JOURgarderobe: Closet Diary mit Kerstin Geffert, Inhaberin von Silk Relations

Happy Monday! Wir starten mit den Power-Looks von Kerstin in die neue Woche

Ein Job, zu dem man wirklich jeden Morgen gerne hingeht? Für Kerstin Geffert ist das die Realität. Sie machte ihr Hobby und Talent zu ihrem Job. Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Silke Bolms gründete sie 2005 die PR-Agentur Silk Relations, die sich mittlerweile zu einem großen Unternehmen mit über 30 Angestellten und vielen bekannten Marken als Kunden entwickelt hat – in Berlin ist sie eine absolute PR-Größe! Hinzu kommen die von ihr mit entwickelten German Press Days, die zweimal jährlich in der Hauptstadt stattfinden – gerade erst vergangene Woche.

Einleitung von Kira Rosenkranz

Mode ist ein elementarer Bestandteil meines Alltags – sowohl privat als auch beruflich absolut unverzichtbar.

Auf Kerstins Closet Diary freuen wir uns schon seit Wochen. Wirklich wahr! Denn ihr Stil ist nicht nur wunderbar vielseitig, sondern vor allem mutig – und mal ehrlich: Darauf trifft man heute immer seltener. Ihr Modegeschmack ist vor allem vom Berlin der 90er Jahre inspiriert. Festes Schuhwerk, um durch die Ruinen am Potsdamer Platz in die angesagten Kellerbars zu klettern, Lederjacken, selbst gestrickte Oversize-Pullover, dunkle Jeans und Lackröcke aus dem Sex-Shop beeinflussten damals die Mode. Über die Jahre, in denen sich Kerstin von keinen Dresscodes einschränken ließ, entwickelte sich ihr heutiger Stil zu einer bunten Mischung aus den 90ern und aktuellen Trends. Die Doc Martens müssen sich inzwischen mit knallroten Stiefelletten den Platz im Schrank teilen, der enge Lackrock ist einem eleganteren Modell mit Federn gewichen. Was gleich geblieben ist? Kerstins Affinität für Flohmärkte und Vintage-Shops, in denen man einzigartige Teile entdecken kann.

Wie man diese dann mit anderen Lieblingen, Basics oder auch Designerteilen zu einem besonderen Look kombinieren kann? Das zeigt euch Kerstin in ihrem Closet Diary samt Geheimtipp in Sachen Accessoires.

Kerstin Geffert auf Instagram: @kerstingeffert

MONTAG

Montags finden in der Agentur regelmäßig Meetings mit unseren Teamleitern statt. Wir besprechen die vergangene Woche und planen die kommende. Wir haben viele Events und das nicht nur in Berlin, sondern auch in anderen Städten. Da die wenigsten unserer Kunden in Deutschland sitzen, geschweige denn in Berlin, gehören zu unserem Job auch viele Reisen.

Den zitronengelben Cordblazer habe ich einer Kollegin nachgekauft: Er hing bei ihr über dem Stuhl und ich war regelrecht ‚gethrilled‘. Er ist von Zara und hat im Sale unfassbare 19,- Euro gekostet. Ich vermeide es eigentlich, in Läden wie Zara zu gehen. Weil: Ich halte das Prinzip von Fast Fashion, also möglichst schnell billige Kopien von Designerkollektionen in den Laden zu hängen, für nicht (mehr) zeitgemäß. Aber bei besagtem Blazer wurde ich schwach. Dazu trage ich eine helle, highwaisted Jeans von Levi’s und betongraue Fell-Sandalen von Rick Owens x Birkenstock. Die gestreifte Bazaarbag von Balenciaga trage ich seit zwei Jahren rauf- und runter. Sie hat sich im Price-per-wear-Prinzip definitiv bezahlt gemacht. Das hellblaue Oversized-Hemd ist von Celine – ein Klassiker, der immer geht.

Blazer: Zara (ähnlich hier), Hemd: Celine (ähnlich hier), Jeans: Levi’s, Schuhe: Rock Owens x Birkenstock, Tasche: Balenciaga

DIENSTAG

Heute ist ein normaler Bürotag. Das heißt: telefonieren, Mails schreiben und auch viel Personal- und Zahlenkram. Ich hole mir morgens einen Flat White to go und ein Birchermüsli, Mittagessen lasse ich fast immer ausfallen. Eher schleiche ich am frühen Nachmittag nochmal zur Kaffeebude und komme nicht selten mit einer Zimtschnecke on top zurück. Nach der Arbeit treffe ich mich häufig noch mit Journalisten oder Dienstleistern, um anstehende Projekte oder Produktionen zu besprechen.

So auch heute und daher dachte ich mir: Warum nicht mal im Federrock aufkreuzen? Das fantastische Teil von Féraud fand ich, natürlich, in einem Secondhandladen. Die handbestickte und mit Perlen verzierte Army-Jacke ist ein Herzstück von meiner Freundin Anne Bernecker. Die Londoner Designerin trägt auf ihren Reisen die schönsten Vintage-Jacken zusammen – und macht aus ihnen Unikate. Dazu kombiniere ich Schuhe von Céline und eine Clutch mit silbernen Details; sie kommt vom Flohmarkt.

Mein Kleiderschrank ist eigentlich mehr wie ein Fundus aufgebaut: Den Tipp, Sachen, die man ein halbes Jahr nicht getragen hat, auszusortieren, halte ich für totalen Quatsch. Ich habe viele Stücke, die deutlich älter sind (wir reden hier von Jahrzehnten) und die so zeitlos oder so speziell sind, dass man sie immer wieder tragen kann – auch wenn zwischendurch mal eine etwas längere Pause lag.

Jacke: Anne Bernecker, Rock: Féraud (ähnlich hier), Schuhe: Céline (ähnlich hier), Tasche: Vintage

MITTWOCH

Seit gestern findet in Paris die Fashion Week statt. Ich habe das Glück, beruflich für ein paar Tage in meine Lieblingsstadt zu fliegen! Das Packen am Vorabend ist ein bisschen wie Tetris, da kollidieren nämlich zwei Dinge: die Liebe zu meinem Rimowa Cabin Trolley und der Wunsch, ohne viel Geschleppe trotzdem möglichst viele Outfit-Optionen zu haben. Ich verschwinde für zwei Stunden im Kleiderschrank und probiere alles Mögliche aus. Denn natürlich muss auch von jedem Kunden, den ich repräsentiere, ein Teil aus der aktuellen Kollektion dabei sein. Tetris, wie gesagt …

Hier seht ihr mich am Place de la Concorde, kurz vor Beginn einer Presseveranstaltung. Ich trage eine Boyfriend Jeans von Tiger of Sweden, einen Blazer von ba&sh, rote Margiela Pumps und ein gelbes Hemd von Uniqlo U, der LifeWear Kollektion vom Designteam um Christophe Lemaire. Meine „Badass“- Sonnenbrille von Prada greift mit ihrem roten Streifen die Farbe meiner Stiefeletten auf. It’s all in the details …

Blazer: ba&sh (ähnlich hier), Hemd: Uniqlo U (ähnlich hier), Jeans: Tiger of Sweden (ähnlich hier), Schuhe: Margiela (ähnlich hier), Sonnenbrille: Prada

DONNERSTAG

Immer noch Paris! Heute steht ein Pressecocktail bei Essentiel Antwerp an, zu dem wir auch deutsche Journalisten und Stylisten eingeladen haben. Ich begrüße die KollegInnen aus der Heimat und stelle sie meinem Kunden vor, es werden einige kurze Interviews geführt. Gemeinsam gehen wir dann durch die Kollektion und schauen, welche Teile besonders gut ankommen. Die ordere ich dann auch für unseren Presse-Showroom in Berlin.

Ich trage eine Bluse von Essential Antwerp, einen Etuirock mit Glencheckmuster vom Flohmarkt, meine derzeitigen Lieblingsboots von Margiela und meine Prada Sonnenbrille als Accessoire. Die Ohrringe sind von & Other Stories.

Bluse: Essential Antwerp (ähnlich hier), Rock: Vintage, Schuhe: Margiela (ähnlich hier), Sonnenbrille: Prada, Ohrringe: &other stories (ähnlich hier)

FREITAG

Heute besuche ich ein junges Label, das einen Showroom in Paris betreibt und mit unserem Kunden Crocs eine Lookbook-Kollabo realisiert hat. Ich muss viel rumlaufen und habe daher zu meinen Nike React Element 87 Sneakern gegriffen, die ich mit Neonsocken von Burlington zu meinem karierten ba&sh Anzug style. Im Showroom verliebe ich mich spontan in einen Gürtel von Collective Swallow und bestelle mir diesen direkt.

Im Grunde sind fast 90% meines Kleiderschrankes Go-To Teile, nämlich schmale Jeans oder Anzughosen, Seidenblusen oder gestreifte Herrenhemden sowie Sakkos, Bomberjacken und Mäntel. Außerdem habe ich ein Faible für Stiefeletten und Sneaker. Ich greife nur sehr selten zu Kleidern, was ich glücklicherweise endlich erkannt habe und deshalb auch nur ganz wenige Kleider besitze. Mein Geheimtipp: Never underestimate the power of socks!

Anzug: ba&sh (Blazer ähnlich hier und Hose hier), Schuhe: Nike (ähnlich hier), Socken: Burlington (ähnlich hier), Gürtel: Collective Swallow (ähnlich hier)

SAMSTAG

Back in Berlin! Heute ist es das erste Mal herbstlich kühl – ein Wetter, wie ich es liebe. Tagsüber bin ich mit Haushaltsdingen beschäftigt wie Kühlschrank vollmachen, Wäschekorb leer machen und Koffer wegräumen. Abends gehen Wolf und ich noch auf einen Absacker in unsere Lieblingsbar gleich um die Ecke: Im ‚Dream Baby Dream’ gibt es sehr gute Cocktails und da der Besitzer Australier ist, läuft auch gern mal Nick Cave. Beides kommt mir sehr gelegen.

Ich führe heute zum ersten Mal meinen neuen Wollpulli von Dries van Noten aus: Er ist sehr lässig geschnitten, kuschelig weich und wird von asymmetrischen Fransen aus geknüpften Plastikstreifen und Federn geschmückt. Ich finde ihn großartig. Dazu trage ich einen schmalen Nadelstreifenrock aus Wolle von Ines de la Fressange für Uniqlo, Feinkniestrümpfe und Doc Martens. Für den Nachhauseweg werfe ich mir noch eine schwarze Lederjacke über die Schultern.

SONNTAG

Morgens gehen wir bei strahlendem Sonnenschein auf den Flohmarkt. Ich zerre drei wunderbare Seidentücher aus einem großen Stapel Klamotten: Stück 2,- Euro. Die Besitzerin meines Lieblings-Secondhandshops verriet mir irgendwann, dass sie kleinere Seidentücher gern auch mal als Geschenkpapierersatz verwendet. Ich finde, das ist eine super Idee und kaufe alle drei. Nachmittags treffe ich mich zum Kaffee mit Freunden in Kreuzberg.

Ich habe meine Cordhose von Prada rausgeholt, die ich zu einem schlichten schwarzen Rolli von Filippa K kombiniere. Dazu trage ich einen breiten Vintage-Ledergürtel mit dicken Ösen und meine cremefarbene Plüschjacke von Uniqlo U. Die Shearlingbag von JW Anderson habe ich letztes Jahr im Sale geschossen. Die Sonnenbrille ist neu: Ich wollte unbedingt noch etwas mit dem #oldceline Logo – et voilá!

Jacke: Uniqlo U (in braun), Pullover: Filippa K (ähnlich hier), Hose: Prada (ähnlich hier), Tasche: JW Anderson (ähnlich hier), Sonnenbrille: Céline

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23 Antworten auf „JOURgarderobe: Closet Diary mit Kerstin Geffert, Inhaberin von Silk Relations“

Großes Kino! Schön mal wieder ein erwachseneres und auf gar keinen Fall langweiliges Closet Diary zu sehen!

Grandios! Außergewöhnlicher Stil und dennoch alles tragbar. Ich bin hingerissen! Vielen Dank für dieses tolle Closet Diary. Was für ein Start in die Woche!

So gut! Und ja – ich finde auch, dass die „Faustregel“, das auszumisten, was ein Jahr lang nicht getragen wurde, totaler Quark ist. Es gibt sicher Stücke, auf die das zutrifft, aber gerade die spezielleren, etwas eigenen Teil sollte man immer unbedingt aufheben!!

Wunderschönes Closet Diary, die Frau ist ne Wucht! Finde jedes Outfit tragbar und gleichzeitig einzigartig! Liebe den Mix mit Second Hand Teilen und es ist immer schön zu sehen, welcher Style zum Vorschein kommt, wenn Frau ihren Stil gefunden hat und weiß, was für sie gut funktioniert und was nicht. Dann muss man auch nicht mehr jedem Trend hinterher rennen sondern kann sich größtenteils treu bleiben. <3

Wow, bin ganz verliebt in die coolen Looks! Besonders der Samstag hat es mit angetan! Ihr Styling Konzept entspricht genau meiner Vorstellung und man kann so viele ausgefallene Teile in Vintage Shops kaufen und diese mit neuen Teilen mixen. Super Inspiration um diese Woche zu beginnen 🙂

Das gefällt mir ganz hervorragend, was für ein Gespür für Stil diese Frau hat! Wow wow wow!

Ganz wunderbar!! Bin begeistert, ein selbstbewusstes und erwachsenes CD…gar nicht unbedingt immer alles mein Geschmack, aber das hat damit ja gar nichts zu tun. Sie hat den Unterschied zwischen Stil und Trend perfekt verstanden.
Danke und gerne mehr von solch inspirierenden Personen.

Vielen lieben Dank an alle, die so nett kommentiert haben. Hat mich wirklich sehr gefreut, von Euch zu lesen! Plus ein super Styling-Ansporn für die kommenden Wochen… 😉

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.