JOURgarderobe: Zuhause bei Antonia Zilling

Stellt euch vor, ihr könntet eure Traumwohnung nicht nur einrichten, sondern die Räume selber mitgestalten, angefangen von der Farbe der Böden bis hin zur Badewanne? Meine Freundin Antonia durfte sich diesen Traum erfüllen. Heute lebt sie mit ihren Töchtern in einer Wohnung im Prenzlauer Berg, die ich als eine der schönsten Wohnungen Berlins bezeichne. Neuerdings

Stellt euch vor, ihr könntet eure Traumwohnung nicht nur einrichten, sondern die Räume selber mitgestalten, angefangen von der Farbe der Böden bis hin zur Badewanne? Meine Freundin Antonia durfte sich diesen Traum erfüllen. Heute lebt sie mit ihren Töchtern in einer Wohnung im Prenzlauer Berg, die ich als eine der schönsten Wohnungen Berlins bezeichne. Neuerdings kann man sie deshalb sogar für Shootings oder Filmaufnahmen mieten. Wir kochen hier oft zusammen und verbringen den Rest des Abends an dem rustikalen Holztisch mit Vintage-Stühle-Mix.

Jedes Mal staune ich, wie Antonia mit wenigen Handgriffen (Zweige in einer großen Vase, Stoff- statt Papier-Servietten und ein halber Laib Brot auf dem Tisch) eine tolle Atmosphäre schafft – sie ist mit Abstand die beste Gastgeberin, die ich kenne und ich freue mich jedes Mal, wenn ich sie besuchen darf. Bis ihre Wohnung allerdings bezugsfertig war, musste sie viel Zeit, Nerven und Arbeit investieren.

Im Interview mit Journelles schildert die gebürtige Berlinerin den langen Weg zum Eigenheim.

Antonia, sag’ mal, wie hast du deine Traum-Wohnung gefunden? Jawohl nicht über Immobilienscout, oder?!
Doch! (lacht)

Wusstest du gleich „Das ist sie!“?
Ja, es war die erste Wohnung, die ich mir angesehen habe bzw. waren es ursprünglich zwei Wohnungen, die wir zusammengelegt haben. Ich habe mir dann noch alibimässig drei weitere Angebote angeschaut, aber ich wusste, dass es die erste Wohnung sein muss.

Was hat dir spontan so gut gefallen?
Ich habe mich auf den ersten Blick verliebt, obwohl die Räume damals in einem katastrophalen Zustand waren. Aber ich habe mich vom ersten Moment an Zuhause gefühlt, obwohl noch viel Fantasie nötig war, wie die Wohnung einmal aussehen sollte! Stuck, alte Oliven an den Fenstern, die hohen Decken, Dielung, Himmelsausrichtung, Balkone – all das war schon da. Man musste es nur noch schön machen.

Was hast du an der Wohnung alles machen lassen, bevor ihr einziehen konntet?
Fast alles wurde renoviert bzw. restauriert. Wir haben die Wände versetzt, Stuck nachgegossen und drei Durchbrüche geschaffen, um die zwei Wohnungen zu vereinen.

Fotos: Christian Dammann/Claas Cropp Creative Productions

Wer hat dir bei diesem Mammut-Projekt geholfen?
Mein Bruder Michael, er ist Bauunternehmer und hat eine eigene Firma, meine spanische Freundin Julieta – sie ist Architektin und hat mir vor allem bei dem Bau der Küche geholfen – und meine Freundin und Nachbarin Sophie. Wir haben zur gleichen Zeit unsere Wohnungen im gleichen Haus übereinander saniert und uns in vielen Fragen gemeinsam beraten. Das schweißt zusammen!

Wie lange hat der Umbau gedauert?
Ungefähr sechs Monate.

Was war während dieser Zeit immer die größte Herausforderung für dich?
Sich vorzustellen, wie alles einmal aussehen soll. Auf dem Papier scheint es alles klar zu sein und dann fängst du an zu bauen, und auf einmal siehst du, dass dein Vorhaben das Gesamtbild der Wohnung total zerstören würde. Ich hatte zum Beispiel das Gästebad erst ganz anders geplant und als dann die Handwerker das Gerüst der Trockenwände gebaut hatten, habe ich mich glücklicherweise noch mal um entschieden, das Bad wo anders hinzusetzen. Die Bäder waren sowieso die größte Herausforderung – ich wollte keine Fliesen sondern am liebsten einfach nur einen geschliffenen Estrich und gespachtelte Wände, aber das stellte sich in einem Altbau ziemlich kompliziert dar und ich musste viele Kompromisse machen.

Welche Vorbilder schwebten dir im Kopf, also wie sollte deine Traumwohnung später aussehen?
Ich liebe den skandinavischen Stil mit den weißen Böden, die viel Licht in die Wohnung bringen. Gerade in dem doch düsteren Winter in Berlin und den wenigen Sommermonaten hilft es sehr, so eine lichte helle Wohnung zu haben. Außerdem ist es wie ein Rahmen für ein Bild – egal was Du auf einen weißen Boden stellst, es sieht immer gut aus.

Die Farbe des Bodens ist echt toll, so ein schönes Off-White! Woher stammt sie?
Der Bodenlack ist von Farrow & Ball, der Farbton heißt „Slipper Satin“ – da sollte man meiner Erfahrung nach keine Experimente machen, wenn die Bodenfarbe lange halten soll gibt es keinen besseren Hersteller.

Wie würdest du die Einrichtung der Wohnung beschreiben?
Ich liebe Erbstücke, Dinge auf Flohmärkten zu finden oder besondere objets trouvés von Reisen mitzubringen. Ich habe aber auch einige Dinge bei Ikea gekauft, die nicht auffallen, wie zum Beispiel das Sofa. Mit Kindern macht es keinen Sinn, ein teures Sofa zu kaufen. Auch die Korpusse der Küche sind von Ikea, aber so verändert, dass man es nicht gleich vermutet. Die Arbeitsplatte ist ein französischer Betonputz, namens „Beton Ciré“. Bis heute habe ich noch keine passenden Griffe für die Türen gefunden, so dass ich mit kleinen Schlingen als Gaffer Tape die Schränke öffne. Das hat auch seinen Charme!

Was ist dein Lieblingsdetail?
Mein antiker Kachel-Ofen, der auch schon in der Wohnung stand. Wir haben ihn ins Esszimmer versetzt und als Holzofen umfunktioniert, damit man ihn richtig nutzen kann. Ich sage immer: „In Berlin braucht man keine große Terrasse, die Sommer sind so kurz, aber ein Kamin ist das tollste für die langen kalten Wintertage!“

Und wo ist dein Lieblingsplatz?
Die Küche und morgens von der Sonne in meinem Schlafzimmer geweckt zu werden.

Fotos: Christian Dammann/Claas Cropp Creative Productions

Wie dekorierst du am liebsten?
Simpel, schlicht und zeitlos. Ich mag Wald- und Wiesenblumen sowie wilde Sträucher.

Ich komme besonders gerne zum Essen zu dir, deine Partys sind immer toll: Auf was achtest du, wenn du Leute einlädst? Was ist dir als Gastgeberin wichtig?
Na, dass das Essen schmeckt und genug zu essen und zu trinken da ist!

Du hast vor kurzem zusammen mit Leonie von Ondarza die Event-Agentur OZ Privé gegründet – wie meisterst du dein Leben als zweifache Mami und berufstätige Frau?
Das frage ich mich auch manchmal! (lacht)

Hast du dabei so etwas wie ein Motto im Kopf?
Um klar zu sehen, reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung.

Jetzt hätte ich fast vergessen, dich noch nach den restlichen Möbeln zu fragen: Woher stammen die schwarzen Lampen über dem Tisch?
Das sind antike Industrielampen aus Emaille, die ich auf dem Flohmarkt am Boxhagener Platz in Berlin gekauft habe.

Wo bekommt man bitte einen so schönen großen Esstisch her?
Den Tisch hat ein Freund aus Argentinien nach meinem Entwurf für mich gebaut, das Holz ist einfaches recyceltes Bauholz.

Fotos: Christian Dammann/Claas Cropp Creative Productions

Fehlt noch der Schaukelstuhl, der im Wohnzimmer steht. Wo hast du den ergattert?
Ebay-Kleinanzeigen!

Und das Bett, die Bank und der Koffer im Schlafzimmer?
Das Bett ist ein Model von meiner Freundin Esther aus Barcelona, sie macht unter dem Label Usame wunderschöne Möbel. Die Bank stammt aus dem Ferienhaus meiner Eltern in der Prignitz, ich habe sie in der Scheune gefunden. Der antike Havanna-Sessel stand früher in dem Herrenhaus meiner Großeltern. Den Lederkoffer habe ich mal in Paris auf dem Marché aux Puces gekauft. Und die Nachtischlampe die ist eine originale „Kaiser Idell“.

Also ein Designklassiker?
Absolut!

Liebe Antonia, danke für das Interview!

 

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

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13 Antworten auf „JOURgarderobe: Zuhause bei Antonia Zilling“

Ich weiß nicht. Ich finde, hier wurde der ganze Hype um Purismus etwas zu weit getrieben. In meinen Augen ist die Wohnung nicht sehr gemütlich, sondern wirkt ziemlich steril und unbewohnt. Ich bin auch ein Freund von weißen Wänden/Flächen, aber hier müssten meinem Geschmack nach dringend ein paar Bilder an die Wand. 😉

Mir gehts ganz ähnlich – mein erster Eindruck war: eben erst eingezogen und noch nicht so ganz fertig. 😉

Bilder und vielleicht die eine oder andere Pflanze würden tatsächlich die Wohnung noch extrem aufwerten. Zumindest für mein Stilempfinden. 🙂

Ja, vielleicht ein Tick zu „weiß“, aber im Großen und Ganzen eine sehr schöne und stilvolle Wohnung. Danke fürs Teilen!

Puh, die Umbaumaßnahmen klingen nach einer Menge Arbeit, Chapeau! Ist für mich auch deshalb interessant, weil uns wohl eine ähnliche Unternehmung bevorsteht: Wände einreißen, Küche verlegen, Räume umgestalten … um unserer Wohnung ein Zimmer mehr abzutrotzen. Noch graut’s mich davor, allerdings wohnen wir bereits in der Wohnung, wodurch so ein Umbau mit noch mehr Widrigkeiten einhergeht.
Und was die Gestaltung der präsentierten Wohnung angeht: Gefällt mir, auch wenn ich persönlich in der Farbe naturbelassene Dielen lieber mag als weiß gestrichene. Ich habe mal eine sehr kleine Altbaubewohnung bewohnt, dort hatte der weiße Anstrich des Holzbodens eine unglaublich erweiternde Luft schaffende Wirkung, aber bei ohnehin schon großen, hellen Räumen kann’s schnell zu kalt wirken.

Mir fehlen auch noch ein paar Bilder an der Wand und die kleine Unordnung damit ich auch weiß, ok, da lebt auch jemand drin. Sonst: wunderschöne Traumwohnung! Würde ich sofort einziehen.

Bin ich wirklich die einzige, die die Nase voll hat von Altbauwohnungen mit Dielenboden und Vintage-/Shabbychic Möbeln? Ich kann es echt nicht mehr sehen, das langweilt mich alles zu toooodddee!

Soso
nein, Du bist nicht die einzige. Wenn schon chic, dann mit Designklassikern. Würde diese Wohnung nicht weiss gestrichen sein und alles genauso in einem unrenovierten 60iger Jahre Bau rum stehen, würde es keinem gefallen und jeder würde es als schmuddelig und ungepflegt empfinden. Genauso wie ich dieses Kleinkram im Badezimmer am Waschbecken auch nicht besonders chic empfinde.
Ich bezweifle stark, dass dies ein der schönsten Wohnungen Berlins sein soll.
Vielleicht ist die Hausherrin sympathisch und gastfreundlich, dann empfindet man vieles ganz anders.

Mir persönlich wäre es auch ein bisschen zu weiß, aber ich mag den Tisch mit den Vintage Stühlen und vor allem den schwarzen Lampen. Der Mix aus dem Esszimmer würde auch in den anderen Räumen gut zur Geltung kommen..

Fußboden, Stuck und Türen finde ich sehr schön. Ein paar Farbakzente müßten es für meinen Geschmack aber auch sein.
Aber davon abgesehen: tolle Wohnung!

Was für eine schöne Wohnung! Mir gefällt es – vor allem der Tisch mit den vielen verschiedenen Stühlen. Davon habe ich vor Jahren schon geträumt, den Traum allerdings nie verwirklicht. Vielleicht kommt das noch. Danke für den Einblick!
Katharina // ktinka

muss auch sagen, so richtig gemütlich sieht die wohnung für mich nicht aus. und gehört nicht mal zu der kategorie „wunderschön, aber wie soll man da wohnen“ ich finde sie einfach nicht so schön. auch kinder kann ich mir dort drinnen ehr schlecht vorstellen.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.