Wie werde ich erfolgreicher Blogger? Wohin geht es mit der Blogosphäre? Wie bleibt man im Gespräch? Fragen, die mir ständig gestellt werden, Fragen, die ich mir selbst immer wieder stelle. Jennine Jacob von Independent Fashion Bloggers, kurz IFB, hat daraus kurzerhand ein neues Business gegründet und schreibt seit einigen Jahren über Modeblogs und deren Individualisierung, wie man damit Geld verdienen kann und gibt Tipps für den langfristigen Erfolg. Gerade ist Jennine Mutter geworden, was sie natürlich nicht vom Bloggen abhält.
Höchste Zeit für ein Gespräch!
Liebe Jennine, ich erinnere mich noch gut, dass dein persönliches Stilblog The Coveted eines der ersten war, das ich 2007 nach dem Start von LesMads gefunden und verfolgt habe. Mittlerweile schreibst du privat auf Eat, Sleep, Denim – wann kam dir die Idee zu „Indepent Fashion Bloggers„? Und warum?
Als ich mit dem Bloggen begonnen habe, war es „Liebe auf den ersten Post“. Es hat so viel Spaß gemacht, dass ich sofort fulltime bloggen wollte! Zu dem Zeitpunkt gab es jedoch kaum professionelle Blogs, geschweige denn einen Ansatz, wie man davon leben könnte.
Fünf Monate später wurde ich von einem Anzeigennetzwerk angeschrieben, was spannend war – ich dachte, der erste Schritt zum Pro war getan. Dann folgte ein 27-seitiger Vertrag mit Exklusivitätsrechten für zwei Jahre und jeder Menge anderer Dinge, die mich das Angebot ablehnen liessen. Ob das aber die richtige Entscheidung war? Ich konnte mit niemandem ausser meinen Bloggerfreunden darüber sprechen, also habe ich dazu eine öffentliche Diskussion gestartet. Und weil es nicht auf mein Blog gepasst hat, habe ich IFB gegründet.
Worum geht es auf der Website?
IFB ist eine Ressource für Mode- und Beautyblogger, die sie nutzen können, um ihre Ziele beim Bloggen zu erreichen. Manche möchten professionell arbeiten, andere einfach zum Spaß. Beide Seiten möchten wissen wie man Traffic generiert, dem Leser jeden Tag tollen Content bieten oder generell technische Trends und die Blogosphäre verstehen. IFB ist DIE Community, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Wer sind primär die Leser?
Meist sind das Neulinge oder aber Blogger, die besser werden und eine grössere Community erreichen möchten.
Der Erfolg gibt dir Recht, denn die Modeblogwelt ist regelrecht explodiert. Wie wichtig ist damit einhergehend die Professionalisierung der Blogosphäre?
Professionalisierung ist so wichtig, denn man kann kaum davon leben, wenn man nicht auch viel Zeit in die Weiterentwicklung steckt. Wir haben über die Jahre einige interessante Entwicklungen gesehen: Blogs wurden von Investoren unterstützt, entwickelten sich zu Online-Magazinen, sehen heute aus wie traditionelle Medien. Die Bedeutung des „Blogs“ ist ungenau geworden – die Unterschiede zwischen einem Blog und einem Online-Magazin sind kaum noch auszumachen. Was ist zum Beispiel der Unterschied zwischen Refinery29 und Glamour? Auch Business of Fashion war mal ein unabhängiges Blog, inzwischen gibt es Investoren und die Artikeln ähneln stark denen von WWD.
Was sind die Herausforderungen für Modeblogs?
Über sich hinauszuwachsen! Wie sticht das eigene Blog hervor? Viele Blogger machen immer noch das „photo of myself“-Ding und sind nicht sehr innovativ. Es ist schwer, aus der Masse herauszustechen, wenn man dasselbe macht wie alle anderen.
Wie „independent“ sind wir denn eigentlich noch in 2013?
„Unabhängigkeit“ ist ein sehr starkes Wort. Manchmal hätte ich lieber ein anderes Wort für meine Seite gewählt – denn wie unabhängig ist der Einzelne wirklich? Keiner ist allein erfolgreich! Aber es ist natürlich eine spannende Frage im Sinne der Gestaltung eines Blogs aus eigener Kraft und daraus ein Geschäftsmodell zu entwickeln.
Jeder hat inzwischen verstanden, dass man davon auch leben kann. Deshalb wird Bloggen ernster genommen und von Tag 1 an Business angesehen. Das bedeutet manchmal, Investoren zu finden, ein Team aufzubauen… an welchem Punkt ist man also nicht mehr unabhängig?
Die schönsten Geschichten der Blogosphäre handeln vom Individuum, das in kürzester Zeit aus dem Nichts erfolgreich wird. Tavi Gevinson, ein Mädchen aus einem Vorort von Chicago, das Fotos von sich in ihrem Garten macht und plötzlich zur Fashion Week fährt und in Filmen mitspielt – all das passiert immer noch! Es gibt viele einzigartige Geschichten, aber die Konkurrenz ist stärker geworden. Inzwischen sehen auch die Professionals der „alten“ Modewelt ihre Chance in dem Medium.
Wie sieht das Geschäftsmodell hinter IFB aus, kannst du davon leben?
Ja, ich kann von IFB leben. Ich hoste Events wie die IFB Conference (die gerade pausiert), ich gehe Markenkollaborationen ein und habe klassische Werbung auf meiner Seite. Ich habe gerade mein Kind bekommen und überlege, in welche Richtung ich weiterhin beruflich gehen möchte.
Wie gross ist dein Team?
Ich hatte zwei Festangestellte, aber als ich schwanger wurde, wollte ich wieder von zuhause aus arbeiten. Daher habe ich nun 6 Contributors und ein technisches Freelancer-Team, das mich unterstützt.
Welche Kategorien werden besonders viel gelesen?
Ganz klar die Blog Tipps!
Du hast auch in Deutschland gelebt, kennst du dich mit der hiesigen Szene aus?
Leider inzwischen nicht mehr – es gibt aber viele gute Modeblogs in Deutschland und ich vermisse es sehr, dort zu leben!
Wann ist ein Modeblog „gut“?
Spaßige, brauchbare und großartige Fotos sowie schöne Posts, die neue Dinge oder aber alte auf neue Art und Weise zeigen.
Wenn du angehenden Modebloggern einen Ratschlag geben kannst, um aus der Masse hervor zu stechen, welcher wäre das?
Hahah, die 1-Million-Dollar-Frage! Ich würde sagen: Finde deine Nische, deine Besonderheit. Du musst einen konkreten Grund vorweisen, wieso die Leserschaft jeden Tag bei dir vorbei schauen soll und nicht bei den anderen. Du kannst nicht nur denken: „Ich poste nur meine Outfits, auf meinem Blog geht es um meine Inspiration“, denn leider interessiert sich niemand für DEINE Inspiration. Nimm dir die Zeit, etwas Einzigartiges zu kreieren, etwas, nach dem du immer gesucht, es aber nicht gefunden hast. Und nimm dir immer, immer Zeit für die Ausführung: Sieht dein Blog perfekt aus? Professionell? So viele gute Ideen verpuffen, weil das Design in der Kreationsphase vernachlässigt wurde. Wir bewegen uns ja schliesslich in der Modebranche – so oberflächlich darf man dann schon sein.
Lieben Dank für das Gespräch!
7 Antworten auf „Karriere-Interview mit Jennine Jacob von Independent Fashion Bloggers“
Ich sehe viele Parallelen <3
Danke dafür! Ich habe gerade meinen eigenen Blog gestartet und freue mich zu erfahren wie ich da weiterkommen kann! Ich würde mich riesig über Feedback zu meinem Blog freuen: http://www.stylecupcake.net.
Toller Artikel. Ich glaub aber eine Portion Glück gehört auch dazu. http://www.fridahannegaby.com
Cool – danke für das Interview. Ich hab da auch mal einen guten Artikel über Bilderreche & Blogs gelesen: http://heartifb.com/2009/02/09/blog-photos/ Hat mir bei meinem Blog (http://www.gerigazette.blogspot.co.uk) sehr weitergeholfen. : )
Kaum eine Seite, die mir am Anfang so sehr geholfen hat wie IFB. :))) LG Sabina Styleblog So nur in Frankfurt
Ein wichtiges Thema und tolle Seite 🙂 Merci.
Mittlerweile gibt es so viele modeblogs und alle mit fast identischem content. Wie jessi schonmal gesagt hat sind die jourlooks mit abstand am beliebtesten. So ist das bei anderen blogs auch; outfitblogs haben kommerziell den größten erfolg. Individueller Inhalt? Eher selten.
IFB gehört zu meinen daily reads! Ich habe in diesem Jahr, seit ich meinen Blog gestartet habe, unglaublich viel bei IFB gelernt. Ganz herzlichen Dank dafür!
Mit anderen zu kooperieren und sich dabei dennoch von anderen Blogs abzuheben und authentisch zu sein sind meine Prioritäten. Meine Nische ist die Altersgruppe 40+.
Danke!
Annette | Lady of Style