Vielleicht ist euch das Label bereits in der Rubrik Office Gear: Team Journelles wears aufgefallen. Marie und ich sind Fans der Alltagsklamotten von Samsøe & Samsøe, seien es Bomberjacke oder Kaschmirpullover. Mit den Eindrücken der Stockholmer Fashion Week und den Streetstyle-Looks der Scandi-Girls noch frisch im Gedächtnis drängt sich mal wieder die Frage auf: Wie gelingt es den Nordlichtern immer so cool und lässig auszusehen und ganz nebenbei Trends zu setzen, die überall auf der Welt kopiert und getragen werden?
Aufschluss geben kann uns Mia Kappelgaard, Kreativdirektorin von Samsøe & Samsøe, einer Marke, die euch beim Shoppen in Zukunft häufiger begegnen dürfte. Mehr über Mias Karriere und ihre Einschätzung in Sachen nordische Kreativität lest ihr im Interview!
Liebe Mia, ihr Dänen seid in der Mode nach wie vor trendweisend. Was ist deine Definition des „Scandi Chics“ und wie würdest du die Mentalität bei Samsøe & Samsøe beschreiben?
Es ist eine Art cooler Komfort. Wir sind freundliche Leute, die gut aussehen wollen – und dabei immer noch mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren können. Ich denke, dass die Menschen im Ausland die Mädels und Jungs aus Kopenhagen als mühelos chic empfinden. Wir Dänen sind definitiv weniger glamourös als die Norweger oder Schweden. Unserer Mentalität entsprechend mögen wir flache Hierarchien und begegnen uns gerne auf Augenhöhe. Bei uns darf jeder seine Meinung sagen!
Du hast schon das nächste Stichwort gegeben: Die Outfits der Scandi Girls, man denke nur an Pernille Teisbaek oder Trine Kjaer. Wieso glaubst du, dass dieser Look weltweit so gut ankommt?
Ich denke, dass der skandinavische Lifestyle allgemein viele moderne Menschen auf der Welt anspricht. Hier kann man Karriere, Kinder und Familie viel besser miteinander kombinieren, als in vielen anderen Ländern. Auf der anderen Seite ist Kopenhagen eine relativ kleine Stadt. Du wohnst zentral und bist du schnell in der Natur. On top gibt es überall gesundes Essen und jeder treibt irgendeine Art von Sport, weil man Bewegung einfach in den Alltag integrieren kann. Letztendlich führen alle ein entspanntes Leben mit einer guten Balance zwischen Bequemlichkeit und neuen Herausforderungen.
In einem Interview hast du mal gesagt, dass die Essenz des skandinavischen Designs „ehrliches Handwerk“ sei. Was meinst du damit?
Für mich geht es bei dänischem Design um echte, glaubwürdige Produkte. Wir verkaufen keine überteuerten Sachen und keines dieser Dinge gibt etwas vor zu sein, was es nicht ist. Das ist meiner Meinung nach eine sehr moderne und schöne Herangehensweise an Design. Es geht darum, ein Material oder Stoff mit einer Funktion und ästhetischen Leichtigkeit zu kombinieren. Unser Erbe ist das funktionale Design der Fünfziger Jahre.
Oh ja, diese Ära mag ich auch. Hast du einen Lieblings-Designklassiker?
Ich liebe die Idee des Daybeds. Es ist ein simples Möbelstück, bei dem es um ein schönes Stück Holz und eine tolle Matratze mit Stoffbezug geht. Zwischendurch ein Nickerchen auf diesem Ding zu machen oder im Alltag eine kleine Pause darauf einzulegen, um zu relaxen – diese Art von Leben gefällt mir.
In Skandinavien gilt dieser demokratische Design-Ansatz, dass gutes Design für alles zugänglich sein soll. Kann man diesen Gedanken etwas so luxuriöses wie die Mode übertragen?
Wir alle brauchen Kleidung, so wie wir alle Möbel brauchen. In unserer Tradition dreht sich vieles darum, wie gutes Design für jeden erschwinglich sein kann. Die Sachen müssen nicht zwangsläufig teurer sein, nur weil sie schön gestaltet und gut durchdacht sind.
Wenn du dabei jetzt an deinen Job als Kreativdirektorin bei Samsøe & Samsøe denkst: Was macht dir dabei am meistens Spaß?
Ich bin frei, in dem was ich mache und dennoch in den gesamten Prozess integriert: Sei es die Inspiration einer jeden neuen Kollektion, wie wir sie strukturieren und entwickeln, wie jeder Look aussieht, die Auswahl der Stoffe, das Fitting, ebenso wie die Produktion der Kampagnen und Lookbooks, wie die PR später aussieht und das Ergebnis anschließend in ein Shopping-Erlebnis übersetzt wird. Ich liebe jeden Schritt, den wir auf diesem Weg machen.
Und was ist für dich die größte Herausforderung?
Ich bin überall mit involviert und arbeite immer an mehreren Kollektionen gleichzeitig. Es gibt niemals genug Zeit, alles so detailliert und liebevoll zu erledigen, wie ich es gerne würde. Manchmal muss das einfach reichen – ab diesem Punkt übernehmen dann meine talentierten Kollegen und erledigen den Rest.
Was würdest du sagen ist die große Stärke von Samsøe & Samsøe?
Wir sind gut darin Einzelteile zu designen, die man miteinander kombinieren kann. Wir glauben stark an „Modern Day Essentials“, die man so tragen und mixen kann, wie man möchte.
Ich persönlich liebe eure Leder- und Kaschmirsachen und finde, dass ihr euch damit von anderen Labels abhebt. Wie stellt man sicher, dass diese Sachen eine gute Qualität haben, aber dennoch bezahlbar sind?
Dankeschön, das hören wir natürlich gerne! Wir sind besessen davon gute Materialien und Stoffe zu entwickeln. In Sachen Strick und Leder sind wir richtige Nerds, weil wir in diesen beiden Rubriken einfach gut sein wollen. Dafür arbeiten wir eng mit unseren Lieferanten zusammen. Wir wollen wettbewerbsfähige Verkaufspreise bieten – deshalb machen wir die Sachen nicht so teuer.
In Berlin gibt es neuerdings einen Samsøe & Samsøe Shop im Bikini Berlin. Warum ist die Stadt der richtige Fleck für ein neues Aushängeschild eurer Firma?
Deutschland ist ein sehr interessanter Markt für uns. Es ist unser Nachbar im Süden und ein Markt mit einer starken Wirtschaft und vielen potenziellen Kunden. Wir haben uns für einen Standort im Norden Deutschlands entschieden, weil die Kultur und der Lifestyle dem unseren ähnlich ist. Wir lieben Berlin und sehen es als eine hippe und coole Stadt, in der die Menschen ein entspanntes Leben führen. Das passt zu unserer Marke.
Wenn du dir die typische Berlinerin vorstellst: Wie ist sie angezogen?
Sie trägt Layer-Look und wechselt mühelos zwischen mehreren Anlässen. Sie ist unbekümmert, lässig und wirkt niemals aufgedonnert.
Bevor du bei Samsøe & Samsøe angefangen hast, warst du als Trendscout für Levi’s Strauss tätig. Wie hast du diesen Job ergattert und was war deine wichtigste Lektion als Trendscout?
Ich war in Kopenhagen, mein Boss saß in San Francisco. Als eine Marke für jeden Tag muss man genau beobachten, was die Menschen auf der Straße tragen, wie sie sich ausdrücken, Trends kreieren und neue, unerwartete Stylings ausprobieren. Ich liebe es, verschiedene soziale Gruppen und Subkulturen zu beobachten und wie sie ihre eigenen Looks und das Gefühl von Zugehörigkeit erschaffen.
Du bist studierte Designerin. In einem Interview mit der Huffington Post hast du verraten, dass eine deiner ersten Entwürfe eine MC-Hammer-Hose war. Wann war das und was wurde aus der Buxe?
Das war ungefähr 1988, als ich 10 Jahre alt war. Mein Vater arbeitete damals für den Vertrieb einer Modefirma, die alle ihre Kleider in Dänemark herstellen ließ. Nach der Arbeit brachte er immer die übriggebliebenen Stoffreste mit, aus denen ich mir im Freizeitclub nach der Schule die Klamotten meiner Träume bastelte. Die MC-Hammer-Hosen schneiderte ich in verschiedenen Neon-Farben, passend zu meinen Haargummis. Vielleicht hatte jemand Glück und konnte sie irgendwo in einem Secondhandshop ergattern.
War dir schon damals klar, dass du Modedesignerin werden möchtest?
Ich habe mich langsam vorgetastet. Nach der Schule bin ich nach London gezogen, wo ich mich mit vielen Stylisten angefreundet habe. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, dass man mit Mode seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Als ich dann zurück in meine Heimatstadt kehrte, fing ich an Kostüme für Filmproduktionen zu entwerfen und bewarb mit dann an einer Designschule. Damals wurde mir überraschend klar: Hey, damit kann man Geld verdienen!
Dein persönliches Markenzeichen ist deine große Brille. Braucht man so etwas als Designer?
Als Designer lebt man seine Marke. Für mich persönlich ist Stil wichtiger als Mode. Guter Stil kann ein graues T-Shirt in Kombination mit dem richtigen Paar Jeans sein. Es geht darum authentisch zu sein, wer man ist, was für eine Figur man hat, wie alt man ist usw.
Was für eine Chefin bist du – und was könnte ich tun, um dich bei einem Bewerbungsgespräch zu beeindrucken?
Ich bin sehr bodenständig und mag Kollegen, die keine Angst davor haben, hart zu arbeiten und trotz Stress einen kühlen Kopf bewahren. Dabei ist mir die Meinung und Standpunkt eines jeden einzelnen wichtig. Viele denken, dass es chic und lustig ist, in der Modebranche tätig zu sein, aber es bedeutet viel Arbeit, um unsere Ideen von den Moodboards in die Shops zu bringen.
Dann wollen wir dich nicht von der Arbeit abhalten, liebe Mia! Vielen Dank für deine Zeit!
Die schönsten Samsøe & Samsøe Teile aus den Onlineshops seht ihr hier:
(Fotos: PR)
Eine Antwort auf „„Guter Stil kann ein graues T-Shirt sein“ – Karriere-Interview mit Mia Kappelgaard von Samsøe & Samsøe“
Die Marke habe ich auch schon seit längerem auf dem Schirm. Toll, dass es jetzt sogar einen Shop gibt, den werde ich beim nächsten Berlin-Trip ganz bestimmt aufsuchen. Und vielleicht folgen ja noch weitere…?