JOURgarderobe: Closet Diary mit Yara Jentzsch Dib, Gründerin von xouxou Berlin

Es wird farbenfroh! Denn Yaras bunte Looks bringen Sommergefühle in den Berliner Winter

Yara gehört zu den wenigen Menschen, die ich noch nicht persönlich getroffen habe und die dennoch eine wichtige Rolle in meinem täglichen Leben spielen. Warum? Weil Yara Jentzsch Dib meinen Alltag (und auch den von einem Großteil des restlichen Team Journelles) grundlegend verändert hat.

Bevor sie in unser Leben trat, bestand viel Zeit unseres Tages nämlich vor allem aus: Suchen. Herzstillstand. Erleichterung. Die Rede ist vom ewigen Kramen nach dem Handy. Denn alleine beim Gedanken unseren Heiligen Gral verloren zu haben bekommt die ein oder andere Lady im Office schon mal einen Ohnmachtsanfall.

Yara, die 31 Jahre alt ist und in Brasilien aufwuchs, bevor sie mit 13 Jahren nach Berlin zog, erkannte das Problem und erfand die einfachste und schönste Lösung: Handyketten. Mit ihrem Label xouxou Berlin sorgt sie, seitdem sie mit ihrem ersten Kind schwanger war (gerade ist das zweite unterwegs), für einen ruhigen Puls bei allen Handy-Freaks.

In ihrem Onlineshop verkauft sie allerdings noch viel mehr: wunderschöne Wallhangings, Makramee-Pflanzenhalter und Schnullerketten. Ihre Inspiration? Reisen! „Ich fühle mich wohl an Orten, die zum Leben gemacht sind und an denen der Mensch mit seiner aktuellen Lebenslage im Mittelpunkt steht. Ich mag es, wenn Dinge aufeinander abgestimmt sind”, so Yara über ihre Ästhetik.

Mittlerweile geht ihr Handykettenbusiness so durch die Decke, dass sich Yara Mitarbeiter suchen musste und nebenbei noch eine Firma gegründet hat, die sich auf Interior-Design konzentriert: Palm Studio Berlin.

Wer sich jetzt noch fragt, wie sie es schafft, zwischen Mutterstress und schwangerem Bauch so gut auszusehen, dem kann ich leider auch nicht helfen. Ich habe das Rätsel noch nicht gelöst, finde in Yaras sieben Looks aber definitiv Inspiration für mehr Farbenfrohsinn im Winter.

Viel Spaß also bei Yaras Woche!

MONTAG

Die Woche beginnt und ich bin motiviert. Ich verschaffe mir einen Überblick über die verschiedenen Dinge, die ich erledigen will und lege mir Termine und Verabredungen verteilt über die Woche. Montag ist bei mir meistens ein organisatorischer Tag, so auch heute. Nachmittags hole ich meinen Sohn Pan von der Tagesmutter ab und versuche möglichst wenig an die Arbeit zu denken, um ganz für ihn da zu sein.

Ich trage einen Hut, den ich in Ecuador bei einem traditionellen Hutmacher gekauft habe, das Jackett und das Oberteil sind aus Merinowolle. Beides habe ich aus der Vintage Boutique Neuzwei in Berlin Neukölln. Auch die Slipper aus Leder mit kleinem Plateau sind von dort. Die lockere Marlene Hose ist wegen des hohen Bunds ideal für mich, denn sie sitzt auch mit wachsendem Bäuchlein bequem.

Hemd: Vintage via Neuzwei (ähnlich hier), Sakko: Vintage via Neuzwei (ähnlich hier), Hose: Weekday (ähnlich hier), Schuhe: Vintage via Neuzwei (ähnlich hier), Hut: Aus Ecuador (ähnlich hier)

DIENSTAG

Heute mache ich die neuesten Bestellungen versandbereit und gehe zur Post. Am effektivsten bin ich, wenn ich mir zwischendurch Zeit zum Durchatmen nehme und kurze Phasen des Rückzugs habe. Das tue ich am liebsten bei einem Spaziergang mit meinem Hund in Richtung meiner kleinen Werkstatt, in der ich in die xouxou-Artikel produziere.

Heute ist ein sonniger Tag in Berlin und ich habe Lust auf kräftige Farben. Ich wähle einen Pulli in Yves-Klein-Blau – meiner momentanen Lieblingsfarbe. Dazu einen Taillenrock aus melierter Wolle. Der Mantel ergänzt sich gut mit dem Pulli und ich mag es farbliche Akzente zu setzen. Generell ist das ein eher klassisches Outfit und auf den ersten Blick vielleicht nicht so geeignet zum Spazierengehen. Aber dadurch, dass der Tragekomfort hier groß ist, habe ich mich trotzdem dazu entschieden (auch durch die Schuhe, die Blockabsätzen mit Profil haben). Meine Handykette trage ich zu jedem Outfit, eines der drei Farb-Modelle passt immer. Gerade mit Kind und Hund habe ich meistens meine Hände voll und muss wegen der Handykette nie in irgendwelchen Taschen kramen oder mir Gedanken darum machen, dass ich mein Handy irgendwo liegen lasse. Neben dem Aussehen und Tragegefühl ist es mir wichtig, dass meine Kleidung mit meinem Alltag sinnvoll vereinbar ist.

Mantel: Harris Wharf London (ähnlich hier), Pullover: Acne Studios (ähnlich hier), Wollrock: Sandro (ähnlich hier), Schuhe: Zara (ähnlich hier), Brille: Céline (ähnlich hier), Ohrringe: The Store (ähnlich hier)

MITTWOCH

Ich liebe Pflanzen. In meiner Familie gibt es Förster und Floristen. Meine Liebe zur Natur wurde mir also in die Wiege gelegt und ich habe einen Großteil meiner Kindheit im brasilianischen Regenwald verbracht. Ich schmücke meine Wohnung immer mit vielen frischen Blumen und Pflanzen. Auch die Blumen in der Beuster-Bar, die mein Freund mit betreibt, stelle ich gerne zusammen. Diese Beschäftigung hat etwas meditatives und macht mir großen Spaß. Ganz besonders liebe ich den „Blume & Raum” Laden am Paul-Linke-Ufer, wo ich heute vorbeischaue.

Ganz nach dem Motto der Berliner Designerin Stella Stangenberg, die sagt „One needs no more than a coat and shoes to be well dressed”, trage ich am Mittwoch diesen wahr gewordenen Traum-Mantel und klassische Velours-Ballerinas mit einem kleinen Absatz. Ich bin fasziniert von der femininen Silhouette, die Zeitlosigkeit und Glamour in sich vereint. Und auch hier sorgen feinste Wolle in prächtigem Rot und seidenes Futter für optische Vollkommenheit und angenehmstes Wohlbefinden.

Mantel: Stella Stangenberg (ähnlich hier), Hose: (ähnlich hier), Ballerinas: Maryam Nassir Zadeh

DONNERSTAG

Ich versuche stets auf mich zu achten, mich gesund zu ernähren und Sport zu treiben. Donnerstag habe ich meistens ein bisschen mehr Freiraum, da mein Freund unseren Sohn von der Tagesmutter abholt, so auch heute. Nachdem ich vormittags im Homeoffice arbeite, gehe ich gern in die Sauna oder zur Thaimassage. Ich entscheide mich für einen bequemen Zweiteiler aus schwerem Baumwollstrick, meinen Vintage Trenchcoat und diese praktische Bauchtasche von Selma Jensen. Den Hut habe ich aus London und die Ringe sind aus Brasilien, ich bringe immer etwas von meinen Reisen mit.

Trenchcoat: Burberry (ähnlich hier), Shirt: COS (ähnlich hier), Hose: COS (ähnlich hier), Schuhe: New Balance, Hut: Luck of Color (ähnlich hier), Bauchtasche: Selma Jensen (ähnlich hier), Ringe: aus Brasilien (ähnlich hier)

FREITAG

Auch wenn die Wochenenden als Mutter jetzt anders aussehen: ich gehe sehr gerne mit meinen Freunden aus! Mir geht es dabei darum, mir Zeit für mich zu nehmen und auch mal ein bisschen Abstand vom Alltag zu gewinnen. Heute schläft der kleine Pan bei seiner Oma und ist schon ab nachmittags bei ihr. In meinem Freundeskreis arbeiten einige in der Gastronomie, sodass wir auch gerne mal neue Bars oder Restaurants ausprobieren. Heute entscheide ich mich für gedeckte Herbstfarben. Eine gestreifte Samthose in Senfgelb ist heute mein Highlight, kombiniert mit einem moosgrünen Rollkragenpulli aus Wolle, einem schwarzen Trench, kleiner Handtasche, Ankle Boots und meinem Kosakenhut.

Trenchcoat: Acne Studios (ähnlich hier), Pullover: Case Studies (ähnlich hier), Hose: Steinrohner (ähnlich hier), Schuhe: Acne Studios (ähnlich hier), Kosakenhut: Vintage (ähnlich hier), Tasche: Chloé

SAMSTAG

Samstags gehe ich in die Beuster Bar. Zugegeben, die Beuster-Bar ist wie mein zweites Wohnzimmer, denn mein Freund betreibt sie mit meinem Bruder und einem langjährigen Familienfreund. Hier fühle ich mich heimisch und ich kann mir sicher sein: ich treffe immer bekannte Gesichter. Im Beuster ist immer etwas los, auch wenn ich mich nur an die Bar setze und dem Geschehen zuschaue wird mir nie langweilig. Ein perfekter Ort für einen Samstagabend, an dem sich viele Dinge vereinen, die ich mag: gutes Essen und Trinken, Spontaneität, Lebensfreude und schöne Menschen. Nachdem ich an diesem grauen Samstag tagsüber nur zu Hause gewesen bin entscheide ich mich für einen kurzen Besuch und schlüpfe in ein Seidenkleid, die Ballerinas mit kleinem Absatz und eine warme Schaffelljacke. Dazu rote Lippen und mein momentaner Duft “Marrakech Intense” von Aesop. Und weil es so spontan ist, vergesse ich glatt das Kleid zu bügeln, aber was soll’s…

Jacke: Acne Studios (ähnlich hier), Kleid: Ignacia Zordan (ähnlich hier), Tasche: Chloé, Schuhe: Maryam Nassir Zadeh

SONNTAG

Sonntag ist ganz klar Familientag. Da wir einen Hund haben, sind wir viel an der frischen Luft. Pan ist in dem Alter, wo er das Laufen und Reden für sich entdeckt. Ich möchte, dass er so viel wie möglich draußen ist, mit anderen Kindern spielt und in Kontakt mit der Natur und der Stadt ist. Gerne bin ich daher den Sommer über im Grunewald oder wie an diesem Tag auf dem Tempelhofer Feld. Dieser ehemalige Flughafen hat die Weite, die ich sonst von keiner Großstadt kenne. Jedesmal wenn ich dorthin gehe, fühlt es sich fast so an, als wäre Berlin am Meer. Nur wäre es zu perfekt, wenn es so wäre und ich muss leider meine Badesachen im Schrank lassen.

Stattdessen setzt sich mein Sonntagsoutfit heute aus einer legeren Strickhose, einem Seidenhemd von Aigner aus der Neuzwei-Boutique, einer gefütterten Jacke und einem wunderschönen Schal des Berliner Labels Studie Cases zusammen.

Jacke: Valentine Gauthier (ähnlich hier), Seidenbluse: Vintage Aigner via Neuzwei (ähnlich hier), Hose: COS (ähnlich hier), Schuhe: Converse, Schal: Case Studies (ähnlich hier)

Von Marie

Der erste Satz, wenn mich Leute kennenlernen ist: „Das ist aber selten.“ Ja, ich bin ein seltenes Exemplar: Berliner Eltern, Berliner Blut, Berliner Göre. Tatsächlich bin ich so sehr mit der Hauptstadt verbunden, dass ich meinem Kiez in Schöneberg seit über 20 Jahren die Treue halte und noch nie von hier weggezogen bin – und auch nicht dran denke. Und obwohl wir Schöneberger zwar sehr viel von Bio-Supermärkten und esoterischen Edelsteinläden halten, gibt es hier auch das ganz große Mode-Paradies: das KaDeWe. Der Tempel des Shoppings und der Ersatzkindergarten für meine Eltern, sozusagen das Småland bei Ikea für mich (andere Kinder haben dort ihren ersten Wutanfall, ich schmiss mich in voller Rage im Atrium des KaDeWe auf den Boden und weigerte mich zu gehen). Kein Wunder also, dass Mode und ich nie wirklich Berührungsängste hatten.

Spätestens seit der Oberstufe, in der ich – dank Blair Waldorfs Inspiration aus Gossip Girl (ja, das war meine Serie zusammen mit Gilmore Girls) – die Schule nie ohne Haarreif, Fascinator oder eine gemusterte Strumpfhose betrat, hatte auch mein Umfeld begriffen: Marie macht was mit Mode. Und weil ich damit in meinem katholischen "Elite-Gymnasium" so ziemlich die Einzige war, suchte ich meine Verbündeten 2011 woanders: im Internet. Auf meinem Blog Style by Marie. Und so begann meine modische Laufbahn.

Noch mehr Gleichgesinnte und vor allem Freunde fand ich auf der Akademie für Mode & Design in Berlin, bei der ich 2013 meine Ausbildung in Modejournalismus und Medienkommunikation startete. Was für mich seit der 1. Klasse klar war, nämlich das Schreiben mein Ding ist, wurde jetzt zu meinem Beruf: Journalistin. (Denn ja Oma, es gibt noch etwas anderes als Modedesignerin). Dank meines Blogs und einem Praktikum bei der Harper’s Bazaar Germany in der Online-Redaktion blieb ich auch dem Internet und dem Online-Journalismus treu. Und ratet mal, wo ich jetzt bin: Genau, bei Journelles, dem Blogazine, was alle meine Leidenschaften verbindet: Bloggen, Schreiben, online sein – zusammen mit euch!

Kommentare (11) anzeigen

11 Antworten auf „JOURgarderobe: Closet Diary mit Yara Jentzsch Dib, Gründerin von xouxou Berlin“

Sehr schöne Outfits, vieles würde ich so zwar nicht tragen aber ihr steht es großartig.
Liebste Grüße und alles Gute für die Schwangerschaft.

Ein wirklich tolles Closet Diary, ich würde fast alles genauso tragen (natürlich abgewandelt wegen der Markenklamotten, aber vieles ist ja glücklicherweise Vintage). Die Haare sind auch toll.

Bis lang mein absolut liebstes Closet Diary! So eine wunderschöne Frau und ein super entspannter aber chicer Style!

Wunderschöne Outfits! Gefällt mir sehr gut und super lässig. Aufgefallen ist mir auch die coole Trageweise des Handys. Sehr praktisch. Wo kann man denn so eine Necklace ergattern? ?

Super Oufits !! Ich hoffe die Handyketten sind bald wieder für das IPhone 6 erhältlich!
:))

Ich liebe eure Closet Diaries und finde auch dieses hier ganz besonders toll und schön. Leider muss ich einmal Maries Schreibarbeit kritisieren – nicht böse gemeint, sie ist sonst mein heimlicher Liebling unter euch Journellis.

Die Einleitung des Artikels, und ähnlich kündigt ihr auch auf Facebook an, lautet „Yara gehört zu den wenigen Menschen, die ich noch nicht persönlich getroffen habe und die dennoch eine wichtige Rolle in meinem täglichen Leben spielen. Warum? „.

Wir haben uns den Artikel heute in einer medienwissenschaftlichen Vorlesung angeguckt. Unser Dozent gibt uns hier zu Beginn immer die Möglichkeit sich über Aktualitäten in der Medienwelt ein bisschen auszutauschen, so haben ein paar Kommilitonen und ich vorgeschlagen mal auf Journelles vorbei zu gucken. Mit so einer Einleitung bestätigt ihr Leider alle (negativ) Klischees der Modewelt. Als Leser geht man nämlich bei solchen Sätzen davon aus, im Folgenden von einer Inovation zu erfahren und dann stellt sich heraus das besagte Person euer Leben durch „Handyketten“ verändert hat, damit ihr eure Smartphones schneller aus der Handtasche zerren könnt. Der Ton wurde vom gesamten Kurs als sehr fragwürdig bewertet. Manchmal müsste ihr euch vielleicht mehr in den Leser hineinversetzen.

Auf Journelles konzentriert euch auf die schönen Dinge im Leben und das ist auch gut so, aber dennoch: Du setzt in diesem Fall jemanden in die Rolle des Übermenschens der Handyketten erfunden hat und betitelst das Problem der Handysuche wie folgt „Bevor sie in unser Leben trat, bestand viel Zeit unseres Tages nämlich vor allem aus: Suchen. Herzstillstand. Erleichterung.“ Herzstillstand? Frage dich vielleicht manchmal einfache, wie sich das für jemanden liest, der wirkliche Probleme hat und auf eine wirklich lebensveränderte Erfindung wartet. Genug Zeit am Handy verbringt ihr mit Sicherheit, auch ohne Kette.

Hallo liebe Maria,

schön, dass ihr euch in der Uni mit unseren Artikeln auseinandersetzt.
Natürlich darfst du das Wort „Herzstillstand“ nicht wörtlich nehmen, es ist eine Allegorie, die man mit Humor sehen sollte. Und Ironie.

Ich finde es aber toll, dass du so aufmerksam liest! Danke für die konstruktive Kritik, ich werde daran arbeiten und vielleicht manchmal meinen (zu schwarzen) Humor zuhause lassen.

xx Marie

Tolle Fotos von einer tollen Frau. Sehr schön siehst du und Pan aus! Ich mag besonders die Outfits vom Dienstag, Donnerstag und Freitag.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.