbessert wird, da er dadurch in den Suchanfragen deutlich präsenter bleibt.
Sichtbarkeit ist entscheidend und Etsy ist eine tolle Plattform, um gefunden zu werden. The Knit Kid wurde z.B. ein halbes Jahr nach Gründung von Anthropologie entdeckt und ich wurde eingeladen eine Capsule Collection für das Unternehmen zu designen, die dann USA-weit in den Läden hing.
Was erhoffst du dir durch die Etsy Awards bzw. was wirst du mit dem Preisgeld anstellen?
Ich freue mich riesig über die Auszeichnung für Sabrina Weigt, besonders weil ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, nachdem ich letztes Jahr schon mit The Knit Kid gewonnen hatte.
Das bestärkt mich natürlich sehr in meinem Vorhaben und ich werde das Preisgeld in eine neue Strickmaschine investieren, um meine Möglichkeiten weiter auszubauen. Vom Gewinn des Etsy Awards erhoffe ich mir, dass er auf mich und meine Kollektion aufmerksam macht und sich der ein oder andere Kunde für meine Mode begeistert.
Danke, liebe Sabrina und weiterhin viel Erfolg mit deinen Labels!
Alle Gewinner der Etsy Awards 2016 Deutschland & Österreich seht ihr hier.
– In freundlicher Zusammenarbeit mit Etsy –
Eine Antwort auf „Karriere-Interview mit Sabrina Weigt, Gewinnerin der Etsy Awards 2016“
Mal wieder eine super interessante Persönlichkeit und eine tolle Geschäftsidee!
Vielen Dank dafür!
Ganz liebe Grüße
Ines