JOURgarderobe: Closet Diary mit Carola Seher, Gründerin der PR-Agentur C.Seher

Hier kommt der Rolls Royce unter den Closet Diaries – der Star? Carola!

Die liebe Carola kenne ich noch aus meiner Zeit bei der Harper’s Bazaar. Seitdem begegnen wir uns hier und da, haben beruflich immer wieder miteinander zu tun und ich freue mich jedes Mal, wenn mich Carola mit einem lauten „Mariiieee“ begrüßt. Was ihren einzigartigen Stil ausmacht und wie ihr Werdegang war? Das verrät euch Carola am besten selbst:

Ich bin in Köln geboren und aufgewachsen – eine Rheinländerin mit Leib und Seele! Nach meinem Masterstudium in Mailand habe ich eine Zeit lang für eine italienische Luxusmarke als Wholesale Assistant gearbeitet. Die ganzen Excel-Tabellen und Zahlenkolonnen waren nicht meine Welt. Aber mich hat dafür umso mehr das Storytelling und die Geschichte der Marke interessiert und wie man sie in eine digitale Welt transferiert. So bin ich dann bei Mytheresa gelandet und habe dort den Bereich Online PR & Social Media aufgebaut – eine sehr spannende Zeit. Nach drei Jahren in München war ich allerdings reif für eine Veränderung und bin erstmal nach Berlin gezogen. Meine Agentur habe ich mit 29 Jahren gegründet und anfangs ganz alleine von Zuhause aus gearbeitet. Mittlerweile sind wir ein vierköpfiges Team, auf das ich sehr stolz bin, und wir haben einen wunderschönen Showroom am Ku’Damm.

Wie es dazu kam?

Keine Ahnung! Ich wollte eigentlich nie eine PR-Agentur haben und konnte mich anfangs auch gar nicht damit identifizieren. Aber Kommunikation war schon immer meine Stärke (sprich: mein einziges Talent) und ich hatte durch die Uni und den Job bei Mytheresa ein gutes Netzwerk aufgebaut – und immer tolle Freundinnen, die mich unterstützt und mir geholfen haben!

Dein Stil?

Ein Mix aus alten und sehr alten Teilen – ich kaufe eigentlich nie etwas aus aktuellen Kollektionen und finde fast alle meine Sachen im Sale oder in Vintage-Läden. Insgesamt versuche ich viel bewusster und weniger zu shoppen. Ein für mich typischer Look besteht aus Denim plus Denim mit Oversized Blazer, einer guten Sonnenbrille und tollen Accessoires. Wichtigstes Stil-Credo: Sich selbst nicht so ernst nehmen!

MONTAG

Es ist nun mal Montag und der einzige Weg diesem potenziellen Chaos-Tag mit Würde zu begegnen ist, sich in ein richtig tolles Outfit zu schmeißen und sehr viel zu lachen! Ich trage ein Midi-Kleid von Marni, das ich ursprünglich für eine Hochzeit gekauft hatte, über meiner Lieblingsjeans von Levi’s – die gehört zu den wenigen Teilen, von denen ich mich wohl niemals trennen werde. Sie passt einfach immer und zu allem! Dazu trage ich flache Samtballerinas und einen extralangen Miu-MiuGürtel, den ich bei Vestiaire Collective ergattert habe.

Das dunkelblaue Portemonnaie war ein Geschenk meiner ehemaligen Chefin und ich halte es in Ehren. Der „Oops“ Ledersticker von Anya Hindmarch lässt erahnen, dass der Inhalt meistens auf mysteriöse Weise verschwindet… Dafür kann man es auch mal als kleine Clutch tragen.

Kleid: Marni, Jeans: Levi’s (ähnlich hier), Gürtel: Miu Miu (ähnlich hier), Samt-Ballerinas: Tabitha Simmons und Geldbörse: Anya Hindmarch (ähnlich hier)

DIENSTAG

Es ist Herbst in Berlin und ich nutze die Tatsache, dass es zu warm für einen Mantel und zu kalt für schnöde T-Shirts ist, schamlos aus. Der Pulli ist von Valentine Witmeur, ein nachhaltiges Strick-Label, das ich auf Almasanta entdeckt habe. Die produzieren die schönsten Strickteile in einem kleinen Familienbetrieb in Portugal und verwenden nur sehr hochwertige Materialien. Die ChloéHose aus der Runway-Kollektion habe ich für $130 in einem Outlet in den USA gefunden. Ich trage ganz selten Sachen aus aktuellen Kollektionen. Meistens gefallen mir Teile erst nach 2-3 Saisons richtig gut, wenn ich sie losgelöst von aktuellen Trends und einer Flut an Instagram-Bildern immer noch unwiderstehlich finde. Ich liebe Sonnenbrillen und Miu Miu macht einfach die Coolsten! Dieses Modell erinnert mich an einen sehr lustigen Vormittag mit meiner Freundin Stella.

Pullover: Valentine Witmeur (ähnlich hier oder hier), Hose: Chloé (ähnlich hier), Sandalen: Chloé (ähnlich hier), Tasche: Marni (ähnlich hier) und Sonnenbrille: Miu Miu

MITTWOCH

Heute ist mein Meeting-Tag und ich renne von einem Termin zum nächsten. Erst treffe ich eine Redakteurin zum Frühstück, danach muss ich zu einer Location-Besichtigung für ein Event und nachmittags kommt ein Schauspieler mit seiner Stylistin zu uns in den Showroom. Flache Schuhe sind daher ein Muss! Ich liebe die Kollektionen des Berliner Designers William Fan und spare jede Saison auf einen seiner Looks. Die gestreifte Bluse mit dem gewickelten Obi-Gürtel war meine beste Investition seit Langem. Weite Hosen habe ich erst kürzlich für mich entdeckt – dieses Modell ist von Mango. Dazu trage ich meine kleine Prada-Tasche mit Techno-Hasen-Print – in die übrigens mehr reinpasst als man denkt – et voilà!

Bluse: William Fan (ähnlich hier), Hose: Mango (ähnlich hier), Ballerinas: Tabitha Simmons und Tasche: Prada (ähnlich hier)

DONNERSTAG

Heute startet die Fashion’s Night Out in Berlin – ein guter Grund, um sich so richtig in Schale zu schmeißen und mit seinen Freundinnen den Kurfürstendamm unsicher zu machen. Das T-Shirt hat Isabel Marant als Gift-with-Purchase für die französische Vogue designt. Meine Freundin Nina hat es mir extra aus Paris mitgebracht und seitdem trage ich es eigentlich ständig. Die Khaki-Hose im Paperbag-Look ist von Sissa, ebenfalls auf Almasanta entdeckt und eine gute Alternative zu meinen geliebten Jeans. Die kleine Holzclutch in Käferform ist von Serpui und die Chloé-Sandalen habe ich im Sale von meinem allerersten Gehalt gekauft. Das sind meine Glücks-Schuhe. Wahrscheinlich werde ich sie tragen, bis ich 100 Jahre alt bin!

T-Shirt: Vogue (ähnlich hier oder hier), Hose: Sissa (ähnlich hier), Sonnenbrille: Ray-Ban, Sandalen: Chloé (ähnlich hier) und Clutch: Serpui (ähnlich hier)

FREITAG

Dieses Bild ist vorm UPS-Lieferwagen entstanden – eine für mich „typische“ Umgebung. Wer denkt, dass PR ein ausgesprochen glamouröser Job ist, sollte uns mal in der High-Season besuchen kommen. Wir verschicken jeden Tag zig Pakete mit Samples und dabei dreht sich fast alles nur um eine geschickte Logistik. Die gelb getönte Prada-Sonnenbrille im 70s-Look und das Outfit in Herbstfarben habe ich für einen Lunch-Termin mit einer Redakteurin ausgewählt. Die Vintage Jeansjacke bringt den Look dann wieder auf den Boden der Tatsachen.

Jeansjacke: Vintage (ähnlich hier), Pulli: H&M (ähnlich hier), Hose: Dorothee Schumacher (ähnlich hier), Schuhe: Miu Miu (ähnlich hier), Tasche: Prada (ähnlich hier) und Sonnenbrille: Prada

SAMSTAG

Heute ist Samstag und mein einziger wirklich „freier“ Tag. Das heißt: Keine Termine, nicht ins Büro und bloß kein Sport! Stattdessen viel Kaffee, lesen (ich bin passionierte Zeitungsleserin!) und ein bisschen Spazierengehen. Oft erkunde ich dann einen neuen Berliner Kiez zu Fuß und lasse mich einfach ein bisschen treiben. Meine Jeans ist von Re/Done und der Seiden-Cardigan von Chanel ist ein Vintage-Schatz, den ich über Vestiaire Collective gefunden habe. Stöbern auf Vestiaire Collective zählt übrigens zu meinen absoluten Lieblingshobbies und ich habe eine ellenlange Wunschliste. Dazu trage ich flache Lederschlappen und eine Sonnenbrille gegen die bösen Augenringe!

Strickjacke: Chanel (ähnlich hier), Jeans: Re/Done, Sandalen: Balenciaga (ähnlich hier) und Sonnenbrille: Oliver Peoples and The Row (ähnlich hier)

SONNTAG

Heute gehe ich auf den berühmten Flohmarkt am Arkonaplatz und anschließend zum Brunch mit Freunden. Mein Outfit muss daher schön unkompliziert sein. Das geblühmtes Midi-Kleid ist ebenfalls von Sissa. Ich trage es mit einem gewickelten Gürtel von Isabel Marant und einer Jeansjacke, die ich von meiner Kollegin Laura ausgeliehen habe. Potenzielle Fundstücke und mein Laptop passen perfekt in die übergroße Denim-Tasche, die ich in einem Vintage-Laden in Seattle gefunden habe.  Seitdem begleitet sie mich jeden Tag und ersetzt auch mal die Reisetasche für einen Wochenend-Trip.

Jacke: Vintage (ähnlich hier), Kleid: Sissa (ähnlich hier), Sandalen: Balenciaga (ähnlich hier), Gürtel: Isabel Marant (ähnlich hier), Tasche: Vintage (ähnlich hier)

Von Marie

Der erste Satz, wenn mich Leute kennenlernen ist: „Das ist aber selten.“ Ja, ich bin ein seltenes Exemplar: Berliner Eltern, Berliner Blut, Berliner Göre. Tatsächlich bin ich so sehr mit der Hauptstadt verbunden, dass ich meinem Kiez in Schöneberg seit über 20 Jahren die Treue halte und noch nie von hier weggezogen bin – und auch nicht dran denke. Und obwohl wir Schöneberger zwar sehr viel von Bio-Supermärkten und esoterischen Edelsteinläden halten, gibt es hier auch das ganz große Mode-Paradies: das KaDeWe. Der Tempel des Shoppings und der Ersatzkindergarten für meine Eltern, sozusagen das Småland bei Ikea für mich (andere Kinder haben dort ihren ersten Wutanfall, ich schmiss mich in voller Rage im Atrium des KaDeWe auf den Boden und weigerte mich zu gehen). Kein Wunder also, dass Mode und ich nie wirklich Berührungsängste hatten.

Spätestens seit der Oberstufe, in der ich – dank Blair Waldorfs Inspiration aus Gossip Girl (ja, das war meine Serie zusammen mit Gilmore Girls) – die Schule nie ohne Haarreif, Fascinator oder eine gemusterte Strumpfhose betrat, hatte auch mein Umfeld begriffen: Marie macht was mit Mode. Und weil ich damit in meinem katholischen "Elite-Gymnasium" so ziemlich die Einzige war, suchte ich meine Verbündeten 2011 woanders: im Internet. Auf meinem Blog Style by Marie. Und so begann meine modische Laufbahn.

Noch mehr Gleichgesinnte und vor allem Freunde fand ich auf der Akademie für Mode & Design in Berlin, bei der ich 2013 meine Ausbildung in Modejournalismus und Medienkommunikation startete. Was für mich seit der 1. Klasse klar war, nämlich das Schreiben mein Ding ist, wurde jetzt zu meinem Beruf: Journalistin. (Denn ja Oma, es gibt noch etwas anderes als Modedesignerin). Dank meines Blogs und einem Praktikum bei der Harper’s Bazaar Germany in der Online-Redaktion blieb ich auch dem Internet und dem Online-Journalismus treu. Und ratet mal, wo ich jetzt bin: Genau, bei Journelles, dem Blogazine, was alle meine Leidenschaften verbindet: Bloggen, Schreiben, online sein – zusammen mit euch!

Kommentare (17) anzeigen

17 Antworten auf „JOURgarderobe: Closet Diary mit Carola Seher, Gründerin der PR-Agentur C.Seher“

Ganz toll! Carolas Stil gefällt mir sehr gut und klasse finde ich auch ihre Haltung, bei Trends erst mal abzuwarten, ob sie ihr auch dann noch gefallen, wenn die große allgemeine Begeisterung um sie wieder abgeflaut ist. Außerdem finde ich es super, dass sie viel Vintage kauft oder Teile von nachhaltigen Marken.

Tolles Diary! Kein name dropping, ausgewählte Lieblingsstücke, toller Stil und sehr sympathisch. Schön 🙂

Wow! Große Begeisterung! Was für ein toller Stil und was für eine spitzen Haltung zu Trends und Shopping.

Ich glaube, bisher mein absoluter Favorit in dieser Rubrik. Tolle Styles und genau meine Art und eine realistische Art zu shoppen. Wer kann sich schon jede Saison die allerneuesten Teile leisten. Lieber sparen und Vintage mit Alt und Schnäppchen eine Saison später machen. Toll toll toll!

„Die mit dem gewickelten Obi-Gürtel war meine beste Investition seit Langem. habe ich erst kürzlich für mich entdeckt […]“

„Meine und der von Chanel ist ein Vintage-Schatz, den ich über Vestiaire Collective gefunden habe. […] Dazu trage ich und eine gegen die bösen Augenringe!“

Geht es nur mir so, oder fehlen bei ganz vielen Sätzen die Bezeichnungen der Kleidungsstücke/Accessoires?

Anscheinend werden dir unsere Verlinkungen nicht angezeigt, versuche es doch mal mit einem anderen Browser. Wir haben hier keine Probleme!

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.