„Es gibt keinen Unterschied zwischen Bloggern und Celebrities mehr“: Karriere-Interview mit Milena Jäckel, Gründerin von Iphoria

Im Karriere-Interview verrät die Iphoria-Gründerin Milena Jäckel, wie man mit Handyhüllen weltweit erfolgreich wird

Kaum ein Berliner Label hat in den letzten Jahren eine dermaßen steile Erfolgsgeschichte hingelegt wie Iphoria. Denn welche deutsche Designerin kann schon behaupten, dass Gigi Hadid ihre Entwürfe trägt?

Im Interview verrät Gründerin Milena Jäckel, wie sie auf die Idee kam unsere Handys zu verschönern, Kaschmir-Pullover von ihrem spießigen Image zu befreien und wie es ist, wenn der coolste Concept Store in Japan deine Entwürfe verkauft.

Bei der Gelegenheit haben wir auch gleich mal dem neuen Store in Berlin einen Besuch abgestattet und die neue Kollektion unter die Lupe genommen.

Liebe Milena: Welches Iphoria Modell war der Bestseller im Jahr 2016?

iPhone-7-Cases sind nach wie vor der Renner, genau wie die Shoe-Patches, mit denen man seine Sneaker oder Boots verschönern und individualisieren kann. Da gab es sogar in einigen Geschäften Wartelisten und wir sind mit der Lieferung gar nicht hinterher gekommen.

Auf Instagram kann man da auch super viele Iphoria-Kundinnen sehen, die ganz stolz ihre Bilder hochladen, das freut mich immer total.

Wann fiel dir auf, dass es keine hübschen Handyhüllen gibt und wie sah dein Handy zu der Zeit aus?

Gegen Ende meines Studiums habe ich angefangen, mir darüber Gedanken zu machen. Accessoires und Mode waren schon immer meine große Leidenschaft und der Bereich „Tech-Accessoires“ ist da gerade erst entstanden. Es gab einfach nicht wirklich eine Brand, die sich umfassend mit dem Thema beschäftigt hat.

Ich habe dann angefangen, einen Namen und ein Logo zu entwerfen und Research zu dem Thema gemacht und mich einige Monate später dazu entschlossen, dass ich das jetzt ausprobiere.

Die ersten Monate waren wirklich Learning-by-doing. Die Modebranche hat ja feste Zyklen was Messen, Order-Deadlines und allgemein Rahmenbedingungen angeht. Alles war sehr kurzfristig und das ein oder andere Mal ist tatsächlich ein Begriff im Gespräch vorgekommen, den ich anschließend erstmal googlen musste.

Wir haben in dieser Zeit rund um die Uhr gearbeitet und ich hatte im ersten Jahr keinen einzigen freien Tag, weil die ganze Struktur im Hintergrund aufgebaut werden musste. Manchmal fasse ich mir jetzt noch an den Kopf, wie das alles doch so glatt laufen konnte, wenn man es mit heute, also vier Jahren später, vergleicht wo wir wirklich professionell aufgestellt sind.

Iphoria iphone Case Spring/Summer 2017

Bist du auch so eine, deren Handy dauernd runterfällt?

Ständig! Es fällt runter, badet abwechselnd im Meer oder in Rotwein oder ich verlege es bei uns im Showroom zwischen hunderten Hüllen und finde es zwei Stunden nicht. Ich bräuchte eigentlich mal so einen Pieper dran. (lacht)

Handyhüllen waren früher ja eigentlich nur zum Schutz, jetzt sind sie ein Fashion-Statement. Siehst du dich mit Iphoria als eine der Vorreiterinnen für diesen Trend?

Das über mich selbst zu sagen, finde ich ein bisschen befremdlich, aber sicherlich ist es schon ein bisschen so. Das war die grundlegende Idee hinter Iphoria, denn die Marken-Vision aus dem Business-Plan lautete ja : „Turning the ordinary into a fashion statement.“

Warum sind aussagekräftige Handyhüllen für uns deiner Meinung nach so wichtig?

Ich glaube, dass es nicht nur Cases sind, die individuell sein müssen. Aber um auf deine Fragen einzugehen: Es ist uns wichtig, weil wir uns absetzen möchten. Keiner möchte 08/15 wie jeder andere aussehen.

Wir fangen bei Schuhen, Taschen, Kleidern und Schmuck an uns zu individualisieren, um unseren persönlichen Style zu zeigen, der sicherlich auch ein bisschen unseren Charakter widerspiegeln soll.

Das Smartphone gilt als „Die Fernbedienung des virtuellen Lifestyles“. Es weckt uns morgens auf, wir arbeiten damit, halten Kontakt mit Freunden, bestellen Taxis, halten Momente in Fotos fest…

Es ist einfach permanent bei uns und es sieht ohne Hülle ja bei jedem gleich aus. Dass man einen Gegenstand, der beinahe 24 Stunden täglich in Gebrauch ist, auch individualisieren möchte, kommt dann irgendwie fast automatisch, denke ich.

Um wieder zurückzukommen auf meinen ersten Satz, dass es nicht nur individuelle Cases sind, sondern momentan ja der Trend Customization eigentlich in jeden Bereich Einzug hält und das ganze nochmal einen Schritt weiter spielt. Patches, Sticker, Initialen – jedes Stück wird individualisiert, weil auf das Normale ja jeder Zugriff hat und man sich so noch mehr absetzen kann.

Lexi im Berliner Iphoria Store
Iphoria Shoe-Patches
Hallo, Milena?

Nochmal zu den Anfängen von Iphoria: Handyhüllen kann man schlecht selber machen. Wie hast du die Produktion in Angriff genommen?

Die Frage habe ich schon oft gestellt bekommen, eigentlich ganz klassisch: Recherche! Ich habe viele Sourcing-Messen und Produktionsstätten in der Türkei, Deutschland, Frankreich, Italien, der Mongolei und Hongkong besucht, ein paar Tipps bekommen und viel getestet.

Irgendwann hatte ich das perfekte Gesamtpaket aus allen Produktionsstätten, die ich brauchte. Da ich ja fast jede Saison bisher eine neue Produktgruppe dazu gekommen ist, mache ich das auch immer noch so.

Ich finde, das ist einer der spannendsten Teile meines Berufs, weil man sehr viel über Materialien erfährt und ich halte es auch immer so, dass ich selbst verstehen möchte, wie genau die Dinge hergestellt werden, wie die Möglichkeiten sind und so weiter. Ich glaube nur dann kann man dem Produkt noch den letzten Schliff geben, wenn man sich selbst mit der Produktion auseinander setzt.

Wie sah der erste Prototyp aus?

Das war das Iphoria-Nailpolish-Case für das iPhone 4 in Rot. Das habe ich immer noch. (lacht)

Inwiefern haben dir dein Studium und die Erfahrungen bei Praktika bei dem Launch deines eigenen Labels geholfen?

Das Studium hat mich sicherlich gelehrt, wie man mit Druck umgeht und im Team arbeitet, seine Zeit managet und ganz simpel gesagt, wie eigentlich eine Firma theoretisch aufgebaut sein muss. Es hat mir ein Netzwerk von Menschen beschert, die ich in für mich neuen Situationen fragen kann.

Das ist wirklich goldwert, weil immer wieder Aufgaben kommen, bei denen man einfach nicht weiß, wie man sie angehen soll. Durch meine Praktika habe ich einen sehr guten Überblick erhalten, wie die ganze Mode-Branche en gros funktioniert.

Ich hatte Stationen im Einkauf, im Showroom, bei der Produktion und in der PR. Das hilft natürlich enorm, wenn man jeden Bereich – wenn auch nur oberflächlich – kennengelernt hat und weiß, wie die Abläufe sind, wenn man selbst gründet und mit all diesen Stellen zusammenarbeiten muss.

Iphoria Spring/Summer 2017

Was würdest du sagen, waren die wichtigsten Stationen und Lektionen deiner Karriere?

Es kommen immer noch welche dazu! Für mich war die erste Veröffentlichung in einer Zeitschrift wichtig, der erste Pop-up-Store in München zu Weihnachten, die erste Cashmere-Kollektion, der erste Store in Tokio usw.

Die wichtigste Lektion ist sicherlich, dass man niemals aufgeben darf, es wird nie alles glatt laufen, gerade wenn die Dinge schnell passieren, passiert auch mal etwas Unvorhergesehenes. Aber dann muss man sich umso mehr reinhängen, damit man das große Ziel letztendlich erreicht und sich nicht von einem kleinen Stolperstein demotivieren zu lassen.

Der erste Iphoria-Store wurde ja auch in Tokio eröffnet. Wieso ausgerechnet da?

Iphoria ist momentan in fast 40 Ländern erhältlich. Nach Deutschland 2012 und Europa 2013 kam relativ schnell 2014 Asien dazu. 2015 bekam ich durch meine japanischen Vertriebspartner die Möglichkeit – dann haben wir die Gelegenheit einfach beim Schopf ergriffen.

Also war es mehr der Zufall, dass Japan als erstes kam. Ein Grund mehr, dieses wunderschöne Land zu besuchen!

Wie oft bist du selbst in Asien und wie eng stehst du in Kontakt mit der Produktion? Und wie stellt man sicher, dass dort die Richtlinien eingehalten werden, was z.B. Arbeitsschutz und Rechte anbelangt?

Ich stehe über Skype, Whats-app, Email und Telefon mit allen Produktionen täglich in Kontakt und bin sehr nah dran an allen Abläufen. Alle paar Monate mache ich eine Produktionsreise und schaue mir die neuen Sample-Kollektionen an oder bespreche die neue Kollektion vor Ort.

Ich liebe Reisen und versuche immer mindestens einen halben Tag die Stadt anzuschauen, in der ich bin, und sammle währenddessen viel Inspiration.

Und natürlich ist es wichtig, die Menschen und deren Arbeitsumgebung zu kennen und sich selbst ein Bild davon zu machen, wo Iphoria hergestellt wird. Professionelle Produktionsstätten haben alle Zertifikate, die auch unsere Kunden von uns erwarten, die den Arbeiterschutz und alle rechtlichen Grundlagen umfassen.

Wie erklärst du deine Preispolitik? Eine Iphoria-Hülle kostet rund 50 Euro, was im Vergleich mit anderen Herstellern nicht gerade günstig ist.

Aber auch nicht teuer, wenn man bedenkt, was für eine Arbeit hinter jedem einzelnen Design steht und auch nachher in der Produktion.

Jedes Design entsteht in wirklich liebevoller Detailarbeit: Wir scribbeln, fotografieren, zeichnen und photoshoppen, bis es perfekt ist.

Außerdem unterscheiden sich Iphoria-Hüllen in der Qualität und im Material, wir benutzen unsere eigenen Werkzeuge, damit die Hüllen perfekt sitzen und das Telefon wirklich runterfallen kann, ohne kaputt zu gehen und der Druck super scharf ist und nicht zerkratzt.

Viele Teile werden in Deutschland erst zusammengesetzt und in die wiederverwendbaren Verpackungen gepackt. Das kostet einfach mehr Zeit und Geld, als wenn man, wie vielleicht andere, auf ein fertiges Produkt das Logo drauf druckt.

Neuerdings gibt es auch einen Iphoria-Store in Berlin. Warum sollte man hier unbedingt mal reinschauen?

Um sich mal die ganze Iphoria-Welt anzuschauen, für Weihnachten oder zum Geburtstag tolle Geschenke zu finden und natürlich sich selbst vielleicht mit einem T-Shirt mit seinen Initialen zu beglücken!

Iphoria Store Berlin (Rosenthaler Straße 43, Mitte)

Wie kamst du dann auf die Idee deine Kollektion mit Kaschmir zu erweitern?

Produktqualität war von Anfang an eines meiner Steckenpferde und ich habe da sehr viel Zeit investiert, um im Bereich Tech-Accessoires federführend zu sein. Als ich dann überlegt habe auch Kleidung zu machen war von Anfang an klar, dass ich eine kleine exklusive Linie für den Start machen wollte, die mit dieser Qualität mithalten kann und so kam Kaschmir ins Spiel.

Außerdem setzt bei Kaschmir wieder der Gedanke an, dass sich irgendwie keiner was Ausgefallenes macht. Alles ist clean und einfarbig. Ich selber trage im Winter am allerliebsten Kaschmir und habe dann den Iphoria-Style darauf appliziert.

War das Entwerfen von Tech-Accessoires dir als Designerin zu wenig bzw. wolltest du zurück zur Mode?

Natürlich ist es immer eine Challenge eine komplett andere Produktgruppe zu entwerfen – genau das hat mich sehr gereizt.

Außerdem steht ja eine viel größere Fläche zu Verfügung und es muss nicht nur „passen“, sondern auch gut sitzen. Das heißt, der Schnitt kommt noch mit hinzu. Ich liebe Accessoires, also wollte ich nicht unbedingt zurück zur Mode, aber ich hatte dennoch mal Lust, etwas Neues zu machen.

Eigentlich war es ja auch nur eine einmalige Capsule Collection – aber die Kaschmir-Kollektion war dann so erfolgreich und ich habe so tolle Kunden gewonnen, die sie größtenteils exklusiv verkaufen, wie zum Beispiel Different Fashion auf Sylt, Lodenfrey in München oder Amicis in Wien, sodass ich immer eine weitere Saison gemacht habe. Inzwischen gehört die Kaschmir-Kollektion fest mit ins Iphoria-Portfolio.

Cashmere Collection von Iphoria

Woher beziehst du die Kaschmirsachen und wo werden sie hergestellt? Auch hier: Wie stellst du die Qualität und korrekte Herstellungsweise sicher?

Bei dieser Frage bleibe ich lieber etwas verschlossen, da unsere Produktion wirklich neben dem Design das Herzstück von Iphoria ist und die Branche bekanntlicherweise klein ist. (lacht)

Du hast von Anfang an stark auf die Unterstützung von Bloggern gesetzt. Warum war dir das wichtig?

Ich denke für eine Marke wie Iphoria, die besonders für Tech-Accessoires bekannt ist, stehen Social Media & Co. automatisch im Fokus, da sie per Telefon bedient werden.

Influencer sind am Puls der Zeit und bestimmen mit, was die It-Pieces der Saison sind. Alles geht sehr viel schneller und das ist finde ich sehr passend: Iphoria als Marke einer neuen Kategorie und Blogger und Influencer als neue Kategorie der Medien.

Kürzlich gab es die große Meldung: Gigi Hadid wurde in einem Kaschmirhose von Iphoria gesichtet. Wie tütet man so einen Coup ein?

Ganz viel Glück! Eine befreundete Stylistin hat Gigi in Berlin während der Fashion Week gestylt und einige Kaschmir-Teile von uns überreicht. Gigi hat die Hose super gefallen und gleich auf Ihrem Flug weiter nach Paris angezogen, weil sie natürlich super gemütlich ist. Wenn sie ihr nicht gefallen hätte, hätte es dieses Bild ziemlich sicher auch nicht gegeben, also wirklich ein paar glückliche Zufälle.

Wie arbeitest du mit Stylisten zusammen bzw. wie wichtig sind sie für ein Label wie Iphoria?

Wir arbeiten relativ ausgewählt mit befreundeten Stylisten zusammen und wenn es sich ergibt, dann freut sich das ganze Team riesig. Man braucht natürlich irgendwie einen Zugang. Es gibt professionelle Celebrity-Agenturen, welche die Kleidung vermitteln. Das ist ein richtiges Geschäftsmodell, vor allem in den USA.

Bisher haben wir es aber immer spontan gehalten und Glück gehabt: Wenn die Sachen gefallen, tragen die Promis sie freiwillig und das finde ich viel glaubwürdiger.

Merkt man es direkt an den Verkäufen, wenn ein Promi die Sachen trägt? Oder ist dieses Celebrity-Ding deiner Meinung nach durch und Blogger bzw. Influencer die größere Verkaufsmacht?

Wir merken das auf jeden Fall. Die „Gigi-Hose“, wie wir sie mittlerweile getauft haben, ist seitdem eigentlich fast permanent ausverkauft. Und auch als Olivia Palermo während der Fashion Week das Schlangen-Case zu jedem Outfit getragen hat, haben wir verstärkt Anfragen von Endkunden und auch von Geschäften aus UK bekommen.

Allgemein sind die Europäer da aber entspannter und es ist besonders für die Marke und die Reichweite wichtig, dass Blogger und Celebrities die Produkte tragen.

In Asien ist das anders, wenn die koreanische Sängerin Taeyeon ihr Case in die Kamera hält – was sie sich vermutlich selbst gekauft hat – stehen bei uns die Leitungen für drei Tage nicht mehr still und wir bekommen hunderte verzweifelte Anfragen, wie man genau dieses Case bekommt.

Zu deiner Frage: Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied zwischen Celebrities und Bloggern gibt. Es kommt natürlich auf die Reichweite an. Blogger haben meiner Meinung nach eine etwas jüngere Zielgruppe, weil sie größtenteils auf den Social Media aktiv sind. Beides ist wichtig und es freut mich einfach, wenn die Sachen gefallen.

Wie sehr kann man das Thema „Tech-Accessoires“ deiner Meinung nach noch ausreizen?

Ich versuche viel auf Zusatznutzen zu gehen, sprich: Wie kann ich etwas einbauen, was auch noch was bringt und nicht nur schön aussieht. Von Spiegeln bis zu integrierten Ladestationen haben wir alles im Portfolio. Mal schauen, was uns nächste Saison einfällt. Die neue Musterkollektion ist ja bereits auf dem Weg!

Wohin geht es in Zukunft und wie willst du Iphoria auf dem Markt positionieren?

Ich möchte vor allem das Portfolio ständig weiterentwickeln. Wir haben ja mittlerweile vier Säulen, welche die Kollektion bilden: Tech-Accessoires, Accessoires wie Vanity Bags, Clutches und Bag Charms, Personalisierung in allen Formen und Ready-to-wear.

Mehr wird es vorerst nicht geben und die Spielwiese liegt in diesen vier Bereichen. Wir sind fest im Premium-Bereich etabliert und das wird auch so bleiben.

Ich habe für nächste Saison die Ready-to-wear-Sparte weiter ausgebaut und bin das erste Mal nicht nur auf Strick gegangen. Und sonst steht viel an, wir konzentrieren uns gerade auf die USA und China, wo wir demnächst auch eine Kollaboration mit einer großen Marke launchen. Es bleibt spannend!

Iphoria Spring/Summer 2017

Ich habe ein iPhone 5 und finde bei euch im Onlineshop keine Hülle mehr. Es geht erst ab 6 und 7 los. Wie stark seid ihr an technische Neuerungen von Apple & Co. gebunden?

Doch, Fehlinfo! Klar, haben wir noch 5er-Hüllen! Vielleicht sind die gerade ausverkauft? Wir müssen natürlich immer super informiert sein und fangen im Prinzip bei den ersten Gerüchten schon an in den Startlöchern zu stehen.

Bisher waren wir immer nur wenige Tage nach dem Launch des neuen Gerätes schon mit den neuen Hüllen am Start. Es ist ein Riesen-Vorteil, dass immer neue Geräte kommen, denn dann können wir natürlich immer schöne neue Dinge entwerfen!

Weiß man da vorher Bescheid, wann ein neues iPhone kommt und kann sich dementsprechend als Unternehmen für Tech-Accessoires vorbereiten? Wäre ja doof, wenn die Kundin ein brandneues Handy hat, aber keine schicke Hülle findet, oder?

Auf jeden Fall, die Gerüchte-Küche brodelt ja immer schon fleißig ein paar Wochen vorher und wie eben schon erwähnt, bereiten wir alles vor das wir nur noch „GO!“ sagen müssen, sobald die finalen Maße des neuen Geräts da sind.

Wie gehst du mit Marken um, die deine Ideen kopieren?

Es ist nervig und blöd. Mittlerweile bin ich rechtlich so abgesichert, dass ich urheberrechtlich dagegen vorgehen kann und mich nicht ärgern muss, wenn plötzlich eine große Einzelhandelskette genau das gleiche Design wir unseres bewirbt.

Entwirfst du denn alle Sachen selber oder hast du inzwischen ein Designteam?

Mittlerweile habe ich ein 4-köpfiges Design-Team, wir entwickeln um die 500 Designs pro Saison in vielen verschiedenen Kategorien, das kann ein einzelner Mensch – glaube ich – gar nicht schaffen, wenn er noch irgendwas anderes nebenher tun muss.

Es macht mir auch super Spaß im Team zu arbeiten, weil es mehr kreativen Austausch gibt.

Außerdem müssen wir auf mittlerweile so viele verschiedene Arten designen, weil wir so viele unterschiedliche Produktgruppen haben.

Da hat jeder sein Fachgebiet von Print bis Textil, auch für die Anlieferungen der Designs an die Produktion.

Gründete Iphoria 2012: Milena Jäckel

Wie groß ist das Unternehmen Iphoria und welche Einstiegsmöglichkeiten gibt es?

Wir sind zwölf Leute fest und natürlich jede Menge externe Partner, mit denen wir weltweit arbeiten wie unserer PR-Agentur, unseren Distributionen und so weiter. Momentan suchen wir noch jemanden der sich um Produktion und Logistik als Assistant kümmert und einen Sales-Assistant.

Unser Team wächst momentan ziemlich, also ist es eigentlich eine ganz gute Zeit. Außerdem haben wir zusätzlich natürlich immer Plätze für Praktika ab sechs Monaten in allen Bereichen und eine Werkstudenten-Stelle für nächstes Jahr frei.

Wie sieht dein Tagesablauf aus? Du kommst ins Büro und wechselst erst mal deine Handyhülle?

Haha, ja genau jeden Morgen und dann ziehe ich mir einen Pulli aus dem Showroom an und wechsle meine Sneaker-Patches. (lacht)

Nein, vormittags verbringe ich meist in meinem Büro damit die Produktion abzuwickeln und das Tagesgeschäft und die Emails zu erledigen, auch wegen der Zeitverschiebung, damit es weiter gehen kann.

Danach setze ich mich meistens ins Hauptbüro und wir haben Meetings, sprechen Projekte durch und ich arbeite mit dem Team.

Ansonsten bin ich viel auf Reisen, gerade während der Order-Zeit ist es immer sehr eng getaktet. Nach Berlin, London, New York und Paris folgen alle Messen aufeinander. Zwischendrin sind noch Haustermine, wobei da natürlich meine Head of Sales noch viel mehr involviert ist. Nach der Orderzeit ist direkt Kollektion und dann gehen die Produktionsreisen los. Mir wird auf jeden Fall nicht langweilig. (lacht)

Danke für deine Zeit, liebe Milena!

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

Kommentare (5) anzeigen

5 Antworten auf „„Es gibt keinen Unterschied zwischen Bloggern und Celebrities mehr“: Karriere-Interview mit Milena Jäckel, Gründerin von Iphoria“

Sehr interessanter Artikel. Ich würde mich freuen, wenn Iphoria auf die Produktion von Accessoires mit Pelz verzichten würde. Das braucht heutzutage nun wirklich niemand mehr.

Liebe Grüße

Hm da frage ich mich doch aber trotzdem, warum auf den Verpackungen groß und breit „designed in Germany“ raufgeschrieben ist, wenn es letztendlich eine günstige Plastik-Produkion aus China ist?

Und dass über die Kaschmir-Produktion keine Antwort erfolgt, lässt mich ebenfalls misstrauisch werden. Vor allem hinsichtlich der Preispolitik (die beim Kaschmir ja eindeutig noch willkürlicher erfolgt…)
Schade

Was für ein spannendes Interview. Das habe ich gerne gelesen. Obwohl ich mit meinem Samsung Galaxy leider nicht zu den Cases greifen kann. Vor allem die Kaschmiridee ist gelungen: edel und edgy.
Irritiert hat mich auch ein bißchen die Antwort zur Herkunft. Schade.
Wirklich bedauerlich scheint mir die Einschätzung, die Zielgruppe der Blogger sei jünger. Als Modebloggerin Ü40 kann ich mir genauso wie viele meiner Leser Kaschmir sowohl leisten als es auch funky tragen. Aber ich nehme mal an, dass die Erreichbarkeit der jüngeren Zielgruppe Teil des Businessplans ist. Dabei wünsche ich viel Erfolg. Schön zu sehen, dass so spannende Ideen aus D gelingen!

Ein super spannendes Interview und eine Geschäftsführerin, von deren Geschäftssinn und Weitblick ich mir eine Scheibe abschneiden könnte.
Bei der Aussage „Das kostet einfach mehr Zeit und Geld, als wenn man, wie vielleicht andere, auf ein fertiges Produkt das Logo drauf druckt.“ wundere ich mich dann trotzdem – war es nicht Iphoria, die ein paar Saisons lang genau das gemacht haben? Inklusive dem Signature Nailpolish-Case, das schon lange vor Iphoria baugleich für unter einen Dollar (!) auf Alibaba und Co. zu haben war. Das finde ich übrigens völlig legitim – nur nicht, hinterher so zu tun als gehörte das nie zum Geschäftsmodell.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.