Nach wie vor mein Lieblingstrend im Interieur-Bereich: Kelim-Teppiche. Beim ersten Wild Heart Free Soul Bazaar stand ich vor Bergen von Kissen und Teppichen, alles handverlesene Unikate, und überlegte hin und her, welche Kombination am schönsten sei. Ich war völlig fertig, gab auf und kaufte: nichts! Zur Fashion Week veranstalten Beyza Özler, Lena Bushart und Jana Petersen vom 9. bis 11. Juli nun wieder einen Markt, auf dem sie farbenprächtigen Nomaden-Teppiche und Kissen, Hamamtücher sowie handbedruckte und umhäkelte Yazma-Halstücher verkaufen. Vorab haben uns die drei Gründerinnen die wichtigsten Fragen rund um die Kelims beantwortet.
Bitte stellt euch einmal kurz vor: Wer seid ihr, was macht ihr?
Ich, Beyza Özler, 31, habe viele Jahre als Marketing & Retail-Managerin im Fashion-Bereich gearbeitet. Heute vermiete ich Cottages in der Türkei, unterrichte Yoga und bin Ayurveda-Gesundheitsberaterin. Lena Bushart, 33, arbeitet als Fotografin und Jana Petersen, 36, ist Autorin und sonntaz-Redakteurin.
Was verbindet euch bzw. wie kamt ihr auf die Idee, Wild Heart Free
Soul zu gründen?
Uns verbinden zum Beispiel unsere Kinder. Sie sind ungefähr im selben Alter und ebenfalls miteinander befreundet. Uns verbindet aber auch die Liebe zum Handwerk und Handgearbeiteten, zum Reisen, die Liebe zu Farben und Mustern. Und uns verbinden unsere unterschiedlichen Fähigkeiten, die sich wunderbar zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Somit entstand auch die Idee, gemeinsame Projekte zu realisieren und Wild Heart Free Soul war geboren. Ich war die letzten Sommer immer in Ka? in der Türkei, wo ich Ferienhäuser vermietet habe. Die Cottages dort sind mit zahlreichen Kelims und Kelimkissen dekoriert. So kam es, dass meine Gäste entweder einen Kelim oder zumindest ein paar Kissen mit nach Hause nahmen. Da lag es auf der Hand, die anatolische Handwerkskunst zu importieren und hier in Berlin zu verkaufen. Lena hatte mit ihrem Atelier die passende Location dafür und Jana die Vision, in welche Richtung sich das Ganze weiterentwickeln sollte. So entstand die Idee des ersten Wild Heart Free Soul Bazaars.
Woher stammen die Sachen genau?
Die Sachen stammen aus verschiedenen Regionen der Türkei. Muster, Farben und Webart der Kelims verraten, aus welcher Gegend sie kommen. Eines unserer liebsten Stücke ist zum Beispiel ein Barak-Kelim aus der Antalya-Region. Unsere Cicim-Kelims kommen hauptsächlich aus Balikesir und Fethiye. Die kleinen E?me-Kelims, die auch als Gebetsteppiche genutzt wurden, stammen aus der Provinz U?ak. Und die Kelims mit den schönen Rautenmustern – auch genannt Baklava – kommen aus Denizli. Aus Denizli stammen auch unsere Hamamtücher. Der Ort ist bekannt für seine „Pestemal“-Webereien. Das berühmte „Iznik“- Porzellan wird wiederum in Kütahya gefertigt und handbemalt. Wenn wir eine Landkarte der Türkei mit Stecknadeln versehen würden, wären sie über ganz Anatolien verteilt.
Wer sucht sie aus und bringt sie nach Deutschland?
Ich habe türkische Wurzeln und bin in der Türkei gut vernetzt. Deshalb kümmere ich mich hauptsächlich um den Einkauf. Ich pendele viel zwischen Ka? und Berlin und sammele auf diesen Reisen schöne Einzelstücke, die ich dann mitbringe. Die ersten Waren habe ich wirklich noch mit Koffern und im Handgepäck mitgebracht – hochschwanger und unterwegs mit meiner damals zweijährigen Tochter. Inzwischen ist meine zweite Tochter geboren und wir arbeiten nun mit einer Spedition, die die Waren transportiert. Das wäre von den Mengen her auch gar nicht anders machbar.

Woran erkennt man einen „echten“ Kelim?
Kelims werden hauptsächlich von Nomaden hergestellt, als Teppiche ohne Flor oder als Taschen und Zeltvorhänge. Die Besonderheit ist, dass der Schussfaden auf beiden Seiten des Kelims das Muster bildet. Herkunftsgebiete dieser Kelims sind vorwiegend Anatolien, das Kaukasusgebiet und Persien. Wie bereits erwähnt, kann man an den Mustern und Farben erkennen, aus welcher Region ein Kelim stammt. Weitere Qualitätsmerkmale sind zum Beispiel das Material. Die Nomaden-Kelims werden fast immer aus Baumwolle in der Kette und Schafswolle manchmal auch Ziegenhaar im Schuss gewebt.
Wieso kann so ein Teppich dann auch mal über 1.000 Euro kosten?
Das ist zum einen abhängig von der Art und Qualität des Materials. Besonders hochwertig ist ein Kelim aus handgesponnener Wolle, die mit Pflanzen und Mineralien aus der Umgebung gefärbt wurde. Oder ein Kelim aus Seide. Zum anderen hängt der Preis natürlich auch vom Alter des Kelims ab. Antike Kelims sind zirka 80 bis 100 Jahre alt und sehr teuer. Unsere Kelims sind zwar teilweise auch bis zu 50 Jahre alt, aber antike Kelims verkaufen wir nicht. Somit liegen unsere Preise bis auf einige Ausnahmen deutlich unter 1.000 Euro.
Kelims sieht man überall: Wie erklärt ihr euch, dass diese Art von
„Look“ derzeit so begehrt ist?
Die Muster und Farben sind Teil des modernen Ethno-Looks – ein wichtiger Trend unserer Zeit – in der Mode wie auch im Interior-Design. Vielleicht liegt es im Zeitgeist, dass sich die Menschen nach Ursprünglichem sehnen. Nach Traditionen, nach Handgearbeitetem. Vielleicht ist so ein Kelim zu Hause ein Zeichen: In mir steckt eine Nomadin, ein Nomade. Jeder Kelim hat sein eigenes traditionelles Muster, von denen jedes seine eigene Bedeutung hat. Diese Symbolik wirkt, auch wenn wir nicht unbedingt intellektuell verstehen, was sie bedeutet. Es ist die Geschichte, die jedes einzelne Stück mit sich trägt. Außerdem wird die auf den ersten Blick erkennbare handwerkliche Fertigung geschätzt. Ein Kelim ist zudem extrem lange haltbar und sehr pflegeleicht. Und wenn er nicht gerade mit künstlichen Pigmenten gefärbt wurde, besteht er aus 100 Prozent Natur.

Was sind eure Bestseller?
Am Besten verkauft haben wir bis jetzt die Kelim-Kissen. Fast jedes Kissen ist ein Unikat. Bei der großen Auswahl an Farben, Mustern und Größen können sich die Kunden meist nicht entscheiden und kaufen gleich mehrere Kissen auf einmal. Unter den Kelims waren bisher die „Baklava“ (Rauten) Kelims der Renner. Davon haben wir auch wieder viele mitgebracht.
Wie und wo sind bei euch zuhause die Kissen und Teppich im Einsatz?
Überall! Weil die Kelims sich besonders schön auf Dielenböden oder Fischgrätparkett machen haben wir fast in jedem Raum einen liegen. Sogar als Spielteppich im Kinderzimmer oder als Badvorleger. Viele Kelim-Kissen schmücken unsere Sofas oder Holzstühle. Und die robusten Sitzkissen eignen sich perfekt als Balkonmöbel. Ich habe mir auf dem Balkon eine türkische Sitzecke eingerichtet.
Auf was können wir uns beim nächsten Bazaar freuen?
Aufgrund der großen Nachfrage haben wir dieses Mal eine riesige Auswahl an Pestelmals. Das sind leichte Handtücher aus Baumwolle, die man fürs Hamam oder auch als Strandtuch nutzen kann. Es sind ganz unterschiedliche Farben, Qualitäten, Muster und Größen dabei. Dann haben wir dieses Mal eine deutlich größere Auswahl an Sitzkissen. Die sogenannten „Çuvals“, was auf Türkisch „Sack“ bedeutet, sind in vielen bunten Farben bestickt. Ungefüllt kann man sie auch als kleine Läufer oder Vorleger benutzen. Unter den Kelims liegen uns besonders die farbenintensiven Cicims am Herzen. Cicim-Kelims sind sogenannte „broschierte Flachgewebe“. Sie sehen aus wie bestickt. Das Bild wird aber durch einen musterbildenden, dicken Zierschuss erzeugt. „Cicim“ heißt auf Türkisch übrigens „mein Schatz“. Und am Liebsten würden wir sie alle selber behalten!
Eure Pläne für die Zukunft? Gibt es zum Beispiel vielleicht bald einen Wild Heart Free Soul Onlineshop?
Der Verkauf auf den Bazaaren macht uns besonders großen Spaß. Hier können wir die Kunden von Angesicht zu Angesicht beraten, sie die unterschiedlichen Materialen befühlen lassen, über Geschichte und Herkunft der Kelims informieren oder Anekdoten von unseren Reisen erzählen. Und natürlich nach guter türkischer Manier – sie auf einen heißen türkischen Çay einladen. Somit werden wir die Bazaare sicher fortführen, auch wenn ein Onlineshop in Planung ist. Zusätzlich zum Shop wollen wir gerne einen Blog realisieren, auf dem wir die Geschichten hinter den Kelims erzählen – und die Themen bearbeiten, die uns selber interessieren: Schwangerschaft, weibliche Kraft, Geburt, frühe Kindheit, Spiritualität. Wir wollen Menschen – vor allem Frauen – die uns inspirieren, portraitieren und interviewen. Und wir wollen auf jeden Fall eine eigene Kollektion entwerfen. Mehr dazu bald!
Vielen Dank für das Interview!
Wild Heart Free Soul Bazaar – The Fashion Week Edition
Late-Night-Shopping: Mittwoch 9. Juli 2014, 16 bis 22 Uhr
Donnerstag 10. Juli bis Samstag 12. Juli 2014, 12 bis 18 Uhr
WHFS-Atölye, Elisabethkirchstraße 13, Berlin-Mitte
5 Antworten auf „Interview mit Wild Heart Free Soul über den Kelim-Trend – Journelles Maison“
Bitte um Information wo und wann die nächsten Bazare
stattfinden
Liebe Jutta, der nächste Bazaar findet ab heute, Mittwoch den 9.Juli von 16:00h – 22:00h statt plus Do 10.Juli bis Sa 12. Juli von 12:00h – 18:00h. Adresse: Elisabethkirchstr. 13, Berlin-Mitte. Mehr Infos unter: https://www.facebook.com/wildheartfreesoul
Wow! Diese Teppiche sorgen für Stimmung, selbst wenn die Möbel und Wände eher schlicht zurückhaltend gehalten sind.
[…] WHFS, Elisabethkirchstr.13, 10119 Berlin-Mitte, 10.-12.07.2014, 12-18h. Ein Interview mit den drei Macherinnen hier. […]
Liebes Wilde Heart Team, ich würde wahnsinnig gerne wissen ob ihr den Kelim auf dem ersten Bild (der ganz bunte mit Pink und allen anderen Farben) noch habt und wie groß er ist und wie teuer? Ich bin nicht auf Facebook, kann man euch per Mail erreichen? Würdet ihr den Teppich auch versenden (nach Österreich?)
Vielen Dank, liebe Grüße Charly