Die gebürtige Hamburgerin hat einen Job, um den sie viele Frauen beneiden – und sie hat hart dafür geschuftet. Innerhalb von zehn Jahren arbeitete sich Jennifer Dixon von der Praktikantin zur Modechefin von InStyle Deutschland (1,3 Mio Leser) hoch. Wie sie das geschafft hat und welche Rolle eine Jeans von Miss Sixty bei ihrem Werdegang gespielt hat, erzählt Jennifer im Karriere-Interview mit Journelles!
Liebe Jennifer, bitte lass’ einmal kurz Revue passieren, welche Ausbildung du gemacht hast…
Ich habe Abitur am Christianeum in Hamburg gemacht und danach erst mal eine Jahr Auszeit genommen, weil ich noch nicht so richtig wusste, wohin der Weg gehen soll. Ich habe dann über Umwege von der Akademie Mode Design (AMD) in Hamburg gehört, die den Studiengang „Modejournalismus/Medienkommunikation“ angeboten hat – das fand ich wahnsinnig interessant. Und 2000 habe ich dann dort angefangen zu studieren. Während des Studiums muss man zwei Pflichtpraktika machen und ich habe mich bei InStyle beworben, die ich aus den USA kannte. In Deutschland war die InStyle damals noch relativ neu. Beide Praktika habe ich schließlich im Mode-Ressort gemacht, was zeigt, wie wohl ich mich von Anfang an in diesem Bereich gefühlt habe. Nach dem Studium bin ich dann langsam, aber sicher meinen Weg gegangen – von der Mode-Assistentin zur Jung-Redakteurin, dann Redakteurin und schließlich Ressortleitung.
Wie erinnerst du das Vorstellungsgespräch und deinen 1. Arbeitstag?
Das Bewerbungsgespräch fand an meinem Geburtstag statt. Ich traf Annette Weber, die damals die Mode-Chefin war. Wir saßen in einem ganz kleinen Büro und es hat zwischen uns sofort geklickt. Damals war eine schmal geschnittene Jeans mit weitem Schlag von Miss Sixty total angesagt, das war mein herrlichstes Stück. Annette hat sofort gesagt:
Oh mein Gott, du hast diese Jeans an! Das passt perfekt, DAS ist InStyle!
Als kleine Studentin schwebte ich wegen dieses Kompliments natürlich im siebten Himmel und kurz darauf habe ich dann die Zusage bekommen. Mein erster Arbeitstag war dann allerdings nicht so schön: Ich war neu in München, kannte mich nicht aus und bin tatsächlich zu spät gekommen – was eigentlich niemals passieren darf!
Welche Vorstellung hattest du damals von der Arbeit in einer Moderedaktion?
Ehrlich gesagt war ich damals ziemlich blauäugig – ich kannte niemanden, der in dem Bereich arbeitete, immer nur das Endprodukt. Meine Mutter war Abonnentin von Zeitschriften wie Brigitte und Freundin. Aber wie der Tagesablauf einer Moderedakteurin aussieht – ob man eher Styling macht oder schreibt – war mir unklar. Während der Praktika wurde mir dann aber schnell bewusst, dass Schreiben für mich nicht infrage kommt, sondern ich viel lieber Konzepte für Mode- oder Legeseiten entwickele. Während der Praktika habe ich gemerkt, dass ich diesen Job später unbedingt machen will.
Welche Aufgaben genau beinhaltet dein Posten als heutige Mode-Chefin?
Bei InStyle sind Mode und Modetext getrennt und werden von unterschiedlichen Redakteuren betreut. Mein Job als Mode-Leitung ist die komplette Themengestaltung der Modeseiten im Heft. Ich fahre auf die Schauen und besuche alle Messen, informiere mich über Trends und bin für alles, was wir im Heft zeigen, verantwortlich. Bei InStyle basieren die Themen nicht nur auf Laufstegtrends, sondern auch darauf, was man auf dem Roten Teppich oder auf Streetstyle-Bildern sieht. Modeproduktionen mache ich inzwischen nicht mehr, dafür habe ich keine Zeit. Die Konzeption der Themen von InStyle und InStyle Men, die Absprachen und Abnahmen mit den Assistenten, Redakteuren und der Chefredaktion sowie Termine mit Kunden und Designern machen den Hauptteil meiner Arbeit aus.
Das klingt so, als würdest du in der Redaktion von Meeting zu Meeting joggen?
Ja, so ungefähr ist es! (lacht) Aber eigentlich gibt es nur wenige Schattenseiten in dem Job. Man ist sehr viel unterwegs und es ist nicht immer so leicht, wie es aussieht. Es kommt vor, dass wir manche Themen zwei bis drei Mal überarbeiten müssen, weil sie schon in der Abnahme nicht so funktionieren, wie wir es auf den Messen oder den Schauen gesehen haben.
Was macht dir am meisten Spaß – hast du so etwas ein Steckenpferd?
Ich liebe Accessoires! Das ist mein Lieblingsthema. Schuhe und Taschen haben bei InStyle besonderen Stellenwert und ich freue mich immer, wenn ich in den Showrooms neue Designer entdecke.
Viele junge Frauen träumen davon in einer Moderedaktion zu arbeiten. Was würdest du dem Nachwuchs raten: lieber Design oder Journalismus studieren?
Bei uns in der Redaktion sitzen Kollegen aus beiden Bereichen. Wichtig ist, dass man Mode liebt und versteht, dass Mode nicht nur bedeutet, gerne zu shoppen oder Frauenzeitschriften zu lesen. Man muss sich bewusst machen, dass ein großes Business dahinter steckt. Praktikanten denken oft, man jettet nur zu Modeshootings und trinkt Champagner – so ist der Job nicht. Eher sollte man sich darauf einstellen, auch mal in der Requisite Kartons aus- und einzupacken. Das sage ich all unseren Bewerbern: Du muss gut organisiert und wahnsinnig fleißig sein, denn es gibt viele, die diesen Job wollen. Wenn du das Durchhaltevermögen hast und kein Problem damit, dir auch mal die Finger schmutzig zu machen – dann ist das der richtige Job für dich. Übrigens haben viele meiner Kolleginnen als Praktikanten angefangen.
Dein Erfolgsrezept für die Modebranche heißt also nicht zimperlich sein?
… und man darf sich nicht unterkriegen lassen! Man plant die schönsten Produktionsreisen und wenn man ankommt ist das Wetter schlecht, das Model krank oder der Fotograf hat schlechte Laune – als Moderedakteurin trägt man die Verantwortung am Set und ist sowohl Chef als auch Psychologe. Da muss man durch.
Was muss ein/e Bewerber/in noch mitbringen, um dich zu überzeugen?
Basiswissen in Mode – man muss sich mit Schnitten und Materialien auskennen. Wenn ich Smoking-Blazer bestelle, will ich keine College-Blazer bekommen. Es gehört dazu, dass man sich auskennt und weiß, was ein Glockenrock ist.
Stimmt es eigentlich, dass man bei euch in der Redaktion jeden Tag High Heels tragen muss?
Nein, das ist ein lustiges Klischee, mit dem wir allerdings gerne leben. Wenn man sich Moderedaktionen anschaut gibt es keine Redakteurin, die nicht gut angezogen ist. Das gehört zum Job und jeder achtet da auf sich. Meine Kolleginnen und ich tragen oft hohe Schuhe, ich zum Beispiel, weil ich nicht so groß bin und ich finde, dass ich darin einen anderen Auftritt habe. Bei wichtigen Anlässe fühle ich mich mit hohen Schuhen präsenter – wir heißen ja nicht umsonst „InStyle“!
Wie sieht dein Lieblings-Look fürs Office aus?
Ein Signature Look bei uns in der Redaktion sind Jeans. Ich trage gerne schmale Schnitte von J Brand oder Current Elliott, eine Seidenbluse von Equipment oder ein blau-weiß-gestreiftes Männerhemd und dazu Pumps oder Stiefeletten.
Wer sind deine Lieblingsdesigner?
Ich liebe Isabel Marant, Alexander Wang und Céline. Aber ich kaufe auch gerne bei H&M und Zara. Das ist ja auch der realistische Umgang. Keiner trägt Total Looks, das finde ich eher kurios.
Paris, London, New York – hast du eine Lieblingsmodewoche?
Aus Paris komme ich immer super inspiriert wieder, weil man dort in der Kürze der Zeit viele neue Designer entdecken kann. Ansonsten finde ich Stockholm und Kopenhagen toll, aber eher um Leute zu gucken. Das sind zwei Städte, wo die Leute einen echt guten Stil haben. Im Sommer war ich in Stockholm und wirklich alle trugen Badeschlappen und Birkenstock-Sandalen – wir haben sofort eine Geschichte darüber gemacht. Wir zeigen nämlich auch sehr, sehr gerne flache Schuhe! (lacht)
Gefällt es dir, wenn du bei den Fashion Weeks von Streetstyle-Fotografen fotografiert wirst oder geht dir das Theater wie Suzy Menkes auf die Nerven?
Es ist Wahnsinn – bei Chanel kommt man gar nicht mehr rein! Das was vor der Location geschieht, scheint für manche Menschen wichtiger zu sein, als das was drinnen passiert. In den Garten der Tuileries lauern gefühlt hunderttausende Streetstyle-Fotografen und prügeln sich beinahe um ein Foto. Das irritiert mich. Andererseits kann ich das Interesse verstehen: Auch ich sehe nirgends so viele gut gekleidete Menschen wie während der Fashion Weeks. Ich habe über die Jahre viele Fotografen kennengelernt, dann ist es in Ordnung, wenn sie mich auch mal fotografieren. Andere springen uns aber vor die Füße, machen ein Foto ohne zu fragen und sind dann wieder weg – das ist nicht ok. Ich würde gerne vorher wissen, wer derjenige ist und wo das Foto erscheinen soll.
Welche Blogs liest du denn gerne?
Look de Pernille – ich mag ihren Stil und wie sie schreibt. Elin Kling und Man Repeller, die auch viel bei uns im Heft ist, gucke ich mir auch gerne und regelmäßig an.
Und wem folgst du auf instagram?
Ich muss gestehen, dass ich bei keinem Social Network mit eigenen Accounts aktiv bin – auch nicht bei instagram.
Dein Fazit: Was ist das Beste an deinem Job als Modechefin?
Alle sechs Monate werde ich komplett neu inspiriert. Ich darf mich zum Glück jeden Tag mit Dingen beschäftigen, die mir wirklich Spaß machen, so dass der Job niemals langweilig wird. Letztes Jahr im Januar klopfte es an der Tür und unser Personalchef gratulierte mir zum 10-jährigen Arbeitsjubiläum. Wie bitte sind diese zehn Jahre so schnell vergangen?! Ich habe es nicht gemerkt und das zeigt, wie schön dieser Job ist!
Was ist dein Erfolgsgeheimnis?
Diese Branche neigt zu Hysterie und Aufgeregtheit – das sind keine Charaktereigenschaften die auf mich zutreffen. In der Ruhe liegt die Kraft, irgendwie kriegt man das schon alles hin. Außerdem liebe ich InStyle und habe wahnsinnig nette Kollegen.
Du hast mit Mitte Dreißig schon so viel erreicht: Was wünscht du dir für die Zukunft? Was kommt als nächstes?
Weitere zehn Jahre bei InStyle, die wie im Flug vorbei gehen – damit ich dann mein 20-jähriges Jubiläum feiern kann! Und natürlich wünsche ich mir, dass ich immer glücklich und zufrieden bin und weiterhin so viel Freude bei meiner Arbeit habe!
11 Antworten auf „Karriere-Interview: Jennifer Dixon, Mode-Chefin InStyle Deutschland“
Keine Frage, dass die Frau beruflich einen beneidenswerten Weg gegangen ist und man sicherlich diesbezüglich von ihr lernen kann. Was allerdings modisch auf den oben stehenden Bildern zu sehen ist, ist ungefähr so inspiriert wie… naja… wie die InStyle eben. Vielleicht ist ja auch gar nichts dagegen einzuwenden und wir Leser schreien hier ja immer so viel nach „Alltagslooks“, aber ehrlich, da sehe ich jeden Morgen in der U-Bahn interessantere Outfits. Das wirkt alles, als würde sie ihre eigenen Modestrecken tragen, ohne eigene Note, ohne eigenen Stil. Ich lasse mich gerne von ihrem Fleiß und ihrer Zielstrebigkeit inspirieren, aber der Rest ist, finde ich, weit hinter dem zurück was ihr sonst so vorstellt…
Liebe Alexa,
vielen Dank für das tolle Interview. Jetzt kenne ich ein Gesicht mehr, das hinter meinem Lieblingsmagazin steckt 🙂 Wirklich beeindruckende Karriere.
Ich lese die InStyle seit Jahren und aus einem anfänglichen „Flirt“ ist eine wahre „Liebe“ zu dem Magazin entstanden.
Leider muss ich aber auch sagen, dass ich von Ausgabe zu Ausgabe immer weniger Inspirationen darin finde und die Teile wenig zum Nachkaufen geeignet sind. Man sieht immer die gleichen Gesichter – das ist wirklich schade! Ich vermisse die „Leichtigkeit“, die dieses Magazin früher hatte…
Vllt. gehört meine Kritik nicht unter diesen Beitrag, aber ich denke, dass Ihr mehr bewegen könnt, als ein Leserbrief an die Redaktion.
Liebe Grüße
Michi
Ich find auch, dass die InStyle immer schlechter wird. V.a. auch das Textressort und die AutorInnen. Das tut manchmal echt weh und strotzt oft vor Realitätsferne und Altbackenheit.
Ich finde es einfach nur schade. Leider sagt das auch meine Freundin, die eigtl. ebenfalls die Instyle mit Leidenschaft liest. Ich blättere sie nur noch durch, statt sie wirklich zu lesen. Ich hoffe ja auf die März-Ausgabe 🙂
Diesen Eindruck habe ich seit einer ganzen Weile auch und es tut mir leid, dass das ehemals geliebte Magazin langweiliger und uninspiriert erscheint. Ohne Olivia Palermo und diverse Blogs würden sie wohl gar keine Inhalte mehr liefern können… Hoffentlich nimmt sich Jennifer Dixon der allgemeinen Meinung in den Kommentaren an und schafft wieder mehr Qualität in der InStyle.
ich mag’s, weil’s etwas studentisch rüberkommt. Es ist nicht elegant oder Der letzte Schrei, eher deutsch – blass, aber irgendwie…lieb 🙂
ich finde es gerade gut, dass sie etwas „normaler“ wirkt und nicht wie ein alpha-mode-hipster daher kommt… die looks sind modern, zeitgemäß, aber eben nicht übertrieben. find ich gut, sehr sympathisch und authentisch.
Tolles Interview! Ich studiere genau das gleiche wie Alexa an der Akademie Mode und Design und habe das Interview dementsprechend verschlungen. Ich finde es toll, wenn ihr Menschen die Chance gebt, hinter die Kulissen des Modebusiness zu schauen. Viele Leute wissen ja gar nicht, wie viele verschiedene Berufe die Modebranche zu bieten hat. Bitte viel mehr davon!
Sehr schönes Interview, das auch zeigt, dass hinter den Kulissen Arbeit steckt und sich Leute wirklich anstrengen müssen, um Erfolg zu haben.
Mir gefällt, dass für sie in der Ruhe die Kraft liegt. Genau mein Ding! Die ganzen Stressies kommen vor lauter Rotieren ja auch zu nix anderem 😉
Mir gefällt ihr Stil sehr gut, er ist zeitlos, tragbar und passt zu ihr.
UND ich finde es sehr sympathisch, dass sie als Moderedakteurin nicht wie ein überstyltes Modeopfer daherkommt (wie viele), das sich in unvorteilhaften „Trends“ letztlich lächerlich macht.