Karriere-Interview: Elena Mora, Interior-Stylistin und Set-Designerin

Den Beruf „Fashion Stylist“ kennen wir dank dem Karriere-Interview mit Soo-Hi Song nun schon ein bisschen genauer. Mein größten Respekt haben all jene Leute, die Still Life Fotografie machen. Allein all die Produkte, die meine Kollegin Hanna jede Woche für ihre Beauty-Artikel zusammen friemelt – ich hätte da schon längst einen Nervenzusammenbruch bekommen. Elena Mora ist

Den Beruf „Fashion Stylist“ kennen wir dank dem Karriere-Interview mit Soo-Hi Song nun schon ein bisschen genauer. Mein größten Respekt haben all jene Leute, die Still Life Fotografie machen. Allein all die Produkte, die meine Kollegin Hanna jede Woche für ihre Beauty-Artikel zusammen friemelt – ich hätte da schon längst einen Nervenzusammenbruch bekommen.

Elena Mora ist Meisterin des perfekten Arrangements. Zu ihren Kunden zählen u.a. Adidas, Dr. Hauschka, Ikea, Viva Mexiko Chair oder Magazine wie Der Spiegel, Lufthansa oder das Wallpaper Magazine. Wie ihre Arbeit genau aussieht, erklärt sie uns im Interview.

Hallo Elena, vielen Dank für deine Zeit. Wir möchten ein Interview mit dir führen, weil wir deinen Beruf so toll finden!

Hallo Alexa, vielen Dank!

Du kommst ursprünglich aus Italien. Wie bist du in Hamburg gelandet?

Ja, ich komme aus Mailand und habe anfangs als Grafikdesignerin gearbeitet. Das war mir allerdings etwas zu einseitig. Es war zwar ähnlich wie mein jetziger Beruf, da ich Kompositionen auf ein Layout übertragen musste, aber für mich ist es letztendlich besser, in der Realität eine Komposition zu erstellen. Ich hatte dann die Idee ein Praktikum zu machen, um einen praktischen Einblick in die Arbeit des Interior-Designs zu bekommen und Antworten auf Fragen wie zum Beispiel, „Wie bekomme ich Requisiten?“ oder „Wie arbeite ich am Set arbeiten?“ zu bekommen. Dann habe ich recherchiert, welche Interior-Designer es weltweit gibt und mich daraufhin bei denen beworben, die mir besonders gefallen haben. Die beste Option für mich war dann Irina Graewe in Hamburg. Darum bin ich dann nach Hamburg gekommen und habe ihr drei Monate assistiert. Und nach dieser Zeit wollte ich noch länger da bleiben, um an meiner Mappe zu arbeiten.

Portfolio Elena Mora (Fotos via elenamora.com)
Elena Mora – Tropicana (Foto via elenamora.com)

In deinem Lebenslauf steht aber auch, dass du an einer Universität in Lappland studiert hast?

Genau, ich habe für sechs Monate dort an einem Erasmus-Programm teilgenommen. Eigentlich wollte ich nach Berlin, aber da waren schon alle Plätze belegt. Und dann habe ich mich für Lappland entschieden. Ehrlich gesagt, dachte ich einfach nur, dass ich gerne in den Norden möchte und habe erst später realisiert dass es SO weit nördlich ist… Das ist wirklich ein komplett anderes Leben. Man wohnt im Wald, um 13 Uhr ist es dunkel, aber trotzdem leben dort Menschen aus der ganzen Welt. Und auch das Studium war ganz anders als das in Italien, es war viel freier und ungebundener. Es gab keine Anwesenheitspflicht und die Studenten konnten so lange bleiben, wie sie wollten. Einen Fotografie-Kurs hatte ich zum Beispiel, mit einem Professor aus San Francisco und wir durften bis Mitternacht in der Dunkelkammer bleiben um Bilder zu entwickeln. Dazu gab’s dann Bier beim Entwickeln… Das war wirklich schön! (lacht)

Ja, das hört sich nach einer guten Uni an! Was genau hast du studiert?

Ich habe meinen Bachelor in Produktdesign gemacht und meinen Master dann in Kommunikations- und Grafikdesign.

Woher kommt denn eigentlich dein Interesse an Interieur?

Gute Frage. Zuerst einmal mag ich generell gerne Produkt-Design. Wenn ich ein Set baue, kann ich damit eine kleine Geschichte erzählen. Ich baue gerne Bezüge in die Sets ein, die auf etwas anderes hinweisen. Das erzählt im Endeffekt mehr, als ein einfaches Foto von einem Produkt. Still Lifes mache ich auch oft, aber Interieur ist für mich noch interessanter, weil ich dabei mit verschiedenen Materialien spielen kann.

Ein weiterer Grund ist mein Herkunftsland Italien. Seit den 60er Jahren wurde sich dort intensiv mit Design beschäftigt. Und seit ich klein bin, hatte ich damit zu tun – ob als Kind beim Blättern durch die tollen Interieur-Magazine oder als Studentin.

Allerdings glaube ich, dass in Italien die Interieur-Fotografie und das Produktdesign zwar gut entwickelt sind – unter anderem weil es dort so viele Designer gibt – aber das ist auch ein Nachteil, da es da schon eine bestimmte Handschrift für die Bilder, als auch für Produkte im Allgemeinen gibt. In Deutschland ist es einfacher für mich, meinen eigenen Stil auszuleben.

Deutschland hat generell viele Möglichkeiten und ich fühle mich wohl hier zu arbeiten. Die Leute sind sehr aufgeschlossen, auch Menschen gegenüber, die nicht gut Deutsch sprechen. Insgesamt ist das System hier sehr viel einfacher und produktiver als in Italien: Du kannst dich zum Beispiel ganz unkompliziert einem potentiellen Kunden vorstellen. In Italien funktioniert der ganze Markt sehr anders.

Arbeitsbeispiele Elena Mora (Fotos via elenamora.com)

Inwiefern?

Zuerst einmal weil das Budget meistens niedriger ist. Und über das verfügbare Geld bestimmt der Fotograf, der dann meistens auch die Aufgaben des Set-Designers übernimmt, da für weitere Mitarbeiter nicht ausreichend Geld zur Verfügung steht.

Was sind deiner Meinung nach gute italienische Interieur-Magazine?

Wir haben in Italien sehr viele Interieur-Magazine, die immer up-to-date sind und eine tolle Grafik haben. „Living“ vom Corriere della Sera gehört zum Beispiel dazu.

Wie ist dir letztlich der Einstieg in die deutsche Branche gelungen?

Im September 2011 bin ich in Hamburg angekommen und habe bis Ende November mit Irina Graewe gearbeitet und danach sofort mit freien Produktionen angefangen. Das macht mir wirklich so viel Spaß! Ich hatte ein paar Ideen, habe dann Fotografen recherchiert und wir haben zusammen die Ideen entwickelt und vor der Kamera ausprobiert und gespielt. Das war für mich super wichtig, weil mir klar war, dass ich meinen Stil präsentieren muss, um neue Aufträge zu bekommen.

Solche „Tests“ mache ich auch heute noch ganz oft, weil sich die visuelle Kultur immer wieder und sehr schnell verändert und man immer auf dem neuesten Stand bleiben muss, was Materialien, Farbigkeit und Kompositionen angeht. Freie Projekte sind mir wichtig, da man mit Kunden natürlich nicht immer das machen kann, was einem persönlich Spaß macht.

Arbeitsbeispiele Elena Mora (Fotos via elenamora.com)

Wie kann man sich denn deinen Arbeitsalltag vorstellen? Hast du in deinem Büro eine Sammlung an Requisiten, die du besonders gerne benutzt? 

Also im Büro haben sich mit der Zeit viele kleine Dinge angesammelt, zum Beispiel unterschiedliche Materialien, wie Holz, Glas, verschiedene Platten oder Gegenstände vom Flohmarkt. Zuhause habe ich auch eine Menge Sachen, die ich gerne im Set mit verwende.

Wenn ich ein Konzept vorbereite, bin ich gerne unter Leuten und unterhalte mich mit ihnen. Es gibt keine Lieblings-Requisiten, die ich immer dabei habe. Es kommt immer drauf an, welche Arbeit ich mache, welche Jahreszeit es ist… Es ist wirklich jedes Mal anders. Auch weil mir immer sehr schnell langweilig wird, ist es nie das Gleiche. (lacht)

Wo gehst du gerne einkaufen in Hamburg? Hast du Lieblingsläden, in denen du immer gute Sachen findest?

Es gibt Fundi, in denen Sachen ausgeliehen werden können. Die haben ein riesiges Angebot an Requisiten, sowohl kleinere, als auch größere Produkte. Und dann gibt es auch Läden in denen man Sachen ausleihen kann. Es kommt natürlich immer darauf an, welche Arbeit es ist, aber da ist zum Beispiel Lys Vintage, die haben immer schöne Sachen, oder auch Minimarkt in der Schanze, Weide in der Weidenallee, die haben eine tolle Mischung an Pflanzen, Kleidung und anderen Produkten und Perle, der seit neuestem separat von Weide geführt wird und tolle Labels wie A.P.C. oder skandinavische Marken verkauft. Für große Produktionen gehe ich auf jeden Fall zu stilwerk, denn dort gibt es zum Beispiel die ganze vitra Kollektion. Es gibt schon eine ziemlich gute Auswahl an Läden in Hamburg.

Ich stelle mir dich aber auch ein bisschen als Handwerkerin vor. Mit Säge, Bohrmaschine und Pinsel – kommt das hin?

Ja, kleine Sachen mache ich auf jeden Fall, ich habe zum Beispiel ganz viel Sprühfarbe. Und die Herausforderung – z.B. wie kann ich etwas im Set befestigen? – macht mir immer viel Spaß. Für größere Sachen, wie Wände, arbeite ich mit Set-Bauern zusammen.

Portfolio Elena Mora (Fotos via elenamora.com)
Elena Mora – Castels & Tassels (Fotos via elenamora.com)

Wann hast du die besten Ideen?

Die besten Momente sind es, wenn ich wenig arbeiten muss und mehr Zeit dafür habe, neue Ideen zu entwickeln. Wenn ich reise oder im Urlaub bin, generell wenn ich an einem anderen Ort bin, dann kann ich eine kurze Pause von meiner Routine machen und „frische“ Ideen sammeln.

Du bist aber selbstständig und wirst von keiner Agentur verteten, oder?

Genau. Ich war für ein Jahr in einer Agentur, aber das hat leider gar nichts gebracht. Ich überlege aber, ob ich mir doch noch mal eine Agentur suchen sollte. Zum einen wegen der ganzen bürokratischen Angelegenheiten und zum anderen, weil ich so Aufträge von größeren Kunden kriegen könnte. Aber vielleicht mache ich das dann im Ausland. Eine Repräsentanz in London zum Beispiel wäre super.

Apropops: Musst du wie Fashion Stylisten auch so viel reisen oder finden deine Jobs eher in Hamburg statt?

Generell reise ich nicht so viel wie Fashion Stylisten. Ich arbeite im Moment meistens in Hamburg oder in Berlin. In Italien, unter anderem in Mailand, habe ich in der Vergangenheit auch Kunden gehabt. Bald werde ich eine Schaufensterinstallation in Mailand machen, da freue ich mich schon sehr drauf. Ich habe zwar ein Briefing, aber ich kann da wirklich frei arbeiten.

Hast du im Interior Bereich ein Lieblingslabel?

Es gibt viele dänische Brands, die ich richtig gut finde, wie Hay oder &tradition. Es gibt auch viele italienische Labels, die ich toll finde, die oft traditionell, aber sehr gut in ihrer Kommunikation sind. Und Deutschland ist auch auf einem guten Weg. e15 ist zum Beispiel ein tolles Label.

Wie ist das, wenn du nach Italien kommst: Heißt es dann, das ist Elena, die kommt aus Deutschland oder wirst du als italienische Set-Designerin wahrgenommen?

Italiener lieben das Ausland und sind neugierig, wie der Markt in Deutschland funktioniert. Allerdings bin ich in Italien immer nur über Fotografen, die ich schon kannte, an Jobs gekommen. Und die haben dann gesagt, dass sie gerne mit mir arbeiten möchten. Obwohl ich mittlerweile in Deutschland bin, wollen sie trotzdem mit mir arbeiten – wahrscheinlich aus dem Grund, dass ich zwar immer noch eine Italienerin bin, aber eine neue Sichtweise und deutsche visuelle Kultur mit einbringen kann, ja.

Liebe Elena, vielen Dank deine Zeit und das Interview!

Beispiel von Elenas Arbeit seht ihr in der Galerie:

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.