JOURgarderobe: Closet Diary mit Bina Nöhr, Bloggerin und Modedesignerin

Dass faire Mode optisch locker mit Fast Fashion mithalten kann, zeigt euch Closet Diary Kandidatin Bina Nöhr

Nachhaltige Mode erhält seit wenigen Jahren mehr und mehr Aufmerksamkeit. Viele gute und neue Labels mit entsprechender Ethik haben sich etabliert, aber auch viele große Modefirmen integrieren allmählich Nachhaltigkeit in ihre Unternehmensstruktur.

Auch für unsere heutige Closet-Diary-Kandidatin Bina Nöhr ist das Thema eine wahre Herzenssache und nimmt großen Einfluss auf ihre Outfits, die sie während der Berlin Fashion Week für uns festgehalten hat.

Wenn die 34-jährige Hamburgerin nicht gerade mit ihrer kleinen Tochter das Muttersein genießt, gibt sich die Bloggerin nämlich ihrer zweiten Leidenschaft hin: der Mode. Allerdings sollte diese am liebsten fair und vegan sein!

Während Bina Modedesign studiert und als Freelancerin gearbeitet hat, wurde die Lust nach dem Schreiben und einem eigenen Projekt, bei dem sie sich komplett ausleben kann, groß. Ihr Blogazine „stryleTZ„, das sie 2013 gegründet hat, soll inspirieren und zeigen, dass Fair Fashion schon lange nicht mehr als langweilig und unmodisch abgestempelt werden darf. Gleichzeitig bietet sie nachhaltigen Labels eine Plattform.

Geschrieben wird aber nicht nur über Mode – Bina beschäftigt sich auch mit natürlichen Beauty-Produkten, veganem Essen und einem nachhaltigen Lifestyle, zeigt ehrenamtliches Engagement im Tierschutzverein und beweist, dass ein nachsichtiges Umgehen mit der Umwelt auf so vielen Ebenen möglich ist.

Dürfen wir vorstellen: Das sind Binas  7 Looks an 7 Tagen.

Bina Nöhr auf Instagram: @stryle_tz

Es ist mir wichtig zu zeigen, dass faire Mode alles andere als langweilig ist und mit Fast Fashion optisch locker mithalten kann – dabei aber die Umwelt und das Gewissen schont.

MONTAG

Normalerweise ist der Montag mein unmodischster Tag in der Woche, da ich meistens frei habe und ihn krabbelnd auf dem Boden mit meiner kleinen Tochter verbringe. Da brauche ich nicht mehr als Jeans und einen kuschligen Pulli.

Diese Woche ist aber einiges anders, denn ich fahre am Dienstag zur Fashion Week. Deswegen habe ich meine Arbeitstage getauscht und es geht ausnahmsweise am Montag für mich ins Büro. Die Großeltern holen unsere Kleine um zehn ab und ich bin zu diesem Zeitpunkt immer noch dabei, das Chaos vom Wochenende zu beseitigen. Aber irgendwann ist auch das erledigt und ich kann aufbrechen.

Auf dem Weg zum Büro mache ich noch einen kurzen Zwischenstopp beim Black Velvet Circus und hole mir endlich den lang angeschmachteten Utopia Schal ab.

Der passt auch glücklicherweise perfekt zu meinem Montags-Outfit. Das Motto des Tages? Winterlich und windig!

Mantel: Cat Cat Studio (ähnlich hier), Pullover: Nanushka (ähnlich hier), Jeans: Acne Studios (ähnlich hier), Schal: Black Velvet Circus (ähnlich hier), Schuhe: Stella McCartney, Tasche: Stella McCartney, Ohrringe: Nina Kastens

DIENSTAG

Der Tag hätte nicht schlimmer beginnen können. Bereits am Montagabend habe ich mich fiebrig gefühlt.

Dienstagmorgen erwache ich viel zu spät, völlig verschnupft und nichts funktioniert so, wie es soll. Letztendlich fährt mir dann der Zug nach Berlin auch noch vor der Nase weg. Das neue Ticket nach Berlin ist auch absolut überteuert. Nützt ja aber nichts.

Als ich endlich im Zug sitze, atme ich erst mal tief durch und versuche, mich zu sammeln. Auf der Messe werde ich nämlich noch an einem Talk von den Fashion Changers teilnehmen. Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, dass ich neuen Herausforderungen nicht aus dem Weg gehen, sondern sie frontal angehen werde. Ein Talk vor einer großen Runde ist mit fiebriger Stimmung allerdings doch nicht so leicht, wie ich erhofft habe. Aber auch das geht über die Bühne.

Auf den Fair-Fashion-Messen in Berlin treffe ich noch einige Kolleginnen. Alleine dafür hat sich die Reise schon gelohnt. Der Weg zurück fühlt sich allerdings unendlich lange an, denn der nächste Fieberschub ist schon im Anmarsch.

Bei Messen und Fashion Weeks habe ich ein Credo: Die Kleidung muss bequem sein – besonders das Schuhwerk. Denn niemand möchte über eine Messe humpeln. Mein Look für den Dienstag ist also eine Mischung aus schick und casual.

Jacke: Nanushka (ähnlich hier), Pullover: Acne Studios, Rock: Nanushka (ähnlich hier), Schuhe: Good Guys (ähnlich hier), Tasche: Angela Roi (ähnlich hier), Mütze: Acne Studios 

MITTWOCH

Ich liege flach und fühle mich wirklich nicht im Stande, die Haustür zu verlassen, um ein Foto zu machen. Ehrlicherweise stammt dieses Outfit also vom Mittwoch darauf, aber ich hätte wohl ähnlich an diesem Tag ausgesehen.

Ein ganz normaler Office-Tag steht an. Meine Tochter wird morgens zur Kita gebracht, dann fahre ich ins Büro. Ich arbeite seit letztem Jahr wieder halbtags und habe einen neuen Job im Büro meines Mannes angefangen. Was absolut wichtig ist: Morgens brauche ich erst mal einen Kaffee mit Sojamilch. Sonst bin ich zu nichts zu gebrauchen.

Nachmittags hole ich meine Tochter wieder ab, mache einen großen Spaziergang mit unserem Hund. Abends steht noch Yoga auf dem Programm, denn im Januar habe ich endlich wieder mit Sport begonnen und das neue Jahr gleich mit einer Yoga-Challenge gestartet.

Ich trage wirklich höchst selten Lippenstift. Meist sehe ich nach ein paar Stunden aus wie der Joker persönlich. Aber das Kleid von People Tree mit den orangefarbenen Streifen hat quasi nach rotem Lippenstift geschrien. Weil ich eine Frostbeule bin, kommt noch ein dicker Cardigan von Mum’s Handmade und der dicke Schal von Jan’n June drüber.

Cardigan: Mum’s Handmade (ähnlich hier), Kleid: People Tree (ähnlich hier), Schuhe: Stella McCartney, Schal: Jan’n June (ähnlich hier)

DONNERSTAG

Am Donnerstag fühle ich mich endlich wieder fit und kann den Mädelsabend mit meinen Freundinnen genießen. Wir wollen zusammen ins Botanic District. Mein Fazit? Die Drinks und das Essen sind echt lecker, aber sonst verstehe ich nicht ganz den Hype um den Laden.

Für einen besonderen Anlass krame ich auch schon mal meine geliebten Overknees raus. Sie waren der wohl beste Secondhand-Kauf der letzten Zeit, denn sie sitzen einfach perfekt. Dazu trage ich eine Rock-Shorts-Kombination von Vetta Capsule und ein gestreiftes Shirt von The Odder Side. Die Jacke ist von Save the Duck und die Tasche von Denise Roobol – beides vegane Brands.

Ich hatte morgens auch endlich mal wieder Zeit, mir eine komplette Ohrring-Armada anzulegen. Die großen goldenen Statement-Ohrringe habe ich im Sale von Sabrina Dehoff abgestaubt.

Jacke: Save the Duck (ähnlich hier), Shirt: The Odder Side (ähnlich hier), Shorts: Vetta Capsule (ähnlich hier), Schuhe: Vintage (ähnlich hier), Tasche: Denise Roobol (ähnlich hier), Ohrringe: Sabrina Dehoff

FREITAG

Das Wochenende naht und nach einer anstrengenden Woche freue ich mich ganz besonders auf ein paar entspannte Tage. 

Es werden noch schnell alle Einkäufe bei Twelve Monkeys erledigt, weil man dort nicht nur veganen „Krams“ , sondern auch einiges unverpackt einkaufen kann. Danach hole ich meine Tochter von der Kita ab und mache mir einen gemütlichen Nachmittag mit ihr.

Mein Mann begrüßt mich morgens mit den Worten: Du siehst aus wie ein Lokomotivführer. Ich kann damit leben. Die Hose von Kings of Indigo und die Mütze sind tatsächlich aber eher ungewohnte Stücke für mich, doch ich finde sie gerade in der Kombination großartig. Dazu trage ich ein schlichtes Shirt von Funktion Schnitt – dort kaufe ich am liebsten meine Basics!

Jacke: Acne Studios (ähnlich hier), Shirt: Funktion Schnitt (ähnlich hier), Hose: Kings of Indigo, Schuhe: Stella McCartney (ähnlich hier), Tasche: Stella McCartney

SAMSTAG

Endlich Samstag – mein absoluter Lieblingstag! Es geht auf den Markt und abends gehen mein Mann und ich mal wieder gemeinsam aus.

Ich führe zum Marktbummel auch gleich neues Schuhwerk aus und bin schwer verliebt in meine veganen Schuhe, die ich bei Avesu entdeckt habe.

Als wir Fotos machen, fällt uns leider auf, dass das Objektiv meiner Kamera defekt ist und nicht mehr alles auf den Fotos scharf stellt. Deswegen habe ich die Schuhe noch mal extra abgelichtet. Das kaputte Objektiv gibt mir zwar einen kleinen Dämpfer, aber das ist auf dem Markt schnell wieder vergessen. Hier bekomme ich einfach immer gute Laune. Es ist die beste Möglichkeit, lokal und „Zero Waste“ zu shoppen. Und man kann immer einen kleinen Schnack mit den Leuten halten.

Abends kommt meine Schwiegermama zum Babysitten und mein Mann und ich haben endlich mal wieder ein Dinner zu zweit. Anschliessend geht es noch auf den Geburtstag von Jula von Jan’n June, wo wir völlig die Zeit vergessen und unseren Babysitter ein wenig warten lassen.

Für so einen Gute-Laune-Tag darf es dann auch mal ordentlich Farbe sein! Der Pullover ist von Maska, der Rock von Milk it Vintage, die Schuhe von Nae über Avesu und die Jacke ist von Save the Duck. Übrigens: Die gleiche Jacke habe ich bereits am Donnerstag getragen, man kann sie praktischerweise wenden!

Jacke: Save the Duck, Pullover: Maska (ähnlich hier), Rock: Milk It Vintage, Schuhe: Nae (ähnlich hier), Tasche: Denise Roohol (ähnlich hier)

 

SONNTAG

Mit Baby auszuschlafen ist zwar nicht mehr wirklich möglich, aber wir legen uns nach dem Frühstück einfach noch mal alle gemeinsam hin. 

Einigermaßen fit geht es danach zum Yoga-Kurs. Neben meiner privaten Challenge gehe ich nämlich auch super gerne zu Kursen. Und weil die Klamotte so gemütlich ist, behalte ich sie gleich an, während wir im Anschluss im Froindlichst essen gehen. So ein entspannter Tag muss eben auch mal sein.

Abends setze ich mich an den Rechner und kümmere mich um die Website von „SOS Dogs Romania“ – einem Tierschutzverein, bei dem ich ehrenamtlich helfe. Anschließend bereite ich noch einen Blogpost für den kommenden Montag vor.

Mantel: Cat Cat Studio (ähnlich hier), Pullover: Hey Honey, Leggings: Hey Honey, Schuhe: vegane Dr.Martens, Rucksack: Matt & Natt

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20 Antworten auf „JOURgarderobe: Closet Diary mit Bina Nöhr, Bloggerin und Modedesignerin“

Großartig, würde jeden Look genau so tragen. Na gut die Overknees wahrscheinlich nicht, aber auch nur nicht weil das bei meinen Krautstampfern einfach nicht geht.

Schöne Looks und sympathisch! Schön, dass ihr mal was mit Nachhaltigkeit zeigt, ich würde da auch gerne mehr drauf achten.

Ein Hoch auf Bina! <3 Ich liebe ihre Looks, folge ihr schon so lange und bewundere ihre Stilsicherheit.
Übrigens ganz ganz große Liebe für die Nanushka Jacke am Dienstag – Träumchen!

Schade empfinde ich es aber, dass seitens der Redaktion einige der nachhaltigen Labels – vermutlich den affiliate Links zuliebe – durch konventionelle Alternativen ersetzt wurden.

Anstelle eines nachhaltig und fair produzierten Schals wird mir dann zB ein Schal im Stil von Werbe- oder Fußballschalls aus „100% Acrylic“ angepriesen. Muss das sein?

Sehe ich genauso, das wäre super schön, wenn ihr- bei ansonsten durchgängigen Fair Trade Label nicht die affiliate Links mit konventionellen Produkten austauschen würdet! Alleine um jemandem der nicht zwei Mal hinschaut nicht zu suggerieren, das Produkt sei aus fairer Produktion!
Ansonsten ein riesiges Lob für dieses tolle CD! Bin so begeistert wie lange nicht mehr, vorallem durch die schicke Art zu zeigen, dass Fair Trade machbar ist!

Ganz tolles CD! Sehr inspirierend und tolle Marken dabei, die ich gar nicht kannte und mir gleich für den nächsten Shopping Trip abspeichere. 😉 Nur das ‚Allerdings muss es immer fair und vegan sein‘ aus der Einleitung verwirrt mich, da links auch zu Produkten aus Leder führen und z.B. ACNE weder fair noch nachhaltig produziert..? Zumindest habe ich das noch nie gehört und jahrelang in einem Store gearbeitet, der ACNE geführt hat.. vielleicht das ‚immer‘ mit ‚am liebsten‘ oder ‚bevorzugt‘ ersetzen..

Hey Céci, Acne ist Mitglied der Fair Wear Foundation: https://www.fairwear.org/member/acne-studios/
Und ich trage nicht komplett vegan, auf Wolle verzichte ich zum Beispiel noch nicht ganz, achte aber darauf, wo sie herkommt. Bei Schuhen und Taschen versuche ich aber komplett, auf Leder zu verzichten. Trage aber noch meine alten Lederschuhe auf und habe im letzten Jahr auch noch mal ein Paar Secondhand Lederschuhe gekauft. Aber stimmt, deswegen ist immer nicht ganz der richtige Ausdruck.

Liebe Bina, dein Hubbie hat keine Ahnung – das Freitagsoutfit ist das BESTE Outfit! <3 Ich liebe die Hose an dir!

Ich würde auch sehr gern auf Ledertaschen verzichten, nur gefallen mir die Modelle von Matt&Nat oder Denise Robol einfach nicht. Ihnen fehlt irgendwie die Lässigkeit, im Gegensatz zu Stella McCartney (die wiederum überteuert sind). Findest du es daher vertretbar, wenn man seine Ledertaschen ausschließlich Second Hand kauft?

Hey liebe Anne, vielen lieben Dank und ich freue mich, dass dir das Freitagsoutfit so gut gefällt! 😉 Es gibt noch ein paar mehr vegane Taschenlabels, die auch mehr „trendige“ Modelle dabei haben. Aber ich finde Second Hand auf jeden Fall auch eine gute und nachhaltige Alternative!

Einfach genial! Tolle Looks, die auch noch fair sind und eine sehr sympathische Frau dazu. Danke für dieses CD!

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.